Wensing: "Irgendwann wird auch die Wolfsburger Serie reißen"

Luisa Wensing freut sich auf ein besonderes Spiel. Mit dem SC Freiburg empfängt sie in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga am heutigen Samstag (ab 14 Uhr, live auf MagentaSport) den VfL Wolfsburg - also genau den Klub, mit dem sie mehrmals Deutsche Meisterin geworden ist und den DFB-Pokal gewonnen hat. Im DFB.de-Interview spricht die 29 Jahre alte Abwehrspielerin über die Bedeutung des Duells, Träume von der Champions-League-Qualifikation und ihre nicht immer ganz einfache Situation beim aktuellen Tabellenvierten.

DFB.de: Luisa Wensing, vor dem Start in die zweite Saisonhälfte belegen Sie mit dem SC Freiburg Rang vier in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Wie bewerten Sie die Ausgangslage vor dem Start in die Rückrunde?

Luisa Wensing: Ich finde, dass wir bisher eine sehr, sehr gute Saison gespielt haben. Auf unsere Leistungen lässt sich definitiv aufbauen. Leider haben wir durch das 0:0 gegen den 1. FC Köln im letzten Spiel vor Weihnachten eine noch bessere Ausgangsposition verspielt. Aber mit Platz vier können wir dennoch natürlich sehr gut leben.

DFB.de: Der Rückstand auf Rang drei und damit die Qualifikation für die Champions League beträgt nur vier Punkte…

Wensing: Es ist alles möglich. Wir wollen Druck auf die Top drei aufbauen. Langfristig wollen wir mit dem SC Freiburg eine gute Rolle in der Spitzengruppe spielen. Ich bin überzeugt davon, dass wir in dieser Saison um Platz drei mitspielen können. Allerdings brauchen wir dafür konstante Leistungen. Das war in den vergangenen Saisons teilweise problematisch. In dieser Serie sind wir bisher sehr stabil. So müssen wir weitermachen.

DFB.de: Also gibt es das ganz klare Ziel, Rang drei zu erreichen?

Wensing: Wir gehen auf den Platz, um zu gewinnen. Egal, wie die Gegnerinnen heißen. Wenn uns das möglichst oft gelingt, haben wir gute Chancen, es zu schaffen. Aber wir sind natürlich auch realistisch und wissen, dass die Konkurrenz stark ist. Trotzdem sind wir in der Lage dazu. Wir haben gute Spielerinnen.

DFB.de: Zunächst wartet mit dem Duell gegen den VfL Wolfsburg die aktuell wahrscheinlich schwerste aller möglichen Aufgaben auf Sie.

Wensing: Ja, das ist so. Irgendwann wird auch die Serie der Wolfsburgerinnen reißen. Wir werden alles dafür tun, dass wir diejenigen sind, denen das gelingt. Grundsätzlich spielen wir sehr gerne gegen den VfL. Wir konnten Wolfsburg vor allem hier in Freiburg bereits das eine oder andere Mal ärgern. Die Möglichkeit sehe ich jetzt auch wieder. Gleichzeitig ist uns natürlich bewusst, dass nicht irgendjemand bei uns zu Gast ist – sondern der VfL Wolfsburg. Aber wir werden uns nicht kleinreden und stattdessen versuchen, unsere Stärken auf den Rasen zu bringen. Dann können wir etwas Zählbares holen. Davon bin ich total überzeugt. Ich glaube an uns.

DFB.de: Sie haben mit dem VfL Wolfsburg alle Titel gewonnen, die möglichen waren – inklusive der Champions League. Mit welchen Gefühlen gehen Sie in das Duell mit Ihrem Ex-Verein?

Wensing: Die Mannschaft, in der ich damals gespielt habe, gibt es ja im Grunde gar nicht mehr. Wer ist denn eigentlich aus meiner Zeit noch dabei? Alexandra Popp natürlich. Merle Frohms ist wieder da. Joelle Wedemeyer fällt mir spontan noch ein. Aber das war es dann wahrscheinlich auch schon. Dennoch habe ich natürlich einen besonderen Bezug zu diesem Verein. Wir hatten eine tolle Zeit, in der wir riesige Erfolge gefeiert haben. So etwas vergisst man nicht. Ich freue mich darauf, die Menschen wiederzusehen, die damals schon dort waren.

