Weltmeister Heinz Flohe wäre heute 70 Jahre alt geworden

Für Franz Beckenbauer war er schlicht „der beste Fußballer überhaupt“. Mag der Kaiser auch etwas überschwänglich gewesen sein in seinem Lob, vor Heinz Flohe haben sich viele verneigt. Der Mann, der beim WM-Finale 1974 auf der Bank saß und sich dennoch Weltmeister nennen darf, wäre heute 70 Jahre geworden. Viele aus dem Kader haben diese Marke schon erreicht, die jüngsten werden hoffentlich noch folgen. Nur Flohe war es nicht vergönnt. Er ist der erste der 74er-Helden, der nicht mehr lebt. Heinz Flohe starb am 15. Juni 2013. Nach einem langen Kampf. Schon mit 44 hatte er sich einer schweren Herzoperation unterziehen müssen, die Sorgen blieben.

2004 bekam er eine neue Herzklappe, 2010 brach er zusammen und verbrachte die letzten drei Jahre seines Lebens im künstlichen Wachkoma. Nie allein. Die Kölner Kameraden von einst kamen und oft gingen sie tief erschüttert - wie Wolfgang Overath, der einzige, zu dem auch der Fußballer Flohe aufzuschauen Grund hatte.

Overath, Flohe und Herbert Neumann – kein Bundesligist hatte in den Siebzigern so viele Spielmacher gleichzeitig auf dem Platz. Overath machte 81 Länderspiele, war Welt- und Europameister. Flohe kam bei nicht weniger Talent auf 39 und spielte meist Nebenrollen bei fünf Turnieren. 1970 gehörte er noch zum erweiterten Kreis der WM-Fahrer, aber letztlich flogen sie ohne ihn nach Mexiko, wo ja nicht mal Günter Netzer dabei war. Vor der EM 1972 stand er schon auf der Zimmerbelegungsliste des DFB für das Teamquartier in Brüssel, doch dann musste er "auf Abruf" zuhause bleiben. 1974 war er endlich dabei, debütierte aber ausgerechnet beim blamablen 0:1 gegen die DDR – auf Linksaußen. Es folgte ein Großreinemachen in der "langen Nacht von Malente" und "Flocke", wie ihn alle nannten, war ein Opfer dessen. Immerhin kam er noch zu zwei Einwechslungen in der Zwischenrunde. Ein 108-Minuten-Weltmeister war er nun.

Flohe leitet 1976 Aufholjagd gegen Tschechoslowakei ein

Es war das Pech der späten Geburt: Was er konnte, konnten eben auch einige andere – und die waren schon eher da. Bei der EM 1976, die nur aus zwei Spielen bestand, waren Overath und Netzer zwar längst zurückgetreten – und doch saß er wieder auf der Bank. Bundestrainer Helmut Schön setzte auf kämpferischere Typen wie Erich Beer und Dietmar Danner. Dann, zur Pause des Halbfinales gegen die Jugoslawen, brachte er ihn. Zum Glück: Flohe verkürzte auf 1:2 und leitete die Aufholjagd ein, die sein Vereinskamerad Dieter Müller mit einem sensationellen Hattrick vollendete. Die Kölner Joker hatten das Spiel rumgerissen, doch nur Müller wurde mit einem Platz im Finale belohnt. Flohe kam gegen die Tschechen wieder nur als Joker und traf im ersten Elfmeterschießen der DFB-Historie – und doch war es vergebens.

Erst nach der EM war Flohe das, was er seit 1966 in seinem Verein war, auch in der Nationalelf: unverzichtbar. Auf dem Weg zur WM in Argentinien war er bei elf von zwölf Einsätzen in der Startelf – und schrieb Geschichte. Am 17. November 1976 glückte ihm bei der Revanche gegen Europameister CSSR in Hannover das 1000. deutsche Länderspieltor, natürlich mit seinem starken Linken.

