Weizen und Wiedenbrück: Bauer Beckstedde erntet Erfolge

Zumindest für die anstehenden Nachbarschaftsduelle beim SV Rödinghausen am kommenden Freitag (ab 19 Uhr) und vor eigenem Publikum gegen den SC Verl (7. November) scheinen die Wiedenbrücker, die Beckstedde als "Verein mit einer soliden Basis" beschreibt, gut gerüstet zu sein. Schon jetzt haben die Blau-Schwarzen mit 23 Punkten nach 13 Partien exakt so viele Zähler auf dem Konto wie nach 35 Spieltagen in der Vorsaison. Nicht zuletzt Landwirt "Ali" weiß: (Punkte)-Ernte gut, alles gut.

[mspw]


Zu dieser Jahreszeit hat Alfons "Ali" Beckstedde immer alle Hände voll zu tun. Schließlich leitet der Trainer des SC Wiedenbrück 2000, der als Überraschungsmannschaft im oberen Tabellendrittel der Regionalliga West mitmischt, hauptberuflich einen landwirtschaftlichen Betrieb für Ackerbau, Schweine- und Bullenmast im nur wenige Autobahnminuten von Wiedenbrück entfernten Vellern (Kreis Beckum).

Becksteddes üblicher Tagesablauf: Aufstehen gegen halb sieben, um sich um die Tiere und das angebaute Getreide zu kümmern. Abends folgen die Trainingseinheiten beim SCW. Alltag für den 52-Jährigen.

Erntezeit ist aber aktuell nicht nur auf dem Feld, sondern - und das fast schon im Wochenrhythmus - auch auf dem Fußballplatz. In sechs der vergangenen acht Partien fuhr Beckstedde mit den Ostwestfalen drei Punkte ein und "ackerte" sich so bis auf den sechsten Tabellenplatz vor. "Alle im Verein genießen die aktuelle Situation. Viele Spiele waren eng. Doch wir schaffen es aktuell, auch diese Duelle dank unserer mannschaftlichen Geschlossenheit, die für mich das A und O ist, für uns zu entscheiden", sagt "Ali" Beckstedde im Gespräch mit DFB.de.

Schwache Defensive wird zum Erfolgsfaktor

Dabei war der Klub aus der 46.000-Einwohner-Stadt Rheda-Wiedenbrück, unter anderem Heimat von Clemens Tönnies (Aufsichtsratschef beim Bundesligisten FC Schalke 04), noch in der abgelaufenen Spielzeit nur hauchdünn dem Abstieg entgangen. Nur der Aufstieg des SC Fortuna Köln in die 3. Liga, der Rückzug von Bayer 04 Leverkusens U 23 und der Nichtaufstieg von Arminia Bielefeld II verhinderten nach vier Jahren den Abstieg von der Regional- in die Oberliga.

Als die Ostwestfalen dann "Ali" Beckstedde für die neue Saison als Trainer vorstellten, stand die Ligazugehörigkeit noch gar nicht fest und das Feld war keinesfalls bestellt. Dennoch ging die Saat des Landwirts, der auf seinem Bauernhof vermehrt Weizen und Mais anbaut, bei der Kaderzusammenstellung auf. "Die Anzahl der Gegentreffer war mit 76 sehr hoch. Da haben wir in erster Linie angesetzt und den Kader entsprechend zusammengestellt", sagt der Trainer, dessen Mannschaft auf fremden Plätzen noch ungeschlagen ist und insgesamt nur 16 Gegentreffer in 13 Partien zuließ.

Kein Leistungsabfall durch Bollmann-Ausfall

Jure Colak (vom SV Wacker Burghausen) und der bundesligaerfahrene Markus Bollmann (zuletzt MSV Duisburg) bilden nun meist die Innenverteidigung beim SCW, während sich in der Offensive vor allem die Verpflichtungen von Julian Loose und Aleksandar Kotuljac (beide von den Sportfreunden Lotte) bezahlt machten. Beckstedde sagt: "Im Rahmen unserer eher geringen finanziellen Möglichkeit haben wir ein glückliches Händchen bewiesen. Die Mischung in der Mannschaft stimmt."

Vorläufiger Höhepunkt des Wiedenbrücker Höhenflugs war der Auftritt gegen den Spitzenreiter und Titelfavoriten FC Viktoria Köln vor wenigen Tagen. Durch die Tore von Tobias Puhl, Massih Wassey und Kamil Bednarski (sechster Saisontreffer) gelang ein 3:2 und der siebte Saisonsieg. "Trotz der Ausfälle von Colak und Bollmann, der wegen einer Entzündung der linken Gehirnhälfte mit Kortison behandelt wird, gab es keinen Einbruch in der Mannschaft. Das zeugt von einer gewissen Qualität", so Beckstedde.

"Vielleicht nach der Winterpause neue Ziele stellen"

Ob sich seine Mannschaft schon von einer zarten Pflanze zu einem kräftigen Baum entwickelt hat, der sich dauerhaft in der aktuellen Tabellenregion halten kann, möchte der dreifache Familienvater noch nicht prognostizieren. "Unser Ziel war es, den Klassenverbleib frühzeitig zu sichern. Dabei sieht es aktuell gut aus. Wir werden versuchen, unsere konstante Form zu halten, und warten ab, wie es bis Weihnachten weiter geht. Erst dann können wir uns vielleicht nach der Winterpause neue Ziele stellen", so der SCW-Trainer.

Zumindest für die anstehenden Nachbarschaftsduelle beim SV Rödinghausen am kommenden Freitag (ab 19 Uhr) und vor eigenem Publikum gegen den SC Verl (7. November) scheinen die Wiedenbrücker, die Beckstedde als "Verein mit einer soliden Basis" beschreibt, gut gerüstet zu sein. Schon jetzt haben die Blau-Schwarzen mit 23 Punkten nach 13 Partien exakt so viele Zähler auf dem Konto wie nach 35 Spieltagen in der Vorsaison. Nicht zuletzt Landwirt "Ali" weiß: (Punkte)-Ernte gut, alles gut.