Vor zehn Jahren: Mehmet Scholl sagt Servus

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

14. August

Vor 90 Jahren wird die Spielvereinigung Fürth durch ein 3:0 (2:0) im Endspiel gegen den FSV Frankfurt Süddeutscher Pokalsieger – zum bereits fünften Mal im seit 1918 ausgetragenen Wettbewerb. Alle Tore erzielt Nationalspieler Georg Frank. Das vorläufig letzte Pokalfinale des Südens verfolgen im Stuttgarter Degerloch 8000 Zuschauer. Eintracht Frankfurt gewinnt am selben Tag auch ihr drittes Punktspiel der Bezirksliga Main-Hessen und führt nach dem 6:1 bei Hanau 1860 die Tabelle mit 17:2 Toren und 6:0 Punkten an.

Vor 60 Jahren schlägt der HSV in einem vorgezogenen Oberliga-Spiel Lokalrivale Concordia Hamburg vor 19.000 Zuschauern mit 2:1 und übernimmt die Tabellenführung im Norden. Dieter Seeler springt für seinen berühmten Bruder Uwe ein, der pausiert, und schießt beide Tore.

Vor 20 Jahren bietet ein Schiedsrichter eine Glanzleistung im DFB-Pokal. Da Markus Merk am Spieltag einen Kreislaufkollaps erleidet, muss kurzfristig ein Ersatzleiter der Partie FSV Zwickau gegen Schalke 04 (0:1) her. Winfried Buchhart (39) aus Schrobenhausen wird eingeflogen und ist zwei Minuten vor Anpfiff umgezogen. Keine Zeit mehr, um nervös zu werden, der kicker attestiert ihm "als einziger eine Klasseleistung".

15. August

Vor 80 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein ungewöhnliches Testspiel, das es nicht in die Chroniken schafft. Denn auch der Gegner besteht aus Deutschen – es ist eine SA-Auswahl. In der Nazi-Organisation stehen auch einige Nationalspieler, allen voran Reinhold Münzenberg und Josef Gauchel. Das Spiel füllt die Ränge des Olympiastadions in Berlin, Tore fallen nur vor der Pause. Nach 2:0-Führung für die Herberger-Elf (durch Hanne Berndts Doppelschlag) fallen noch die Treffer zum 2:2-Endstand durch Winter und August Lenz. Der Fußball schwärmt von "einer wirkungsvollen Fußballpropaganda".

Vor 30 Jahren bleiben die Gäste am 3. Spieltag in der Bundesliga sieglos. Am schlimmsten ergeht es Borussia Mönchengladbach, die beim VfB Stuttgart 0:6 unterliegt. Jürgen Klinsmann schießt drei Tore für den neuen Bayern-Verfolger. Borussen-Stürmer Hans-Jörg Criens sagt höhnisch: "Zehn Tore hätten wir kriegen müssen, da können wir zufrieden nach Hause fahren." Meister Bayern ist als einziger noch verlustpunktfrei, hat gegen Waldhof Mannheim (2:1) aber erhebliche Mühe. Lange Gesichter bei Schalke 04, das in Karlsruhe auch sein drittes Saisonspiel verliert (1:4). Schon wackelt Trainer Rolf Schafstall, aber Kapitän Wilfried Hannes stellt sich vor ihn: "Den Trainer trifft die wenigste Schuld." Auch bei den Karlsruhern ist dicke Luft, die Spieler wollen mehr Geld. Michael Harforth: "Mein monatliches Grundgehalt ist hier so hoch wie die Telefonrechnung von Lothar Matthäus in München."

