Wellenreuther denkt an Messi oder Pogba

Eine Saison der absoluten Gegensätze absolviert Timon Wellenreuther. Angefangen hat sie in der Regionalliga West bei Schalke 04 II, dann stand der 19-Jährige im Achtelfinale der Champions League für die königsblauen Profis gegen Real Madrid im Tor. Er wurde gelobt und kritisiert. Nun ist er anstelle des verletzten Michael Zetterer von Werder Bremen ins DFB-Aufgebot bei der U 20-Weltmeisterschaft in Neuseeland gerutscht. Wie er auf seine Nominierung reagiert hat und welche Einsatzchancen er sich ausrechnet, erzählt Timon Wellenreuther im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler.

DFB.de: Herr Wellenreuther, Sie wurden kurzfristig anstelle des verletzten Michael Zetterer für die U 20-WM in Neuseeland nachnominiert. Wie haben Sie davon erfahren?

Timon Wellenreuther: Unser U 20-Torwarttrainer Carsten Eisenmenger rief mich letzten Freitag an und fragte mich, ob ich für Michael einspringen könnte. Ich habe dann schnell die Verantwortlichen von Schalke 04 kontaktiert, meinen Urlaub abgesagt und bin nach Frankfurt zum Treffpunkt der U 20 gereist.

DFB.de: Was ging in diesem Moment in Ihnen vor?

Wellenreuther: Natürlich ist es immer schade, wenn sich ein Kollege verletzt, und ich möchte auf diesem Wege Michael noch einmal alles Gute wünschen. Trotzdem habe ich mich natürlich auch wahnsinnig gefreut. Nach Neuseeland reisen, um eine U 20-WM spielen - das ist ein Kindheitstraum von mir und definitiv besser als Urlaub. (lacht) Jeder Spieler weiß, dass es eine große Auszeichnung ist, hier dabei zu sein. Man kann sich der ganzen Welt präsentieren. Paul Pogba (2013; Anm. d. Red.), Sergio Agüero (2007; Anm. d. Red.), Lionel Messi (2005; Anm. d. Red.) oder Diego Maradona (1979, Anm. d. Red.) wurden bei der U 20-WM als beste Spieler gekürt und haben danach einzigartige Karrieren hingelegt.

DFB.de: À propos Stars, die deutsche Nationalmannschaft hat bei der WM 2014 vor allem als Team geglänzt. Kann bei der U 20 ein ähnlicher Spirit entstehen?

Wellenreuther: Auf jeden Fall. Wir verstehen uns alle sehr gut untereinander und tauschen uns oft über unsere Erfahrungen aus. Zwischen einigen sind bereits Freundschaften entstanden. Ich freue mich auch immer, hier regelmäßig meine alten Mannschaftskameraden vom KSC zu treffen, Kevin Akpoguma (Hoffenheim, ab Sommer Düsseldorf; Anm. d. Red.) und Robert Bauer (Ingolstadt; Anm. d. Red.).

DFB.de: Wie stehen Ihre Chancen, bei der U 20-WM das deutsche Tor zu hüten?

Wellenreuther: Zwischen Marvin Schwäbe, Daniel Mesenhöler und mir herrscht ein offener Dreikampf auf der Torhüterposition. Das wurde mir auch von Carsten Eisenmenger so zugesagt, als er mich einlud. Ich für meinen Teil will auf jeden Fall spielen und werde mich in jedem Training voll reinhängen.



Eine Saison der absoluten Gegensätze absolviert Timon Wellenreuther. Angefangen hat sie in der Regionalliga West bei Schalke 04 II, dann stand der 19-Jährige im Achtelfinale der Champions League für die königsblauen Profis gegen Real Madrid im Tor. Er wurde gelobt und kritisiert. Nun ist er anstelle des verletzten Michael Zetterer von Werder Bremen ins DFB-Aufgebot bei der U 20-Weltmeisterschaft in Neuseeland gerutscht. Wie er auf seine Nominierung reagiert hat und welche Einsatzchancen er sich ausrechnet, erzählt Timon Wellenreuther im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler.

DFB.de: Herr Wellenreuther, Sie wurden kurzfristig anstelle des verletzten Michael Zetterer für die U 20-WM in Neuseeland nachnominiert. Wie haben Sie davon erfahren?

