Vor 30 Jahren: Als Charly Körbel mit Regelwissen glänzte

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

16. Oktober

Vor 90 Jahren schießt HSV-Nationalspieler Tull Harder beim 11:0-Heimsieg in der Alsterstaffel gegen Unitas 02 fünf Tore. Zur Pause steht es erst 1:0.

Vor zehn Jahren gewinnt die U 21-Auswahl ihr EM-Qualifikationsspiel in Pirmasens gegen Moldawien mit 3:0. Herausragend ist der Schalker Mesut Özil, der die ersten beiden Tore erzielt. In der Nachspielzeit erhöht der Osnabrücker Rouwen Hennings auf 3:0. Damit übernimmt das Team von Trainer Dieter Eilts die Tabellenführung.

17. Oktober

Vor 80 Jahren ist Derby-Tag im deutschen Fußball. In fast allen Gau-Ligen finden Orts- oder Nachbarschaftsduelle statt. Allen voran der Klassiker zwischen dem FC Bayern und den Münchner Löwen, den die Rothosen "im dramatischsten Lokalkampf seit langem" vor 12.000 Zuschauern 2:0 gewinnen. Nationalspieler Willi Simetsreiter köpft das erste Tor. Reichstrainer Otto Nerz wird in Mannheim Zeuge des Favoritensturzes, denn auch Derbys haben ihre eigenen Gesetze. Der VfR schlägt Badens Tabellenführer Waldhof mit 3:2. Mann des Tages ist Philipp Rohr, "die Seele der VfR-Mannschaft an diesem Tage" und der "Nachfolger für Fritz Szepan" - jedenfalls für den Kicker, der ihn Nerz für das nächste Länderspiel ans Herz legt. Eine Menge Lob auf einmal für einen 19-Jährigen, der nie ein Länderspiel bestreiten wird. In Hamburg kommt es zu unschönen Szenen nach dem Spiel zwischen Tabellenführer TV Eimsbüttel und dem FC St. Pauli (2:1.). "Zuschauer drangen auf den Platz und bedrohten den Schiedsrichter ernstlich. Wann werden solche Vorkommnisse endlich aufhören?", fragt der Kicker schon 1937. Die Spieler verhindern, dass der Schiedsrichter Dresche bezieht. Im Südwesten sehen 18.000 einen 4:0-Heimsieg von Eintracht Frankfurt über Gau-Meister Wormatia Worms und drei Tore des gerade erst 17 gewordenen Albert Wirsching. "Hoffentlich bleibt er bescheiden", sorgt sich der Fußball-Reporter um den Senkrechtstarter. In Westfalen greift Meister Schalke erst jetzt in den Spielbetrieb ein und meldet gleich mal Ansprüche auf Platz eins ein. Gegen den SV Rotthausen gibt es ein 11:0 für den Deutschen Meister. Fritz Szepan übertrifft Schwager Ernst Kuzorra nach Toren knapp mit 4:3.

Vor 50 Jahren fliegt Eintracht Frankfurt aus dem Messe-Pokal - nach einem 0:4 bei Nottingham Forest ist die Vorrunde schon die Endstation.

Vor 30 Jahren verliert der weiter ungeschlagene 1. FC Köln die Tabellenführung durch ein Kuriosum. In Frankfurt lässt der 1. FC einen Punkt (1:1), weil Stefan Engels einen Elfmeter verschießt, dessen Wiederholung Eintracht-Kapitän Charly Körbel veranlasst. Vor dem ersten Versuch hat sich Pierre Littbarski den Ball zwar hingelegt, aber dann schießt plötzlich Engels. Ein Regelverstoß (Regel 14, Absatz 7), wie Körbel sogleich erkennt - da er 1987 gerade den Trainerschein macht, muss er auch die Regeln lernen und die besagen, dass "der Schütze für Schiedsrichter und Torwart klar erkennbar sein muss". Als Körbel Schiedsrichter Bodo Kriegelstein darauf aufmerksam macht, reagiert der sofort und will es auch selbst gemerkt haben. Nach dem ungewöhnlichen Vorspiel versagen Engels dann die Nerven, Hansi Gundelach hält. Zweiter Sieger der Elfer-Posse ist Werder Bremen, das in Mönchengladbach 2:1 gewinnt und neuer Spitzenreiter ist. Ein Punkt hinter dem Spitzenduo lauert Meister Bayern München, der gegen Kaiserslautern (4:2) alle Tore schon vor der Pause erzielt. Bemerkenswert das 4:1 von Waldhof Mannheim gegen den KSC, da die Sieger über 65 Minuten in Unterzahl (Rot für Alfred Schön) spielen. Charly Bührer schießt drei Tore. HSV-Torwart Mladen Pralija avanciert gegen den VfB (3:0) zum Matchwinner. Manager Felix Magath: "Pralija hat endlich mal ein Spiel für uns gewonnen."