Vor 25 Jahren wird der erste Bundesliga-Spieltag, an dem es insgesamt fünf Unentschieden gibt, komplettiert. Die Kassierer freuen sich über den besten Besuch an einem Saisonstart seit 1980, 281.000 Zuschauer sehen 27 Tore. Bayern München ist nach exakt 17 Monaten wieder mal Tabellenführer, gewinnt in Uerdingen 3:0. Dann kommt schon der KSC (4:2 gegen Gladbach), dem der einzige Heimsieg glückt und dessen Stürmer Martin Krieg per Fallrückzieher das schönste Tor des Spieltags erzielt. Dabei ist der Kunstschütze nicht mal Profi, sondern nur Vertragsamateur. Krieg: "Mein Saisonziel ist es, so oft wie möglich im 16er Kader zu stehen." Für Aufsehen sorgt der Fehlstart von Udo Lattek, dem neuen Schalke-Trainer. Sein Team unterliegt zu Hause Wattenscheid 09 mit 3:4, und Reinhold Beckmann, Moderator der neuen Bundesliga-Show auf Sat.1, macht sich auch noch über sein schillerndes Outfit mit Trainingsanzug und Base-Cap lustig. Lattek blafft zurück: "Ja soll ich etwa nackig rumlaufen oder was?" Meister VfB Stuttgart kommt mit einem 1:1 aus Hamburg zurück, Fritz Walter verschießt einen Elfmeter. Der VfL Bochum verspielt gegen Borussia Dortmund eine 2:0-Führung, was umso schwerer wiegt als der BVB nach Poschners Platzverweis 72 Minuten dezimiert ist. "Wenn wir das 3:0 machen, kann es auch 6:0 oder 7:0 ausgehen", findet Dariusz Wosz. Stattdessen retten Frank Mill und Michael Zorc dem BVB noch einen Punkt.

Vor 20 Jahren blamiert sich Bundesligist 1. FC Köln im DFB-Pokal, wo er in Runde zwei bereits ausscheidet. Regionalligist SSV Ulm verdient sich ein 3:1, Trainer ist ein gewisser Ralf Rangnick. "Ulm erzielte aus einen variablen 4-4-2-System heraus immer wieder Überzahl in Ballnähe", stellt der kicker fest. Man wird noch einiges hören von den Taktikfüchsen aus Ulm. Am selben Tag kommt es zu einer weiteren Überraschung, die unter dem Motto "Geschichte wiederholt sich" steht. Zweitligist Hannover 96 schlägt Borussia Mönchengladbach im Elfmeterschießen, Torwart Jörg Sievers hält einen Ball von Martin Schneider. Fast alles wie 1992, als sich die Teams im Pokalfinale gegenüberstanden. Nur Sievers ist noch dabei – zum Glück für 96.

Nicht annähernd so spannend ist die Partie DJK Waldberg gegen Bayern München. Der Fünftligist weicht des Geldes wegen nach Nürnberg aus, kassiert die Hälfte der Einnahmen durch 35.500 Zuschauer und 16 Tore. Immerhin glückt ihnen auch ein Tor (zum 1:2), der Ansager spricht euphorisch von einer "historischen Minute". Historisch ist auch das Ergebnis, nach dem Krieg hat keine Mannschaft im Pokal mehr Tore erzielt als der FC Bayern, für den Carsten Jancker allein fünf Mal zuschlägt. Sensationell ist das 6:2 des Regionalligisten VfR Mannheim gegen den Zweitligisten Fortuna Köln, bei dem seit wenigen Wochen erst Bernd Schuster auf der Bank sitzt. Der Weltstar zeigt Größe: "Es ist schön, wenn Leute, die weniger Geld verdienen, kämpfen und rennen."

Vor zehn Jahren spielt Werder Bremen in der Qualifikation zur Champions League. Das Heimspiel gegen Dinamo Zagreb verschafft der Elf von Thomas Schaaf ein dünnes Polster (2:1), Hugo Almeida (46.) und Daniel Jensen drehen die Partie vor 26.136 Zuschauern (Halbzeit 0:1). Beide Torschützen werden eingewechselt, Almeida ist nur Sekunden im Spiel bis er trifft. "Schaafs Joker halten Hoffnung am Leben", titelt der kicker. Auch Red Bull Salzburg legt einen Treffer vor, das 1:0 gegen Schachtjor Donezk schießt Ex-Bayern-Spieler Alexander Zicker. Mit Mehmet Scholl hat er zehn Jahre zusammen gespielt. An diesem Tag wird auch Scholl ein Ex-Bayern-Spieler. 69.000 Zuschauer kommen zu seinem Abschiedsspiel in die Allianz Arena, der große FC Barcelona kommt auch. Erst als Scholl aus dem Bayern-Team schon ausgewechselt worden und auf der Ehrenrunde ist, avanciert Lionel Messi zum Spielverderber und schießt das Tor des Tages für die "falsche" Mannschaft. Scholl ist froh dass es vorbei ist: "International habe ich gar nichts mehr verloren und national allenfalls gegen Abstiegskandidaten." Als Identifikationsfigur taugt er ewig, Manager Uli Hoeneß will ihn gern im Klub behalten und macht Scholl "ein permanentes Angebot".

