Waldhof-Torhüter Königsmann: "Hauch einer Chance nutzen"

Nach 13 Spieltagen in der 3. Liga belegt der Traditionsverein SV Waldhof Mannheim Rang fünf. Der Relegationsplatz ist nur einen Zähler entfernt. Einer der Garanten für den sportlichen Aufschwung ist Torhüter Timo Königsmann. Im DFB.de-Interview spricht der 24 Jahre alte Schlussmann mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Erfolgsserie und das Duell im DFB-Pokal mit dem 1. FC Union Berlin (ab 18.30 Uhr, live bei Sky).

DFB.de: Nach einer Corona-Zwangspause sprang im Heimspiel gegen den FSV Zwickau ein 1:1 heraus. Wie bewerten Sie die Partie, Herr Königsmann?

Timo Königsmann: Man muss definitiv den Hut davor ziehen, wie die Mannschaft aufgetreten ist. Hinter uns lag eine extrem schwierige Zeit. Zwischenzeitlich waren 17 Spieler und der Cheftrainer in Quarantäne. Da ist es nicht selbstverständlich, mehr von der Begegnung zu haben und den Gegner so viel in der Defensive zu beschäftigen. Schade, dass dabei letztlich nur ein Tor herausgesprungen ist.

DFB.de: Sie waren auch selbst von der Quarantäne betroffen. Wie geht es Ihnen?

Königsmann: Wieder richtig gut. Das war nicht die gesamte Zeit so. Ich hatte auch Symptome wie etwa Fieber. Außer mich auszuruhen, konnte ich da nicht viel machen. Noch während der Quarantäne ging es mir aber schon wieder wesentlich besser. Ich habe mit meiner Freundin einige Filme und Serien geschaut und wir haben viel gepuzzelt. Und das Timing wollte es sogar so, dass wir in dieser Zeit unseren Hundewelpen bekommen haben, der unseren Alltag gehörig durcheinanderwirbelt. (lacht)

DFB.de: Haben Sie Sorge, dass die Unterbrechung Auswirkungen auf die nächsten Wochen haben wird?

Königsmann: Eigentlich nicht. Klar, vor dem Spiel gegen Zwickau war nicht absehbar, wohin die Reise geht. Da noch keiner von uns eine solche Situation erlebt hatte, sind wir sie mit großem Respekt angegangen. Die Art und Weise, wie wir aber nach der Zwangspause aufgetreten sind, gibt keinen Anlass für Zweifel. Mit dem DFB-Pokalspiel am Mittwoch gegen den Bundesligisten 1. FC Union Berlin werden wir auch für die 3. Liga schnell wieder im Rhythmus sein.

DFB.de: Der SV Waldhof mischt in der Spitzengruppe mit. Mal ehrlich: Hatten Sie damit gerechnet, dass es für Ihr Team so gut laufen wird?

Königsmann: Zugetraut hatte ich es uns auf jeden Fall. Es ist zumindest nicht so, dass ich mir jeden Morgen nach dem Aufstehen die Augen reiben muss, wenn ich auf die Tabelle schaue. (lacht)

DFB.de: Welche Rolle spielen erfahrene Profis wie Marc Schnatterer oder Marco Höger, die im Sommer neu zum Team gestoßen waren?

Königsmann: Unter anderem mit Marc und Marco haben wir viel Qualität dazugewonnen. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb des Stadions profitieren wir davon. Bei beiden hört man in der Kabine gerne zu.

DFB.de: Hat der überraschende 2:0-Erfolg im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten Eintracht Frankfurt der Mannschaft noch einen zusätzlichen Schub gegeben?

Königsmann: Zum Saisonauftakt waren wir bei der 0:2-Heimniederlage gegen den 1. FC Magdeburg noch nicht voll auf der Höhe. Deshalb war es gut, dass das DFB-Pokalspiel so schnell für uns kam. Bei der Eintracht, die damals auch noch nicht ihre beste Phase hatte, standen noch einige Personalentscheidungen auf dem Programm, was uns vielleicht ein wenig in die Karten gespielt hatte. Dennoch muss man so eine Mannschaft, die im europäischen Wettbewerb vertreten ist, erst einmal ausschalten. Besonders nach der langen Corona-Pause, war das für unsere Fans ein tolles Erlebnis.

DFB.de: Mit nur zehn Gegentreffern stellt der SV Waldhof in der 3. Liga die zweitbeste Abwehr, spielte bereits viermal zu Null. Was hat sich gegenüber der vorherigen Spielzeit verbessert?

Königsmann: Schon in der zurückliegenden Saison hatten wir wenig Chancen zugelassen. Wir sind als Mannschaft zusammengewachsen, haben uns weiterentwickelt, treten jetzt viel gefestigter auf. Der große Umbruch ist in Mannheim gelungen.