Vor 25 Jahren wird der zehnte Spieltag beendet. Bayern München bleibt ungeschlagen vorne, lässt aber bei Aufsteiger Saarbrücken einen Punkt (1:1). Auf Seiten der Gastgeber spielt erst zum zweiten Mal in der Bundesliga Stephan Beckenbauer, Sohn des Bayern-Vizes. Der Papa verpasst den Auftritt, ist Co-Kommentator in Nürnberg, wo Eintracht Frankfurt 2:1 gewinnt und den zweiten Platz verteidigt. Beide Tore schießt Uwe Bein. Ein Kunststück, das auch einem Verteidiger glückt: Bremens Dietmar Beiersdorfer schießt Schlusslicht 1. FC Köln alleine ab (2:0) und ist der Mann des Tages. Mit Recht, denn "zwei Tore in einem Spiel habe ich noch nie gemacht." Dass er sie für den kommenden Meister macht, ahnt niemand, Werder ist Siebter. Meister VfB schießt sich seinen Frust über das Aus im Europacup und den Fehlstart von der Seele - 4:0 gegen Dresden.

Vor 20 Jahren gewinnt der VfL Bochum das Keller-Derby gegen den 1. FC Köln in letzter Minute 2:1, Matchwinner ist Thomas Waldoch. Kölns Toni Polster hätte es auch sein können, doch er scheitert mit einem Elfmeter an Uwe Gospodarek. Köln rutscht auf den 17. Platz ab. Im Nordderby zwischen dem HSV und Werder Bremen fallen keine Tore, auch nicht als Bremens Jens Todt nach 54 Minuten vom Platz gestellt wird. Als Schiedsrichter Aust Todt die Ampelkarte zeigen will, ist der schon verwarnte Sünder (Handspiel an der Mittellinie) bereits verschwunden. "Da hätte schon ein Wunder passieren müssen, dass er mich nicht runter schickt." Die Freitagspartie hat noch mehr Höhepunkte, so dass HSV-Trainer Frank Pagelsdorf "ein tolles 0:0" gesehen haben will. Selten genug.

Vor zehn Jahren verliert die Nationalmannschaft erstmals unter Joachim Löw ein Heimspiel. Rein rechnerisch kann sie sich das 0:3 gegen Tschechien leisten, steht sie doch als Gruppensieger und EM-Teilnehmer fest. Die Leistung jedoch gibt zu einigen Sorgen Anlass. "Ein Debakel, das neue Zweifel sät", richtet der Kicker. Schon nach 112 Sekunden schlägt es im deutschen Tor ein, das hat es zuletzt 1974 im WM-Finale gegen die Niederlande gegeben - auch in München. Auch nun ist das Olympia-Stadion ausverkauft, Beifall gibt es aber nur vor der Partie bei der Ehrung von Mario Gomez als Fußballer des Jahres.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

16. Oktober

Vor 90 Jahren schießt HSV-Nationalspieler Tull Harder beim 11:0-Heimsieg in der Alsterstaffel gegen Unitas 02 fünf Tore. Zur Pause steht es erst 1:0.

Vor zehn Jahren gewinnt die U 21-Auswahl ihr EM-Qualifikationsspiel in Pirmasens gegen Moldawien mit 3:0. Herausragend ist der Schalker Mesut Özil, der die ersten beiden Tore erzielt. In der Nachspielzeit erhöht der Osnabrücker Rouwen Hennings auf 3:0. Damit übernimmt das Team von Trainer Dieter Eilts die Tabellenführung.

