Weise: "Aktuell keine Beweise für Spielmanipulationen"

Norbert Weise, Stellvertretender Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses, nimmt in einem exklusiven Interview mit DFB.de Stellung zum Stand der Ermittlungen wegen angeblicher Spiel-Manipulationen.

DFB.de: Herr Weise, DFB-Präsident Theo Zwanziger erklärte am Mittwoch vor dem Sportausschuss in Berlin, dass dem Verband derzeit keine Beweise dafür vorlägen, dass im nationalen Spielbetrieb tatsächlich Manipulationen stattgefunden hätten. Der zuständige Staatsanwalt Bachmann erklärte demgegenüber, es habe „auf jeden Fall“ Manipulationen gegeben. Sie als stellvertretender Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses sind seit vielen Monaten mit dem Verfahren gegen Spieler befasst und beobachten zudem den Prozess in Bochum. Wie ist denn nun der Stand der Dinge?

Norbert Weise: Ich denke, dass die beiden Aussagen gar nicht so weit auseinander liegen. Vielmehr dürften es vor allem juristische Begrifflichkeiten sein, die für diese Irritationen sorgen. Es ist so, dass uns aktuell keine Beweise für tatsächlich vollzogene Spielmanipulationen in Deutschland vorliegen. Deshalb spricht Staatsanwalt Bachmann wohl auch ganz bewusst nicht von Beweisen. Natürlich liegen der Bochumer Staatsanwaltschaft dank ihrer Ermittlungen Anhaltspunkte vor, aber das bewerten wir eben nur als Indizien, die nicht die Stärke eines Beweises haben. Wir haben lediglich klare Beweise dafür, dass Manipulationsabreden getroffen wurden. Das allerdings, darauf weise ich nachdrücklich hin, ist alleine ist schon strafbar.

DFB.de: Also ist die Aussage von Dr. Zwanziger vor dem Sportausschuss korrekt?

Weise: Absolut. Nach unserem Kenntnisstand und mittlerweile zwanzig Verhandlungstagen vor dem Bochumer Landgericht kann ich deutlich sagen: Konkrete Beweise für eine in Deutschland tatsächliche erfolgte Spielmanipulation haben wir bislang nicht.

DFB.de: Zumal eine Absprache zur Manipulation ja nicht gleichbedeutend ist mit einer dann tatsächlich erfolgten Spielbeeinflussung…

Weise: Die Staatsanwaltschaft in Bochum sieht einen Anhaltspunkt für Manipulationen in den getroffenen Absprachen, oft gleichbedeutend mit einer tatsächlich erfolgten Manipulation. Das allerdings ist lediglich eine Schlussfolgerung oder ein Indiz, aber eben noch kein Beweis. Zumal wir wissen, dass es nicht ganz so einfach ist, ein Fußballspiel tatsächlich erfolgreich zu manipulieren. Das ist im Übrigen auch in den laufenden Verhandlungen vor dem Landgericht Bochum von einigen Beteiligten so bestätigt worden.

DFB.de: Die Chancen einer Spielmanipulation steigen auf jeden Fall, wenn man den Schiedsrichter für sein Vorhaben gewinnt. Diesbezüglich will die Bochumer Staatsanwaltschaft Zwanzigers Aussage, dass in Deutschland derzeit keine Referees betroffen sind, nicht bestätigen.



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Norbert Weise, Stellvertretender Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses, nimmt in einem exklusiven Interview mit DFB.de Stellung zum Stand der Ermittlungen wegen angeblicher Spiel-Manipulationen.

DFB.de: Herr Weise, DFB-Präsident Theo Zwanziger erklärte am Mittwoch vor dem Sportausschuss in Berlin, dass dem Verband derzeit keine Beweise dafür vorlägen, dass im nationalen Spielbetrieb tatsächlich Manipulationen stattgefunden hätten. Der zuständige Staatsanwalt Bachmann erklärte demgegenüber, es habe „auf jeden Fall“ Manipulationen gegeben. Sie als stellvertretender Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses sind seit vielen Monaten mit dem Verfahren gegen Spieler befasst und beobachten zudem den Prozess in Bochum. Wie ist denn nun der Stand der Dinge?

