Walpurgis: "Titelrennen war nie enger"

Walpurgis: André Wiwerink betrachte ich fast gar nicht als Zugang. Er hat nur einen kleinen Umweg gemacht und stellt sich jetzt wieder voll in den Dienst der Mannschaft. André weiß, dass er sich jetzt zunächst hinter unserer eingespielten Innenverteidigung mit Gerrit Nauber und Tobias Willers anstellen muss. Wenn jemand ausfällt, kann ich mich aber voll auf ihn verlassen. Christian Rasche ist ein junges Talent aus der Westfalenliga, das zunächst etwas Zeit benötigen wird, um sich in der neuen Liga zu akklimatisieren. Gleiches gilt für Julian Büscher, der erst vor wenigen Tagen von Preußen Münster zu uns gekommen ist.

DFB.de: Gibt es eigentlich kein Talent beim FC Twente Enschede, das für die Sportfreunde interessant sein könnte?

Walpurgis: Natürlich. Die exzellente Nachwuchsarbeit des FC Twente genießt nicht erst seit der positiven Entwicklung des deutschen U 18-Nationalspielers Tim Hölscher, der bereits für die Profis in der Europa League zum Einsatz gekommen ist, einen großartigen Ruf. Unsere guten Beziehungen nach Enschede möchten wir in Zukunft nutzen, um vielleicht das eine oder andere Talent auszuleihen. Es ist dennoch schwierig, Spieler von einem niederländischen Spitzenverein in die deutsche Regionalliga zu locken.

DFB.de: Das heutige Spitzenspiel wird auf Sport1 live übertragen. Was bedeutet so etwas für eine 13.000-Einwohner-Gemeinde?

Walpurgis: Wir haben die besondere Möglichkeit, den Verein bundesweit zu präsentieren. In Lotte kennen die Leute das schon ein wenig durch den Auftritt im DFB-Pokal 2009 gegen den VfL Bochum und ein Testspiel gegen Borussia Dortmund. Da fiebert wirklich jeder der Partie entgegen. Durch die Stadt bekommen wir große Unterstützung bei der Erfüllung der Rahmenbedingungen. Ohne einen Visionär wie unseren Obmann Manfred Wilke würde es die Sportfreunde in ihrer jetzigen Form ohnehin gar nicht geben.

DFB.de: Wenn wir schon bei Möglichkeiten und Infrastruktur sind: Was müsste sich bei einem Aufstieg in die 3. Liga in Lotte alles ändern?

Walpurgis: Vor allem strukturell wären wohl einige Dinge aufzuarbeiten. Der gesamte Verein müsste einen gewaltigen Schub machen, um alles zu realisieren. Wir sind schließlich - im Gegensatz zu Konkurrenten wie Rot-Weiss Essen oder Fortuna Köln - kein großer Traditionsverein. Dennoch ist der Klub auf einem äußerst positiven Weg.

DFB.de: In den vergangenen Jahren haben die Sportfreunde den Meistertitel jeweils knapp verpasst. Was macht Sie zuversichtlich, dass es diesmal klappt?



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Maik Walpurgis, Trainer von Spitzenreiter Sportfreunde Lotte, ist mit 39 Jahren nach Siegens Michael Boris (37) zwar der zweitjüngste Trainer in der Regionalliga West, allerdings auch der dienstälteste. Bereits seit September 2008 betreut der Mann mit den markanten rotblonden Haaren den nördlichsten West-Klub - und war bereits in mehr als 150 Ligaspielen für die Sportfreunde verantwortlich.

Bereits in der vierten Saison in Serie mischt Walpurgis mit dem Verein aus der 13.000-Einwohner-Gemeinde im Großraum Osnabrück im Aufstiegsrennen mit und hofft nach drei vergeblichen Anläufen in diesem Jahr auf den "großen Wurf". Die Ausgangslage ist günstig: Die Sportfreunde gehen als Tabellenführer in das Spitzenspiel zum Restrundenstart gegen den direkten Konkurrenten Fortuna Köln heute (ab 20.15 Uhr, live bei Sport1).