16. August

Vor 75 Jahren kommt die Nationalmannschaft mitten im Krieg zu einem ungefährdeten 7:0 (1:0)-Testspielsieg über Rumänien. Überragende Akteure im oberschlesischen Beuthen sind der dreimalige Torschütze Fritz Walter und Linksaußen August Klingler. Der Neuling vom FV Daxlanden (Stadtteil von Karlsruhe) macht einen guten Eindruck und schießt ein Tor; weiterhin treffen Herbert Burdenski, Karl Decker und Ernst Willimowski, der bei der WM 1938 noch für Polen gespielt hat.

Am selben Tag gewinnt der HSV sein Nachholspiel im Tschammer-Pokal bei Minerva Berlin 2:0. Er macht es spannend, die Tore fallen in der 88. und 89. Minute. Dagegen kommt der andere Hauptstadtvertreter weiter: Blau-Weiß 90 gewinnt bei Fortuna Leipzig vor 10.000 Zuschauern mit 3:0. Das Achtelfinale ist nunmehr komplett. Bayern München startet mit einem 0:5 im Test bei der TSG Ulm schwach in die Saison 1942/1943.

Vor 20 Jahren bleiben Pokalsensationen aus, aber der VfL Wolfsburg muss bei den Werder-Amateuren in die Verlängerung (3:2). Die Amateure des 1. FC Kaiserslautern müssen einer Laune der Losfee zufolge gegen die Bundesligamannschaft ihres Klubs antreten und verlieren programm- und vermutlich auch wunschgemäß mit 0:5. 11.000 Zuschauer kommen zu diesem äußerst merkwürdigen Bruderduell auf den Betzenberg.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

14. August

Vor 90 Jahren wird die Spielvereinigung Fürth durch ein 3:0 (2:0) im Endspiel gegen den FSV Frankfurt Süddeutscher Pokalsieger – zum bereits fünften Mal im seit 1918 ausgetragenen Wettbewerb. Alle Tore erzielt Nationalspieler Georg Frank. Das vorläufig letzte Pokalfinale des Südens verfolgen im Stuttgarter Degerloch 8000 Zuschauer. Eintracht Frankfurt gewinnt am selben Tag auch ihr drittes Punktspiel der Bezirksliga Main-Hessen und führt nach dem 6:1 bei Hanau 1860 die Tabelle mit 17:2 Toren und 6:0 Punkten an.

Vor 60 Jahren schlägt der HSV in einem vorgezogenen Oberliga-Spiel Lokalrivale Concordia Hamburg vor 19.000 Zuschauern mit 2:1 und übernimmt die Tabellenführung im Norden. Dieter Seeler springt für seinen berühmten Bruder Uwe ein, der pausiert, und schießt beide Tore.

Vor 20 Jahren bietet ein Schiedsrichter eine Glanzleistung im DFB-Pokal. Da Markus Merk am Spieltag einen Kreislaufkollaps erleidet, muss kurzfristig ein Ersatzleiter der Partie FSV Zwickau gegen Schalke 04 (0:1) her. Winfried Buchhart (39) aus Schrobenhausen wird eingeflogen und ist zwei Minuten vor Anpfiff umgezogen. Keine Zeit mehr, um nervös zu werden, der kicker attestiert ihm "als einziger eine Klasseleistung".

15. August

Vor 80 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein ungewöhnliches Testspiel, das es nicht in die Chroniken schafft. Denn auch der Gegner besteht aus Deutschen – es ist eine SA-Auswahl. In der Nazi-Organisation stehen auch einige Nationalspieler, allen voran Reinhold Münzenberg und Josef Gauchel. Das Spiel füllt die Ränge des Olympiastadions in Berlin, Tore fallen nur vor der Pause. Nach 2:0-Führung für die Herberger-Elf (durch Hanne Berndts Doppelschlag) fallen noch die Treffer zum 2:2-Endstand durch Winter und August Lenz. Der Fußball schwärmt von "einer wirkungsvollen Fußballpropaganda".

