Werder gegen HSV im Video: Rudi, Raketen und Rekordserien

Werder Bremen gegen Hamburger SV, kein Spiel hat häufiger stattgefunden - insgesamt 116-mal. Am Ostersonntag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) steigt am 29. Spieltag der Bundesliga das 106. Duell der beiden Nordklubs. DFB.de erzählt die Geschichten zu den wichtigsten Partien im Weserstadion, DFB-TV hat die Bewegtbilder dazu.

Die Bundesliga-Premiere

12. Oktober 1963: Werder Bremen - Hamburger SV 4:2

Wer glaubt, Raketen seien in der Bundesliga erst durch die Ultras in Mode gekommen, muss eines Besseren belehrt werden. Schon beim ersten Nordderby der Bundesliga flog eine aufs Spielfeld. Vielleicht war es dem Absender zu dunkel, denn die zweite Spielhälfte wurde unter Flutlicht ausgetragen worden - damals noch eine Besonderheit in der Bundesliga. Am selben Tag traf übrigens in Karlsruhe eine Rakete den Stuttgarter Willi Entenmann am Kopf. Der Kicker forderte: "Schluß mit dem Unfug!"

Das mochte sich auch HSV-Trainer Martin Wilke nach dem Fehlstart in diese Partie gedacht haben. Nach 14 Minuten führte Werder durch einen Kopfball von Gerd Zebrowski und einen abgefälschten Freistoß von "Pico" Schütz mit 2:0. Charly Dörfel verkürzte für den Tabellenzweiten (25.), mit 2:1 ging es in die Kabinen. 40.000 sahen ein packendes Spiel und so ging es weiter. Werders Interims-Mittelstürmer "Pico" Schütz feuerte in der 47. Minute aus 30 Metern ab und kam zu seinem zweiten Tor. Uwe Seeler machte es noch mal spannend, er überwand den angeschlagenen Klaus Lambertz aus 20 Metern (55.). So musste der Mann des Tages noch einmal zuschlagen, um die Entscheidung herzustellen: "Pico" Schütz, der eigentlich Arnold heißt, verwertete eine Vorlage des überragenden Zebrowski zum 4:2 (79.). Wilke gestand: "Werder war besser als erwartet und gewann verdient." Kollege Willi Multhaup war erleichtert nach dem 2. Saisonsieg: "Ich bin sicher, dass wir nun unser Selbstvertrauen wieder gefunden haben."



Werder Bremen gegen Hamburger SV, kein Spiel hat häufiger stattgefunden - insgesamt 116-mal. Am Ostersonntag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) steigt am 29. Spieltag der Bundesliga das 106. Duell der beiden Nordklubs. DFB.de erzählt die Geschichten zu den wichtigsten Partien im Weserstadion, DFB-TV hat die Bewegtbilder dazu.

Die Bundesliga-Premiere

12. Oktober 1963: Werder Bremen - Hamburger SV 4:2

Wer glaubt, Raketen seien in der Bundesliga erst durch die Ultras in Mode gekommen, muss eines Besseren belehrt werden. Schon beim ersten Nordderby der Bundesliga flog eine aufs Spielfeld. Vielleicht war es dem Absender zu dunkel, denn die zweite Spielhälfte wurde unter Flutlicht ausgetragen worden - damals noch eine Besonderheit in der Bundesliga. Am selben Tag traf übrigens in Karlsruhe eine Rakete den Stuttgarter Willi Entenmann am Kopf. Der Kicker forderte: "Schluß mit dem Unfug!"

Das mochte sich auch HSV-Trainer Martin Wilke nach dem Fehlstart in diese Partie gedacht haben. Nach 14 Minuten führte Werder durch einen Kopfball von Gerd Zebrowski und einen abgefälschten Freistoß von "Pico" Schütz mit 2:0. Charly Dörfel verkürzte für den Tabellenzweiten (25.), mit 2:1 ging es in die Kabinen. 40.000 sahen ein packendes Spiel und so ging es weiter. Werders Interims-Mittelstürmer "Pico" Schütz feuerte in der 47. Minute aus 30 Metern ab und kam zu seinem zweiten Tor. Uwe Seeler machte es noch mal spannend, er überwand den angeschlagenen Klaus Lambertz aus 20 Metern (55.). So musste der Mann des Tages noch einmal zuschlagen, um die Entscheidung herzustellen: "Pico" Schütz, der eigentlich Arnold heißt, verwertete eine Vorlage des überragenden Zebrowski zum 4:2 (79.). Wilke gestand: "Werder war besser als erwartet und gewann verdient." Kollege Willi Multhaup war erleichtert nach dem 2. Saisonsieg: "Ich bin sicher, dass wir nun unser Selbstvertrauen wieder gefunden haben."

