Weltmeister Boateng: "Totales Vertrauen in meine Fähigkeiten"

Am Medientag der Mannschaft im Trainingslager im Südtiroler Ort Eppan hat sich Jerome Boateng den Fragen dutzender Journalisten gestellt. DFB.de war dabei und hat mitgeschrieben. Der Weltmeister spricht über den Bayern-Block, seine Position im Team und sein Rapvideo mit Jack Whitehall.

Frage: Bei der WM in Brasilien waren Manuel NeuerMats Hummels und Sie so etwas wie eine Festung, eine meist uneinnehmbare Festung. 2018 hatten Neuer und auch Sie gesundheitliche Probleme. Dürfen die Fans trotzdem darauf hoffen, dass Sie diese Leistung in Russland wieder abrufen können?

Jerome Boateng: Manu hat gezeigt, dass er auf einem sehr guten Weg ist, macht im Training einen sehr guten Eindruck. Er ist sehr präsent. Ich selbst habe durch meine Verletzungspause nicht so viel verloren. Was jetzt kommt, ist etwas anderes. Es wird ein anderes Turnier sein als 2014 in Brasilien. Es hat andere Voraussetzungen.

Frage: Ihre Adduktorenverletzung jetzt ist nicht ganz so schwerwiegend. Haben Sie Erfahrungen in der Reha gemacht, die iIhnen jetzt helfen?

Boateng: Ja, ich kenne meinen Körper sehr gut. Die Physios sagen immer, Jerome, mach' du die Analyse. Oft gebe ich vor, was passiert und sage den Physios, wo sie wie ansetzen müssen. Das ist auf einer Seite ein Vorteil. Auf der anderen Seite ist es auch schade oder bitter, dass ich inzwischen so ein Experte geworden bin. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich, so wie es aktuell ausschaut, die Möglichkeit haben werde, die WM zu spielen. Aber wir müssen noch viel arbeiten, ich bin ja gerade erst wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen.

Frage: Ist diese Rolle, als Weltmeister von allen gejagt zu werden, nicht eine enorme Herausforderung?

Boateng: Ja, da haben Sie recht, darauf werden wir uns einstellen müssen. Entscheidend ist, wir dürfen uns nicht überraschen lassen. Es wird Mannschaften geben, die uns sofort angreifen, schon in den ersten 15 Minuten enormen Druck machen. Dann dürfen wir nicht nervös werden, keine einfachen Fehler machen, genau dann müssen wir dagegenhalten.

Frage: Was bedeutet der große Bayern-Block mit sieben Spielern im 23er-Kader für die Mannschaft?

Boateng: Man kennt sich aus dem Verein und den Länderspielen mit der Nationalmannschaft. Das ist natürlich ein Vorteil.

Frage: Wie ist Ihr Austausch mit der zweiten Reihe, also mit Niklas SüleAntonio Rüdiger und Matthias Ginter?

Boateng: Sehr gut. Das sind tolle Spieler, es gäbe kein Problem, wenn einer von ihnen spielen müsste. Ich sehe die genannten Spieler auch gar nicht als Backups. Wenn sie ihre Chance kriegen, werden sie da sein und sehr gut spielen.

Frage: Die Mannschaft hat die vergangenen fünf Spiele nicht gewonnen. Das waren zugegebenermaßen Testspiele. Dennoch, hat diese Negativserie aus ihrer Sicht eine Aussagekraft?

Boateng: Nicht so viel. Man möchte in solchen Spielen Sachen ausprobieren, mit verschiedenen Formationen, mit Spielern, die vielleicht noch nicht so oft zusammengespielt haben. Das Ergebnis ist dabei nicht das Wichtigste. Wir haben gegen Topmannschaften wie im März gegen Spanien und Brasilien gespielt und dort gesehen, was noch nicht klappt, woran wir arbeiten müssen.