Vor 30 Jahren bleiben die Gäste am 3. Spieltag in der Bundesliga sieglos. Am schlimmsten ergeht es Borussia Mönchengladbach, die beim VfB Stuttgart 0:6 unterliegt. Jürgen Klinsmann schießt drei Tore für den neuen Bayern-Verfolger. Borussen-Stürmer Hans-Jörg Criens sagt höhnisch: "Zehn Tore hätten wir kriegen müssen, da können wir zufrieden nach Hause fahren." Meister Bayern ist als einziger noch verlustpunktfrei, hat gegen Waldhof Mannheim (2:1) aber erhebliche Mühe. Lange Gesichter bei Schalke 04, das in Karlsruhe auch sein drittes Saisonspiel verliert (1:4). Schon wackelt Trainer Rolf Schafstall, aber Kapitän Wilfried Hannes stellt sich vor ihn: "Den Trainer trifft die wenigste Schuld." Auch bei den Karlsruhern ist dicke Luft, die Spieler wollen mehr Geld. Michael Harforth: "Mein monatliches Grundgehalt ist hier so hoch wie die Telefonrechnung von Lothar Matthäus in München."

Vor 25 Jahren wird der erste Bundesliga-Spieltag, an dem es insgesamt fünf Unentschieden gibt, komplettiert. Die Kassierer freuen sich über den besten Besuch an einem Saisonstart seit 1980, 281.000 Zuschauer sehen 27 Tore. Bayern München ist nach exakt 17 Monaten wieder mal Tabellenführer, gewinnt in Uerdingen 3:0. Dann kommt schon der KSC (4:2 gegen Gladbach), dem der einzige Heimsieg glückt und dessen Stürmer Martin Krieg per Fallrückzieher das schönste Tor des Spieltags erzielt. Dabei ist der Kunstschütze nicht mal Profi, sondern nur Vertragsamateur. Krieg: "Mein Saisonziel ist es, so oft wie möglich im 16er Kader zu stehen." Für Aufsehen sorgt der Fehlstart von Udo Lattek, dem neuen Schalke-Trainer. Sein Team unterliegt zu Hause Wattenscheid 09 mit 3:4, und Reinhold Beckmann, Moderator der neuen Bundesliga-Show auf Sat.1, macht sich auch noch über sein schillerndes Outfit mit Trainingsanzug und Base-Cap lustig. Lattek blafft zurück: "Ja soll ich etwa nackig rumlaufen oder was?" Meister VfB Stuttgart kommt mit einem 1:1 aus Hamburg zurück, Fritz Walter verschießt einen Elfmeter. Der VfL Bochum verspielt gegen Borussia Dortmund eine 2:0-Führung, was umso schwerer wiegt als der BVB nach Poschners Platzverweis 72 Minuten dezimiert ist. "Wenn wir das 3:0 machen, kann es auch 6:0 oder 7:0 ausgehen", findet Dariusz Wosz. Stattdessen retten Frank Mill und Michael Zorc dem BVB noch einen Punkt.

Vor 20 Jahren blamiert sich Bundesligist 1. FC Köln im DFB-Pokal, wo er in Runde zwei bereits ausscheidet. Regionalligist SSV Ulm verdient sich ein 3:1, Trainer ist ein gewisser Ralf Rangnick. "Ulm erzielte aus einen variablen 4-4-2-System heraus immer wieder Überzahl in Ballnähe", stellt der kicker fest. Man wird noch einiges hören von den Taktikfüchsen aus Ulm. Am selben Tag kommt es zu einer weiteren Überraschung, die unter dem Motto "Geschichte wiederholt sich" steht. Zweitligist Hannover 96 schlägt Borussia Mönchengladbach im Elfmeterschießen, Torwart Jörg Sievers hält einen Ball von Martin Schneider. Fast alles wie 1992, als sich die Teams im Pokalfinale gegenüberstanden. Nur Sievers ist noch dabei – zum Glück für 96.

Nicht annähernd so spannend ist die Partie DJK Waldberg gegen Bayern München. Der Fünftligist weicht des Geldes wegen nach Nürnberg aus, kassiert die Hälfte der Einnahmen durch 35.500 Zuschauer und 16 Tore. Immerhin glückt ihnen auch ein Tor (zum 1:2), der Ansager spricht euphorisch von einer "historischen Minute". Historisch ist auch das Ergebnis, nach dem Krieg hat keine Mannschaft im Pokal mehr Tore erzielt als der FC Bayern, für den Carsten Jancker allein fünf Mal zuschlägt. Sensationell ist das 6:2 des Regionalligisten VfR Mannheim gegen den Zweitligisten Fortuna Köln, bei dem seit wenigen Wochen erst Bernd Schuster auf der Bank sitzt. Der Weltstar zeigt Größe: "Es ist schön, wenn Leute, die weniger Geld verdienen, kämpfen und rennen."