DFB.de: 2019 kamen Sie als zuvor vereinsloser Torhüter nach Mannheim. Mit welcher Erwartungshaltung sind Sie damals gewechselt?

Königsmann: Ich hatte damals meinen Vertrag bei der SpVgg Greuther Fürth aufgelöst und war knapp ein Jahr ohne Verein. Ich war froh, dass ich im Profifußball wieder Fuß fassen konnte, habe deshalb auch keine großen Ansprüche gestellt.

DFB.de: Sie mussten sich lange hintenanstellen, bevor Sie zur neuen Nummer eins ernannt wurden. Wie haben Sie die Zeit auf der harten Ersatzbank erlebt?

Königsmann: Im ersten Jahr hatte ich nach der Verletzung von Markus Scholz nach sieben Spieltagen meine Chance bekommen. In der abgelaufenen Saison war ich in der Hinrunde aus sportlichen Gründen außen vor. Nicht zu spielen, ist immer hart und war keine einfache Zeit für mich. Ich war sehr glücklich, dass ich mir den Stammplatz in der Rückrunde zurückerkämpfen konnte. Jetzt will ich die Position natürlich behaupten.

DFB.de: Sie sind erst 24 Jahre. Gegenüber Feldspielern benötigen Torhüter meistens etwas mehr Zeit, um an Ihre Leistungsgrenze zu kommen. Wie viel Luft besteht bei Ihnen noch nach oben?

Königsmann: Ich versuche, mich ständig in allen Bereichen zu verbessern. Wäre das nicht nötig, dann wäre ich auch kein Drittligatorhüter. (lacht) Am Ende des Tages musst du die Leistung auf den Platz bringen, wobei auch manchmal eine Portion Glück dazugehört.

DFB.de: Welchen Anteil hat Trainer Patrick Glöckner an Ihrer persönlichen Entwicklung?

Königsmann: Da der Trainer für die Aufstellung verantwortlich ist, hat er selbstverständlich einen großen Anteil an meiner sportlichen Entwicklung. Ich freue mich, dass er mir das Vertrauen schenkt. Er ist ein Trainer, der sehr akribisch auf jeden einzelnen Spieler eingeht, um ihn besser zu machen. Unser Torwarttrainer Dennis Tiano, der mich nach Mannheim gelotst hatte und mich immer unterstützt, spielt ebenfalls eine sehr wichtige Rolle.

DFB.de: Was kann man vom SV Waldhof in dieser Spielzeit noch erwarten? Ist der Aufstieg in die 2. Bundesliga ein realistisches Ziel?

Königsmann: Wir wollen weiter frechen, offensiven Powerfußball spielen. Diesen Stil, der uns auszeichnet, wollen wir beibehalten. Auch die neutralen Beobachter im Stadion wollen wir mit unserem Spiel begeistern. Ein möglicher Aufstieg ist nach knapp einem Drittel der Saison für uns überhaupt kein Thema.

DFB.de: Ist überhaupt schon absehbar, welche Teams um den Aufstieg mitspielen werden?

Königsmann: Ich bin davon überzeugt, dass der 1. FC Magdeburg, der sehr konstant punktet, um den Aufstieg mitspielen wird. Dahinter gibt es viele Mannschaften, die sich Hoffnungen machen dürfen. Auch die Entwicklung von Viktoria Berlin ist spannend zu beobachten. Wir sind vor zwei Jahren auch aufgestiegen, hatten eine ungemeine Euphorie im Umfeld, lagen auf dem zweiten Tabellenplatz, bis der Lockdown ausgerufen wurde. Von daher ist es auch als Aufsteiger möglich, ganz oben mitzumischen.

DFB.de: Im DFB-Pokal geht es jetzt gegen den Bundesligisten 1. FC Union Berlin. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Königsmann: Auf uns wartet ein richtiger Brocken. Union spielt erneut eine richtig gute Rolle in der Bundesliga und ist in dieser Saison auch noch international in der UEFA Europa Conference League vertreten. Dass Überraschungen möglich sind, hat der Pokal schon oft genug gezeigt. Der Wettbewerb lebt von diesen Momenten. Wir wollen gegen Berlin diesen Hauch einer Chance nutzen.

DFB.de: Wie soll die Überraschung gelingen?

Königsmann: Wir wollen die Partie auf jeden Fall lange Zeit offenhalten. Dann wird auch ein Bundesligist vielleicht ungeduldig und kommt ins Grübeln. Dabei vertrauen wir voll auf unsere Stärken. Uns zeichnet ein hohes Tempo im Umschaltspiel aus. Das kann auch gegen den 1. FC Union Berlin ein erfolgreiches Mittel sein.

