Vorbild ter Stegen: "Beyer muss dranbleiben"

Er ist längst eine Institution in der Nachwuchsarbeit von Borussia Mönchengladbach: Roland Virkus arbeitet bereits seit 28 Jahren für die "Jung-Fohlen": zunächst 19 Jahre lang als Trainer, seit 2008 als Nachfolger von Max Eberl (nun Sportdirektor) als Nachwuchskoordinator. Dabei begleitete der 49-Jährige beispielsweise Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen (FC Barcelona), den ehemaligen U 21-Nationalspieler Julian Korb (Hannover 96), U 17-Europameister Yunus Malli (VfL Wolfsburg) oder Confed-Cupsieger Amin Younes (SSC Neapel) auf dem Weg zur Profikarriere. Im DFB.de-Interview spricht Roland Virkus mit Mitarbeiter Dominik Dittmar auch über die ersten Bundesligaeinsätze des 18 Jahre alten Rechtsverteidigers Louis Beyer bei Borussia Mönchengladbach und die Anforderungen für den Sprung zu den Profis

DFB.de: Haben Sie zuletzt einen besonderen Blick auf das 2:1 der deutschen Nationalmannschaft gegen Peru geworfen, Herr Virkus?

Roland Virkus: Klar. Wenn mit Marc-André ter Stegen ein ehemaliger Juniorenspieler von Borussia Mönchengladbach zum Einsatz kommt und du auch einen persönlichen Bezug zu ihm hast, verfolgst du die Partie noch etwas intensiver. Ich habe Marc-André insgesamt vier Jahre lang von der U 15 bis zur U 17 trainiert.

DFB.de: War damals schon zu erkennen, dass es ter Stegen weit bringen könnte

Virkus: Absolut. Wir waren uns schon früh im Verein einig, dass er eine große Karriere hinlegen kann. Schon damals war Marc-André ein sehr moderner Torhüter, der mit beiden Füßen gut mit dem Ball umgehen konnte und durch sein offensives Stellungsspiel viele Chancen des Gegners bereits frühzeitig verhindert hat. Außerdem war er enorm ehrgeizig.

DFB.de: Ist er für die aktuellen Nachwuchsspieler der Borussia ein Vorzeigebeispiel?

Virkus: Sie alle wissen, dass Marc-André von klein auf die Juniorenmannschaften von Borussia Mönchengladbach durchlaufen hat. Das ist mit Sicherheit eine Motivation. Und auch für den Verein war er der Idealtyp. Durch den Wechsel zum FC Barcelona hat es Marc-André zu einem der besten Vereine der Welt geschafft. Daher schauen wir auch mit Stolz auf seinen weiteren Weg.

DFB.de: Was muss ein Spieler für den Sprung nach oben mitbringen?

Virkus: Er muss klare Ziele haben, aber auch mit Rückschlägen zurechtkommen und weiter an sich arbeiten. Dafür ist der eigene Antrieb entscheidend. Technisch und taktisch muss der Spieler auch begabt sein. Den entscheidenden Ausschlag, ob der Schritt nach oben gelingt, wird aber immer die Mentalität geben.

DFB.de: Borussia Mönchengladbach gehört zu den Bundesligisten, die noch eine zweite Mannschaft haben. Welchen Stellenwert hat die U 23?

Virkus: Einen sehr großen. Wir sind davon überzeugt, dass es den Spielern hilft, wenn sie direkt nach der U 19 auf möglichst hohem Niveau Erfahrungen sammeln können. Dafür ist die Regionalliga West ein gutes Ausbildungsbecken, wenn die Spieler vor bis zu 10.000 Zuschauern bei Rot-Weiss Essen oder Alemannia Aachen antreten müssen. Eine enge Verzahnung zur Profimannschaft ist uns dabei sehr wichtig. Die U 23 und die Profis trainieren parallel, damit Dieter Hecking auch kurzfristig reagieren oder etwas ausprobieren kann. Auch das Wintertrainingslager werden beide Mannschaften zur selben Zeit und am gleichen Ort aufschlagen. Den Gedanken, die U 23 abzumelden, gab es bei uns nie.

DFB.de: Ist der Aufstieg in die 3. Liga mittelfristig das Ziel?