Vor zehn Jahren spielt Werder Bremen in der Qualifikation zur Champions League. Das Heimspiel gegen Dinamo Zagreb verschafft der Elf von Thomas Schaaf ein dünnes Polster (2:1), Hugo Almeida (46.) und Daniel Jensen drehen die Partie vor 26.136 Zuschauern (Halbzeit 0:1). Beide Torschützen werden eingewechselt, Almeida ist nur Sekunden im Spiel bis er trifft. "Schaafs Joker halten Hoffnung am Leben", titelt der kicker. Auch Red Bull Salzburg legt einen Treffer vor, das 1:0 gegen Schachtjor Donezk schießt Ex-Bayern-Spieler Alexander Zicker. Mit Mehmet Scholl hat er zehn Jahre zusammen gespielt. An diesem Tag wird auch Scholl ein Ex-Bayern-Spieler. 69.000 Zuschauer kommen zu seinem Abschiedsspiel in die Allianz Arena, der große FC Barcelona kommt auch. Erst als Scholl aus dem Bayern-Team schon ausgewechselt worden und auf der Ehrenrunde ist, avanciert Lionel Messi zum Spielverderber und schießt das Tor des Tages für die "falsche" Mannschaft. Scholl ist froh dass es vorbei ist: "International habe ich gar nichts mehr verloren und national allenfalls gegen Abstiegskandidaten." Als Identifikationsfigur taugt er ewig, Manager Uli Hoeneß will ihn gern im Klub behalten und macht Scholl "ein permanentes Angebot".

16. August

Vor 75 Jahren kommt die Nationalmannschaft mitten im Krieg zu einem ungefährdeten 7:0 (1:0)-Testspielsieg über Rumänien. Überragende Akteure im oberschlesischen Beuthen sind der dreimalige Torschütze Fritz Walter und Linksaußen August Klingler. Der Neuling vom FV Daxlanden (Stadtteil von Karlsruhe) macht einen guten Eindruck und schießt ein Tor; weiterhin treffen Herbert Burdenski, Karl Decker und Ernst Willimowski, der bei der WM 1938 noch für Polen gespielt hat.

Am selben Tag gewinnt der HSV sein Nachholspiel im Tschammer-Pokal bei Minerva Berlin 2:0. Er macht es spannend, die Tore fallen in der 88. und 89. Minute. Dagegen kommt der andere Hauptstadtvertreter weiter: Blau-Weiß 90 gewinnt bei Fortuna Leipzig vor 10.000 Zuschauern mit 3:0. Das Achtelfinale ist nunmehr komplett. Bayern München startet mit einem 0:5 im Test bei der TSG Ulm schwach in die Saison 1942/1943.

Vor 20 Jahren bleiben Pokalsensationen aus, aber der VfL Wolfsburg muss bei den Werder-Amateuren in die Verlängerung (3:2). Die Amateure des 1. FC Kaiserslautern müssen einer Laune der Losfee zufolge gegen die Bundesligamannschaft ihres Klubs antreten und verlieren programm- und vermutlich auch wunschgemäß mit 0:5. 11.000 Zuschauer kommen zu diesem äußerst merkwürdigen Bruderduell auf den Betzenberg.

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17. August

Vor 60 Jahren verliert der Meidericher SV in der Oberliga West sein Heimspiel gegen Aufsteiger Hamborn 07 mit 0:1. Das Duisburger Ortsderby lockt an diesem Samstag 20.000 Zuschauer an und verärgert Scharen von Tippfreunden. "In Meiderich platzte eine Toto-Bank", schreibt der kicker nach dem Überraschungsergebnis. Zumindest in der Höhe überraschend kommt das 7:2 des FK Pirmasens bei Mainz 05 im vorgezogenen Spiel des Südwestens.