17. Oktober

Vor 80 Jahren ist Derby-Tag im deutschen Fußball. In fast allen Gau-Ligen finden Orts- oder Nachbarschaftsduelle statt. Allen voran der Klassiker zwischen dem FC Bayern und den Münchner Löwen, den die Rothosen "im dramatischsten Lokalkampf seit langem" vor 12.000 Zuschauern 2:0 gewinnen. Nationalspieler Willi Simetsreiter köpft das erste Tor. Reichstrainer Otto Nerz wird in Mannheim Zeuge des Favoritensturzes, denn auch Derbys haben ihre eigenen Gesetze. Der VfR schlägt Badens Tabellenführer Waldhof mit 3:2. Mann des Tages ist Philipp Rohr, "die Seele der VfR-Mannschaft an diesem Tage" und der "Nachfolger für Fritz Szepan" - jedenfalls für den Kicker, der ihn Nerz für das nächste Länderspiel ans Herz legt. Eine Menge Lob auf einmal für einen 19-Jährigen, der nie ein Länderspiel bestreiten wird. In Hamburg kommt es zu unschönen Szenen nach dem Spiel zwischen Tabellenführer TV Eimsbüttel und dem FC St. Pauli (2:1.). "Zuschauer drangen auf den Platz und bedrohten den Schiedsrichter ernstlich. Wann werden solche Vorkommnisse endlich aufhören?", fragt der Kicker schon 1937. Die Spieler verhindern, dass der Schiedsrichter Dresche bezieht. Im Südwesten sehen 18.000 einen 4:0-Heimsieg von Eintracht Frankfurt über Gau-Meister Wormatia Worms und drei Tore des gerade erst 17 gewordenen Albert Wirsching. "Hoffentlich bleibt er bescheiden", sorgt sich der Fußball-Reporter um den Senkrechtstarter. In Westfalen greift Meister Schalke erst jetzt in den Spielbetrieb ein und meldet gleich mal Ansprüche auf Platz eins ein. Gegen den SV Rotthausen gibt es ein 11:0 für den Deutschen Meister. Fritz Szepan übertrifft Schwager Ernst Kuzorra nach Toren knapp mit 4:3.

Vor 50 Jahren fliegt Eintracht Frankfurt aus dem Messe-Pokal - nach einem 0:4 bei Nottingham Forest ist die Vorrunde schon die Endstation.

Vor 30 Jahren verliert der weiter ungeschlagene 1. FC Köln die Tabellenführung durch ein Kuriosum. In Frankfurt lässt der 1. FC einen Punkt (1:1), weil Stefan Engels einen Elfmeter verschießt, dessen Wiederholung Eintracht-Kapitän Charly Körbel veranlasst. Vor dem ersten Versuch hat sich Pierre Littbarski den Ball zwar hingelegt, aber dann schießt plötzlich Engels. Ein Regelverstoß (Regel 14, Absatz 7), wie Körbel sogleich erkennt - da er 1987 gerade den Trainerschein macht, muss er auch die Regeln lernen und die besagen, dass "der Schütze für Schiedsrichter und Torwart klar erkennbar sein muss". Als Körbel Schiedsrichter Bodo Kriegelstein darauf aufmerksam macht, reagiert der sofort und will es auch selbst gemerkt haben. Nach dem ungewöhnlichen Vorspiel versagen Engels dann die Nerven, Hansi Gundelach hält. Zweiter Sieger der Elfer-Posse ist Werder Bremen, das in Mönchengladbach 2:1 gewinnt und neuer Spitzenreiter ist. Ein Punkt hinter dem Spitzenduo lauert Meister Bayern München, der gegen Kaiserslautern (4:2) alle Tore schon vor der Pause erzielt. Bemerkenswert das 4:1 von Waldhof Mannheim gegen den KSC, da die Sieger über 65 Minuten in Unterzahl (Rot für Alfred Schön) spielen. Charly Bührer schießt drei Tore. HSV-Torwart Mladen Pralija avanciert gegen den VfB (3:0) zum Matchwinner. Manager Felix Magath: "Pralija hat endlich mal ein Spiel für uns gewonnen."

Vor 25 Jahren wird der zehnte Spieltag beendet. Bayern München bleibt ungeschlagen vorne, lässt aber bei Aufsteiger Saarbrücken einen Punkt (1:1). Auf Seiten der Gastgeber spielt erst zum zweiten Mal in der Bundesliga Stephan Beckenbauer, Sohn des Bayern-Vizes. Der Papa verpasst den Auftritt, ist Co-Kommentator in Nürnberg, wo Eintracht Frankfurt 2:1 gewinnt und den zweiten Platz verteidigt. Beide Tore schießt Uwe Bein. Ein Kunststück, das auch einem Verteidiger glückt: Bremens Dietmar Beiersdorfer schießt Schlusslicht 1. FC Köln alleine ab (2:0) und ist der Mann des Tages. Mit Recht, denn "zwei Tore in einem Spiel habe ich noch nie gemacht." Dass er sie für den kommenden Meister macht, ahnt niemand, Werder ist Siebter. Meister VfB schießt sich seinen Frust über das Aus im Europacup und den Fehlstart von der Seele - 4:0 gegen Dresden.

Vor 20 Jahren gewinnt der VfL Bochum das Keller-Derby gegen den 1. FC Köln in letzter Minute 2:1, Matchwinner ist Thomas Waldoch. Kölns Toni Polster hätte es auch sein können, doch er scheitert mit einem Elfmeter an Uwe Gospodarek. Köln rutscht auf den 17. Platz ab. Im Nordderby zwischen dem HSV und Werder Bremen fallen keine Tore, auch nicht als Bremens Jens Todt nach 54 Minuten vom Platz gestellt wird. Als Schiedsrichter Aust Todt die Ampelkarte zeigen will, ist der schon verwarnte Sünder (Handspiel an der Mittellinie) bereits verschwunden. "Da hätte schon ein Wunder passieren müssen, dass er mich nicht runter schickt." Die Freitagspartie hat noch mehr Höhepunkte, so dass HSV-Trainer Frank Pagelsdorf "ein tolles 0:0" gesehen haben will. Selten genug.

