Wehen Wiesbadens U 17-Trainer Neustädter: "Jedes Spiel zu Höhepunkt machen"

Nach sechs Jahren im Ausland ist Peter Neustädter zurück in Deutschland. Der Ex-Profi des 1. FSV Mainz 05 hat die U 17 des SV Wehen Wiesbaden in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga als Trainer übernommen. Im DFB.de-Interview spricht der 53-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Zeit im Ausland, seine früheren Trainer Wolfgang Frank und Jürgen Klopp sowie Sohn Roman.

DFB.de: Wie fühlt es sich an, nach sechs Jahren wieder in Deutschland als Trainer tätig zu sein, Herr Neustädter?

Peter Neustädter: Ganz gut. Ich freue mich sehr, wieder täglich mit jungen Leuten auf dem Platz zu stehen und mit ihnen das Abenteuer Bundesliga anzugehen. Eigentlich war zunächst geplant, dass ich erst zu dieser Saison bei der U 17 einsteige. Mitte April hatte sich allerdings die Möglichkeit ergeben, die U 16 für die letzten sechs Saisonspiele zu betreuen. Das war sehr hilfreich, da ich einige Spieler so schon kennenlernen konnte.

DFB.de: Zuvor waren Sie lange Zeit im Ausland unterwegs.

Neustädter: Das stimmt. Ich war zunächst zwei Jahre lang Sportdirektor bei Ravan Baku in Aserbaidschan, anschließend drei Jahre in gleicher Position bei Kairat Almaty in Kasachstan tätig. Bei Almaty habe ich die Nachwuchsabteilung geleitet. Da ist der Verein federführend und seiner nationalen Konkurrenz etwas voraus. Insgesamt wird in Kasachstan momentan viel in den Nachwuchs investiert, um den nationalen Fußball nach vorne zu bringen.

DFB.de: Welche Unterschiede haben Sie in der Mentalität festgestellt?

Neustädter: Die Professionalität ist in Deutschland eine ganz andere. Das merkt man vor allem bei den Trainingsinhalten. Außerdem mussten wir in Aserbaidschan oder Kasachstan immer damit rechnen, dass einige Spieler erst ein wenig später zum Training kommen. Manche Jungs mussten weite Strecken auf sich nehmen. Da dauerte die Fahrt zum Trainingsplatz teilweise mehr als eine Stunde. Die Spieler, die schon da waren, haben dann zunächst ein individuelles Programm absolviert.

DFB.de: Was haben Sie an Deutschland vermisst?

Neustädter: Vor allem meine Familie, meine Eltern und meine Kinder. Ich war zwar ungefähr alle drei Monate für zwei, drei Wochen in Deutschland. Täglich da zu sein, ist dann aber doch etwas ganz anderes. Allerdings bin ich schon in Kirgisistan geboren und habe einige Jahre in Kasachstan gespielt. Ich kannte mich also auch bei meinen Auslandsstationen schon aus und habe mich dort auch wohlgefühlt.

DFB.de: Wie kam Ihr Wechsel zum SV Wehen Wiesbaden zu Stande?

Neustädter: Sportdirektor Christian Hock, mit dem ich gemeinsam beim 1. FSV Mainz 05 gespielt hatte, fragte mich Anfang März, ob ich mir vorstellen könnte, als Nachwuchstrainer tätig zu sein. Der bisherige U 17-Trainer Nils Döring begleitet die Mannschaft jetzt auch in der U 19. Daraufhin haben wir uns getroffen, wenig später fanden auch Gespräche mit Armin Alexander, dem Leiter des Leistungszentrums, statt. Ich bin sehr dankbar für die Gelegenheit, die mir der Verein gegeben hat.

DFB.de: Die U 17 geht in ihre zweite Saison in der B-Junioren-Bundesliga. Was bedeutet das für den Verein?

Neustädter: Zuvor war es noch keiner Nachwuchsmannschaft des SVWW gelungen, nach dem Aufstieg in die Junioren-Bundesliga den Klassenverbleib zu schaffen. Außerdem wurde das Leistungszentrum auch erstmals mit einem Stern ausgezeichnet. Es entsteht also viel im Verein. Eine weitere Saison in der höchsten Spielklasse hilft dabei, dass wir uns im Nachwuchsbereich weiterentwickeln und nicht auf der Stelle treten.

DFB.de: Kennen denn schon einige Spieler die höchste Spielklasse?

