Vukicevic: "Jede Partie wie ein Endspiel"

Aleksandar Vukicevic (40), Trainer der U 17-Juniorinnen von Bayer 04 Leverkusen, kann mit seinem Team in der Staffel West/Südwest der B-Juniorinnen-Bundesliga zur Winterpause eine makellose Bilanz vorweisen. Der Spitzenreiter ist verlustpunktfrei, könnte um die Deutsche Meisterschaft mitspielen. Im DFB.de-Interview spricht Vukicevic mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die positive Entwicklung.

DFB.de: Mit elf Siegen in Folge hatte sich Ihre Mannschaft als verlustpunktfreier Tabellenführer in die Winterpause verabschiedet. Mal ehrlich: Hatten Sie mit einem so guten Saisonstart gerechnet, Herr Vukicevic?

Aleksandar Vukicevic: Seit der Einführung der B-Juniorinnen-Bundesliga hat es das noch nie gegeben, dass eine Mannschaft in der Staffel West/Südwest bis zur Winterpause ohne jeden Punktverlust geblieben ist. Damit konnte niemand rechnen - auch wenn wir wussten, dass wir mit einem starken Team an den Start gehen.

DFB.de: Bayer 04 feierte direkt zum Saisonstart mit dem 9:0 gegen VfL Bochum den höchsten Saisonsieg. Welchen Einfluss hatte dieses Ergebnis auf den weiteren Saisonverlauf?

Vukicevic: Wir hatten die zurückliegende Saison bereits mit dem zweiten Tabellenplatz abgeschlossen, obwohl wir dabei noch viele jüngere Spielerinnen im Aufgebot hatten. Der Großteil des Kaders ist daher zusammengeblieben und war entsprechend gut eingespielt. Der VfL Bochum konnte damals als Aufsteiger noch nicht wirklich dagegenhalten und wir haben die Partie konsequent heruntergespielt. Es war für uns eine Bestätigung, in welche Richtung es wieder gehen könnte.

DFB.de: Was zeichnet Ihr Team in dieser Spielzeit besonders aus?

Vukicevic: Wir verfügen vor allem über eine extreme Offensivpower. Das spiegelt sich auch in der Torjägerinnenliste wider. Delice Boboy, Etrelle Merino Gonzales und Melina Kim Weidenfeller haben zusammen 39 Treffer erzielt und belegen die ersten drei Plätze. Darüber hinaus haben wir aber auch nur fünf Gegentore kassiert. In der Vorsaison gab es noch kaum ein Spiel, in dem wir ohne Gegentor vom Platz gegangen sind. Auch in dieser Hinsicht hat sich das Team also sehr positiv entwickelt.

DFB.de: Wie würden Sie Ihr Torjägerinnen-Trio beschreiben?

Vukicevic: Alle drei Spielerinnen verfügen über einen sehr guten Torriecher, sind durchsetzungsstark, haben einen guten Abschluss, können rechts wie links gleich gut schießen. Wir sind aber auch sonst schwer auszurechnen, weil nahezu jede Spielerin Torgefahr ausstrahlt. Ida Daedelow und Evelyn Kirst haben jeweils auch schon fünf Treffer auf ihrem Konto, mischen kräftig mit.

DFB.de: In welchen Bereichen hat das Team aus Ihrer Sicht die größten Entwicklungs- und Fortschritte gemacht?

Vukicevic: Die Mannschaft hat in vielen Bereichen die Schlagzahl erhöht. Mit Ball werden schneller Entscheidungen getroffen, das Spieltempo ist insgesamt höher. Daran haben wir hart gearbeitet und uns deutlich gesteigert.

DFB.de: Hat das erfolgreiche Abschneiden der Frauen-Nationalmannschaft bei der EM in England auch bei Ihrem Team für zusätzliche Euphorie gesorgt?

Vukicevic: Der Frauen- und Mädchenfußball hat insgesamt durch die Europameisterschaft an Zuspruch und Akzeptanz gewonnen. Das ist eine positive Entwicklung für uns alle. Das gute Abschneiden und vor allem die gestiegene Aufmerksamkeit hat sicherlich auch bei uns einige Prozentpunkte freigesetzt. Allerdings waren wir auch davor schon auf einem guten Weg.

DFB.de: In den vergangenen Jahren schafften bei Bayer 04 schon einige Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs den Sprung in die erste Mannschaft, zuletzt Sofie Zdebel. Trauen Sie den aktuellen U-Nationalspielerinnen Ida Daedalow und Estrella Merino Gonzales eine ähnliche Karriere zu?