Timon Wellenreuther: Unser U 20-Torwarttrainer Carsten Eisenmenger rief mich letzten Freitag an und fragte mich, ob ich für Michael einspringen könnte. Ich habe dann schnell die Verantwortlichen von Schalke 04 kontaktiert, meinen Urlaub abgesagt und bin nach Frankfurt zum Treffpunkt der U 20 gereist.

DFB.de: Was ging in diesem Moment in Ihnen vor?

Wellenreuther: Natürlich ist es immer schade, wenn sich ein Kollege verletzt, und ich möchte auf diesem Wege Michael noch einmal alles Gute wünschen. Trotzdem habe ich mich natürlich auch wahnsinnig gefreut. Nach Neuseeland reisen, um eine U 20-WM spielen - das ist ein Kindheitstraum von mir und definitiv besser als Urlaub. (lacht) Jeder Spieler weiß, dass es eine große Auszeichnung ist, hier dabei zu sein. Man kann sich der ganzen Welt präsentieren. Paul Pogba (2013; Anm. d. Red.), Sergio Agüero (2007; Anm. d. Red.), Lionel Messi (2005; Anm. d. Red.) oder Diego Maradona (1979, Anm. d. Red.) wurden bei der U 20-WM als beste Spieler gekürt und haben danach einzigartige Karrieren hingelegt.

DFB.de: À propos Stars, die deutsche Nationalmannschaft hat bei der WM 2014 vor allem als Team geglänzt. Kann bei der U 20 ein ähnlicher Spirit entstehen?

Wellenreuther: Auf jeden Fall. Wir verstehen uns alle sehr gut untereinander und tauschen uns oft über unsere Erfahrungen aus. Zwischen einigen sind bereits Freundschaften entstanden. Ich freue mich auch immer, hier regelmäßig meine alten Mannschaftskameraden vom KSC zu treffen, Kevin Akpoguma (Hoffenheim, ab Sommer Düsseldorf; Anm. d. Red.) und Robert Bauer (Ingolstadt; Anm. d. Red.).

DFB.de: Wie stehen Ihre Chancen, bei der U 20-WM das deutsche Tor zu hüten?

Wellenreuther: Zwischen Marvin Schwäbe, Daniel Mesenhöler und mir herrscht ein offener Dreikampf auf der Torhüterposition. Das wurde mir auch von Carsten Eisenmenger so zugesagt, als er mich einlud. Ich für meinen Teil will auf jeden Fall spielen und werde mich in jedem Training voll reinhängen.

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DFB.de: Ihre Konkurrenten wahrscheinlich auch...

Wellenreuther: Das will ich hoffen, denn nur so können wir uns gegenseitig zur Höchstleistung pushen. Obwohl wir Konkurrenten um eine Position sind, gehen wir sehr respektvoll und freundschaftlich miteinander um.

DFB.de: Schauen wir auf Ihre spektakuläre Saison zurück. Nachdem Sie in der Regionalliga begonnen hatten, gaben Sie am 4. Februar beim Auswärtsspiel gegen den FC Bayern München Ihr Bundesligadebüt.

Wellenreuther: Richtig. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern. Zur Halbzeit des Spiels stand es 1:1. Fabian Giefer hatte sich verletzt, aber eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass er weiterspielt. Nach der ersten Halbzeit kamen dann alle Spieler aus der Kabine, nur Fabian nicht. Der Trainer sagte mir, dass ich für ihn einspringe. Es war brutal, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah.

DFB.de: Wie ging es weiter?

Wellenreuther: Als ich mir die Schienbeinschoner anzog, habe ich gemerkt, dass ich leicht gezittert habe, so nervös war ich. Das ging so weiter, bis der Schiedsrichter endlich die zweite Halbzeit angepfiffen hat. Ab dann hat es richtig Spaß gemacht. Ich konnte noch ein paar gute Paraden zeigen und den Kasten sauber halten. Das war schon ein Riesenerlebnis.

DFB.de: Kurz darauf folgte das nächste Highlight im Achtelfinale der Champions League gegen Real Madrid.

Wellenreuther: Auch da habe ich ein gutes Spiel gemacht und die beste Note unserer Mannschaft erhalten. In den darauffolgenden Wochen kamen noch weitere Bundesligaspiele dazu (insgesamt acht; Anm. d. Red.), unter anderem das Derby gegen den BVB. Das waren die krassesten fünf, sechs Wochen meines Lebens.