Neustädter: Vom Kader aus der vergangenen Saison sind noch die beiden Innenverteidiger Dominik Bauer und Maximilian Huß dabei. Sie verkörpern die U 17 und wissen bereits, worauf es in der B-Junioren-Bundesliga ankommt. Diese Erfahrung können Sie nun an ihre Mitspieler weitergeben. Insgesamt haben wir beim Kader großen Wert auf Regionalität gelegt. Wir haben vor allem Spieler aus dem Raum Mainz, Frankfurt, Darmstadt und Gießen verpflichtet.

DFB.de: Geht der Blick im zweiten Jahr in der Bundesliga etwas weiter nach oben?

Neustädter: Ich bin nicht der Typ, der sich damit beschäftigt, wohin es möglicherweise geht. Der Fokus liegt auf dem, was wir unmittelbar beeinflussen können. Und das ist aktuell die Vorbereitung auf den 1. Spieltag am 10. August. Um an etwas anderes zu denken, fehlt auch die Zeit. Unser Auftritt bei einem Turnier in Langen, bei dem auch einige Mannschaften aus den B-Junioren-Bundesligen teilgenommen haben, hat mir schon gut gefallen. Für uns war erst durch ein 1:2 gegen den 1. FSV Mainz 05 im Halbfinale Endstation.

DFB.de: Gleich am 1. Spieltag gibt es das Wiedersehen mit dem 1. FSV Mainz 05. Eine besondere Ausgangslage, oder?

Neustädter: Ich habe lange selbst für den FSV gespielt, Mainz und Wiesbaden trennen nur wenige Kilometer. Anschließend gibt es am 2. Spieltag das nächste lokale Duell mit dem SV Darmstadt 98. Ich will da aber gar keine einzelnen Begegnungen herausgreifen. Wir wollen möglichst jedes Spiel in der B-Junioren-Bundesliga zu einem Höhepunkt machen.

DFB.de: Wie soll Ihre Mannschaft auftreten?

Neustädter: Unsere Spielweise soll ein schnelles Umschaltverhalten auszeichnen. Außerdem wollen wir nach Standardsituationen gefährlich und zu jedem Zeitpunkt in der Lage sein, die Räume für den Gegner eng zu machen. Dafür müssen wir vor allem aus den vielen Zugängen eine Einheit formen und die Spieler schnell ein Gespür für die Liga entwickeln.

DFB.de: Während Ihrer Karriere hießen Ihre Trainer beim 1. FSV Mainz 05 unter anderem Wolfgang Frank und Jürgen Klopp. Konnten Sie da überhaupt anders, als selbst Trainer zu werden?

Neustädter: Wenn man sich anschaut, wie viele ehemaligen Spieler dieser beiden Trainer geworden sind, vermutlich nicht. (lacht) Sandro Schwarz, der heute die Profis des 1. FSV Mainz 05 trainiert, oder Marco Rose, der zu dieser Saison bei Borussia Mönchengladbach übernommen hat, sind da nur zwei Beispiele. Noch während meiner aktiven Zeit habe ich 2002 und 2003 im Urlaub meine Trainerscheine gemacht. Dass ich dann auch noch bei der zweiten Mannschaft des FSV zum ersten Mal als Trainer arbeiten durfte, ist alles andere als selbstverständlich. Wolfgang Frank und Jürgen Klopp waren bei der taktischen Disziplin und der Motivation sehr prägend. Ich habe mich sehr für Jürgen gefreut, dass er mit dem FC Liverpool die Champions League gewonnen hat.

DFB.de: Ihre Fußballbegeisterung hat auch auf Ihre Söhne abgefärbt, oder?

Neustädter: Das kann man so sagen. Meine Söhne waren bei jedem Spiel von mir im Stadion. Roman hat mit sechs Jahren in Mainz mit dem Fußballspielen angefangen und es sogar bis in die deutsche und russische Nationalmannschaft geschafft. Sein jüngerer Bruder Daniel war für den FSV ab der F-Jugend aktiv und spielt heute für den 1. FC Bocholt in der Oberliga Niederrhein.

DFB.de: Ist für Roman ebenfalls eine Rückkehr nach Deutschland denkbar?

Neustädter: Auf jeden Fall. Er hat nun drei Jahre lang in der Türkei für Fenerbahce Istanbul gespielt und wertvolle Erfahrungen und Eindrücke sammeln können. Für welchen Verein er in der neuen Saison spielen wird, ist allerdings noch offen. Sein Vertrag in der Türkei ist ausgelaufen.

