Werner: "Für mich ist jede Einladung eine große Auszeichnung"

Timo Werner (22) ist mit RB Leipzig und auch persönlich gut in die neue Spielzeit gestartet. Werner macht das, wofür Stürmer vorgesehen sind: Er erzielt Tore. Mit einer kleinen Besonderheit. Pep Guardiola würde sagen, er "triffttrifft". Sechs Tore sind für ihn in der Bundesliga notiert, sie resultieren aus drei Doppelpacks. Vor dem Länderspiel in Leipzig gegen Russland spricht Werner im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über die WM in Russland, den Neuanfang danach und über seine Rolle in der Nationalmannschaft.

DFB.de: Der Neuanfang in der Nationalmannschaft ist gestartet, das WM-Aus aufgearbeitet. Ist die WM für Sie damit abgehakt?

Timo Werner: Ja, im Grunde schon. Wir haben jetzt aber zweimal gegen Frankreich gespielt. Wenn man gegen den neuen Weltmeister antritt, kann man sich allerdings nicht ganz davon frei machen, dass die Gedanken hin und wieder Richtung WM wandern. Aber grundsätzlich ist unser Fokus nach vorne gerichtet, wir konzentrieren uns auf die Zukunft. Im Fußball geht es schnell, nach der WM ging es weiter mit der Nations League - und über allem steht als Ziel die Qualifikation für die EURO 2020.

DFB.de: Diese Schnelllebigkeit im Fußball wird ja häufig beklagt. Ist es im Falle des Misserfolgs ein Vorteil, dass es Schlag auf Schlag geht.

Werner: Es ist gut, dass es schnell die Chance gibt, ein anderes Bild abzugeben. Wir wissen, dass wir das WM-Aus nicht mit ein, zwei Spielen geraderücken können. Aber wir haben die Möglichkeit, Zeichen zu setzen und den Menschen zu zeigen, dass die Nationalmannschaft auf einem guten Weg ist. Bei der EM in zwei Jahren können wir dann endgültig beweisen, dass wir es besser können, als wir es diesen Sommer in Russland gemacht haben.

DFB.de: Das Jahr wird natürlich überschattet vom Vorrunden-Aus bei der WM 2018. Dennoch: Was war positiv am Länderspieljahr 2018? An was denken Sie gerne?

Werner: Sonderlich viel Gutes kann ich natürlich nicht finden. So ehrlich müssen wir einfach sein: Auch in den Spielen vor der WM haben wir nicht unbedingt überzeugt und es bringt nichts, sich da etwas schönzureden. In Russland war das Spiel gegen Schweden mit dem späten Siegtreffer von der Dramaturgie her ein Highlight, aber auch das wird natürlich deutlich überlagert von dem, was danach gekommen ist.

DFB.de: Gibt es gar keine Situationen oder Momente bei der WM, an die Sie sich mit einem Lächeln erinnern?

Werner: Das "Erlebnis" WM ist natürlich außergewöhnlich und wertvoll. Das Gefühl, sein Land bei einer WM vertreten zu dürfen, die Hymne zu hören und zu wissen, dass die ganze Welt zuschaut, die ganze Atmosphäre bei so einem Turnier – das sind Erfahrungen, die gigantisch sind und die einen reifen und wachsen lassen.

DFB.de: Sie haben nach der WM gesagt, dass Sie auch nach der Vorrunde WM-Spiele geschaut haben und dass sich dies angefühlt habe, wie Salz in eine offene Wunde zu streuen. Warum haben Sie sich dies dann angetan?

Werner: Weil ich Fußball-Fan bin. Und weil es die WM ist. Natürlich hat es geschmerzt, aber ab dem Achtelfinale gab es viele interessante, gute und spannende Spiele. Wenn man im DFB-Pokal nicht mehr dabei ist, schaut man sich ja trotzdem das Finale an, genauso in der Champions League. Eine WM findet nur alle vier Jahre statt. Ich finde, dass es einfach dazu gehört, das Turnier bis zum Ende zu verfolgen.

DFB.de: Wie viele Spiele haben Sie denn gesehen?

Werner: Nicht alle. Aber wenn abends nichts anderes im Fernsehen kam, dann habe ich die Übertragungen aus Russland schon angeschaut.