Vor 40 Jahren erlebt die Bundesliga Einmaliges. Der Kölner Nationalspieler Dieter Müller trifft beim 7:2 gegen Werder Bremen sechsmal und stellt einen noch gültigen Rekord auf. Schon zur Pause hat er einen Hattrick geschafft, auch das 4:1 und 5:1 geht auf sein Konto. Nur Heinz Flohe kommt ihm in die Quere, dann legt er in de 85. Minute den sechsten Treffer nach. Damit stellt Müller sogar den Weltrekordlauf der deutschen 4x1500-Meter-Staffel, der vor Anpfiff der Partie im selben Stadion gelaufen worden ist, in den Schatten. Köln springt durch den Kantersieg vom 13. auf den zweiten Platz in der außergewöhnlich engen Tabelle, die nun Fortuna Düsseldorf anführt. Sie schlägt den alten Tabellenführer Bayern München vor 55.000 Zuschauern im Rheinstadion, auch dank zweier Treffer von Klaus Allofs. Sieben Mannschaften haben 4:2 Punkte, darunter auch der HSV nach seinem 2:0 in Frankfurt und Meister Borussia Mönchengladbach (1:1 in Duisburg). Aufsteiger VfB Stuttgart feiert seinen ersten Sieg, für den Hansi Müller gegen Saarbrücken trifft (1:0). Was dazu führt, dass drei Herren mit Namen Müller die Torjägerliste anführen: Gerd (FC Bayern/7) vor Dieter (Köln/6) und Hansi (VfB/4). Noch ohne Tor ist Aufsteiger 1860 München, dem auch 50.000 Zuschauer im Rücken gegen Dortmund (0:2) nichts nutzen. Auch der FC St. Pauli verliert sein Heimspiel (0:1 gegen Braunschweig). Einen magischen Flutlichtabend erleben die Fans des VfL Bochum, der gegen Hertha BSC seinen höchsten Bundesligasieg (5:0) einfährt.

Vor 30 Jahren sperrt der DFB den HSV-Torwart Uli Stein für zehn Pflichtspiele, zusätzlich muss er 3000 Mark bezahlen. Stein hatte im Supercup den Bayern-Stürmer Jürgen Wegmann am 28. Juli 1987 im Affekt nach einem Gegentor einen Faustschlag ins Gesicht verpasst. Die Sperre ist nach seiner Suspendierung beim HSV für Stein kein großes Problem: "Ich werde mich jetzt um meine Zukunft kümmern. Doch in der Bundesliga werde ich nicht mehr spielen." Wird er doch.

18. August

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Am 2. Spieltag schießen im Südwesten gleich drei Mannschaften sieben Tore. Dem 7:2 von Pirmasens im Mainz am Vortag eifern Borussia Neunkirchen (7:1 beim VfR Kaiserslautern) und Eintracht Kreuznach (7:1 gegen St. Ingbert) nach. Neunkirchen schießt sechs Tore erst nach der Pause, offenbar aufgeweckt durch einen kräftigen Regenguss. Borussia grüßt von der Spitze, die seit Jahren Heimat des 1. FC Kaiserslautern ist. Doch der bleibt sieglos, kassiert in Worms die erste Niederlage 1957/1958 (0:2).

Auch Meister Borussia Dortmund kommt schwer in die Saison, unterliegt beim SV Sodingen 1:2 und verlässt die Phalanx der Teams ohne Punktverlust. Vier sind es noch im Westen, allen voran Alemannia Aachen (2:0 gegen RW Essen). Schalke 04 folgt (2:1 gegen Duisburger SpV.), auch Preußen Münster (5:1 gegen Viktoria Köln) und der 1. FC Köln (3:1 gegen Westfalia Herne) haben noch eine weiße Weste. Nur Helmut Rahns Essener sind noch punktlos. Im Süden enden alle acht Spiele knapp, fünf Siege mit einem Tor Vorsprung und drei Unentschieden. Aufsteiger 1860 München erklimmt durch ein 1:0 beim BC Augsburg die Spitze und Torschütze Rudolf Kölbl erfährt über seinen Trainer Hans Hipp, dass Sepp Herberger ihn zum nächsten Probespiel zwischen Deutschland A und Deutschland B einladen möchte. Hinter den "Löwen" liegen der 1. FC Nürnberg (2:1 gegen Kickers Stuttgart) und natürlich Fürth (2:1 beim VfR Mannheim), das den Club nie gern davon ziehen lässt. Nur das bayerische Trio hat 4:0-Punkte. Erst einen Punkt hat der FC Bayern und über den ist er heilfroh, gleicht Rudolf Brandmair in dem vogelwilden Spiel gegen die Frankfurter Eintracht (erst 2:0, dann 2:3) noch in letzter Minute aus. Seine Flanke landet im Tor. Eintracht-Trainer Adolf Patek grollt seinem Torwart: "Der ausschlaggebende Fehler von Loy ist fast nicht zu verzeihen." Im Norden zeigt sich Werder Bremen von seiner launischen Seite. Mit einem 7:2 gegen Lübeck gestartet, verliert man bei Eintracht Nordhorn 1:4 – und die Tabellenspitze an den, der sie gepachtet hat: den HSV. Das meiste Aufsehen erregt die einzig torlose Partie. Der Schiedsrichter erkennt gleich vier Treffer des VfB Lübeck gegen Neumünster nicht an, was die Partie nicht beruhigt. Gleich sieben Spieler scheiden verletzt aus, drei für den Rest des Spiels, das nur neun Lübecker und zehn Neumünsteraner beenden. Das Sport Magazin fragt den Schiedsrichter: "Warum griff er nicht stärker durch?"