Virkus: Die 3. Liga würde in den Bereichen Kampf und Spieltempo neue Facetten mit sich bringen. Vor drei Jahren waren wir schon einmal knapp am Aufstieg dran, als wir erst in der Aufstiegsrunde an der U 23 des SV Werder Bremen gescheitert sind. Mittel- bis langfristig ist die 3. Liga auch unser Ziel. Voraussetzung, um Spieler für die erste Mannschaft auszubilden, ist sie allerdings nicht.

DFB.de: Die A- und B-Junioren haben in den vergangenen Jahren regelmäßig einen Platz unter den besten vier Mannschaften der West-Staffel belegt. Was fehlte bislang zum ganz großen Wurf?

Virkus: Im Vergleich zu Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 hat uns vielleicht etwas die Kaderbreite gefehlt. Allerdings ist ein Meistertitel keine Garantie dafür, dass die Spieler den Sprung nach oben schaffen. Die Priorität liegt auf der Ausbildung jedes Einzelnen, so dass er im Optimalfall bei uns in der ersten Mannschaft spielt.

DFB.de: Eine Ausnahme war die vergangene Spielzeit, in der die U 19 sogar lange um den Klassenverbleib zittern musste. Welche Schlüsse wurden aus der Saison gezogen?

Virkus: Wir haben noch mal genauer bei unseren Strukturen und der Kaderplanung hingeschaut. Man muss aber auch sagen: Die Mannschaft hatte mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Schlüsselspieler wie Mika Hanraths oder Tilmann Jahn waren lange Zeit ausgefallen. Das ist nur schwer vorherzusehen.

DFB.de: Wie bewerten Sie bislang die Saisonstarts der Nachwuchsmannschaften in den Junioren-Bundesligen?

Virkus: Solide, aber mit Luft nach oben. Die U 17 steht mit sieben Punkten aus fünf Spielen auf dem fünften Rang. Dabei hatte sie es aber auch schon mit dem FC Schalke 04 oder Bayer 04 Leverkusen zu tun. Bei den A-Junioren sieht es mit Platz sechs nach vier Spieltagen ganz ähnlich aus. Nun müssen wir zusehen, dass der Abstand zur Spitze nicht zu groß wird. Wir wollen am Ende der Saison schon auf einem der ersten vier Plätze landen.

DFB.de: Neben der Ausbildung im Verein gehören Nachwuchsspieler von Borussia Mönchengladbach regelmäßig zu den U-Nationalmannschaften. Wie läuft die Zusammenarbeit mit den DFB-Juniorentrainern?

Virkus: Sehr vertrauensvoll. Wir sprechen regelmäßig. Dabei geht es in erster Linie um die Wahrnehmung der einzelnen Spieler. Welche Stärken haben sie? Woran sollte als nächstes gearbeitet werden?

DFB.de: Mit Arie van Lent, Oliver Neuville oder Daniel Felgenhauer sind eine Reihe von ehemaligen Gladbacher Profis als Trainer im Nachwuchsbereich der Borussia tätig. Zufall?

Virkus: Nein. In Verbindung mit unseren sportwissenschaftlichen Trainern sehen wir den Verein so gut aufgestellt. Uns ist es wichtig, dass unsere Talente von den Erfahrungen ehemaliger Bundesligaprofis lernen können. Arie, Oliver und Daniel tragen das Borussia-Gen in sich, sind im Umgang professionell, aber auch familiär. Bei der fußballerischen Idee sind wir auf einer Wellenlänge: Wir wollen die dominante Mannschaft sein, dürfen dabei aber nicht die Effektivität vernachlässigen.

DFB.de: Sie sind selbst seit fast 30 Jahren im Nachwuchsbereich tätig. Wie sehr hat sich der Juniorenfußball in dieser Zeit verändert?

Virkus: Die Spieler rücken schneller in den Fokus der ersten Mannschaft. Allerdings bist du oft auch schneller wieder draußen, wenn es einmal nicht so gut laufen sollte. Das Umfeld ist professioneller aufgestellt, der Betreuerstab rund um die Mannschaft größer. Die Spieler sind insgesamt technisch deutlich besser ausgebildet. Mein Gefühl sagt mir aber auch: Es gibt die Unterschiedsspieler von früher kaum noch, die auf dem Feld etwas Unvorhergesehenes machen.

DFB.de: In welcher Hinsicht mussten Sie sich und Ihre Arbeit anpassen?

Virkus: Heute muss mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden, egal ob bei den Spielern, den Eltern oder den Beratern. Die Digitalisierung ist Segen und Fluch zugleich. In einigen Teilbereichen ist sie sehr hilfreich - etwa als Informationsmedium. In der Kommunikation hat dafür das Vier-Augen-Gespräch deutlich abgenommen.