DFB.de: Was hätte denn im Fernsehen laufen müssen, um für Sie spannender als ein WM-Spiel zu sein?

Werner: Gute Frage, eigentlich nichts. (lacht)

DFB.de: Haben Sie die Spiele nur als Fan geschaut – oder gewissermaßen professionell, also um auf bestimmte Spieler zu achten und sich etwas abzuschauen?

Werner: Bei der WM sind die besten Spieler der Welt dabei. Ob das Messi ist, Ronaldo, Neymar, Mbappé, Hazard, Griezmann, Pogba – es wäre vermessen, wenn ich sagen würde, dass ich mir von solchen Spielern nichts mehr abschauen könnte. Wobei ich die Spiele anderer Mannschaften nicht mit der Maßgabe verfolge, mir eine Bewegung, eine Finte oder was auch immer abzuschauen. So einfach funktioniert das ja auch nicht. Ich weiß, dass ich die Eleganz in den Dribblings von Neymar und die Ballfertigkeit von Messi nie haben werde, selbst wenn ich das permanent trainieren würde. Außerdem muss jeder Spieler einen eigenen Weg finden.



Timo Werner (22) ist mit RB Leipzig und auch persönlich gut in die neue Spielzeit gestartet. Werner macht das, wofür Stürmer vorgesehen sind: Er erzielt Tore. Mit einer kleinen Besonderheit. Pep Guardiola würde sagen, er "triffttrifft". Sechs Tore sind für ihn in der Bundesliga notiert, sie resultieren aus drei Doppelpacks. Vor dem Länderspiel in Leipzig gegen Russland spricht Werner im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über die WM in Russland, den Neuanfang danach und über seine Rolle in der Nationalmannschaft.

DFB.de: Der Neuanfang in der Nationalmannschaft ist gestartet, das WM-Aus aufgearbeitet. Ist die WM für Sie damit abgehakt?

Timo Werner: Ja, im Grunde schon. Wir haben jetzt aber zweimal gegen Frankreich gespielt. Wenn man gegen den neuen Weltmeister antritt, kann man sich allerdings nicht ganz davon frei machen, dass die Gedanken hin und wieder Richtung WM wandern. Aber grundsätzlich ist unser Fokus nach vorne gerichtet, wir konzentrieren uns auf die Zukunft. Im Fußball geht es schnell, nach der WM ging es weiter mit der Nations League - und über allem steht als Ziel die Qualifikation für die EURO 2020.

DFB.de: Diese Schnelllebigkeit im Fußball wird ja häufig beklagt. Ist es im Falle des Misserfolgs ein Vorteil, dass es Schlag auf Schlag geht.

Werner: Es ist gut, dass es schnell die Chance gibt, ein anderes Bild abzugeben. Wir wissen, dass wir das WM-Aus nicht mit ein, zwei Spielen geraderücken können. Aber wir haben die Möglichkeit, Zeichen zu setzen und den Menschen zu zeigen, dass die Nationalmannschaft auf einem guten Weg ist. Bei der EM in zwei Jahren können wir dann endgültig beweisen, dass wir es besser können, als wir es diesen Sommer in Russland gemacht haben.

DFB.de: Das Jahr wird natürlich überschattet vom Vorrunden-Aus bei der WM 2018. Dennoch: Was war positiv am Länderspieljahr 2018? An was denken Sie gerne?

Werner: Sonderlich viel Gutes kann ich natürlich nicht finden. So ehrlich müssen wir einfach sein: Auch in den Spielen vor der WM haben wir nicht unbedingt überzeugt und es bringt nichts, sich da etwas schönzureden. In Russland war das Spiel gegen Schweden mit dem späten Siegtreffer von der Dramaturgie her ein Highlight, aber auch das wird natürlich deutlich überlagert von dem, was danach gekommen ist.

DFB.de: Gibt es gar keine Situationen oder Momente bei der WM, an die Sie sich mit einem Lächeln erinnern?

Werner: Das "Erlebnis" WM ist natürlich außergewöhnlich und wertvoll. Das Gefühl, sein Land bei einer WM vertreten zu dürfen, die Hymne zu hören und zu wissen, dass die ganze Welt zuschaut, die ganze Atmosphäre bei so einem Turnier – das sind Erfahrungen, die gigantisch sind und die einen reifen und wachsen lassen.