[mspw]

Nach sechs Jahren im Ausland ist Peter Neustädter zurück in Deutschland. Der Ex-Profi des 1. FSV Mainz 05 hat die U 17 des SV Wehen Wiesbaden in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga als Trainer übernommen. Im DFB.de-Interview spricht der 53-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Zeit im Ausland, seine früheren Trainer Wolfgang Frank und Jürgen Klopp sowie Sohn Roman.

DFB.de: Wie fühlt es sich an, nach sechs Jahren wieder in Deutschland als Trainer tätig zu sein, Herr Neustädter?

Peter Neustädter: Ganz gut. Ich freue mich sehr, wieder täglich mit jungen Leuten auf dem Platz zu stehen und mit ihnen das Abenteuer Bundesliga anzugehen. Eigentlich war zunächst geplant, dass ich erst zu dieser Saison bei der U 17 einsteige. Mitte April hatte sich allerdings die Möglichkeit ergeben, die U 16 für die letzten sechs Saisonspiele zu betreuen. Das war sehr hilfreich, da ich einige Spieler so schon kennenlernen konnte.

DFB.de: Zuvor waren Sie lange Zeit im Ausland unterwegs.

Neustädter: Das stimmt. Ich war zunächst zwei Jahre lang Sportdirektor bei Ravan Baku in Aserbaidschan, anschließend drei Jahre in gleicher Position bei Kairat Almaty in Kasachstan tätig. Bei Almaty habe ich die Nachwuchsabteilung geleitet. Da ist der Verein federführend und seiner nationalen Konkurrenz etwas voraus. Insgesamt wird in Kasachstan momentan viel in den Nachwuchs investiert, um den nationalen Fußball nach vorne zu bringen.

DFB.de: Welche Unterschiede haben Sie in der Mentalität festgestellt?

Neustädter: Die Professionalität ist in Deutschland eine ganz andere. Das merkt man vor allem bei den Trainingsinhalten. Außerdem mussten wir in Aserbaidschan oder Kasachstan immer damit rechnen, dass einige Spieler erst ein wenig später zum Training kommen. Manche Jungs mussten weite Strecken auf sich nehmen. Da dauerte die Fahrt zum Trainingsplatz teilweise mehr als eine Stunde. Die Spieler, die schon da waren, haben dann zunächst ein individuelles Programm absolviert.

DFB.de: Was haben Sie an Deutschland vermisst?

Neustädter: Vor allem meine Familie, meine Eltern und meine Kinder. Ich war zwar ungefähr alle drei Monate für zwei, drei Wochen in Deutschland. Täglich da zu sein, ist dann aber doch etwas ganz anderes. Allerdings bin ich schon in Kirgisistan geboren und habe einige Jahre in Kasachstan gespielt. Ich kannte mich also auch bei meinen Auslandsstationen schon aus und habe mich dort auch wohlgefühlt.

DFB.de: Wie kam Ihr Wechsel zum SV Wehen Wiesbaden zu Stande?

Neustädter: Sportdirektor Christian Hock, mit dem ich gemeinsam beim 1. FSV Mainz 05 gespielt hatte, fragte mich Anfang März, ob ich mir vorstellen könnte, als Nachwuchstrainer tätig zu sein. Der bisherige U 17-Trainer Nils Döring begleitet die Mannschaft jetzt auch in der U 19. Daraufhin haben wir uns getroffen, wenig später fanden auch Gespräche mit Armin Alexander, dem Leiter des Leistungszentrums, statt. Ich bin sehr dankbar für die Gelegenheit, die mir der Verein gegeben hat.

DFB.de: Die U 17 geht in ihre zweite Saison in der B-Junioren-Bundesliga. Was bedeutet das für den Verein?

Neustädter: Zuvor war es noch keiner Nachwuchsmannschaft des SVWW gelungen, nach dem Aufstieg in die Junioren-Bundesliga den Klassenverbleib zu schaffen. Außerdem wurde das Leistungszentrum auch erstmals mit einem Stern ausgezeichnet. Es entsteht also viel im Verein. Eine weitere Saison in der höchsten Spielklasse hilft dabei, dass wir uns im Nachwuchsbereich weiterentwickeln und nicht auf der Stelle treten.

DFB.de: Kennen denn schon einige Spieler die höchste Spielklasse?