Vor zehn Jahren verliert die Nationalmannschaft erstmals unter Joachim Löw ein Heimspiel. Rein rechnerisch kann sie sich das 0:3 gegen Tschechien leisten, steht sie doch als Gruppensieger und EM-Teilnehmer fest. Die Leistung jedoch gibt zu einigen Sorgen Anlass. "Ein Debakel, das neue Zweifel sät", richtet der Kicker. Schon nach 112 Sekunden schlägt es im deutschen Tor ein, das hat es zuletzt 1974 im WM-Finale gegen die Niederlande gegeben - auch in München. Auch nun ist das Olympia-Stadion ausverkauft, Beifall gibt es aber nur vor der Partie bei der Ehrung von Mario Gomez als Fußballer des Jahres.

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18. Oktober

Vor 75 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Bern. Im Wankdorf-Stadion trifft sie im drittletzten Länderspiel während des Krieges auf die Schweiz und gewinnt 5:3 (3:2). Das Freundschaftsspiel steht im Zeichen von Stürmer Ernst Willimowski (1860 München), der gerade seine zweite Nationalspieler-Karriere bestreitet. Nach 22 Spielen für Polen ermöglichen ihm die Umstände jener bewegten Tage, den DFB-Dress zu tragen. Der Pole mit deutschen Eltern rechtfertigt seine Aufstellung und schießt sagenhafte vier Tore, erst das letzte zum 3:5 ist Fritz Walter vorbehalten. 35.000 Zuschauer sehen ein packendes Spiel, das erst nach 80 Minuten entschieden ist. Der Kicker behauptet euphorisch: "Wir gewannen mit einem neuen 5:3 einen Fußballsieg von europäischer Bedeutung". Und er hebt überraschend einen Spieler hervor, der am Torrausch unbeteiligt gewesen ist: "Kupfer war vielleicht der am meisten auffallende Spieler." Am selben Tag schießt HSV-Stürmer Heinz Spundflasche im Ligaspiel gegen Wilhelmsburg (7:2) sechs Tore.

Vor 70 Jahren verschieben die Vereinsvertreter der Oberliga Süd in Stuttgart-Fellbach die Einführung des Profifußballs. Vielmehr soll es nach Schweizer Vorbild künftig "Vertragsspieler" geben, die alle "einen geregelten Beruf ausüben" sollen. So wird es kommen. Zweiter Punkt: "Nur die Oberliga darf Vertragsspieler besitzen." Punkt drei: "Der Vertragsspieler erhält Entschädigungen und Prämien." Ferner wird eine Obergrenze für Zahlungen vereinbart, wenn auch noch nicht genau festgelegt. Funktionäre hätten weiterhin "ehrenamtlich" zu arbeiten. Vereine hätten für einen "ausreichenden Versicherungsschutz der Spieler" zu sorgen. Letzter Punkt: "Die Oberligavereine der britischen und französischen Zone werden aufgefordert. Dem Vertragswerk beizutreten." So will es der sechsköpfige "Ausschuss zur Prüfung der Profifrage". Noch ist es nur ein Vorschlag.

Vor 50 Jahren erreicht Pokalsieger Bayern München das Europacup-Achtelfinale. Nach klarem 5:0 im Heimspiel begnügt sich der Bundesligist mit einem 2:1 bei Panathinaikos Athen durch Tore von Gerd Müller und Dieter Koulmann. Am selben Tag scheidet Hannover 96 aus dem Messe-Pokal aus. Dem 0:4 in Neapel folgt vor eigenem Publikum (6.500) ein recht beachtliches 1:1. Zu wenig ist es dennoch.