Vukicevic: Ida Daedalow und Estrella Gonzales sind zwei absolute Leistungsträgerinnen. Estrella hatte sich in der vorherigen Spielzeit mit 22 Treffern bereits die Torjägerkrone in unserer Staffel gesichert. Sie hat innerhalb des zurückliegenden Jahres einen großen Schritt nach vorne gemacht. Auch Angreiferin Delice Boboy, die zwar noch kein Länderspiel absolviert, dafür aber an den jüngsten Lehrgängen der Nationalmannschaft teilgenommen hat, verfügt über großes Potenzial. Es stehen aber noch mehr Spielerinnen im Kader, denen ich ebenfalls zutraue, sich in diese Richtung zu entwickeln.

DFB.de: Wie läuft der Austausch mit der Frauenabteilung um Cheftrainer Robert de Pauw?

Vukicevic: Seit dieser Saison ist Achim Feifel, der zuvor die Bayer-Frauen trainiert hatte, als Sportlicher Leiter tätig. Er ist unser direkter Ansprechpartner. Achim ist bei den Spielen und Trainingseinheiten dabei, spricht Dinge an, die aus seiner Sicht nicht so gut laufen. Ich nehme gerne Tipps von ihm an. Wir profitieren alle von seiner Erfahrung. Dazu kennt er unsere Spielerinnen sehr genau.

DFB.de: Sie hatten bereits von 2012 bis 2015 für Bayer 04 die U 17-Juniorinnen trainiert, wechselten dann aber zum SC 13 Bad Neuenahr und anschließend zu Vorwärts Spoho Köln. Warum?

Vukicevic: Das hatte ausschließlich berufliche Gründe, weil ich als Angestellter der Bayer AG einen Standort- und Stellenwechsel vollziehen musste und es vom zeitlichen Aufwand nicht mehr gepasst hatte.

DFB.de: Seit fünf Jahren sind Sie nun wieder für Bayer 04 Leverkusen tätig. Was hatten Sie sich bei Ihrem zweiten Anlauf vorgenommen?

Vukicevic: Ich wollte vieles besser machen, hatte auch die Zeit zur Selbstreflexion genutzt. Wenn ich zurückblicke und schaue, wie ich vor zehn Jahren gearbeitet habe, und das mit dem Ist-Zustand vergleiche, dann haben wir besonders in der Wochenplanung und bei der Trainingsgestaltung große Fortschritte gemacht. Mit Philipp Arnold habe ich außerdem einen sehr guten Co-Trainer an meiner Seite. Über die Jahre sammelt man Erfahrungen und bekommt ein viel besseres Gespür dafür, wie man mit einem Team arbeiten muss.

DFB.de: Wo liegt für Sie der Reiz, mit jungen Spielerinnen zu arbeiten?

Vukicevic: Die Mädels sind leistungsbereit und wollen sich immer verbessern. Das motiviert mich ungemein, auch wenn sie unser Team in der Regel jeweils nach zwei Jahren wieder verlassen. Dafür rücken dann neue wissbegierige Talente nach. Man fängt praktisch immer wieder bei Null an und muss eine möglichst starke Mannschaft formen. Das macht unglaublich viel Spaß.

DFB.de: Mit der U 17 von Bayer 04 haben Sie beste Chancen, sich jetzt zum zweiten Mal nach 2011 wieder für die Endrunde um die Deutsche B-Juniorinnen-Meisterschaft zu qualifizieren. Was könnte bei nur noch sieben Spielen und acht Punkten Vorsprung schiefgehen?

Vukicevic: Wir haben uns eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet, wollen möglichst ganz oben landen. Wir werden weiter hart arbeiten und keiner soll glauben, dass die verbleibenden Partien Selbstläufer werden. Es gibt etliche Beispiele, wie man große Punktepolster noch verspielen kann. Wir werden jede Partie wie ein Endspiel angehen.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie als Trainer?

Vukicevic: Ich fühle mich in meiner jetzigen Position pudelwohl. Mittlerweile bin ich zweifacher Familienvater. Mein zweijähriger Sohn Nikola und Luka, der ein Jahr alt ist, sind bereits Vereinsmitglieder. Nach ihrer Geburt habe ich sie sofort im Bayer 04-Löwenklub angemeldet. Sportlich wäre die Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft ein großer Erfolg. Sollten wir uns im Halbfinale durchsetzen, würde das Endspiel in Leverkusen stattfinden. Das wäre praktisch die Kirsche auf der Sahnetorte. (lacht) Langfristig kann ich mir aber auch eine Aufgabe im Frauenbereich vorstellen.