Neustädter: Vom Kader aus der vergangenen Saison sind noch die beiden Innenverteidiger Dominik Bauer und Maximilian Huß dabei. Sie verkörpern die U 17 und wissen bereits, worauf es in der B-Junioren-Bundesliga ankommt. Diese Erfahrung können Sie nun an ihre Mitspieler weitergeben. Insgesamt haben wir beim Kader großen Wert auf Regionalität gelegt. Wir haben vor allem Spieler aus dem Raum Mainz, Frankfurt, Darmstadt und Gießen verpflichtet.

DFB.de: Geht der Blick im zweiten Jahr in der Bundesliga etwas weiter nach oben?

Neustädter: Ich bin nicht der Typ, der sich damit beschäftigt, wohin es möglicherweise geht. Der Fokus liegt auf dem, was wir unmittelbar beeinflussen können. Und das ist aktuell die Vorbereitung auf den 1. Spieltag am 10. August. Um an etwas anderes zu denken, fehlt auch die Zeit. Unser Auftritt bei einem Turnier in Langen, bei dem auch einige Mannschaften aus den B-Junioren-Bundesligen teilgenommen haben, hat mir schon gut gefallen. Für uns war erst durch ein 1:2 gegen den 1. FSV Mainz 05 im Halbfinale Endstation.

DFB.de: Gleich am 1. Spieltag gibt es das Wiedersehen mit dem 1. FSV Mainz 05. Eine besondere Ausgangslage, oder?

Neustädter: Ich habe lange selbst für den FSV gespielt, Mainz und Wiesbaden trennen nur wenige Kilometer. Anschließend gibt es am 2. Spieltag das nächste lokale Duell mit dem SV Darmstadt 98. Ich will da aber gar keine einzelnen Begegnungen herausgreifen. Wir wollen möglichst jedes Spiel in der B-Junioren-Bundesliga zu einem Höhepunkt machen.

DFB.de: Wie soll Ihre Mannschaft auftreten?

Neustädter: Unsere Spielweise soll ein schnelles Umschaltverhalten auszeichnen. Außerdem wollen wir nach Standardsituationen gefährlich und zu jedem Zeitpunkt in der Lage sein, die Räume für den Gegner eng zu machen. Dafür müssen wir vor allem aus den vielen Zugängen eine Einheit formen und die Spieler schnell ein Gespür für die Liga entwickeln.

DFB.de: Während Ihrer Karriere hießen Ihre Trainer beim 1. FSV Mainz 05 unter anderem Wolfgang Frank und Jürgen Klopp. Konnten Sie da überhaupt anders, als selbst Trainer zu werden?

Neustädter: Wenn man sich anschaut, wie viele ehemaligen Spieler dieser beiden Trainer geworden sind, vermutlich nicht. (lacht) Sandro Schwarz, der heute die Profis des 1. FSV Mainz 05 trainiert, oder Marco Rose, der zu dieser Saison bei Borussia Mönchengladbach übernommen hat, sind da nur zwei Beispiele. Noch während meiner aktiven Zeit habe ich 2002 und 2003 im Urlaub meine Trainerscheine gemacht. Dass ich dann auch noch bei der zweiten Mannschaft des FSV zum ersten Mal als Trainer arbeiten durfte, ist alles andere als selbstverständlich. Wolfgang Frank und Jürgen Klopp waren bei der taktischen Disziplin und der Motivation sehr prägend. Ich habe mich sehr für Jürgen gefreut, dass er mit dem FC Liverpool die Champions League gewonnen hat.

DFB.de: Ihre Fußballbegeisterung hat auch auf Ihre Söhne abgefärbt, oder?

Neustädter: Das kann man so sagen. Meine Söhne waren bei jedem Spiel von mir im Stadion. Roman hat mit sechs Jahren in Mainz mit dem Fußballspielen angefangen und es sogar bis in die deutsche und russische Nationalmannschaft geschafft. Sein jüngerer Bruder Daniel war für den FSV ab der F-Jugend aktiv und spielt heute für den 1. FC Bocholt in der Oberliga Niederrhein.

DFB.de: Ist für Roman ebenfalls eine Rückkehr nach Deutschland denkbar?

Neustädter: Auf jeden Fall. Er hat nun drei Jahre lang in der Türkei für Fenerbahce Istanbul gespielt und wertvolle Erfahrungen und Eindrücke sammeln können. Für welchen Verein er in der neuen Saison spielen wird, ist allerdings noch offen. Sein Vertrag in der Türkei ist ausgelaufen.

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