Im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander spricht Maik Walpurgis über das Meisterschaftsrennen, die Aussichten im Livespiel gegen die Fortuna und sein Trainerpraktikum beim ehemaligen englischen Nationaltrainer Steve McClaren.

DFB.de: Montags sind Sie in der Regel immer in der Sportschule Hennef im Einsatz, um für die Fußballlehrer-Lizenz zu lernen. Schaffen Sie es denn rechtzeitig bis zum Spitzenspiel gegen Fortuna Köln ins Stadion nach Lotte, Herr Walpurgis?

Maik Walpurgis: Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern, dass wir im Rahmen der Ausbildung montags mal vor 20 Uhr fertig waren. Glücklicherweise wird es diesmal anders sein, weil wir nach unserem abgeschlossenen Praktikum vormittags unsere erste Prüfung schreiben und ich so bereits am Nachmittag aus Hennef abreisen kann.

DFB.de: Was haben Sie von Ihrem Praktikum beim niederländischen Ehrendivisionär FC Twente Enschede mitgenommen?

Walpurgis: Es waren sehr interessante acht Wochen. Mit Steve McClaren, der in der Vergangenheit auch Co-Trainer unter Sir Alex Ferguson bei Manchester United und in der Bundesliga bekanntlich beim VfL Wolfsburg tätig war, hatte ich einen exzellenten Lehrer. Der Austausch war sehr intensiv, so dass ich - von der Taktik bis hin zur täglichen Trainingsarbeit - viele Ansätze mitnehmen konnte, die mich in meiner persönlichen Entwicklung weiterbringen werden.

DFB.de: Im März stehen die letzten Prüfungen im Rahmen der Ausbildung zum Fußball-Lehrer an. Wie intensiv werden Sie sich darauf vorbereiten?

Walpurgis: Seit dem Lehrgangsbeginn im Juni 2012 dreht sich bei mir ohnehin alles um Fußball. Meiner Meinung nach ist die Ausbildung in Deutschland unter Frank Wormuth die weltbeste und intensivste. Schließlich bringen wir sozusagen täglich Hausaufgaben mit, bereiten Themen für den nächsten Tag vor. Aktuell arbeite ich zu Hause vor allem an meinem Bericht über das Trainerpraktikum.

DFB.de: Trotz des zeitintensives Lehrgangs haben Sie die Sportfreunde Lotte zur "Wintermeisterschaft" in der Regionalliga West geführt…

Walpurgis: Dafür war und ist weiterhin unser gutes Trainerteam bei den Sportfreunden der entscheidende Faktor. Mit meinem Assistenten Ovid Hajou arbeite ich nun schon fünf Jahre zusammen. Das macht sich bezahlt. Er kennt alle Abläufe aus dem Effeff, und das Training ist bis ins letzte Detail zwischen uns abgestimmt. Da frühzeitig klar war, dass ich am Fußball-Lehrer-Lehrgang teilnehmen darf, waren wir darauf gut vorbereitet. Wichtig ist vor allem: Der gesamte Verein trägt die zusätzliche Belastung durch meine zeitweise Abwesenheit mit.

DFB.de: Die ersten fünf Vereine liegen in der West-Staffel nur zwei Punkte auseinander. Wer ist der härteste Konkurrent für die Sportfreunde?

Walpurgis: Ich sehe den FC Viktoria Köln, der seinen ohnehin schon stark besetzten Kader im Winter noch einmal mit einigen Hochkarätern verstärkt hat, zwar als klaren Favoriten an. Dennoch war seit meinem Amtsantritt im September 2008 das Titelrennen noch nie enger und spannender als in dieser Saison. Am Ende werden es von den fünf Mannschaften, die aktuell ganz oben stehen, wohl zwei bis drei unter sich ausmachen. Entscheidend wird zunächst sein, welches Team besser durch die restlichen Wintermonate mit den entsprechend schwierigen Platzverhältnissen kommt.

DFB.de: Das erste Ausrufezeichen im neuen Jahr kann Ihre Mannschaft bereits heute gegen den direkten Konkurrenten aus Köln setzen. Worauf wird es ankommen?