DFB.de: Sie haben nach der WM gesagt, dass Sie auch nach der Vorrunde WM-Spiele geschaut haben und dass sich dies angefühlt habe, wie Salz in eine offene Wunde zu streuen. Warum haben Sie sich dies dann angetan?

Werner: Weil ich Fußball-Fan bin. Und weil es die WM ist. Natürlich hat es geschmerzt, aber ab dem Achtelfinale gab es viele interessante, gute und spannende Spiele. Wenn man im DFB-Pokal nicht mehr dabei ist, schaut man sich ja trotzdem das Finale an, genauso in der Champions League. Eine WM findet nur alle vier Jahre statt. Ich finde, dass es einfach dazu gehört, das Turnier bis zum Ende zu verfolgen.

DFB.de: Wie viele Spiele haben Sie denn gesehen?

Werner: Nicht alle. Aber wenn abends nichts anderes im Fernsehen kam, dann habe ich die Übertragungen aus Russland schon angeschaut.

DFB.de: Was hätte denn im Fernsehen laufen müssen, um für Sie spannender als ein WM-Spiel zu sein?

Werner: Gute Frage, eigentlich nichts. (lacht)

DFB.de: Haben Sie die Spiele nur als Fan geschaut – oder gewissermaßen professionell, also um auf bestimmte Spieler zu achten und sich etwas abzuschauen?

Werner: Bei der WM sind die besten Spieler der Welt dabei. Ob das Messi ist, Ronaldo, Neymar, Mbappé, Hazard, Griezmann, Pogba – es wäre vermessen, wenn ich sagen würde, dass ich mir von solchen Spielern nichts mehr abschauen könnte. Wobei ich die Spiele anderer Mannschaften nicht mit der Maßgabe verfolge, mir eine Bewegung, eine Finte oder was auch immer abzuschauen. So einfach funktioniert das ja auch nicht. Ich weiß, dass ich die Eleganz in den Dribblings von Neymar und die Ballfertigkeit von Messi nie haben werde, selbst wenn ich das permanent trainieren würde. Außerdem muss jeder Spieler einen eigenen Weg finden.

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DFB.de: Leipzig ist für Sie ein doppeltes Heimspiel. Bewirkt das noch etwas in Ihnen? Oder unterscheidet sich ein Länderspiel in Leipzig nicht groß von jedem anderen Heim-Länderspiel?

Werner: Ich bin jetzt seit zweieinhalb Jahren in Leipzig, ich würde also sagen, dass ein Länderspiel in dieser Stadt für mich durchaus ein spezielles Heimspiel ist. Ich fühle mich in Leipzig zuhause, die Fans hier haben mich immer unterstützt. Für mich ist es daher sehr schön, auch in der Nationalmannschaft vor dem Leipziger Publikum zu spielen. Auch ansonsten ist es angenehm, ein Länderspiel in der Stadt zu haben, in der man lebt. Die Anreise fällt weg, wenn wir mal ein wenig Freiraum haben, kenne ich mich aus, weiß, wo ich hingehen kann. Leipzig ist für mich deswegen kein Länderspiel wie jedes andere.

DFB.de: Ein anderes doppeltes Heimspiel gab es für Sie als Schwaben 2017 in Stuttgart gegen Norwegen. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Werner: Für mich war es ein ganz tolles Erlebnis. Ich hatte den VfB ja in einer Phase verlassen, in der es für den Verein nicht so rund lief. Ich wusste also nicht so richtig, welche Reaktion vom Publikum mich erwarten würde und bin mit gemischten Gefühlen in diese Partie gegangen. Und dann wurde ich von Beginn an unterstützt, es gab von allen Seiten Zuspruch, das war einfach schön. Die Verabschiedung von den Fans im Stadion war dann schlicht überragend.

DFB.de: Leipzig beziehungsweise RB Leipzig ist in der Fußball-Landschaft in Deutschland ein spezieller Standort. Wie erleben Sie die Leipziger Fans?