Vor 50 Jahren steigt das erste Eröffnungsspiel der Bundesliga-Historie. Starteten in den ersten vier Spielzeiten immer alle gleich, wird 1967/1968 das Revierderby zwischen dem MSV Duisburg und Borussia Dortmund vorgezogen. Zur Freitagabendpartie kommen 38.000 Zuschauer, sie sehen ein munteres 2:2. Der MSV steht dicht vor dem Sieg, da verschätzt sich Keeper Manfred Manglitz bei einer Bogenlampe von Willi Neuberger (84.). Als MSV-Coach Gyula Lorant gefragt wird, ob denn der BVB Meister werde, knurrt er: "Ja, wenn er immer so viel Glück hat."

Vor 25 Jahren beginnt der DFB-Pokal 1992/1993 an einem Dienstag. Sensationen bleiben aus, aber in Leverkusen fehlt nicht viel. Die Reserve des Bundesligisten scheitert gegen den HSV, den Letchkovs später Ausgleich in die Verlängerung rettet, erst im Elfmeterschießen. HSV-Torwart Richard Golz hält einen Elfmeter und verwandelt den entscheidenden zum 9:10 selbst. Der 1. FC Köln wiegt Wacker Nordhausen lange in Sicherheit und schießt beim 8:0 sieben seiner Tore erst nach der Pause. Nürnberg geht bei OT Bremen (7:1) schon nach acht Sekunden in Führung – Christian Wück heißt der Spannungstöter, der das früheste Pokaltor aller Zeiten schießt. Jedenfalls seit es Stoppuhren gibt.

Vor zehn Jahren begeistert Bayern München nicht nur seine eigenen Fans. Mit einer Galavorstellung stürmt der Rekordmeister das Weserstadion und an die Tabellenspitze. Herausragend beim 4:0 in Bremen ist Franck Ribery, der das erste Tor per Elfmeter erzielt und trickreich ein weiteres vorbereitet. Schon nach seinem zweiten Einsatz wissen die Bayern: Der Franzose ist ein Volltreffer. In Bremen machen sie sich Sorgen, der kicker schreibt: "Der Etikettenschwindel: Werder drauf, aber nicht drin. Aus dem Ausnahmeteam wurde eine Durchschnittself." Auch bei Borussia Dortmund haben sie bessere Tage gesehen, im Derby auf Schalke geht die Doll-Elf mit 1:4 unter. Doll gibt ein unfreiwilliges Statement ab: "Wir haben jetzt zwei Spiele und sieben Gegentore. Das ist natürlich viel zu wenig." Zu allem Übel fliegt Marc-Andre Kruska vom Platz und Roman Weidenfeller wird von Gerald Asamoah beschuldigt, ihn "schwarzes Schwein" genannt zu haben. Der BVB-Torwart wehrt sich: "Solche Worte nehme ich nicht in den Mund. Ich weiß nicht, was er mir da anhängen will." Meister VfB Stuttgart verzeichnet spätestens nach dem 1:3 in Berlin einen Fehlstart, Armin Vehs Hertha-Komplex hält an: kein Sieg in sieben Spielen. Arminia Bielefeld führt bis zur 87. Minute 2:0 gegen Eintracht Frankfurt, dann schlagen Alex Meier und Marco Russ zu – 2:2. "Wir waren zu doof, es ist zum Kotzen", macht Armine Matthias Langkamp aus seinem Unmut keinen Hehl. Das Bundesligadebüt von Ailton im Duisburger Trikot verläuft auch nicht besser, der MSV verliert gegen Wolfsburg 1:3 und die Bilanz des "Kugelblitzes" nach 36 Minuten Einsatzzeit: kein gewonnener Zweikampf, kein Torschuss, kein Kopfball. Die Skeptiker, die seine Verpflichtung vor allem als PR-Gag sehen, wähnen sich erst mal im Recht. Mit dem Mund ist der Torschützenkönig von 2004 noch der Alte: "Wenn ich in Stuttgart spiele, dann verspreche ich ein Tor."