[mspw]

Aleksandar Vukicevic (40), Trainer der U 17-Juniorinnen von Bayer 04 Leverkusen, kann mit seinem Team in der Staffel West/Südwest der B-Juniorinnen-Bundesliga zur Winterpause eine makellose Bilanz vorweisen. Der Spitzenreiter ist verlustpunktfrei, könnte um die Deutsche Meisterschaft mitspielen. Im DFB.de-Interview spricht Vukicevic mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die positive Entwicklung.

DFB.de: Mit elf Siegen in Folge hatte sich Ihre Mannschaft als verlustpunktfreier Tabellenführer in die Winterpause verabschiedet. Mal ehrlich: Hatten Sie mit einem so guten Saisonstart gerechnet, Herr Vukicevic?

Aleksandar Vukicevic: Seit der Einführung der B-Juniorinnen-Bundesliga hat es das noch nie gegeben, dass eine Mannschaft in der Staffel West/Südwest bis zur Winterpause ohne jeden Punktverlust geblieben ist. Damit konnte niemand rechnen - auch wenn wir wussten, dass wir mit einem starken Team an den Start gehen.

DFB.de: Bayer 04 feierte direkt zum Saisonstart mit dem 9:0 gegen VfL Bochum den höchsten Saisonsieg. Welchen Einfluss hatte dieses Ergebnis auf den weiteren Saisonverlauf?

Vukicevic: Wir hatten die zurückliegende Saison bereits mit dem zweiten Tabellenplatz abgeschlossen, obwohl wir dabei noch viele jüngere Spielerinnen im Aufgebot hatten. Der Großteil des Kaders ist daher zusammengeblieben und war entsprechend gut eingespielt. Der VfL Bochum konnte damals als Aufsteiger noch nicht wirklich dagegenhalten und wir haben die Partie konsequent heruntergespielt. Es war für uns eine Bestätigung, in welche Richtung es wieder gehen könnte.

DFB.de: Was zeichnet Ihr Team in dieser Spielzeit besonders aus?

Vukicevic: Wir verfügen vor allem über eine extreme Offensivpower. Das spiegelt sich auch in der Torjägerinnenliste wider. Delice Boboy, Etrelle Merino Gonzales und Melina Kim Weidenfeller haben zusammen 39 Treffer erzielt und belegen die ersten drei Plätze. Darüber hinaus haben wir aber auch nur fünf Gegentore kassiert. In der Vorsaison gab es noch kaum ein Spiel, in dem wir ohne Gegentor vom Platz gegangen sind. Auch in dieser Hinsicht hat sich das Team also sehr positiv entwickelt.

DFB.de: Wie würden Sie Ihr Torjägerinnen-Trio beschreiben?

Vukicevic: Alle drei Spielerinnen verfügen über einen sehr guten Torriecher, sind durchsetzungsstark, haben einen guten Abschluss, können rechts wie links gleich gut schießen. Wir sind aber auch sonst schwer auszurechnen, weil nahezu jede Spielerin Torgefahr ausstrahlt. Ida Daedelow und Evelyn Kirst haben jeweils auch schon fünf Treffer auf ihrem Konto, mischen kräftig mit.

DFB.de: In welchen Bereichen hat das Team aus Ihrer Sicht die größten Entwicklungs- und Fortschritte gemacht?

Vukicevic: Die Mannschaft hat in vielen Bereichen die Schlagzahl erhöht. Mit Ball werden schneller Entscheidungen getroffen, das Spieltempo ist insgesamt höher. Daran haben wir hart gearbeitet und uns deutlich gesteigert.

DFB.de: Hat das erfolgreiche Abschneiden der Frauen-Nationalmannschaft bei der EM in England auch bei Ihrem Team für zusätzliche Euphorie gesorgt?

Vukicevic: Der Frauen- und Mädchenfußball hat insgesamt durch die Europameisterschaft an Zuspruch und Akzeptanz gewonnen. Das ist eine positive Entwicklung für uns alle. Das gute Abschneiden und vor allem die gestiegene Aufmerksamkeit hat sicherlich auch bei uns einige Prozentpunkte freigesetzt. Allerdings waren wir auch davor schon auf einem guten Weg.

DFB.de: In den vergangenen Jahren schafften bei Bayer 04 schon einige Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs den Sprung in die erste Mannschaft, zuletzt Sofie Zdebel. Trauen Sie den aktuellen U-Nationalspielerinnen Ida Daedalow und Estrella Merino Gonzales eine ähnliche Karriere zu?