Vor 20 Jahren bleibt Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern an der Spitze. In Leverkusen übersteht die Rehhagel-Elf auch ihr sechstes Auswärtsspiel ungeschlagen, Jürgen Rische glückt der späte Ausgleich (1:1). Meister Bayern kommt nicht näher und kehrt mit dem gleichen Resultat aus Karlsruhe zurück, wo ausgerechnet der Ex-KSC-Profi Michael Tarnat trifft. Per Freistoß. Genauso wie er es KSC-Torwart Claus Reitmaier zuvor telefonisch angekündigt hat. Unter den Erwartungen bleiben dagegen wieder fast alle Spieler von Champions League-Sieger Borussia Dortmund, der nach dem 0:0 in Duisburg auf Platz 16 rutscht. "Wir nehmen uns jedesmal wieder vor, gut zu spielen, und es gelingt wieder nicht", rätselt Heiko Herrlich. Das Vorhaben der Berliner Hertha, auswärts endlich zu punkten, scheitert auch. Beim VfB Stuttgart setzt es ein 1:4 für den Aufsteiger und der Kicker fragt: "Ist Trainer Röber noch zu retten?" Ausgerechnet der suspendierte Kjetil Rekdal (wegen Kritik an der Taktik) setzt sich für ihn ein: "Ein Trainerwechsel wäre verkehrt, er arbeitet gut." Was unwidersprochen auch für Ewald Lienen gilt, der mit Hansa Rostock nach einem 4:1 gegen Schalke auf Platz drei vorrückt, aber nur drin bleiben will: "Wir haben keinen Grund, unser Saisonziel zu ändern."

19. Oktober

Vor 70 Jahren spielen die drei Oberligen. Zu den sechs Partien des Westens strömen erstmals über 100.000 Menschen. Auch in der Glückauf-Kampfbahn gibt es eine Premiere - einen Sieg von Fortuna Düsseldorf bei den Schalkern (1:3). 26.000 werden Zeuge, wie Schalke seine Führung durch Berni Klodt (26.) gegen den neuen Tabellenführer noch verspielt. Der alte, Borussia Dortmund, wird in Oberhausen gestürzt, Werner Cornelissen schießt das Tor des Tages für RWO. Im Süden erklimmt erstmals Bayern München, das einzig ungeschlagene Team, die Spitze. Im 100. Derby gegen Ortsrivale Wacker setzen sich die Bayern mit 3:1 durch. Ihren Sprung verdanken sie auch dem FSV Frankfurt, der die Stuttgarter Kickers 2:1 schlägt. Das 1:0 schießt der Torwart, Willibald Kreß verwandelt einen Elfmeter. Aufsteiger Phönix Mühlburg /Karlsruhe schlägt Meister 1. FC Nürnberg überraschend 3:1. "Nürnberg zeigte trotz teilweisen gefälligen Spiels bedenkliche Schwächen.", urteilt der Sport über den Südmeister. So zieht auch Waldhof Mannheim am Club vorbei, beim 3:2 gegen Schwaben Augsburg fallen alle Tore vom Reißbrett - drei Eckbälle, drei Kopfballtore, aber durch drei verschiedene Spieler. Im Norden regieren die Hamburger Klubs, auch wenn auf St. Paulis Weste ein erster Fleck gelangt. Doch das 2:2 bei Verfolger VfL Osnabrück (vor 25.000) ist keine Schande. So aber zieht der HSV mit dem Kiez-Klub gleich, er schlägt Eintracht Braunschweig mit 3:1. Immer noch punktlos: Hannover 96 (1:4 im Derby bei Arminia). Die Schlappe des Tages aber quittiert der VfB Lübeck beim 1:7 bei Holstein Kiel.

Vor 40 Jahren starten zehn deutsche Mannschaften ins Europapokal-Achtelfinale. Die Bilanz der sechs Bundesligisten ist ausgeglichen, drei Siege stehen drei Niederlagen gegenüber. Meister Borussia Mönchengladbach spielt in Belgrad "wie in den allerbesten Zeiten" und schlägt Roter Stern 3:0. Die Tore: Winfried Schäfer, Jupp Heynckes und Allan Simonsen. Trainer Udo Lattek: "Diesen klaren Sieg hatte ich nie erwartet, ich kann nur pauschal die ganze Mannschaft loben." Pokalsieger HSV dagegen unterliegt in der Final-Revanche zuhause dem RSC Anderlecht durch einen Rensenbrink-Treffer trotz drückender Überlegenheit in vorletzter Minute 1:2. Im Uefa-Pokal stellen Bayern München (3:0 vs. Marek Stanke Dimitrov) und Eintracht Frankfurt (3:0 in Zürich) die Weichen auf Viertelfinale. In München ist der Nebel so dicht, dass der Schiedsrichter 15 Minuten später anpfeift. Gerd Müller und Karl-Heinz Rummenigge (zwei) finden das Tor trotz allem. Eintracht Braunschweig muss nach dem 0:1 in Norwegen bei Start Kristiansand zittern. Schalke 04 unterliegt im deutsch-deutschen Duell beim 1. FC Magdeburg mit 2:4 und wird Opfer des "Schreckens des bundesdeutschen Fußballs" (Kicker): Jürgen Sparwasser erzielt drei Tore. Die Tore von Herbert Demange und Rüdiger Abramczik zum zwischenzeitlichen 2:2 eröffnen noch Chanen fürs Rückspiel, aber Erwin Kremers und Herbert Lütkebohmert verlängern die Verletztenliste der Schalker. DDR-Meister Dynamo Dresden kommt beim FC Liverpool 1:5 unter die Räder, Pokalsieger Lok Leipzig trennt sich von Betis Sevilla 1:1 – ebenso wie Carl Zeiss Jena bei RWD Molenbeek im Uefa-Cup.