Frage: Die verlorenen großen Spiele mit den Bayern, im Pokalfinale gegen die Eintracht und davor in der Champions League gegen Real Madrid - haben die jetzt noch Auswirkungen? Zieht Sie das noch runter? Mats Hummels hat gesagt, für ihn zählt der Champions-League-Titel am meisten. Wie ist das bei Ihnen?

Boateng: Im Gegensatz zu Mats habe ich die Champions League schon gewonnen. Für mich schaut es also anders aus. Ich habe immer klar gesagt, dass ich alles gewinnen will, was in Reichweite liegt, alles was geht. Die Weltmeisterschaft zweimal zu gewinnen, wäre etwas ganz Besonderes, etwas Außergewöhnliches. Natürlich hatten wir uns bei Bayern von der Saison mehr erhofft. Ein Titel ist zu wenig, die Chancen waren da. Jetzt aber ist unser Blick ganz auf diese Weltmeisterschaft gerichtet.

Frage: In Brasilien standen Sie im Zentrum der Mannschaft. Haben Sie bedingt durch die Verletzungen - und während der Genesung ist man ja zwangsläufig mehr mit sich selbst beschäftigt - etwas an Boden verloren in der Nationalmannschaft?

Boateng: Ich bin genauso wie vorher. Ich glaube nicht, dass ich an Position oder Stellung verloren habe. So etwas kommt doch eher von außen, solche Beurteilungen. Ich habe totales Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich werde weiterhin so sein, wie ich bin. Ich bin ein Führungsspieler bei der Nationalmannschaft und will hier auch während der WM Verantwortung übernehmen.

Frage: Zum Abschluss: Sie sind kein Rapper, trotzdem haben Sie es jetzt getan…

Boateng: Genau deshalb, mit dem Comedian Jack Whitehall, das hat einfach Spaß gemacht.

Frage: Sie haben anschließend gepostet: "Hoffentlich sieht das Jay Z nicht". Hat er sich gemeldet?

Boateng: Nein, und ich weiß auch nicht, ob er es gesehen hat. Ich hoffe nicht.

[th]

Am Medientag der Mannschaft im Trainingslager im Südtiroler Ort Eppan hat sich Jerome Boateng den Fragen dutzender Journalisten gestellt. DFB.de war dabei und hat mitgeschrieben. Der Weltmeister spricht über den Bayern-Block, seine Position im Team und sein Rapvideo mit Jack Whitehall.

Frage: Bei der WM in Brasilien waren Manuel NeuerMats Hummels und Sie so etwas wie eine Festung, eine meist uneinnehmbare Festung. 2018 hatten Neuer und auch Sie gesundheitliche Probleme. Dürfen die Fans trotzdem darauf hoffen, dass Sie diese Leistung in Russland wieder abrufen können?

Jerome Boateng: Manu hat gezeigt, dass er auf einem sehr guten Weg ist, macht im Training einen sehr guten Eindruck. Er ist sehr präsent. Ich selbst habe durch meine Verletzungspause nicht so viel verloren. Was jetzt kommt, ist etwas anderes. Es wird ein anderes Turnier sein als 2014 in Brasilien. Es hat andere Voraussetzungen.

Frage: Ihre Adduktorenverletzung jetzt ist nicht ganz so schwerwiegend. Haben Sie Erfahrungen in der Reha gemacht, die iIhnen jetzt helfen?

Boateng: Ja, ich kenne meinen Körper sehr gut. Die Physios sagen immer, Jerome, mach' du die Analyse. Oft gebe ich vor, was passiert und sage den Physios, wo sie wie ansetzen müssen. Das ist auf einer Seite ein Vorteil. Auf der anderen Seite ist es auch schade oder bitter, dass ich inzwischen so ein Experte geworden bin. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich, so wie es aktuell ausschaut, die Möglichkeit haben werde, die WM zu spielen. Aber wir müssen noch viel arbeiten, ich bin ja gerade erst wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen.