Vukicevic: Ida Daedalow und Estrella Gonzales sind zwei absolute Leistungsträgerinnen. Estrella hatte sich in der vorherigen Spielzeit mit 22 Treffern bereits die Torjägerkrone in unserer Staffel gesichert. Sie hat innerhalb des zurückliegenden Jahres einen großen Schritt nach vorne gemacht. Auch Angreiferin Delice Boboy, die zwar noch kein Länderspiel absolviert, dafür aber an den jüngsten Lehrgängen der Nationalmannschaft teilgenommen hat, verfügt über großes Potenzial. Es stehen aber noch mehr Spielerinnen im Kader, denen ich ebenfalls zutraue, sich in diese Richtung zu entwickeln.

DFB.de: Wie läuft der Austausch mit der Frauenabteilung um Cheftrainer Robert de Pauw?

Vukicevic: Seit dieser Saison ist Achim Feifel, der zuvor die Bayer-Frauen trainiert hatte, als Sportlicher Leiter tätig. Er ist unser direkter Ansprechpartner. Achim ist bei den Spielen und Trainingseinheiten dabei, spricht Dinge an, die aus seiner Sicht nicht so gut laufen. Ich nehme gerne Tipps von ihm an. Wir profitieren alle von seiner Erfahrung. Dazu kennt er unsere Spielerinnen sehr genau.

DFB.de: Sie hatten bereits von 2012 bis 2015 für Bayer 04 die U 17-Juniorinnen trainiert, wechselten dann aber zum SC 13 Bad Neuenahr und anschließend zu Vorwärts Spoho Köln. Warum?

Vukicevic: Das hatte ausschließlich berufliche Gründe, weil ich als Angestellter der Bayer AG einen Standort- und Stellenwechsel vollziehen musste und es vom zeitlichen Aufwand nicht mehr gepasst hatte.

DFB.de: Seit fünf Jahren sind Sie nun wieder für Bayer 04 Leverkusen tätig. Was hatten Sie sich bei Ihrem zweiten Anlauf vorgenommen?

Vukicevic: Ich wollte vieles besser machen, hatte auch die Zeit zur Selbstreflexion genutzt. Wenn ich zurückblicke und schaue, wie ich vor zehn Jahren gearbeitet habe, und das mit dem Ist-Zustand vergleiche, dann haben wir besonders in der Wochenplanung und bei der Trainingsgestaltung große Fortschritte gemacht. Mit Philipp Arnold habe ich außerdem einen sehr guten Co-Trainer an meiner Seite. Über die Jahre sammelt man Erfahrungen und bekommt ein viel besseres Gespür dafür, wie man mit einem Team arbeiten muss.

DFB.de: Wo liegt für Sie der Reiz, mit jungen Spielerinnen zu arbeiten?

Vukicevic: Die Mädels sind leistungsbereit und wollen sich immer verbessern. Das motiviert mich ungemein, auch wenn sie unser Team in der Regel jeweils nach zwei Jahren wieder verlassen. Dafür rücken dann neue wissbegierige Talente nach. Man fängt praktisch immer wieder bei Null an und muss eine möglichst starke Mannschaft formen. Das macht unglaublich viel Spaß.

DFB.de: Mit der U 17 von Bayer 04 haben Sie beste Chancen, sich jetzt zum zweiten Mal nach 2011 wieder für die Endrunde um die Deutsche B-Juniorinnen-Meisterschaft zu qualifizieren. Was könnte bei nur noch sieben Spielen und acht Punkten Vorsprung schiefgehen?

Vukicevic: Wir haben uns eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet, wollen möglichst ganz oben landen. Wir werden weiter hart arbeiten und keiner soll glauben, dass die verbleibenden Partien Selbstläufer werden. Es gibt etliche Beispiele, wie man große Punktepolster noch verspielen kann. Wir werden jede Partie wie ein Endspiel angehen.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie als Trainer?

Vukicevic: Ich fühle mich in meiner jetzigen Position pudelwohl. Mittlerweile bin ich zweifacher Familienvater. Mein zweijähriger Sohn Nikola und Luka, der ein Jahr alt ist, sind bereits Vereinsmitglieder. Nach ihrer Geburt habe ich sie sofort im Bayer 04-Löwenklub angemeldet. Sportlich wäre die Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft ein großer Erfolg. Sollten wir uns im Halbfinale durchsetzen, würde das Endspiel in Leverkusen stattfinden. Das wäre praktisch die Kirsche auf der Sahnetorte. (lacht) Langfristig kann ich mir aber auch eine Aufgabe im Frauenbereich vorstellen.

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