Norbert Weise: Ich denke, dass die beiden Aussagen gar nicht so weit auseinander liegen. Vielmehr dürften es vor allem juristische Begrifflichkeiten sein, die für diese Irritationen sorgen. Es ist so, dass uns aktuell keine Beweise für tatsächlich vollzogene Spielmanipulationen in Deutschland vorliegen. Deshalb spricht Staatsanwalt Bachmann wohl auch ganz bewusst nicht von Beweisen. Natürlich liegen der Bochumer Staatsanwaltschaft dank ihrer Ermittlungen Anhaltspunkte vor, aber das bewerten wir eben nur als Indizien, die nicht die Stärke eines Beweises haben. Wir haben lediglich klare Beweise dafür, dass Manipulationsabreden getroffen wurden. Das allerdings, darauf weise ich nachdrücklich hin, ist alleine ist schon strafbar.

DFB.de: Also ist die Aussage von Dr. Zwanziger vor dem Sportausschuss korrekt?

Weise: Absolut. Nach unserem Kenntnisstand und mittlerweile zwanzig Verhandlungstagen vor dem Bochumer Landgericht kann ich deutlich sagen: Konkrete Beweise für eine in Deutschland tatsächliche erfolgte Spielmanipulation haben wir bislang nicht.

DFB.de: Zumal eine Absprache zur Manipulation ja nicht gleichbedeutend ist mit einer dann tatsächlich erfolgten Spielbeeinflussung…

Weise: Die Staatsanwaltschaft in Bochum sieht einen Anhaltspunkt für Manipulationen in den getroffenen Absprachen, oft gleichbedeutend mit einer tatsächlich erfolgten Manipulation. Das allerdings ist lediglich eine Schlussfolgerung oder ein Indiz, aber eben noch kein Beweis. Zumal wir wissen, dass es nicht ganz so einfach ist, ein Fußballspiel tatsächlich erfolgreich zu manipulieren. Das ist im Übrigen auch in den laufenden Verhandlungen vor dem Landgericht Bochum von einigen Beteiligten so bestätigt worden.

DFB.de: Die Chancen einer Spielmanipulation steigen auf jeden Fall, wenn man den Schiedsrichter für sein Vorhaben gewinnt. Diesbezüglich will die Bochumer Staatsanwaltschaft Zwanzigers Aussage, dass in Deutschland derzeit keine Referees betroffen sind, nicht bestätigen.

Weise: Das kann ich mir nur so erklären, dass Herr Bachmann in dieser Sache den internationalen Vergleich zieht, während Zwanziger allein vom deutschen Fußball gesprochen hat. Nach unserem aktuellen Kenntnisstand gibt es derzeit kein laufendes Verfahren gegen einen deutschen Schiedsrichter. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Cetin Sevinc und Thorben Siewer sind inzwischen eingestellt und die beiden Unparteiischen durch den DFB rehabilitiert worden.

DFB.de: Es bleibt also aktuell bei acht Spielern, die auf Antrag des DFB-Kontrollausschuss durch das DFB-Sportgericht verurteilt worden sind.

Weise: Das ist richtig, bislang wurden acht Akteure wegen Manipulationsabsprachen mit Sperren bis zu zwei Jahren und neun Monaten belegt. Darüber hinaus wurden die Verfahren gegen die oben genannten Schiedsrichter und drei Spieler aus Erfurt eingestellt.

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DFB.de: Kann es denn sein, dass der Staatsanwaltschaft noch weitergehende Informationen als dem DFB-Kontrollausschuss vorliegen?

Weise: In den Kernbereichen sicher nicht, dort haben wir den identischen Kenntnisstand. Sollten der Staatsanwaltschaft jedoch weiterreichende Erkenntnisse vorlegen, so hoffe ich, dass wir diese zeitnah bekommen würden.

DFB.de: Fakt ist jedoch, dass der DFB bislang nicht alle Akten einsehen durfte?

Weise: Bislang hatten wir nur teilweise Einsicht, aber das wird sich nunmehr ändern. Ich hatte nach der Verhandlung am Donnerstag ein Gespräch mit dem zuständigen Staatsanwalt Andreas Bachmann. Er hat mir mitgeteilt, dass die Staatsanwaltschaft dem DFB-Kontrollausschuss nunmehr Einsicht in die kompletten Ermittlungsakten gewähren wird. Das ist ein wichtiger Schritt, denn dann haben wir endlich alle Informationen und den gleichen Kenntnisstand. Das hilft auch, um in Zukunft Missverständnisse und öffentliche Irritationen zu vermeiden.