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Der höchste Heimsieg

1. Mai 2004: Werder Bremen - Hamburger SV 6:0

Am 31. Spieltag 2003/2004 stand Werder dicht vor der Deutschen Meisterschaft, lag sechs Punkte vor den Bayern, zu denen sie in der Woche darauf mussten. Da empfahl es sich, das Polster zumindest zu verteidigen. Und so kam es. An diesem Tag wiederholte sich das Schauspiel von 1993 (5:0 am 32. Spieltag) beinahe haargenau: Wieder kam Werder zuhause zu einem leichten Sieg (6:0) über desolate Hamburger, wieder stand der Ersatztorwart im Hamburger Kasten (Tom Starke) und patzte und wieder schimpften die Bayern. Manager Uli Hoeneß sprach von "einer Sauerei, das hat mit sportlicher Einstellung nichts zu tun." Vize-Präsident Karl-Heinz Rummenigge legte nach: "Es ist ein Riesenschaden für den deutschen Fußball entstanden." Im Wissen um die gelebte Rivalität beider Fanlager und auch der Mannschaften fehlt jedoch der Glaube, dass sich diese Klubs mal etwas schenken könnten.

Auch wenn es so aussah. Das erste Bremer Tor schoss ein Hamburger, Sergej Barbarez überwand seinen eigenen Keeper (17.). Valerien Ismael (22.) und Ivan Klasnic (39.) trafen vor der Halbzeit, danach entdeckte auch Ailton nach 326 Minuten seinen Torriecher wieder und erzielte seinen 26. Treffer der Saison (48.). Die restlichen Tore wechselte Thomas Schaaf sozusagen ein, Nelson Valdez (80.) und Viktor Skripnik (84., Handelfmeter) stachen als Joker. Noch deutlicher als die Torausbeute war das Chancenverhältnis (11:1). HSV-Trainer Klaus Toppmöller, der vor der Partie einen Sieg in Bremen angekündigt hatte, schämte sich: "Das ist mit der tiefste Tiefpunkt in meiner Trainerlaufbahn. Ich kann mich beim FC Bayern und auch bei allen Fußballfans nur entschuldigen."

Die höchsten Auswärtssiege

6. Oktober 1994: Werder Bremen - Hamburger SV 1:4

Noch heute schwärmen die HSV-Fans, die es erlebt haben, von diesem Donnerstagabend im Oktober 1994. Gewann ihre Mannschaft doch nicht nur beim Erzrivalen, sondern auch beim ungeschlagenen Tabellenführer. Die HSV-Legionäre Yordan Letchkov, Petr Houbtchev und Sergio Zarate trafen direkt ins Bremer Herz. Und der nach München wechselnde Otto Rehhagel verlor sein letztes Heimderby, was in seiner Ära ab 1981 nur selten vorgekommen war (zehn Siege, zwei Remis, drei Niederlagen). Dabei fing es gut an für die Bremer vor 38.878 Zuschauern, der Russe Wladimir Bestschastnich schoss sie in Führung (11.). Doch die schwand schnell, die Bulgaren Yordan Letchkov (29.) und Petar Houbtchev (38.) drehten die Partie, Andree Wiedeners Eigentor (44.) war schon die Entscheidung. Den Schlusspunkt setzte Joker Sergio Zarate (76.), erst acht Minuten im Spiel. Der Kicker lobte den Sieger und dessen Trainer: "Ein Triumph des Offensivfußballs, mit dem Benno Möhlmann einmal mehr aufwartete und seinen Lehrmeister Otto Rehhagel überraschte."

Es gab noch drei weitere gleichhohe Resultate im Weserstadion.

