Wenn Träume wahr werden: "In Delmenhorst ist die Hölle los"

Die Auslosung der 1. Runde des DFB-Pokals ist traditionell immer die Stunde der "Kleinen". Wer zieht das ganz große Los, wer könnte zum Stolperstein für die Favoriten werden? Im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund versammelten sich viele Vertreter der Landespokalsieger, um bei der Entscheidung live dabei zu sein.

Von der Ostseeküste waren sie gekommen, aus Oberbayern und aus den entferntesten Winkeln der Republik. Im Gepäck hatten die Vereinsvertreter viele Wünsche und Fragen. Welchen Gegner würde Losfee Nia Künzer für sie aus dem Topf ziehen, welche Voraussetzungen sind bei der Ausrichtung eines Pokalspiels der 1. Runde überhaupt ganz allgemein zu beachten?

Am Ende des Tages waren die meisten Fragen beantwortet. Die sportlichen sowieso, denn die Auslosung ergab 32 ganz überwiegend attraktive Partien mit vielen interessanten Lokalderbys. Und auch die organisatorischen Fragen wurden in einem gut besuchten Workshop erörtert.

"Die Bayern wünsche ich mir oder Dortmund, Schalke oder Frankfurt"

Doch zurück zum Sport. Ralf Rößler, der sportliche Leiter des Hessenligisten KSV Baunatal, hoffte wie alle anderen auch auf einen Topgegner. Nach über 30 Jahren haben sich die Hessen, die in den siebziger Jahren drei Jahre in der 2. Bundesliga spielten, wieder für den DFB-Pokal qualifiziert. Und das obwohl sie ihre Landespokalfinale noch gar nicht ausgetragen haben. "Weil unser Gegner Wehen Wiesbaden in die Relegation musste, wurde unser Endspiel verschoben", lacht Rößler. Baunatal ist trotzdem qualifiziert, weil Wehen den Aufstieg in die 2. Liga packte.

"Die Bayern wünsche ich mir oder Dortmund, Schalke oder Frankfurt", sagte Ralf Rößler vor der Auslosung. Es wurde dann der VfL Bochum. Aber auch damit kann er gut leben. So wird das Spiel im eigenen 8.000 Zuschauer fassenden Parkstadion ausgetragen. Ein Umzug nach Kassel wird nicht nötig. Auch der Salmrohrer Pokalheld Nico Toppmöller war mit dem Los Holstein Kiel zufrieden. Der Neffe des früheren Bundesliga-Stars und Toptrainers Klaus Toppmöller schoss den Sechstligisten FSV Salmrohr in die Hauptrunde des DFB-Pokals.

Bei den Salmrohrern wurde ein Verein aus der näheren Umgebung favorisiert. Köln, Frankfurt oder Mainz standen hoch im Kurs. Es wurde der ambitionierte Zweitligist Holstein Kiel. Die Auslosung ist eben kein Wunschkonzert. "Kiel ist ein Topverein und spielt in der 2. Liga eine gute Rolle. Für uns ist auch dieser Gegner eine Riesensache", freute sich Nico Toppmöller.

Delmenhorst gegen Werder: "Das ist ja unglaublich, genial"

Groß war auch die Delegation von Atlas Delmenhorst. Der vor den Toren Bremens beheimatete Oberligist kam mit Manfred Engelbart an der Spitze nach Dortmund. Vor der Auslosung verteilte der 1. Vorsitzende selbstbewusst Visitenkarten. "Wir wünschen uns in der 1. Runde den Hamburger SV und danach dann Werder Bremen", erklärte Engelbart wie selbstverständlich. Und außerdem habe auch Delmenhorst noch eine Rechnung mit Borussia Mönchengladbach offen. Vor 38 Jahren habe Atlas am Bökelberg im Achtelfinale mit 1:6 verloren.

So viel Keckheit wurde prompt belohnt. Wenn auch nicht ganz so, wie der Vereinsboss vorher orakelt hatte. Statt dem HSV kommt nun direkt Werder Bremen. "Das ist ja unglaublich, genial", sagte Engelbart zu DFB.de.