DFB.de: Sechsmal DFB-Pokalsiegerin, viermal Deutsche Meisterin, zweimal die Champions League gewonnen, Europameisterin – was sticht heraus?

Wensing: Ich bin auf jeden einzelnen Titel stolz. Das ist für mich etwas ganz Großes. Ohne, dass es überheblich klingen soll, glaube ich nicht, dass es viele Spielerinnen gibt, die solch eine Bilanz vorweisen können. Allerdings muss man auch sagen, dass meine letzten zweieinhalb Jahre von meinem Wadenbeinbruch geprägt waren und ich nicht mehr viel gespielt habe. Aber gerade auf die Champions-League-Titel schaue ich gerne zurück.

DFB.de: Nehmen Sie aufgrund der Titel und Ihrer Erfahrung auch eine besondere Rolle in Freiburg ein?

Wensing: Ja, ich versuche, Einfluss zu nehmen. Leider habe ich zuletzt nicht so viel Spielzeit bekommen. Es ist natürlich mein Anspruch, auf dem Rasen zu stehen und nicht auf der Bank zu sitzen. Wir trainieren doch alle dafür, um am Wochenende Fußball zu spielen. Mittlerweile habe ich es akzeptiert, dass meine Rolle in Freiburg eine etwas andere ist. Ich versuche, auf eine andere Weise meinen Teil zum Erfolg beizutragen. Und wenn es nur meine Aufgabe ist, im Training Vollgas zu geben, um alle an ihre Grenzen zu bringen. Dann ist das auch okay für mich.

DFB.de: In den Spielen vor Weihnachten allerdings standen Sie regelmäßig auf dem Rasen.

Wensing: Es freut mich, dass ich das Vertrauen des Trainerteams bekommen habe. Ich gebe immer alles und bin zu 100 Prozent Abwehrspielerin. Und in dieser Funktion sehe ich es als meine erste Aufgabe an, hinten die Null zu halten. Wir werden sehen, was die Rückrunde bringt. Ich bin selbst sehr gespannt.

DFB.de: Dass die Wertschätzung trotz weniger Einsatzzeiten da ist, zeigt aber Ihre Vertragsverlängerung.

Wensing: Dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe mich mit meiner Rolle abgefunden und es macht mir Spaß, diese so auszufüllen. Wir sind ein Team. Und zu diesem Team zählen nicht nur die elf Spielerinnen, die auf dem Rasen stehen. Alle gehören dazu und haben ihren Anteil am Erfolg. Das wissen natürlich auch unsere Trainerinnen und Trainer.

DFB.de: Wie schwer war es für Sie, zu akzeptieren, dass Sie eben nicht jede Woche 90 Minuten auf dem Rasen stehen?

Wensing: Das war wirklich sehr schwer. Vor allem im ersten Jahr war es hart. Ich bin aus Bremen als absolute Stammspielerin hierhergekommen und war plötzlich draußen. Das musste ich erstmal verstehen. Es hat sich angefühlt, als wäre ich von 100 auf 0 zurückgeworfen worden. Da gab es auch Phasen, in denen ich wütend, enttäuscht, traurig und bestimmt an manchen Tagen auch schlecht gelaunt war. Ich war sicher nicht immer einfach, auch anderen Spielerinnen gegenüber. Ich war einfach unzufrieden. Im zweiten Jahr habe ich dann nach und nach gelernt, meine neue Rolle zu verstehen. Inzwischen kann ich gut damit umgehen, weil ich weiß, dass ich dennoch wichtig bin. Es kann eben nicht jede spielen. Wir haben eine starke Truppe, wir haben gute Abwehrspielerinnen, die haben es auch alle verdient, ihren Platz in der Startelf zu haben. So ist es im Sport.