14. Mai 1988: Werder Bremen - Hamburger SV 1:4

Dieses Spiel läuft zumindest in Bremen "außer Konkurrenz", denn die Mannschaft war längst Meister geworden und zeigte deutliche Erschöpfungsanzeichen - von den Feierlichkeiten. Zwar schoss Norbert Meier die Grün-Weißen im letzten Heimspiel der Saison noch in Führung (37.), aber ausgerechnet Ex-Bremer Benno Möhlmann, in der Vorrunde noch bei Werder, zog mit seinem prompten Ausgleich den Stecker (39.). Nach der Pause hatte der HSV leichtes Spiel, zog durch Tore von Uwe Bein (70.) und Bruno Labbadia (77., 87.) auf 1:4 davon. Dabei war Labbadia nur 18 Minuten im Spiel. Schon am 19. August 1967 gab es ein 1:4. Nur selten gibt es nach einem Spiel zwei glückliche Mannschaften, diesmal war es so.

5. Mai 1973: Werder Bremen - Hamburger SV 1:4

Am 30. Spieltag seiner bis dahin schlechtesten Bundesligasaison vertrieb der HSV das Abstiegsgespenst. Mit einem 4:1 an der Weser schaffte er vier Punkte (damals zwei Siege) Distanz zu den Abstiegsrängen. Schon nach 13 Minuten, klagte Werder-Trainer Sepp Piontek später, "war die Partie für uns gelaufen. Meine Mannschaft hat nicht mehr die Kraft und auch nicht das Können, einen solchen Rückstand wett zu machen." Da stand es nämlich schon 0:3 durch Treffer von Horst Heese (5., 8.) und Caspar Memering (13.). Vor 18.000 Zuschauern verkürzte Werner Görts (28.) noch auf 1:3, aber der HSV-Sieg geriet nicht mehr in Gefahr. Peter Nogly (85.) baute ihn noch aus. Uwe Seeler erleichtert: "Das Thema Abstieg ist für uns jetzt wohl erledigt."

Der besondere Moment

19. August 1967: Werder Bremen - Hamburger SV 1:4

Mit Beginn der Saison 1967/1968 wurden in der Bundesliga Auswechslungen eingeführt. Vorher musste die Elf durchspielen, die auflief, was bei Verletzungen oft zu Dezimierungen führte. Nun war ein Wechsel erlaubt – aber nur im Falle einer vom Vereinsarzt festgestellten Verletzung. Der erste Bundesligaspieltag der fünften Saison lief erst 18 Minuten, da trat dieser Fall im Weser-Stadion ein. HSV-Keeper Arkoc Öczan hatte bereits nach zehn Minuten ein Tor durch Bernd Rupp kassiert, zehn Minuten später war sein unglücklicher Arbeitstag beendet. Er brach sich bei einer Parade den kleinen Finger. Ersatztorwart Erhard Schwerin kam in der 20. Minute ins Spiel, als einer von acht "Jokern" des 1. Spieltags – aber er war der erste. Mit ihm kam die Wende, obwohl er nicht für das Toreschießen verantwortlich zeichnete. Hans Schulz (43.), Bernd Dörfel (65.), Jürgen Kurbjuhn (80.) und Gert Dörfel (88.) sorgten für den ersten HSV-Sieg in Bremen nach 13 Jahren.

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Das wichtigste Spiel

29. Januar 1983: Werder Bremen - Hamburger SV 3:2

Bereits seit Wochen war der Nordschlager der Bundesliga ausverkauft, was etwas heißen sollte in den frühen Achtzigern. Willi Lemke, Werders rühriger Manager, vermeldete das habe es im Weser-Stadion seit sieben bis acht Jahren nicht mehr gegeben. Die 40.000, die ihr Ticket bekamen, konnten sich freilich glücklich schätzen, denn sie sahen ein besonderes, historisches Spiel.

Es ging nicht nur um das Prestige, das bei Rivalen immer auf dem Spiel steht. Auch nicht darum, wer die Nummer eins im Norden sei, denn diese Rolle kam damals fraglos dem HSV zu, der als amtierender Meister gar die Nummer eins im ganzen Land war. Nein, es ging schlicht um die Frage, ob die längste Serie, die die Bundesliga je gesehen hatte, endlich reißen würde oder nicht. Stolze 36 Spiele hatten die von Ernst Happel trainierten Hamburger nicht verloren, im Detail waren es 20 Siege und 16 Unentschieden bei 97:41 Tore.