DFB.de: Wie sieht Ihr Arbeitstag aus?

Virkus: Meine Arbeit als Nachwuchskoordinator umfasst administrative Aufgaben, wie etwa die Verpflichtung von neuen Spielern und Trainern. Genauso arbeite ich an Strategien und Konzepten für die Nachwuchsausbildung. Sonst stehen regelmäßig Meetings mit den Junioren-Trainern in meinem Terminkalender.

DFB.de: Was macht für Sie die Faszination an der Nachwuchsarbeit aus?

Virkus: Es gibt nicht den typischen Tagesablauf. Daher musst du flexibel und anpassungsfähig sein. Kein Tag ist wie der andere. Die Arbeit an den Nachwuchsstrategien ist herausfordernd, macht gleichzeitig aber auch sehr viel Spaß.

DFB.de: Mit Louis Beyer ist gerade ein weiterer Spieler aus dem eigenen Nachwuchs dabei, sich in der Bundesliga zu etablieren. Obwohl er Abwehrspieler ist: Kann er in die Fußstapfen von Marc-André ter Stegen treten?

Virkus: Ein Vergleich mit Marc-André ist für jeden Nachwuchsspieler eine große Bürde. Wir haben uns aber sehr gefreut, dass Louis an den ersten beiden Spieltagen zum Einsatz kam. Dabei darf man nicht vergessen: Als Rechtsverteidiger hatte er im ersten Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen mit Leon Bailey einen der besten Offensivspieler der Bundesliga als Gegenspieler. Jetzt muss Louis aber auch dranbleiben und in seine Leistungen Konstanz hineinbekommen.

DFB.de: Haben Sie noch ein weiteres "Juwel" im Nachwuchs?

Virkus: Namen will ich keine nennen, das sorgt nur für zusätzlichen Druck. Allerdings sind wir von der U 23 bis zur U 17 mit vielversprechenden und spannenden Spielern besetzt. Dabei ist fast jede Position abgedeckt. Nun liegt es an uns, den Spielern die bestmöglichen Rahmenbedingungen für den Durchbruch bereitzustellen.

[mspw]

Er ist längst eine Institution in der Nachwuchsarbeit von Borussia Mönchengladbach: Roland Virkus arbeitet bereits seit 28 Jahren für die "Jung-Fohlen": zunächst 19 Jahre lang als Trainer, seit 2008 als Nachfolger von Max Eberl (nun Sportdirektor) als Nachwuchskoordinator. Dabei begleitete der 49-Jährige beispielsweise Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen (FC Barcelona), den ehemaligen U 21-Nationalspieler Julian Korb (Hannover 96), U 17-Europameister Yunus Malli (VfL Wolfsburg) oder Confed-Cupsieger Amin Younes (SSC Neapel) auf dem Weg zur Profikarriere. Im DFB.de-Interview spricht Roland Virkus mit Mitarbeiter Dominik Dittmar auch über die ersten Bundesligaeinsätze des 18 Jahre alten Rechtsverteidigers Louis Beyer bei Borussia Mönchengladbach und die Anforderungen für den Sprung zu den Profis

DFB.de: Haben Sie zuletzt einen besonderen Blick auf das 2:1 der deutschen Nationalmannschaft gegen Peru geworfen, Herr Virkus?

Roland Virkus: Klar. Wenn mit Marc-André ter Stegen ein ehemaliger Juniorenspieler von Borussia Mönchengladbach zum Einsatz kommt und du auch einen persönlichen Bezug zu ihm hast, verfolgst du die Partie noch etwas intensiver. Ich habe Marc-André insgesamt vier Jahre lang von der U 15 bis zur U 17 trainiert.

DFB.de: War damals schon zu erkennen, dass es ter Stegen weit bringen könnte

Virkus: Absolut. Wir waren uns schon früh im Verein einig, dass er eine große Karriere hinlegen kann. Schon damals war Marc-André ein sehr moderner Torhüter, der mit beiden Füßen gut mit dem Ball umgehen konnte und durch sein offensives Stellungsspiel viele Chancen des Gegners bereits frühzeitig verhindert hat. Außerdem war er enorm ehrgeizig.

DFB.de: Ist er für die aktuellen Nachwuchsspieler der Borussia ein Vorzeigebeispiel?