[sw]

Luisa Wensing freut sich auf ein besonderes Spiel. Mit dem SC Freiburg empfängt sie in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga am heutigen Samstag (ab 14 Uhr, live auf MagentaSport) den VfL Wolfsburg - also genau den Klub, mit dem sie mehrmals Deutsche Meisterin geworden ist und den DFB-Pokal gewonnen hat. Im DFB.de-Interview spricht die 29 Jahre alte Abwehrspielerin über die Bedeutung des Duells, Träume von der Champions-League-Qualifikation und ihre nicht immer ganz einfache Situation beim aktuellen Tabellenvierten.

DFB.de: Luisa Wensing, vor dem Start in die zweite Saisonhälfte belegen Sie mit dem SC Freiburg Rang vier in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Wie bewerten Sie die Ausgangslage vor dem Start in die Rückrunde?

Luisa Wensing: Ich finde, dass wir bisher eine sehr, sehr gute Saison gespielt haben. Auf unsere Leistungen lässt sich definitiv aufbauen. Leider haben wir durch das 0:0 gegen den 1. FC Köln im letzten Spiel vor Weihnachten eine noch bessere Ausgangsposition verspielt. Aber mit Platz vier können wir dennoch natürlich sehr gut leben.

DFB.de: Der Rückstand auf Rang drei und damit die Qualifikation für die Champions League beträgt nur vier Punkte…

Wensing: Es ist alles möglich. Wir wollen Druck auf die Top drei aufbauen. Langfristig wollen wir mit dem SC Freiburg eine gute Rolle in der Spitzengruppe spielen. Ich bin überzeugt davon, dass wir in dieser Saison um Platz drei mitspielen können. Allerdings brauchen wir dafür konstante Leistungen. Das war in den vergangenen Saisons teilweise problematisch. In dieser Serie sind wir bisher sehr stabil. So müssen wir weitermachen.

DFB.de: Also gibt es das ganz klare Ziel, Rang drei zu erreichen?

Wensing: Wir gehen auf den Platz, um zu gewinnen. Egal, wie die Gegnerinnen heißen. Wenn uns das möglichst oft gelingt, haben wir gute Chancen, es zu schaffen. Aber wir sind natürlich auch realistisch und wissen, dass die Konkurrenz stark ist. Trotzdem sind wir in der Lage dazu. Wir haben gute Spielerinnen.

DFB.de: Zunächst wartet mit dem Duell gegen den VfL Wolfsburg die aktuell wahrscheinlich schwerste aller möglichen Aufgaben auf Sie.

Wensing: Ja, das ist so. Irgendwann wird auch die Serie der Wolfsburgerinnen reißen. Wir werden alles dafür tun, dass wir diejenigen sind, denen das gelingt. Grundsätzlich spielen wir sehr gerne gegen den VfL. Wir konnten Wolfsburg vor allem hier in Freiburg bereits das eine oder andere Mal ärgern. Die Möglichkeit sehe ich jetzt auch wieder. Gleichzeitig ist uns natürlich bewusst, dass nicht irgendjemand bei uns zu Gast ist – sondern der VfL Wolfsburg. Aber wir werden uns nicht kleinreden und stattdessen versuchen, unsere Stärken auf den Rasen zu bringen. Dann können wir etwas Zählbares holen. Davon bin ich total überzeugt. Ich glaube an uns.

DFB.de: Sie haben mit dem VfL Wolfsburg alle Titel gewonnen, die möglichen waren – inklusive der Champions League. Mit welchen Gefühlen gehen Sie in das Duell mit Ihrem Ex-Verein?

Wensing: Die Mannschaft, in der ich damals gespielt habe, gibt es ja im Grunde gar nicht mehr. Wer ist denn eigentlich aus meiner Zeit noch dabei? Alexandra Popp natürlich. Merle Frohms ist wieder da. Joelle Wedemeyer fällt mir spontan noch ein. Aber das war es dann wahrscheinlich auch schon. Dennoch habe ich natürlich einen besonderen Bezug zu diesem Verein. Wir hatten eine tolle Zeit, in der wir riesige Erfolge gefeiert haben. So etwas vergisst man nicht. Ich freue mich darauf, die Menschen wiederzusehen, die damals schon dort waren.