Irgendwie hatte Manfred Engelbart schon vorher so ein Gefühl, dass es ein großer Tag für Atlas werden würde. Sein Handy ließ er vorsichtshalber im Hotel, um nicht die ganzen Nachrichten lesen zu müssen. "In Delmenhorst ist jetzt die Hölle los. Wir haben heute auch noch unser Stadtfest auf dem Marktplatz. Die Nacht wird lang." Glückselig war auch der für Uerdingen kickende Weltmeister Kevin Großkreutz, der mit dem KFC nun "auf meine Freunde und meine Familie vom BVB" trifft, wie er direkt twitterte. Uerdingen gegen Dortmund, das hat ganz sicher auch etwas.

Florian Krebs imitiert Kahn und Beckenbauer

Die in der ARD live übertragene Auslosung war wieder eine rundum gelungene Veranstaltung. Weltmeisterin Nia Künzer meisterte ihre Aufgabe mit Bravour, wurde aber von Moderator Markus Othmer mehrmals auf ihren auf den Tag genau sechs Jahre zurückliegenden Fauxpax angesprochen. Damals hatte sie genauso unabsichtlich wie unbemerkt eine Loskugel von dem einen in den anderen Topf bugsiert. "Ich freue mich, dass ich nach dem Vorfall noch eine Chance bekommen habe", lachte die 39-Jährige, die den Pokal der Frauen siebenmal gewonnen hat.

In vielen weiteren Kurzinterviews äußerten sich die zahlreiche Vereinsvertreter zum gerade gezogenen Los. Den lustigsten Eindruck hinterließ dabei Florin Krebs. Der Mannschaftskapitän des SSV Ulm 1846 Fußball begeisterte die große Runde im Dortmunder Museum und Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen mit Kostproben seines Imitationstalents. Erst parodierte er Oliver Kahn sensationell gut, danach auch noch Franz Beckenbauer. Wenn er so auch auf die Spieler des Erstrundengegners 1. FC Heidenheim einredet, könnte das Nachbarschaftsduell noch interessanter werden als es ohnehin schon ist.

Diese Partie bietet auf alle Fälle Überraschungspotenzial ähnlich wie weitere Derbys in den Paarungen 1. FC Kaiserslautern gegen FSV Mainz 05, Alemannia Aachen gegen Bayer Leverkusen, Waldhof Mannheim gegen Eintracht Frankfurt oder VfB Lübeck gegen FC St. Pauli. Und genau davon lebt bekanntlich der DFB-Pokal auch bei seiner 77. Auflage in diesem Jahr.

[tg]

Die Auslosung der 1. Runde des DFB-Pokals ist traditionell immer die Stunde der "Kleinen". Wer zieht das ganz große Los, wer könnte zum Stolperstein für die Favoriten werden? Im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund versammelten sich viele Vertreter der Landespokalsieger, um bei der Entscheidung live dabei zu sein.

Von der Ostseeküste waren sie gekommen, aus Oberbayern und aus den entferntesten Winkeln der Republik. Im Gepäck hatten die Vereinsvertreter viele Wünsche und Fragen. Welchen Gegner würde Losfee Nia Künzer für sie aus dem Topf ziehen, welche Voraussetzungen sind bei der Ausrichtung eines Pokalspiels der 1. Runde überhaupt ganz allgemein zu beachten?

Am Ende des Tages waren die meisten Fragen beantwortet. Die sportlichen sowieso, denn die Auslosung ergab 32 ganz überwiegend attraktive Partien mit vielen interessanten Lokalderbys. Und auch die organisatorischen Fragen wurden in einem gut besuchten Workshop erörtert.

"Die Bayern wünsche ich mir oder Dortmund, Schalke oder Frankfurt"

Doch zurück zum Sport. Ralf Rößler, der sportliche Leiter des Hessenligisten KSV Baunatal, hoffte wie alle anderen auch auf einen Topgegner. Nach über 30 Jahren haben sich die Hessen, die in den siebziger Jahren drei Jahre in der 2. Bundesliga spielten, wieder für den DFB-Pokal qualifiziert. Und das obwohl sie ihre Landespokalfinale noch gar nicht ausgetragen haben. "Weil unser Gegner Wehen Wiesbaden in die Relegation musste, wurde unser Endspiel verschoben", lacht Rößler. Baunatal ist trotzdem qualifiziert, weil Wehen den Aufstieg in die 2. Liga packte.