Virkus: Sie alle wissen, dass Marc-André von klein auf die Juniorenmannschaften von Borussia Mönchengladbach durchlaufen hat. Das ist mit Sicherheit eine Motivation. Und auch für den Verein war er der Idealtyp. Durch den Wechsel zum FC Barcelona hat es Marc-André zu einem der besten Vereine der Welt geschafft. Daher schauen wir auch mit Stolz auf seinen weiteren Weg.

DFB.de: Was muss ein Spieler für den Sprung nach oben mitbringen?

Virkus: Er muss klare Ziele haben, aber auch mit Rückschlägen zurechtkommen und weiter an sich arbeiten. Dafür ist der eigene Antrieb entscheidend. Technisch und taktisch muss der Spieler auch begabt sein. Den entscheidenden Ausschlag, ob der Schritt nach oben gelingt, wird aber immer die Mentalität geben.

DFB.de: Borussia Mönchengladbach gehört zu den Bundesligisten, die noch eine zweite Mannschaft haben. Welchen Stellenwert hat die U 23?

Virkus: Einen sehr großen. Wir sind davon überzeugt, dass es den Spielern hilft, wenn sie direkt nach der U 19 auf möglichst hohem Niveau Erfahrungen sammeln können. Dafür ist die Regionalliga West ein gutes Ausbildungsbecken, wenn die Spieler vor bis zu 10.000 Zuschauern bei Rot-Weiss Essen oder Alemannia Aachen antreten müssen. Eine enge Verzahnung zur Profimannschaft ist uns dabei sehr wichtig. Die U 23 und die Profis trainieren parallel, damit Dieter Hecking auch kurzfristig reagieren oder etwas ausprobieren kann. Auch das Wintertrainingslager werden beide Mannschaften zur selben Zeit und am gleichen Ort aufschlagen. Den Gedanken, die U 23 abzumelden, gab es bei uns nie.

DFB.de: Ist der Aufstieg in die 3. Liga mittelfristig das Ziel?

Virkus: Die 3. Liga würde in den Bereichen Kampf und Spieltempo neue Facetten mit sich bringen. Vor drei Jahren waren wir schon einmal knapp am Aufstieg dran, als wir erst in der Aufstiegsrunde an der U 23 des SV Werder Bremen gescheitert sind. Mittel- bis langfristig ist die 3. Liga auch unser Ziel. Voraussetzung, um Spieler für die erste Mannschaft auszubilden, ist sie allerdings nicht.

DFB.de: Die A- und B-Junioren haben in den vergangenen Jahren regelmäßig einen Platz unter den besten vier Mannschaften der West-Staffel belegt. Was fehlte bislang zum ganz großen Wurf?

Virkus: Im Vergleich zu Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 hat uns vielleicht etwas die Kaderbreite gefehlt. Allerdings ist ein Meistertitel keine Garantie dafür, dass die Spieler den Sprung nach oben schaffen. Die Priorität liegt auf der Ausbildung jedes Einzelnen, so dass er im Optimalfall bei uns in der ersten Mannschaft spielt.

DFB.de: Eine Ausnahme war die vergangene Spielzeit, in der die U 19 sogar lange um den Klassenverbleib zittern musste. Welche Schlüsse wurden aus der Saison gezogen?

Virkus: Wir haben noch mal genauer bei unseren Strukturen und der Kaderplanung hingeschaut. Man muss aber auch sagen: Die Mannschaft hatte mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Schlüsselspieler wie Mika Hanraths oder Tilmann Jahn waren lange Zeit ausgefallen. Das ist nur schwer vorherzusehen.

DFB.de: Wie bewerten Sie bislang die Saisonstarts der Nachwuchsmannschaften in den Junioren-Bundesligen?

Virkus: Solide, aber mit Luft nach oben. Die U 17 steht mit sieben Punkten aus fünf Spielen auf dem fünften Rang. Dabei hatte sie es aber auch schon mit dem FC Schalke 04 oder Bayer 04 Leverkusen zu tun. Bei den A-Junioren sieht es mit Platz sechs nach vier Spieltagen ganz ähnlich aus. Nun müssen wir zusehen, dass der Abstand zur Spitze nicht zu groß wird. Wir wollen am Ende der Saison schon auf einem der ersten vier Plätze landen.

DFB.de: Neben der Ausbildung im Verein gehören Nachwuchsspieler von Borussia Mönchengladbach regelmäßig zu den U-Nationalmannschaften. Wie läuft die Zusammenarbeit mit den DFB-Juniorentrainern?