Dass Deutschland in Argentinien dann Schiffbruch erlitt, lag auch an ihm – beziehungsweise daran, dass er vorzeitig abreisen musste. Im vierten Spiel gegen die Italiener verletzte Flohe sich, eine Oberschenkelzerrung verursachte das Ende seiner Länderspielkarriere. Denn beim Neuaufbau unter Jupp Derwall war für den 30-Jährigen kein Platz mehr, wobei die Trennung auf beiderseitigem Wunsch erfolgte.



Für Franz Beckenbauer war er schlicht „der beste Fußballer überhaupt“. Mag der Kaiser auch etwas überschwänglich gewesen sein in seinem Lob, vor Heinz Flohe haben sich viele verneigt. Der Mann, der beim WM-Finale 1974 auf der Bank saß und sich dennoch Weltmeister nennen darf, wäre heute 70 Jahre geworden. Viele aus dem Kader haben diese Marke schon erreicht, die jüngsten werden hoffentlich noch folgen. Nur Flohe war es nicht vergönnt. Er ist der erste der 74er-Helden, der nicht mehr lebt. Heinz Flohe starb am 15. Juni 2013. Nach einem langen Kampf. Schon mit 44 hatte er sich einer schweren Herzoperation unterziehen müssen, die Sorgen blieben.

2004 bekam er eine neue Herzklappe, 2010 brach er zusammen und verbrachte die letzten drei Jahre seines Lebens im künstlichen Wachkoma. Nie allein. Die Kölner Kameraden von einst kamen und oft gingen sie tief erschüttert - wie Wolfgang Overath, der einzige, zu dem auch der Fußballer Flohe aufzuschauen Grund hatte.

Overath, Flohe und Herbert Neumann – kein Bundesligist hatte in den Siebzigern so viele Spielmacher gleichzeitig auf dem Platz. Overath machte 81 Länderspiele, war Welt- und Europameister. Flohe kam bei nicht weniger Talent auf 39 und spielte meist Nebenrollen bei fünf Turnieren. 1970 gehörte er noch zum erweiterten Kreis der WM-Fahrer, aber letztlich flogen sie ohne ihn nach Mexiko, wo ja nicht mal Günter Netzer dabei war. Vor der EM 1972 stand er schon auf der Zimmerbelegungsliste des DFB für das Teamquartier in Brüssel, doch dann musste er "auf Abruf" zuhause bleiben. 1974 war er endlich dabei, debütierte aber ausgerechnet beim blamablen 0:1 gegen die DDR – auf Linksaußen. Es folgte ein Großreinemachen in der "langen Nacht von Malente" und "Flocke", wie ihn alle nannten, war ein Opfer dessen. Immerhin kam er noch zu zwei Einwechslungen in der Zwischenrunde. Ein 108-Minuten-Weltmeister war er nun.

Flohe leitet 1976 Aufholjagd gegen Tschechoslowakei ein

Es war das Pech der späten Geburt: Was er konnte, konnten eben auch einige andere – und die waren schon eher da. Bei der EM 1976, die nur aus zwei Spielen bestand, waren Overath und Netzer zwar längst zurückgetreten – und doch saß er wieder auf der Bank. Bundestrainer Helmut Schön setzte auf kämpferischere Typen wie Erich Beer und Dietmar Danner. Dann, zur Pause des Halbfinales gegen die Jugoslawen, brachte er ihn. Zum Glück: Flohe verkürzte auf 1:2 und leitete die Aufholjagd ein, die sein Vereinskamerad Dieter Müller mit einem sensationellen Hattrick vollendete. Die Kölner Joker hatten das Spiel rumgerissen, doch nur Müller wurde mit einem Platz im Finale belohnt. Flohe kam gegen die Tschechen wieder nur als Joker und traf im ersten Elfmeterschießen der DFB-Historie – und doch war es vergebens.

