Weltfußballerin Birgit Prinz: "Das war der richtige Schritt"

23 Jahre Krieg haben ihre Spuren hinterlassen - das hat Birgit Prinz, Spielführerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft in Kabul gesehen. Zerstörungen an jeder Ecke, bettelnde Straßenkinder und eine riesige Staubwolke, die sich täglich wie eine dunkle Dunstglocke über die Stadt legt. Doch der ungewohnte Blick auf die kickenden Mädchen in Afghanistans Metropole hat der Weltfußballerin von 2003 und 2004 während ihrer fünftägigen Missionsreise Mut für die Zukunft des einst vom Taliban-Regime malträtierten Landes gemacht.

"Man musste sich die Kinder nur anschauen, um zu wissen, dass es der richtige Schritt war", erzählte Prinz als Patin über das "Learn and Play"-Projekt des Fußball-Weltverbandes FIFA, der Afghanistan-Hilfe und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK). Zusammen mit Fußball-Entwicklungshelfer Holger Obermann, der für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den Fußball-Weltverband (FIFA) in Afghanistan arbeitet, war die Nationalspielerin in der Krisenregion unterwegs und machte sich ein Bild. Die Stippvisite hat auch bei Prinz Spuren hinterlassen: Mittlerweile spricht die Frankfurterin schon von "unseren Mädels", wenn es um die Teilnehmerinnen des Hilfsprogramms geht.

Der Fußball gilt in Afghanistan quasi als humanitäre Hilfe, ist aber auch Mittel zum Zweck - insbesondere für die lange unterdrückten Frauen und Mädchen. "Die schulische und berufliche Ausbildung der Kinder steht im Vordergrund. Das Spiel ist wichtig, um sie diesbezüglich zu gewinnen", beschreibt Weltmeisterin Prinz die Strategie und betont: "Sie müssen wissen, dass das ihre Chance ist. Sie müssen ein anderes Weltbild bekommen."

Inzwischen gibt es dank eines Schweizer Konsortiums in Kabul und Umgebung bereits drei Schulzentren mit jeweils 150 Kindern. Jeden Morgen wird schon vor dem Unterricht zwischen sechs und acht Uhr auf einem holprigen Hartplatz gekickt, danach wird gemeinsam gefrühstückt. Unter dem Taliban-Regime war den Kindern und Jugendlichen jegliches Spielen noch strengstens untersagt.

Kein Wunder, dass Prinz (Obermann: "Birgit ist ein Glücksfall für die Mission") bei den Heranwachsenden eine große Fröhlichkeit registrierte. Nachdem sie sich in Kabul umgesehen hat und ob der Lebensumstände "etwas bedrückt" war, weiß die 27 Jahre alte Patin, "dass die Schulen für die Kinder das Paradies auf Erden sein müssen". Erst recht, weil 75 Prozent der Pennäler auf der Straße "gesucht und gefunden" wurden, wie Obermann vielsagend erläutert.

Allerdings stehen die Mädchen auch in Sachen Fußball noch hinter den Jungs zurück. 70 Prozent beträgt der Anteil der Buben in den Lehranstalten. Die Widerstände in einer immer noch von Männern dominierten Gesellschaft (Prinz: "Auf den Straßen habe ich fast nur Männer gesehen") bleiben für die Frauen eine hohe Hürde.

Ein Beispiel: Zwei Teilnehmerinnen des von Obermann angebotenen Trainerinnenlehrgangs verloren ihre Arbeitsstelle, nachdem sie sich angemeldet hatten. "Es ist für viele Frauen immer noch sehr schwierig, sie dürfen nicht ohne Kopftuch auf die Straße. Es ist eben ein langsamer Prozess, aber wir wollen ihnen die Rückkehr in die Gesellschaft erleichtern", meinte Prinz, nachdem sie insgesamt 36 afghanischen Frauen die Trainer-Lizenzen überreicht hatte.

Die Stürmerin aus Frankfurt stand während der fünf Tage unfreiwillig immer wieder im Mittelpunkt. Begleitet von einem Journalisten-Tross, der "leider immer nur fußballerische Dinge über mich wissen wollte" (Prinz), gab sie Tipps an den Nachwuchs weiter. Mittlerweile gibt es sogar ein Turnier mit Namen "Prinz-Cup", das alljährlich ausgetragen werden soll, sowie einen "Prinz-Parcours", in dem die Kinder ihre Ballfertigkeit beweisen können.