Virkus: Sehr vertrauensvoll. Wir sprechen regelmäßig. Dabei geht es in erster Linie um die Wahrnehmung der einzelnen Spieler. Welche Stärken haben sie? Woran sollte als nächstes gearbeitet werden?

DFB.de: Mit Arie van Lent, Oliver Neuville oder Daniel Felgenhauer sind eine Reihe von ehemaligen Gladbacher Profis als Trainer im Nachwuchsbereich der Borussia tätig. Zufall?

Virkus: Nein. In Verbindung mit unseren sportwissenschaftlichen Trainern sehen wir den Verein so gut aufgestellt. Uns ist es wichtig, dass unsere Talente von den Erfahrungen ehemaliger Bundesligaprofis lernen können. Arie, Oliver und Daniel tragen das Borussia-Gen in sich, sind im Umgang professionell, aber auch familiär. Bei der fußballerischen Idee sind wir auf einer Wellenlänge: Wir wollen die dominante Mannschaft sein, dürfen dabei aber nicht die Effektivität vernachlässigen.

DFB.de: Sie sind selbst seit fast 30 Jahren im Nachwuchsbereich tätig. Wie sehr hat sich der Juniorenfußball in dieser Zeit verändert?

Virkus: Die Spieler rücken schneller in den Fokus der ersten Mannschaft. Allerdings bist du oft auch schneller wieder draußen, wenn es einmal nicht so gut laufen sollte. Das Umfeld ist professioneller aufgestellt, der Betreuerstab rund um die Mannschaft größer. Die Spieler sind insgesamt technisch deutlich besser ausgebildet. Mein Gefühl sagt mir aber auch: Es gibt die Unterschiedsspieler von früher kaum noch, die auf dem Feld etwas Unvorhergesehenes machen.

DFB.de: In welcher Hinsicht mussten Sie sich und Ihre Arbeit anpassen?

Virkus: Heute muss mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden, egal ob bei den Spielern, den Eltern oder den Beratern. Die Digitalisierung ist Segen und Fluch zugleich. In einigen Teilbereichen ist sie sehr hilfreich - etwa als Informationsmedium. In der Kommunikation hat dafür das Vier-Augen-Gespräch deutlich abgenommen.

DFB.de: Wie sieht Ihr Arbeitstag aus?

Virkus: Meine Arbeit als Nachwuchskoordinator umfasst administrative Aufgaben, wie etwa die Verpflichtung von neuen Spielern und Trainern. Genauso arbeite ich an Strategien und Konzepten für die Nachwuchsausbildung. Sonst stehen regelmäßig Meetings mit den Junioren-Trainern in meinem Terminkalender.

DFB.de: Was macht für Sie die Faszination an der Nachwuchsarbeit aus?

Virkus: Es gibt nicht den typischen Tagesablauf. Daher musst du flexibel und anpassungsfähig sein. Kein Tag ist wie der andere. Die Arbeit an den Nachwuchsstrategien ist herausfordernd, macht gleichzeitig aber auch sehr viel Spaß.

DFB.de: Mit Louis Beyer ist gerade ein weiterer Spieler aus dem eigenen Nachwuchs dabei, sich in der Bundesliga zu etablieren. Obwohl er Abwehrspieler ist: Kann er in die Fußstapfen von Marc-André ter Stegen treten?

Virkus: Ein Vergleich mit Marc-André ist für jeden Nachwuchsspieler eine große Bürde. Wir haben uns aber sehr gefreut, dass Louis an den ersten beiden Spieltagen zum Einsatz kam. Dabei darf man nicht vergessen: Als Rechtsverteidiger hatte er im ersten Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen mit Leon Bailey einen der besten Offensivspieler der Bundesliga als Gegenspieler. Jetzt muss Louis aber auch dranbleiben und in seine Leistungen Konstanz hineinbekommen.

DFB.de: Haben Sie noch ein weiteres "Juwel" im Nachwuchs?

Virkus: Namen will ich keine nennen, das sorgt nur für zusätzlichen Druck. Allerdings sind wir von der U 23 bis zur U 17 mit vielversprechenden und spannenden Spielern besetzt. Dabei ist fast jede Position abgedeckt. Nun liegt es an uns, den Spielern die bestmöglichen Rahmenbedingungen für den Durchbruch bereitzustellen.

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