Werner: Wir haben viele Familien im Stadion, viele Kinder. Es ist ein extrem angenehmes Publikum, respektvoll, es gibt keine Gewalt bei uns, keine Verunglimpfungen. Die Stimmung ist großartig, unsere Fans zeigen immer wieder, wie viel Lust sie auf Fußball, unseren Klub und unsere Spiele haben. In der Region ist es immer noch etwas Besonderes, Spitzenfußball in der Bundesliga zu sehen. Man merkt einfach, dass die Begeisterung für unsere Mannschaft überall hier riesengroß ist. Jetzt freue ich mich, dass wir auch mit der Nationalmannschaft vor dem Leipziger Publikum spielen. Auch wenn sich Bundesliga und Länderspiele natürlich kaum miteinander vergleichen lassen.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Entwicklung der Nationalmannschaft nach der WM ein?

Werner: Positiv. Es gab den Rückschlag mit dem Spiel gegen die Niederlande. Aber in den beiden Spielen gegen Frankreich waren wir nicht schlechter als der Weltmeister. Wir haben uns gute Möglichkeiten erspielt, wir waren sehr leidenschaftlich, beide Spiele hätten wir durchaus gewinnen können. Leider ist uns das nicht gelungen. Natürlich ist das schade, weil es nach der verkorksten WM gut gewesen wäre, dicke Ausrufezeichen zu setzen. Aber grundsätzlich haben diese Spiele gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind und dass wir uns vor niemandem verstecken müssen.

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DFB.de: Sie sind seit März 2017 Nationalspieler. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Entwicklung in der Nationalmannschaft?

Werner: Für mich ist jede Einladung für dieses Team eine große Auszeichnung. Ich glaube, das wird sich auch nicht verändern. Ich werde es nie als normal empfinden, mit den besten Spielern des Landes in einer Mannschaft zu sein. Das Niveau im Training ist hoch, es macht einfach Spaß, sich in diesem Kreis zu bewegen. Für mich ist es ein schönes Gefühl, Akzeptanz zu spüren und zu wissen, dass ich dem Team mit meinen Fähigkeiten helfen kann.

DFB.de: In Ihrer Bilanz stehen 21 Länderspiele und acht Tore. Wie einverstanden sind Sie mit dieser Quote?

Werner: Das ist jedenfalls keine schlechte Quote. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, gegen wie viele sehr gute Mannschaften wir in dieser Zeit gespielt haben. Spanien, England, Brasilien, dreimal gegen Frankreich, eine WM war dabei, der Confed Cup. Wir haben fast gar nicht gegen "kleinere" Nationen gespielt, umso mehr kann ich mit meiner Quote leben.

DFB.de: Ausbaufähig ist dieser Wert: Für Sie ist bei der Nationalmannschaft lediglich ein Assist notiert. Im Verein legen Sie erheblich häufiger für Ihre Mitspieler auf…

Werner: Das stimmt, daran muss ich noch arbeiten. Es ist aber auf keinen Fall so, dass ich in der Nationalmannschaft egoistischer spielen würde. Als Mannschaft können wir uns in Sachen Effizienz, Torabschluss und Torvorbereitung einfach noch steigern. Natürlich auch ich.

DFB.de: Deutschland steht in der Nations League kurz vor dem Abstieg aus der A-Liga. Wie wichtig wäre es für die Entwicklung des Teams, die Klasse doch noch zu halten?

Werner: Leider haben wir es nicht mehr in der eigenen Hand. Es ist nicht so, dass alles zusammenbrechen würde, wenn wir tatsächlich absteigen sollten, aber es wäre schon wertvoll und wichtig, den Abstieg noch zu verhindern. Wobei auch klar ist, dass die Nations League wichtig ist, noch wichtiger aber ist, dass wir im kommenden Jahr eine erfolgreiche EM-Qualifikation spielen.

DFB.de: Wie stark schätzen Sie die Russen ein?

Werner: Die russische Mannschaft hat bei der WM gezeigt, zu welchen Leistungen sie fähig ist. Sie standen kurz vor dem Einzug ins Halbfinale, das war richtig stark. Sie spielen geradlinig, ohne Schnörkel und effizient. Von daher erwartet uns ein guter Test gegen einen guten Gegner.

DFB.de: Wie wichtig wäre ein Erfolg auch mit Blick auf das Spiel in Gelsenkirchen gegen die Niederlande?

Werner: Wenn wir uns aus Leipzig mit einem Erfolg verabschieden, hat das natürlich Einfluss auf die Stimmung in der und um die Mannschaft. Jeder Sieg macht die Brust breiter.

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