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20. Oktober

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Alle Tabellenführer behalten ihre Positionen, weil sie gewinnen. Im Süden bezwingt der 1. FC Nürnberg Schweinfurt 05 mit 4:0, der Vorsprung auf Eintracht Frankfurt und den KSC, die sich im Verfolgerduell 2:2 trennen, wächst auf drei Punkte. 1860 München schiebt sich mit einem 4:2 trotz dreißigminütiger Unterzahl gegen den VfB Stuttgart auf Platz vier, drei Tore erzielt Rudolf Kölbl. In Augsburg feiern sie einen 18-Jährigen. "Wieder im Brennpunkt: Talent Haller", titelt der Kicker nach dem 3:1 des BCA gegen Jahn Regensburg. Der künftige Nationalspieler Helmut Haller schießt zwei Tore.

Im Westen zeigt sich Alemannia Aachen gut erholt von der ersten Saisonniederlage und schlägt den SV Sodingen 3:1. Da Schalke bei Meiderich 1:4 unterliegt, ist Alemannia wieder fünf Punkte voraus. Schalke spielt schon ab der 3. Minute in Unterzahl, Kuhn scheidet verletzt aus. Meister Borussia Dortmund kommt allmählich in die Gänge, überzeigt beim 1:0 in Essen. Alfred Niepieklo entscheidet das Spiel vor 25.000 Zuschauern. Schlusslicht VfL Bochum gelingt endlich der erste Sieg (3:1 vs. Hamborn 07), aber die Rote Laterne behält es trotzdem. Im Norden fegt der HSV Göttingen 05 mit 7:0 vom Platz. Je zwei Tore erzielen Uwe Seeler, Günter Schlegel und Willi Reuter. Der VfL Osnabrück (3:1 vs. Altona 93) und Phönix Lübeck (1:0 vs. Braunschweig) halten Anschluss. Im Südwesten regiert der FK Pirmasens, der durch Helmut Kapitulskis Elfmeter in Saarbrücken 1:0 gewinnt und 19:3 Punkte verbucht. Titelverteidiger 1. FC Kaiserslautern kommt mit einem "Fritz Walter in Hochform" (Kicker) zum 2:0 über Borussia Neunkirchen, bleibt aber fünf Punkte zurück.

Vor zehn Jahren wird der zehnte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. In seiner 1502. Bundesligapartie feiert der HSV eine erfreuliche Premiere, Ivica Olic glückt beim 4:1 gegen den strauchelnden Meister VfB Stuttgart der erste Hattrick eines HSV-Spielers. Kapitän Rafael van der Vaart: "Ivica hat es besonders verdient, weil er immer unglaublich für die Mannschaft arbeitet." Der HSV schiebt sich auf Platz drei vor, nur Werder Bremen (3:2 vs. Hertha BSC) und die Bayern (2:1 in Bochum) haben noch mehr Punkte. Auch Werder schreibt Vereinsgeschichte, Hugo Almeida schießt das 2500. Bundesligator der Grün-Weißen. Und Bayern? Zaubert. Franck Ribery trifft in Bochum mit der Hacke, das Team von Ottmar Hitzfeld bleibt ungeschlagen. Die Sommer-Einkäufe scheinen sich zu lohnen, Uli Hoeneß sagt voller Stolz: "Wir haben jetzt Spieler, die eine Partie alleine entscheiden können." Einen solchen hat auch der 1. FC Nürnberg, doch bei Torschützenkönig Marek Mintal (von 2005) ist 2007/2008 wenig zusammen gelaufen. Wie beim ganzen Club, doch beim 5:1 gegen Frankfurt platzt der Knoten. Mintal steuert zum ersten Sieg nach sieben Spielen zwei Tore bei, sein Trainer Hans Meyer hält seine Schusstechnik für "einsame Spitze". Doppelt trifft auch Dortmunds Mladen Petric beim 2:2 in Leverkusen, wo man sich über das Resultat ärgert. "Florian Meyer hat das Spiel entschieden", macht Trainer Michael Skibbe den Schiedsrichter zum Sündenbock. Beim Spiel zwischen Hansa Rostock und Schalke 04 entscheidet der Schiedsrichter kurios, aber richtig. Holger Sippel verwarnt den bereits ausgewechselten Rostocker Sebastian Hähnge wegen Reklamierens.