DFB.de: Wie es bei jungen Torhütern üblich ist, unterlief Ihnen in den folgenden Partien auch der ein oder andere Patzer. Sie wurden erst hochgejubelt und dann stark kritisiert.

Wellenreuther: Das war schon extrem. Ich habe gesehen, wie schnell es gehen kann. Gegen Real war ich noch das umjubelte Torhütertalent und ein paar Tage später der Buhmann. Dieses Auf und ab war schon brutal. Ich musste lernen, damit klarzukommen. Manches habe ich erst in den Tagen danach realisiert und verarbeitet. In nur wenigen Wochen habe ich mehr erlebt als andere Torhüter in einem Jahr. Aber ich habe dadurch eine Menge gelernt.

DFB.de: Sie machen auf dem Platz, egal ob nach einer Topparade oder nach einem Patzer, stets einen sehr ruhigen Eindruck. Täuscht das, oder sind Sie wirklich so entspannt?

Wellenreuther: Ich bin schon eher der ruhige Typ. Vor Spielen bin ich meistens nervös, aber das ändert sich mit dem Anpfiff. Ich denke, es ist für eine Mannschaft auch wichtig, dass der Torwart Ruhe ausstrahlt. Ich muss mein eigenes Spiel durchziehen, dann kann ich der Mannschaft am besten helfen.

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DFB.de: Mit welchen Ambitionen gehen Sie in die kommende Saison auf Schalke?

Wellenreuther: Das ist schwer zu beantworten. Momentan ist ja noch nicht einmal bekannt, wer uns in der kommenden Saison trainiert und ob Fabian Giefer überhaupt fit wird. Ich möchte auf jeden Fall Spielpraxis bekommen, um mich weiterzuentwickeln. Aber zunächst werde ich mich voll auf die U 20-WM konzentrieren.

DFB.de: Sie sollen bereits als Neunjähriger den Berufswunsch geäußert haben, Profifußballer zu werden.

Wellenreuther: Das stimmt. Ich hatte schon sehr früh diesen Traum. Mein Vater, den ich damit fast täglich genervt habe, könnte das bestätigen. (lacht) Nun habe ich meine erste Saison im Profibereich hinter mir und bin bei der U 20-WM. Ich lebe meinen Traum.

DFB.de: Als Jugendlicher waren Sie auch am DFB-Stützpunkt in Karlsruhe. Ihr damaliger Trainer Damir Dugandzic schwärmt heute noch von Ihrem Ehrgeiz.

Wellenreuther: Ich wollte schon immer der Beste sein. Das war gar nicht so einfach in meiner Jugend. Ich bin nämlich im Dezember geboren und habe meistens eine Altersklasse übersprungen. Dementsprechend waren die anderen Spieler meistens zwei Jahre älter als ich. Diese Erfahrungen haben mich geprägt und waren sehr wichtig für mich. In dieser Zeit habe ich gelernt, mich durchzusetzen.

DFB.de: 2013 wechselten Sie vom KSC in die U 19 von Schalke 04, die am vergangenen Wochenende zum wiederholten Male Deutscher Meister geworden sind. Was macht die Schalker im Jugendbereich so stark?

Wellenreuther: Die Betreuung in der Knappenschmiede ist einfach überragend, und U 19-Trainer Norbert Elgert ist ein absoluter Fachmann. Er hat in den letzten Jahren viele Talente gefunden und weiterentwickelt. Durch ihn lernt man ständig mehr und ist dann bereit für eine Profilaufbahn. Das gilt auch für Torwarttrainer Thorsten Albustin und die anderen Mitarbeiter.

DFB.de: Gab es wegen des Wechsels damals Ärger mit Ihrem Vater? Schließlich ist er Präsident beim KSC.

Wellenreuther: Nein. Meine Familie hat mich immer unterstützt: Egal ob Vater, Mutter, Oma oder Schwester. Ich habe immer absoluten Rückhalt in meiner Familie gespürt. Auch heute noch kommen sie zu meinen Spielen, wenn sie die Zeit dafür finden. Sie werden bestimmt auch am Fernseher mitfiebern, wenn wir hier in Neuseeland unsere WM-Spiele bestreiten.