Die Klassenräume hatten die Schüler zur Begrüßung mit Postern der Welt- und Europameisterin dekoriert. Doch Obermann imponierte vor allen Dingen eines: "Birgit ist als Mensch aufgetreten, nicht als die Weltklassefußballerin." [tw]


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23 Jahre Krieg haben ihre Spuren hinterlassen - das hat Birgit Prinz, Spielführerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft in Kabul gesehen. Zerstörungen an jeder Ecke, bettelnde Straßenkinder und eine riesige Staubwolke, die sich täglich wie eine dunkle Dunstglocke über die Stadt legt. Doch der ungewohnte Blick auf die kickenden Mädchen in Afghanistans Metropole hat der Weltfußballerin von 2003 und 2004 während ihrer fünftägigen Missionsreise Mut für die Zukunft des einst vom Taliban-Regime
malträtierten Landes gemacht.



"Man musste sich die Kinder nur anschauen, um zu wissen, dass
es der richtige Schritt war", erzählte Prinz als Patin über das
"Learn and Play"-Projekt des Fußball-Weltverbandes FIFA, der
Afghanistan-Hilfe und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK).
Zusammen mit Fußball-Entwicklungshelfer Holger Obermann, der für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den Fußball-Weltverband (FIFA) in Afghanistan arbeitet, war die Nationalspielerin in der Krisenregion unterwegs und machte sich ein Bild. Die Stippvisite hat auch bei Prinz Spuren hinterlassen: Mittlerweile spricht die Frankfurterin schon von "unseren Mädels", wenn es um die Teilnehmerinnen des Hilfsprogramms geht.



Der Fußball gilt in Afghanistan quasi als humanitäre Hilfe,
ist aber auch Mittel zum Zweck - insbesondere für die lange
unterdrückten Frauen und Mädchen. "Die schulische und berufliche
Ausbildung der Kinder steht im Vordergrund. Das Spiel ist wichtig, um sie diesbezüglich zu gewinnen", beschreibt Weltmeisterin Prinz die Strategie und betont: "Sie müssen wissen, dass das ihre Chance ist. Sie müssen ein anderes Weltbild bekommen."



Inzwischen gibt es dank eines Schweizer Konsortiums in Kabul
und Umgebung bereits drei Schulzentren mit jeweils 150 Kindern.
Jeden Morgen wird schon vor dem Unterricht zwischen sechs und acht Uhr auf einem holprigen Hartplatz gekickt, danach wird gemeinsam gefrühstückt. Unter dem Taliban-Regime war den Kindern und Jugendlichen jegliches Spielen noch strengstens untersagt.



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Kein Wunder, dass Prinz (Obermann: "Birgit ist ein Glücksfall
für die Mission") bei den Heranwachsenden eine große Fröhlichkeit registrierte. Nachdem sie sich in Kabul umgesehen hat und ob der Lebensumstände "etwas bedrückt" war, weiß die 27 Jahre alte Patin, "dass die Schulen für die Kinder das Paradies auf Erden sein müssen". Erst recht, weil 75 Prozent der Pennäler auf der Straße "gesucht und gefunden" wurden, wie Obermann vielsagend erläutert.



Allerdings stehen die Mädchen auch in Sachen Fußball noch
hinter den Jungs zurück. 70 Prozent beträgt der Anteil der Buben in den Lehranstalten. Die Widerstände in einer immer noch von Männern dominierten Gesellschaft (Prinz: "Auf den Straßen habe ich fast nur Männer gesehen") bleiben für die Frauen eine hohe Hürde.



Ein Beispiel: Zwei Teilnehmerinnen des von Obermann angebotenen Trainerinnenlehrgangs verloren ihre Arbeitsstelle, nachdem sie sich angemeldet hatten. "Es ist für viele Frauen immer noch sehr schwierig, sie dürfen nicht ohne Kopftuch auf die Straße. Es ist eben ein langsamer Prozess, aber wir wollen ihnen die Rückkehr in die Gesellschaft erleichtern", meinte Prinz, nachdem sie insgesamt 36 afghanischen Frauen die Trainer-Lizenzen überreicht hatte.



Die Stürmerin aus Frankfurt stand während der fünf Tage
unfreiwillig immer wieder im Mittelpunkt. Begleitet von einem
Journalisten-Tross, der "leider immer nur fußballerische Dinge über mich wissen wollte" (Prinz), gab sie Tipps an den Nachwuchs weiter. Mittlerweile gibt es sogar ein Turnier mit Namen "Prinz-Cup", das alljährlich ausgetragen werden soll, sowie einen "Prinz-Parcours", in dem die Kinder ihre Ballfertigkeit beweisen können.



Die Klassenräume hatten die Schüler zur Begrüßung mit Postern
der Welt- und Europameisterin dekoriert. Doch Obermann imponierte vor allen Dingen eines: "Birgit ist als Mensch aufgetreten, nicht als die Weltklassefußballerin."