[mspw]

Nach 13 Spieltagen in der 3. Liga belegt der Traditionsverein SV Waldhof Mannheim Rang fünf. Der Relegationsplatz ist nur einen Zähler entfernt. Einer der Garanten für den sportlichen Aufschwung ist Torhüter Timo Königsmann. Im DFB.de-Interview spricht der 24 Jahre alte Schlussmann mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Erfolgsserie und das Duell im DFB-Pokal mit dem 1. FC Union Berlin (ab 18.30 Uhr, live bei Sky).

DFB.de: Nach einer Corona-Zwangspause sprang im Heimspiel gegen den FSV Zwickau ein 1:1 heraus. Wie bewerten Sie die Partie, Herr Königsmann?

Timo Königsmann: Man muss definitiv den Hut davor ziehen, wie die Mannschaft aufgetreten ist. Hinter uns lag eine extrem schwierige Zeit. Zwischenzeitlich waren 17 Spieler und der Cheftrainer in Quarantäne. Da ist es nicht selbstverständlich, mehr von der Begegnung zu haben und den Gegner so viel in der Defensive zu beschäftigen. Schade, dass dabei letztlich nur ein Tor herausgesprungen ist.

DFB.de: Sie waren auch selbst von der Quarantäne betroffen. Wie geht es Ihnen?

Königsmann: Wieder richtig gut. Das war nicht die gesamte Zeit so. Ich hatte auch Symptome wie etwa Fieber. Außer mich auszuruhen, konnte ich da nicht viel machen. Noch während der Quarantäne ging es mir aber schon wieder wesentlich besser. Ich habe mit meiner Freundin einige Filme und Serien geschaut und wir haben viel gepuzzelt. Und das Timing wollte es sogar so, dass wir in dieser Zeit unseren Hundewelpen bekommen haben, der unseren Alltag gehörig durcheinanderwirbelt. (lacht)

DFB.de: Haben Sie Sorge, dass die Unterbrechung Auswirkungen auf die nächsten Wochen haben wird?

Königsmann: Eigentlich nicht. Klar, vor dem Spiel gegen Zwickau war nicht absehbar, wohin die Reise geht. Da noch keiner von uns eine solche Situation erlebt hatte, sind wir sie mit großem Respekt angegangen. Die Art und Weise, wie wir aber nach der Zwangspause aufgetreten sind, gibt keinen Anlass für Zweifel. Mit dem DFB-Pokalspiel am Mittwoch gegen den Bundesligisten 1. FC Union Berlin werden wir auch für die 3. Liga schnell wieder im Rhythmus sein.

DFB.de: Der SV Waldhof mischt in der Spitzengruppe mit. Mal ehrlich: Hatten Sie damit gerechnet, dass es für Ihr Team so gut laufen wird?

Königsmann: Zugetraut hatte ich es uns auf jeden Fall. Es ist zumindest nicht so, dass ich mir jeden Morgen nach dem Aufstehen die Augen reiben muss, wenn ich auf die Tabelle schaue. (lacht)

DFB.de: Welche Rolle spielen erfahrene Profis wie Marc Schnatterer oder Marco Höger, die im Sommer neu zum Team gestoßen waren?

Königsmann: Unter anderem mit Marc und Marco haben wir viel Qualität dazugewonnen. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb des Stadions profitieren wir davon. Bei beiden hört man in der Kabine gerne zu.

DFB.de: Hat der überraschende 2:0-Erfolg im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten Eintracht Frankfurt der Mannschaft noch einen zusätzlichen Schub gegeben?

Königsmann: Zum Saisonauftakt waren wir bei der 0:2-Heimniederlage gegen den 1. FC Magdeburg noch nicht voll auf der Höhe. Deshalb war es gut, dass das DFB-Pokalspiel so schnell für uns kam. Bei der Eintracht, die damals auch noch nicht ihre beste Phase hatte, standen noch einige Personalentscheidungen auf dem Programm, was uns vielleicht ein wenig in die Karten gespielt hatte. Dennoch muss man so eine Mannschaft, die im europäischen Wettbewerb vertreten ist, erst einmal ausschalten. Besonders nach der langen Corona-Pause, war das für unsere Fans ein tolles Erlebnis.

DFB.de: Mit nur zehn Gegentreffern stellt der SV Waldhof in der 3. Liga die zweitbeste Abwehr, spielte bereits viermal zu Null. Was hat sich gegenüber der vorherigen Spielzeit verbessert?

Königsmann: Schon in der zurückliegenden Saison hatten wir wenig Chancen zugelassen. Wir sind als Mannschaft zusammengewachsen, haben uns weiterentwickelt, treten jetzt viel gefestigter auf. Der große Umbruch ist in Mannheim gelungen.