DFB.de: Sechsmal DFB-Pokalsiegerin, viermal Deutsche Meisterin, zweimal die Champions League gewonnen, Europameisterin – was sticht heraus?

Wensing: Ich bin auf jeden einzelnen Titel stolz. Das ist für mich etwas ganz Großes. Ohne, dass es überheblich klingen soll, glaube ich nicht, dass es viele Spielerinnen gibt, die solch eine Bilanz vorweisen können. Allerdings muss man auch sagen, dass meine letzten zweieinhalb Jahre von meinem Wadenbeinbruch geprägt waren und ich nicht mehr viel gespielt habe. Aber gerade auf die Champions-League-Titel schaue ich gerne zurück.

DFB.de: Nehmen Sie aufgrund der Titel und Ihrer Erfahrung auch eine besondere Rolle in Freiburg ein?

Wensing: Ja, ich versuche, Einfluss zu nehmen. Leider habe ich zuletzt nicht so viel Spielzeit bekommen. Es ist natürlich mein Anspruch, auf dem Rasen zu stehen und nicht auf der Bank zu sitzen. Wir trainieren doch alle dafür, um am Wochenende Fußball zu spielen. Mittlerweile habe ich es akzeptiert, dass meine Rolle in Freiburg eine etwas andere ist. Ich versuche, auf eine andere Weise meinen Teil zum Erfolg beizutragen. Und wenn es nur meine Aufgabe ist, im Training Vollgas zu geben, um alle an ihre Grenzen zu bringen. Dann ist das auch okay für mich.

DFB.de: In den Spielen vor Weihnachten allerdings standen Sie regelmäßig auf dem Rasen.

Wensing: Es freut mich, dass ich das Vertrauen des Trainerteams bekommen habe. Ich gebe immer alles und bin zu 100 Prozent Abwehrspielerin. Und in dieser Funktion sehe ich es als meine erste Aufgabe an, hinten die Null zu halten. Wir werden sehen, was die Rückrunde bringt. Ich bin selbst sehr gespannt.

DFB.de: Dass die Wertschätzung trotz weniger Einsatzzeiten da ist, zeigt aber Ihre Vertragsverlängerung.

Wensing: Dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe mich mit meiner Rolle abgefunden und es macht mir Spaß, diese so auszufüllen. Wir sind ein Team. Und zu diesem Team zählen nicht nur die elf Spielerinnen, die auf dem Rasen stehen. Alle gehören dazu und haben ihren Anteil am Erfolg. Das wissen natürlich auch unsere Trainerinnen und Trainer.

DFB.de: Wie schwer war es für Sie, zu akzeptieren, dass Sie eben nicht jede Woche 90 Minuten auf dem Rasen stehen?

Wensing: Das war wirklich sehr schwer. Vor allem im ersten Jahr war es hart. Ich bin aus Bremen als absolute Stammspielerin hierhergekommen und war plötzlich draußen. Das musste ich erstmal verstehen. Es hat sich angefühlt, als wäre ich von 100 auf 0 zurückgeworfen worden. Da gab es auch Phasen, in denen ich wütend, enttäuscht, traurig und bestimmt an manchen Tagen auch schlecht gelaunt war. Ich war sicher nicht immer einfach, auch anderen Spielerinnen gegenüber. Ich war einfach unzufrieden. Im zweiten Jahr habe ich dann nach und nach gelernt, meine neue Rolle zu verstehen. Inzwischen kann ich gut damit umgehen, weil ich weiß, dass ich dennoch wichtig bin. Es kann eben nicht jede spielen. Wir haben eine starke Truppe, wir haben gute Abwehrspielerinnen, die haben es auch alle verdient, ihren Platz in der Startelf zu haben. So ist es im Sport.

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