21. Oktober

Vor 50 Jahren spielt die Bundesliga. Der 1. FC Nürnberg gewinnt 4:0 in Bremen und stellt mit 17:3 Punkten einen Rekordwert für den 10. Spieltag auf. Zudem wächst der Vorsprung der Franken auf vier Punkte, da kein Verfolger gewinnt. Die Bayern unterliegen bei Meister Braunschweig 0:1, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund trennen sich 2:2 (Libudas Ausgleichstor fällt aus 25 Metern) und Kaiserslautern geht in Köln 0:5 unter. "Ich bin viel in Europa rum gekommen, aber ich habe kein besseres Team gesehen", sagt der Manager der Glasgow Rangers über die Kölner, deren Stürmer Hennes Löhr mit einem Doppelschlag an die Spitze der Torjägerliste gelangt. Im Abstiegskampf feiert Schalke 04 endlich den ersten Saisonsieg (2:1 vs. Aachen), bleibt aber Letzter. Der KSC ist nach dem 0:2 in Frankfurt nun aber in Reichweite der Königsblauen, ebenso wie der HSV und Borussia Neunkirchen, die sich 0:0 trennen. Hannover 96 verliert bei 1860 München zwar mit 1:3, hat aber nun einen Rekordspieler der Bundesliga in seinen Reihen. Torwart Horst Podlasly bestreitet sein 108. Spiel in Folge und löst den Braunschweiger Walter Schmidt als Serien-Helden ab. Zur Feier des Tages hält Podlasly einen Elfmeter von Hansi Küppers. Kuriosum in Stuttgart: Rudi und Willi Entenmann sorgen für den schnellsten Doppelpack eines Brüderpaars, nach sechs Minuten haben beide schon getroffen gegen den MSV Duisburg, das 3:0 überlassen sie dann Bo Larsson.

Vor 30 Jahren beginnt die zweite Runde im Europacup. Meister Bayern verliert in der Schweiz bei Xamax Neuchatel 1:2, der spätere Bayern-Star Alain Sutter schießt das Siegtor, aber das 1:1 von Lothar Matthäus zählt doppelt. Schwerer wiegt die HSV-Niederlage im Pokalsieger-Cup: 0:1 zuhause gegen Ajax Amsterdam. "Von Plan keine Spur", tadelt der Kicker. Im UEFA-Cup gibt es endlich einen Sieg: der BVB schlägt Velez Mostar 2:0, während Leverkusen aus Toulouse einen Punkt mitbringt. Die beste Geschichte hat Werder Bremen zu erzählen. Man fliegt nach Russland und zurück, ohne zu spielen. Wegen Nebels gibt es keine Landeerlaubnis in Moskau für die vorgesehene Maschine, der Ersatzmaschine geht das Kerosin aus. Zwischenstopp in Wilna/Litauen, nachts um eins die Nachricht: das Spiel fällt aus. Was von Vorteil ist, da Werder ohnehin nicht vor Ort ist. 24 Stunden nach dem Abflug sind sie wieder in Bremen - eine Odyssee, für die Manager Willi Lemke von der Uefa Schadensersatz will. "Allein sie hat es zu verantworten, dass wir am Dienstag abgeflogen sind." Der letzte verbliebene DDR-Vertreter, Wismut Aue, quält sich im Uefa-Cup gegen Flamurtari Vlora (Albanien) zu einem 1:0. Nationalspieler Thomas Berthold glückt im selben Wettbewerb beim 1:1 in Utrecht sein erstes Tor im Dress von Hellas Verona.

Vor 25 Jahren droht Werder Bremen das Aus im Europacup. Der Titelverteidiger im Pokalsieger-Cup unterliegt zuhause Sparta Prag 2:3, das Siegtor der Tschechen fällt in letzter Minute. Besonders bedenklich: Sparta spielt die zweite Hälfte nach Platzverweis in Unterzahl. Auch Eintracht Frankfurt kann ihren Heimvorteil nicht nutzen, wenngleich gegen Galatasaray Istanbul die türkischen Fans unter den 40.000 die Stimmung machen. Tore fallen nicht, auch weil der Ex-Lauterer Reinhard Stumpf im Gäste-Team Tony Yeboah ausschaltet.