DFB.de: 2019 kamen Sie als zuvor vereinsloser Torhüter nach Mannheim. Mit welcher Erwartungshaltung sind Sie damals gewechselt?

Königsmann: Ich hatte damals meinen Vertrag bei der SpVgg Greuther Fürth aufgelöst und war knapp ein Jahr ohne Verein. Ich war froh, dass ich im Profifußball wieder Fuß fassen konnte, habe deshalb auch keine großen Ansprüche gestellt.

DFB.de: Sie mussten sich lange hintenanstellen, bevor Sie zur neuen Nummer eins ernannt wurden. Wie haben Sie die Zeit auf der harten Ersatzbank erlebt?

Königsmann: Im ersten Jahr hatte ich nach der Verletzung von Markus Scholz nach sieben Spieltagen meine Chance bekommen. In der abgelaufenen Saison war ich in der Hinrunde aus sportlichen Gründen außen vor. Nicht zu spielen, ist immer hart und war keine einfache Zeit für mich. Ich war sehr glücklich, dass ich mir den Stammplatz in der Rückrunde zurückerkämpfen konnte. Jetzt will ich die Position natürlich behaupten.

DFB.de: Sie sind erst 24 Jahre. Gegenüber Feldspielern benötigen Torhüter meistens etwas mehr Zeit, um an Ihre Leistungsgrenze zu kommen. Wie viel Luft besteht bei Ihnen noch nach oben?

Königsmann: Ich versuche, mich ständig in allen Bereichen zu verbessern. Wäre das nicht nötig, dann wäre ich auch kein Drittligatorhüter. (lacht) Am Ende des Tages musst du die Leistung auf den Platz bringen, wobei auch manchmal eine Portion Glück dazugehört.

DFB.de: Welchen Anteil hat Trainer Patrick Glöckner an Ihrer persönlichen Entwicklung?

Königsmann: Da der Trainer für die Aufstellung verantwortlich ist, hat er selbstverständlich einen großen Anteil an meiner sportlichen Entwicklung. Ich freue mich, dass er mir das Vertrauen schenkt. Er ist ein Trainer, der sehr akribisch auf jeden einzelnen Spieler eingeht, um ihn besser zu machen. Unser Torwarttrainer Dennis Tiano, der mich nach Mannheim gelotst hatte und mich immer unterstützt, spielt ebenfalls eine sehr wichtige Rolle.

DFB.de: Was kann man vom SV Waldhof in dieser Spielzeit noch erwarten? Ist der Aufstieg in die 2. Bundesliga ein realistisches Ziel?

Königsmann: Wir wollen weiter frechen, offensiven Powerfußball spielen. Diesen Stil, der uns auszeichnet, wollen wir beibehalten. Auch die neutralen Beobachter im Stadion wollen wir mit unserem Spiel begeistern. Ein möglicher Aufstieg ist nach knapp einem Drittel der Saison für uns überhaupt kein Thema.

DFB.de: Ist überhaupt schon absehbar, welche Teams um den Aufstieg mitspielen werden?

Königsmann: Ich bin davon überzeugt, dass der 1. FC Magdeburg, der sehr konstant punktet, um den Aufstieg mitspielen wird. Dahinter gibt es viele Mannschaften, die sich Hoffnungen machen dürfen. Auch die Entwicklung von Viktoria Berlin ist spannend zu beobachten. Wir sind vor zwei Jahren auch aufgestiegen, hatten eine ungemeine Euphorie im Umfeld, lagen auf dem zweiten Tabellenplatz, bis der Lockdown ausgerufen wurde. Von daher ist es auch als Aufsteiger möglich, ganz oben mitzumischen.

DFB.de: Im DFB-Pokal geht es jetzt gegen den Bundesligisten 1. FC Union Berlin. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Königsmann: Auf uns wartet ein richtiger Brocken. Union spielt erneut eine richtig gute Rolle in der Bundesliga und ist in dieser Saison auch noch international in der UEFA Europa Conference League vertreten. Dass Überraschungen möglich sind, hat der Pokal schon oft genug gezeigt. Der Wettbewerb lebt von diesen Momenten. Wir wollen gegen Berlin diesen Hauch einer Chance nutzen.

DFB.de: Wie soll die Überraschung gelingen?

Königsmann: Wir wollen die Partie auf jeden Fall lange Zeit offenhalten. Dann wird auch ein Bundesligist vielleicht ungeduldig und kommt ins Grübeln. Dabei vertrauen wir voll auf unsere Stärken. Uns zeichnet ein hohes Tempo im Umschaltspiel aus. Das kann auch gegen den 1. FC Union Berlin ein erfolgreiches Mittel sein.

###more###