Erst nach der EM war Flohe das, was er seit 1966 in seinem Verein war, auch in der Nationalelf: unverzichtbar. Auf dem Weg zur WM in Argentinien war er bei elf von zwölf Einsätzen in der Startelf – und schrieb Geschichte. Am 17. November 1976 glückte ihm bei der Revanche gegen Europameister CSSR in Hannover das 1000. deutsche Länderspieltor, natürlich mit seinem starken Linken.

Dass Deutschland in Argentinien dann Schiffbruch erlitt, lag auch an ihm – beziehungsweise daran, dass er vorzeitig abreisen musste. Im vierten Spiel gegen die Italiener verletzte Flohe sich, eine Oberschenkelzerrung verursachte das Ende seiner Länderspielkarriere. Denn beim Neuaufbau unter Jupp Derwall war für den 30-Jährigen kein Platz mehr, wobei die Trennung auf beiderseitigem Wunsch erfolgte.

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1978 - auf dem Zenit

1978 stand Flohe, trotz des Pechs bei der WM, bei der er zwei Tore gegen Mexiko schoss, auf dem Zenit seines Könnens. Mit dem 1. FC Köln hatte er das Double gewonnen – und er war der Kapitän. Ein Jahr später schied er allerdings im Unfrieden aus Köln. Nach einem Platzverweis in Hamburg wurden Flohe und Neumann Anfang Mai in Zwangsurlaub geschickt und sollten dafür drei Wochen eher als die anderen wieder anfangen, zudem musste jeder 1000 DM bezahlen. Flohe fühlte sich in seinem Stolz verletzt und wechselte nach 13 Kölner Jahren zu Aufsteiger 1860 München, wo er nicht lange wirbeln durfte. Im Spiel gegen Duisburg trat ihm der spätere Kölner Paul Steiner Schien- und Wadenbein durch.

Das bedeutete nach nur 14 Spielen für die Löwen am 1. Dezember 1979 das jähe Karriereende. Flohe zog vor Gericht und erwirkte, dass Steiner an eine soziale Einrichtung 5000 DM zahlen musste. Das brach zwar ein Tabu unter Profis, entsprach jedoch seinem Gerechtigkeitsempfinden. Nach der Karriere kümmerte er sich um sein Tenniszentrum und trainierte den Heimatklub TSC Euskirchen, ehe sein großes Herz, das den Menschen Heinz Flohe immer auszeichnete, sich gegen den wendete, in dessen Brust es schlug. Heinz Flohe hinterließ eine Frau und einen Fußball begeisterten Sohn.

Flohe war Rock´n Roll

In Euskirchen zeigen sie an seinem Ehrentag den Film, der nach seinem Tod über ihn gedreht wurde. Er heißt: "Der mit dem Ball tanzte". Der Titel mag auf viele zutreffen, auch auf manch brotlosen Künstler, aber auf Heinz Flohe gewiss nur im besten Sinne. Er stand und steht für die beste Zeit des 1. FC Köln und bleibt allen, die ihn haben spielen sehen, in bester Erinnerung.

Vom Regisseur des Flohe-Films, Frank Steffan, kam dieser Tage ein treffendes Zitat: "Flohe war anders als alle anderen. Er war Rock´n Roll. Seine Spielweise war nicht angepasst und der Typ erst recht nicht. Fast alle hatten damals lange Haare, aber Flohe hatte anders lange Haare. Wild, ungestüm, explosiv, so sah seine Show meistens aus. Er hatte in jeder Hinsicht einen unverwechselbaren Touch."

Heinz Flohes Karriere in Zahlen:

  • 343 Bundesligaspiele, 18 Tore
  • 39 Länderspiele, 8 Tore
  • 1 B-Länderspiel
  • 4 U 23 Länderspiele
  • 63 Pokalspiele/24 Tore
  • 56 Europacupspiele/15 Tore

Erfolge:

  • Weltmeister 1974
  • Vize-Europameister 1976
  • Deutscher Meister 1978
  • DFB-Pokalsieger 1968, 1977, 1978