"Die Bayern wünsche ich mir oder Dortmund, Schalke oder Frankfurt", sagte Ralf Rößler vor der Auslosung. Es wurde dann der VfL Bochum. Aber auch damit kann er gut leben. So wird das Spiel im eigenen 8.000 Zuschauer fassenden Parkstadion ausgetragen. Ein Umzug nach Kassel wird nicht nötig. Auch der Salmrohrer Pokalheld Nico Toppmöller war mit dem Los Holstein Kiel zufrieden. Der Neffe des früheren Bundesliga-Stars und Toptrainers Klaus Toppmöller schoss den Sechstligisten FSV Salmrohr in die Hauptrunde des DFB-Pokals.

Bei den Salmrohrern wurde ein Verein aus der näheren Umgebung favorisiert. Köln, Frankfurt oder Mainz standen hoch im Kurs. Es wurde der ambitionierte Zweitligist Holstein Kiel. Die Auslosung ist eben kein Wunschkonzert. "Kiel ist ein Topverein und spielt in der 2. Liga eine gute Rolle. Für uns ist auch dieser Gegner eine Riesensache", freute sich Nico Toppmöller.

Delmenhorst gegen Werder: "Das ist ja unglaublich, genial"

Groß war auch die Delegation von Atlas Delmenhorst. Der vor den Toren Bremens beheimatete Oberligist kam mit Manfred Engelbart an der Spitze nach Dortmund. Vor der Auslosung verteilte der 1. Vorsitzende selbstbewusst Visitenkarten. "Wir wünschen uns in der 1. Runde den Hamburger SV und danach dann Werder Bremen", erklärte Engelbart wie selbstverständlich. Und außerdem habe auch Delmenhorst noch eine Rechnung mit Borussia Mönchengladbach offen. Vor 38 Jahren habe Atlas am Bökelberg im Achtelfinale mit 1:6 verloren.

So viel Keckheit wurde prompt belohnt. Wenn auch nicht ganz so, wie der Vereinsboss vorher orakelt hatte. Statt dem HSV kommt nun direkt Werder Bremen. "Das ist ja unglaublich, genial", sagte Engelbart zu DFB.de.

Irgendwie hatte Manfred Engelbart schon vorher so ein Gefühl, dass es ein großer Tag für Atlas werden würde. Sein Handy ließ er vorsichtshalber im Hotel, um nicht die ganzen Nachrichten lesen zu müssen. "In Delmenhorst ist jetzt die Hölle los. Wir haben heute auch noch unser Stadtfest auf dem Marktplatz. Die Nacht wird lang." Glückselig war auch der für Uerdingen kickende Weltmeister Kevin Großkreutz, der mit dem KFC nun "auf meine Freunde und meine Familie vom BVB" trifft, wie er direkt twitterte. Uerdingen gegen Dortmund, das hat ganz sicher auch etwas.

Florian Krebs imitiert Kahn und Beckenbauer

Die in der ARD live übertragene Auslosung war wieder eine rundum gelungene Veranstaltung. Weltmeisterin Nia Künzer meisterte ihre Aufgabe mit Bravour, wurde aber von Moderator Markus Othmer mehrmals auf ihren auf den Tag genau sechs Jahre zurückliegenden Fauxpax angesprochen. Damals hatte sie genauso unabsichtlich wie unbemerkt eine Loskugel von dem einen in den anderen Topf bugsiert. "Ich freue mich, dass ich nach dem Vorfall noch eine Chance bekommen habe", lachte die 39-Jährige, die den Pokal der Frauen siebenmal gewonnen hat.

In vielen weiteren Kurzinterviews äußerten sich die zahlreiche Vereinsvertreter zum gerade gezogenen Los. Den lustigsten Eindruck hinterließ dabei Florin Krebs. Der Mannschaftskapitän des SSV Ulm 1846 Fußball begeisterte die große Runde im Dortmunder Museum und Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen mit Kostproben seines Imitationstalents. Erst parodierte er Oliver Kahn sensationell gut, danach auch noch Franz Beckenbauer. Wenn er so auch auf die Spieler des Erstrundengegners 1. FC Heidenheim einredet, könnte das Nachbarschaftsduell noch interessanter werden als es ohnehin schon ist.

Diese Partie bietet auf alle Fälle Überraschungspotenzial ähnlich wie weitere Derbys in den Paarungen 1. FC Kaiserslautern gegen FSV Mainz 05, Alemannia Aachen gegen Bayer Leverkusen, Waldhof Mannheim gegen Eintracht Frankfurt oder VfB Lübeck gegen FC St. Pauli. Und genau davon lebt bekanntlich der DFB-Pokal auch bei seiner 77. Auflage in diesem Jahr.

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