Walpurgis: Ich habe Fortuna Köln während der Vorbereitung zweimal beobachtet und kenne die Mannschaft gut. Wie schon bei unserer 1:3-Auswärtsniederlage im Hinspiel werden kleine Fehler, vielleicht sogar nur eine Unaufmerksamkeit bei einer Standardsituation, über Sieg und Niederlage entscheiden.

DFB.de: Vor ihrem Debüt für die Sportfreunde stehen die Winterzugänge Christian Rasche aus Paderbor und André Wiwerink, der nach nur sechs Monaten vom Wuppertaler SV nach Lotte zurückgekehrt ist. Was versprechen Sie sich von den beiden?

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Walpurgis: André Wiwerink betrachte ich fast gar nicht als Zugang. Er hat nur einen kleinen Umweg gemacht und stellt sich jetzt wieder voll in den Dienst der Mannschaft. André weiß, dass er sich jetzt zunächst hinter unserer eingespielten Innenverteidigung mit Gerrit Nauber und Tobias Willers anstellen muss. Wenn jemand ausfällt, kann ich mich aber voll auf ihn verlassen. Christian Rasche ist ein junges Talent aus der Westfalenliga, das zunächst etwas Zeit benötigen wird, um sich in der neuen Liga zu akklimatisieren. Gleiches gilt für Julian Büscher, der erst vor wenigen Tagen von Preußen Münster zu uns gekommen ist.

DFB.de: Gibt es eigentlich kein Talent beim FC Twente Enschede, das für die Sportfreunde interessant sein könnte?

Walpurgis: Natürlich. Die exzellente Nachwuchsarbeit des FC Twente genießt nicht erst seit der positiven Entwicklung des deutschen U 18-Nationalspielers Tim Hölscher, der bereits für die Profis in der Europa League zum Einsatz gekommen ist, einen großartigen Ruf. Unsere guten Beziehungen nach Enschede möchten wir in Zukunft nutzen, um vielleicht das eine oder andere Talent auszuleihen. Es ist dennoch schwierig, Spieler von einem niederländischen Spitzenverein in die deutsche Regionalliga zu locken.

DFB.de: Das heutige Spitzenspiel wird auf Sport1 live übertragen. Was bedeutet so etwas für eine 13.000-Einwohner-Gemeinde?

Walpurgis: Wir haben die besondere Möglichkeit, den Verein bundesweit zu präsentieren. In Lotte kennen die Leute das schon ein wenig durch den Auftritt im DFB-Pokal 2009 gegen den VfL Bochum und ein Testspiel gegen Borussia Dortmund. Da fiebert wirklich jeder der Partie entgegen. Durch die Stadt bekommen wir große Unterstützung bei der Erfüllung der Rahmenbedingungen. Ohne einen Visionär wie unseren Obmann Manfred Wilke würde es die Sportfreunde in ihrer jetzigen Form ohnehin gar nicht geben.

DFB.de: Wenn wir schon bei Möglichkeiten und Infrastruktur sind: Was müsste sich bei einem Aufstieg in die 3. Liga in Lotte alles ändern?

Walpurgis: Vor allem strukturell wären wohl einige Dinge aufzuarbeiten. Der gesamte Verein müsste einen gewaltigen Schub machen, um alles zu realisieren. Wir sind schließlich - im Gegensatz zu Konkurrenten wie Rot-Weiss Essen oder Fortuna Köln - kein großer Traditionsverein. Dennoch ist der Klub auf einem äußerst positiven Weg.

DFB.de: In den vergangenen Jahren haben die Sportfreunde den Meistertitel jeweils knapp verpasst. Was macht Sie zuversichtlich, dass es diesmal klappt?

Walpurgis: Ich bin nun seit fünf Jahren bei den Sportfreunden. In jeder Saison haben wir es geschafft, uns zu verbessern. Unser Hauptziel ist auch in dieser Runde, die 76 Punkte aus der vergangenen Saison zu übertreffen. Dafür haben wir mit unseren bisherigen 44 Zählern gute Voraussetzungen geschaffen. Unsere Mentalität in Lotte lautet, immer erfolgshungrig zu sein, aber stets ruhig zu bleiben. Bei uns gibt es sozusagen nur halbvolle statt halbleere Wassergläser.