Exakt 378 Tage waren vergangen seit jenem 1:2 von Braunschweig, in denen der HSV seine Vormachtstellung demonstriert hatte. Verständlich also, dass die ganze Liga den wackeren Bremern die Daumen drückte – der Spannung halber. Werder hatte den HSV schon in der Vorsaison 3:2 geschlagen, zuhause 1982/1983 bis dahin 15:1 Punkte aufzuweisen und lag als Fünfter nur vier Punkte hinter den Hamburgern. Werder-Regisseur Norbert Meier, der sich im Abschlusstraining aber noch verletzte und ausfiel, versprach zuvor: "Wir wollen die Bundesliga wieder spannend machen", während sein Trainer Otto Rehhagel ganz Realist blieb: "Wir können uns nichts dafür kaufen, wenn uns die Bundesliga die Daumen drückt." Und so halfen sie sich an diesem stürmischen Wintertag selbst.

Auch der Werder-Sturm fegte von Beginn an übers Feld und so sahen die Fans im 98. Nord-Derby ein sehr unterhaltsames Spiel. Neu-Nationalspieler Rudi Völler wurde nach sieben Minuten ein Foul-Elfmeter verweigert, Wolfgang Rolff hatte ihn gelegt. Dafür wollte er sich mit einem Handball-Tor schadlos halten, was Schiedsrichter Messmer durchschaute – Gelb für Völler, der einen großen Tag erwischte. Der HSV befreite sich allmählich, Jürgen Milewski, Hrubesch und Rolff kamen zu Chancen. Kurz vor der Pause kippte das Spiel dann wieder in Bremer Richtung: Völler und Sturmkollege Frank Neubarth sorgten mit einem Doppelschlag (43., 45.) für eine 2:0-Führung. Aber der HSV gab sich nicht geschlagen und kam durch seinen gerade erst eingewechselten Dänen Lars Bastrup zum Anschlusstor (49.). Als sich nach 65 Minuten Torwart Ulli Stein und Vorstopper Ditmar Jakobs gegenseitig behinderten, stellte Benno Möhlmann den alten Abstand wieder her. Nur kurz flackerte im HSV-Lager noch einmal Hoffnung auf, als Jakobs auf 3:2 verkürzte (87.). Dabei aber blieb es – und es war gerecht. Der Kicker schrieb: "Vom Tempo und der Kampfkraft her hielt das 98. Nordderby alles, was man sich von ihm versprochen hatte. Spielerische Glanzlichter wurden nicht gesetzt; dazu waren die äußeren Voraussetzungen (sturmartige Böen, holpriger Boden) zu mangelhaft und herrschte auf dem Feld über weite Strecken große Hektik. Dennoch kamen die Zuschauer voll auf ihre Kosten, weil sie vom hin und her wogenden Geschehen mit seinen fünf Toren gebannt wurden. Werders Sieg ist deshalb verdient, weil die Mannschaft den Großteil der Zweikämpfe für sich entschied."

Die Hamburger zeigten sich als faire Verlierer. Hrubesch sagte gar: "Die Bremer haben das Zeug Meister zu werden", womit er der Wahrheit sehr nahe kommen sollte. Meister wurde zwar der HSV, aber Werder hielt bis zuletzt mit und scheiterte nur wegen der schlechteren Tordifferenz.

Und die schöne Serie? Auch das nahmen die Hamburger gelassen. Wie Manfred Kaltz: "Wir lachen nach Siegen, warum nicht auch nach Niederlagen?". Felix Magath, der die Niederlage auf den Wind schob, versicherte: "Wir haben nie an die Serie gedacht, immer nur daran, Meister zu werden. Wir hätten hier auch verloren, wenn es keine Serie gegeben hätte."

Plötzlich war das scheinbar entschiedene Titelrennen ein Siebenkampf, nur vier Punkte trennten die Teams. "Der Bundesliga ist ein Trauma genommen. Andere Klubs dürfen jetzt hoffen, von der großen Tat zu profitieren", schrieb der Kicker. Was so ein Spiel alles anrichten kann…

Serien und Fakten

Gesamt-Bilanz: 37-34-34
Heim-Bilanz: 26-16-10
- Es ist die häufigste Bundesligapaarung (105 Spiele).
- Hinspiel 2:2.
- HSV ist seit drei Duellen ungeschlagen.
- Seit 17 Jahren (15. April 2000) gab es kein 0:0.
- Werder gewann fünf der sechs letzten Heimduelle.
- Letztes Remis in Bremen am 8. Mai 2010 (1:1).
- Werder traf in den letzten neun Jahren zu Hause immer.
- Torquote dieser Paarung: 2,94.