Frage: Ist diese Rolle, als Weltmeister von allen gejagt zu werden, nicht eine enorme Herausforderung?

Boateng: Ja, da haben Sie recht, darauf werden wir uns einstellen müssen. Entscheidend ist, wir dürfen uns nicht überraschen lassen. Es wird Mannschaften geben, die uns sofort angreifen, schon in den ersten 15 Minuten enormen Druck machen. Dann dürfen wir nicht nervös werden, keine einfachen Fehler machen, genau dann müssen wir dagegenhalten.

Frage: Was bedeutet der große Bayern-Block mit sieben Spielern im 23er-Kader für die Mannschaft?

Boateng: Man kennt sich aus dem Verein und den Länderspielen mit der Nationalmannschaft. Das ist natürlich ein Vorteil.

Frage: Wie ist Ihr Austausch mit der zweiten Reihe, also mit Niklas SüleAntonio Rüdiger und Matthias Ginter?

Boateng: Sehr gut. Das sind tolle Spieler, es gäbe kein Problem, wenn einer von ihnen spielen müsste. Ich sehe die genannten Spieler auch gar nicht als Backups. Wenn sie ihre Chance kriegen, werden sie da sein und sehr gut spielen.

Frage: Die Mannschaft hat die vergangenen fünf Spiele nicht gewonnen. Das waren zugegebenermaßen Testspiele. Dennoch, hat diese Negativserie aus ihrer Sicht eine Aussagekraft?

Boateng: Nicht so viel. Man möchte in solchen Spielen Sachen ausprobieren, mit verschiedenen Formationen, mit Spielern, die vielleicht noch nicht so oft zusammengespielt haben. Das Ergebnis ist dabei nicht das Wichtigste. Wir haben gegen Topmannschaften wie im März gegen Spanien und Brasilien gespielt und dort gesehen, was noch nicht klappt, woran wir arbeiten müssen.

Frage: Die verlorenen großen Spiele mit den Bayern, im Pokalfinale gegen die Eintracht und davor in der Champions League gegen Real Madrid - haben die jetzt noch Auswirkungen? Zieht Sie das noch runter? Mats Hummels hat gesagt, für ihn zählt der Champions-League-Titel am meisten. Wie ist das bei Ihnen?

Boateng: Im Gegensatz zu Mats habe ich die Champions League schon gewonnen. Für mich schaut es also anders aus. Ich habe immer klar gesagt, dass ich alles gewinnen will, was in Reichweite liegt, alles was geht. Die Weltmeisterschaft zweimal zu gewinnen, wäre etwas ganz Besonderes, etwas Außergewöhnliches. Natürlich hatten wir uns bei Bayern von der Saison mehr erhofft. Ein Titel ist zu wenig, die Chancen waren da. Jetzt aber ist unser Blick ganz auf diese Weltmeisterschaft gerichtet.

Frage: In Brasilien standen Sie im Zentrum der Mannschaft. Haben Sie bedingt durch die Verletzungen - und während der Genesung ist man ja zwangsläufig mehr mit sich selbst beschäftigt - etwas an Boden verloren in der Nationalmannschaft?

Boateng: Ich bin genauso wie vorher. Ich glaube nicht, dass ich an Position oder Stellung verloren habe. So etwas kommt doch eher von außen, solche Beurteilungen. Ich habe totales Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich werde weiterhin so sein, wie ich bin. Ich bin ein Führungsspieler bei der Nationalmannschaft und will hier auch während der WM Verantwortung übernehmen.

Frage: Zum Abschluss: Sie sind kein Rapper, trotzdem haben Sie es jetzt getan…

Boateng: Genau deshalb, mit dem Comedian Jack Whitehall, das hat einfach Spaß gemacht.

Frage: Sie haben anschließend gepostet: "Hoffentlich sieht das Jay Z nicht". Hat er sich gemeldet?

Boateng: Nein, und ich weiß auch nicht, ob er es gesehen hat. Ich hoffe nicht.

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