Vor 20 Jahren spielt ein DFB-Quartett im Uefa-Pokal. Zwei Siege und zwei Niederlagen sind das Ergebnis nach den ersten 90 Minuten der 2. Runde. Titelverteidiger Schalke 04 verschafft sich gegen RSC Anderlecht ein dünnes Polster, Olaf Thon trifft beim 1:0-Heimsieg. Einigen Zuschauern ist das zu wenig, Manager Rudi Assauer wiederum sind die Pfiffe zu viel des Schlechten: "Anderlecht ist doch nicht der FC Hemdhoch, den du hier aus dem Stadion fidelst." Mit allen Fans will er sich allerdings nicht anlegen, "die Pfiffe kamen von der Haupttribüne". Die anderen Teams spielen auswärts. Der Karlsruher SC überrascht mit einem 2:0 beim FC Metz, wobei Thomas Häßler gleich zwei Freistöße einschweißt. Der VFL Bochum kehrt mit allen Chancen aus Brügge zurück, wo er bis zur 80. Minute ein 0:0 hält, dann fällt das einzige Tor. "Ich bin überzeugt, dass wir die Sache im Rückspiel umbiegen", sagt Präsident Werner Altegoer nach dem dritten Europapokalspiel der Klubhistorie. Am schlechtesten stehen die Chancen für 1860 München, das bei Rapid Wien 0:3 untergeht, ein gewisser Peter Stöger eröffnet den Torreigen. Alle Tore fallen nach der Pause, als die Löwen nur noch zu neunt sind: Marc Walker (Handspiel) und Olaf Bodden (Tätlichkeit) werden in der 45. Minute vom Platz gestellt. Präsident Karlheinz Wildmoser zetert: "Bodden ist der Mannschaft in den Rücken gefallen, ich sehe das als vereinsschädigendes Verhalten an."

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22. Oktober

Vor 40 Jahren stürmt der VfB Stuttgart den Betzenberg und gewinnt bei Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern sensationell 4:0. Überragender Akteur ist der 20 Jahre alte VfB-Spielmacher Hansi Müller, von dem auch DFB-Trainer Jupp Derwall begeistert ist: "Zweifellos ein großes Talent!" Der Schwabenstreich beschert der Bundesliga am zwölften Spieltag einen neuen Tabellenführer: Schalke 04. Die Elf von Friedel Rausch gewinnt das kleine Revier-Derby gegen den VfL Bochum 3:1. Schärfster Verfolger ist der 1. FC Köln dank eines 2:1 in Duisburg. Der HSV fällt durch die 1:2-Heimblamage gegen Saarbrücken tief (von fünf auf neun) und ist kein Titelkandidat mehr. Trainer Rudi Gutendorf sitzt letztmals auf der Bank, auch wenn Manager Peter Krohn Nebelkerzen zündet: "Man wechselt nicht mitten im Fluss die Pferde." Erstmals seit Bundesligagründung ist der Klassiker zwischen Gladbach und den Bayern ein Mittelmaß-Duell, trotzdem ist der Bökelberg ausverkauft (35.000). Der Meister gewinnt mit 2:0, beide Tore erzielt Jupp Heynckes.

Kurios: drei Partien des Samstags enden 2:0, alle haben sie nur einen Torschützen. In Dortmund entscheidet Manfred Burgsmüller das Heimspiel gegen Braunschweig, in Berlin schießt Karl-Heinz Granitza die Hertha zum Sieg über Werder Bremen. Jürgen Grabowski schießt beim 5:2 der Frankfurter Eintracht gegen St. Pauli zwar nur ein Tor, aber das kommt einer Erlösung gleich: es ist das erste im Waldstadion seit 14 Monaten für den Weltmeister. 1860 München hat auch an diesem Spieltag keinen Torschützen, Georg Metzger scheitert mit seinem Elfmeter an Düsseldorfs Jörg Daniel. Als Gefoulter hätte er besser doch nicht geschossen. Vor der Minuskulisse des Tages (13.469) wächst auch die Minusbilanz der Löwen, die mit 2:22 Punkten und weiterhin sieglos das Tabellenende zieren. Trainer Heinz Lucas: "Wir müssen da durch."

Vor 20 Jahren findet der dritte Spieltag der Champions League statt. Bayern München schlägt Paris St. Germain mit 5:1 und begeistert 45.000 Zuschauer. Das Sturmduo Giovane Elber/Carsten Jancker steuert zusammen vier Tore bei, auch Thomas Helmer trifft. Freude auch bei Bayer Leverkusen nach dem 2:0 bei Sporting Lissabon, das Stefan Beinlich und Emerson in den letzten 20 Minuten herausschießen. Nur der kriselnde BVB trübt die Bilanz, der Titelverteidiger verliert auch an der alten Wirkungsstätte des neuen Trainers Nevio Scala in Parma (0:1). Hernan Crespo erzielt das einzige Tor (62.) vor nur 13.500 Zuschauern. Sieger Parma löst die Dortmunder als Tabellenführer ab. Trainer ist ein gewisser Carlo Ancelotti.

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