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19. August

Vor 70 Jahren wird bekannt dass der Hamburger Fußball-Verband seinen Klubs untersagt, bis einschließlich 31. Juli 1948 gegen den 1. FC Nürnberg zu spielen. Auslöser war die Weigerung einiger Club-Akteure, gegen den HSV zu spielen, weshalb die Partie kurzfristig ausfiel. Der HSV wollte sich das Gastspiel der renommierten Nürnberger 25.000 Mark kosten lassen. Da der FC St. Pauli demungeachtet den Nürnbergern ebenfalls ein Angebot gemacht hat, stellt der Präsident des Hamburger Fußballverbandes namens Junge zudem den Antrag, den FC St. Pauli aufzulösen.

Vor 50 Jahren hat die Bundesliga nach dem 1. Spieltag zwei Tabellenführer. Der VfB Stuttgart schlägt Eintracht Frankfurt mit 4:0, zweimal trifft Horst Köppel. In gleicher Höhe fällt der Sieg der Bayern bei Bundesliga-Neuling Alemannia Aachen aus, den Schlusspunkt setzt Franz Beckenbauer. An einem Tag ohne Unentschieden fallen 33 Tore. Die meisten auf Schalke, wo der Gastgeber Borussia Mönchengladbach 3:4 unterliegt. Meister Eintracht Braunschweig kassiert in der 89. Minute das 0:1 bei 1860 München (Tor: Ludwig Bründl), sein Nachfolger 1. FC Nürnberg startet mit einem 2:0 gegen den Karlsruher SC, beide Tore glücken Heinz Strehl. "Noch nie war ich vor einem Spiel so aufgeregt wie gegen den KSC", gesteht Trainer Max Merkel. Freude auch bei Hannover 96 nach dem 3:0 gegen den 1. FC Köln, zu dem Gladbach-Import Jupp Heynckes gleich zwei Tore beisteuert. Das Nordderby bringt ein Novum: erstmals gewinnt der HSV in der Bundesliga in Bremen – und das deutlich (4:1). Zum guten Schluss glückt Charly Dörfel ein Fallrückziehertreffer. Der 1. FC Kaiserslautern kommt gegen Aufsteiger Neunkirchen zu einem Pflichtsieg (2:1). Immerhin schießt Erich Hermesdorf im fünften Duell gegen den FCK das erste Borussen-Tor im Oberhaus.

Vor 30 Jahren kehrt Pierre Littbarski in die Bundesliga zurück. Damit endet sein 14-monatiges Gastspiel in Paris; Köln zahlt 2,8 Millionen Mark. Am selben Tag erobert der VfB Stuttgart in einem vorgezogenen Spiel die Tabellenspitze der Bundesliga. Die Schwaben gewinnen in Frankfurt 2:0, der Kleine mit dem großen Namen macht beide Tore: Fritz Walter. Kuriosum am Rande: Weil gleich beide etatmäßigen Stadionsprecher ausfallen, verpflichtet Trainer Kalli Feldkamp den seines Ex-Klubs Kaiserslautern. Als Talisman taugt er nicht.

Die DDR-Auswahl unterliegt am selben Tag in Lubin Polen mit 0:2.

Vor 25 Jahren wird die erste Hauptrunde des DFB-Pokals fortgesetzt: Nun erwischt es einen Bundesligisten, Wattenscheid 09 scheidet beim Oberligisten FSV Salmrohr aus (0:2). Um ein Haar hätte es auch Europacupsieger Werder Bremen erwischt, der beim Oberligisten SC Jülich bis zur 76. Minute zurückliegt. Dann gleicht Wynton Rufer aus und erst in der Verlängerung kommt ein standesgemäßes Resultat zustande (1:5). Meister VfB Stuttgart lockt in Siegen 17.000 Zuschauer an und lässt keine Zweifel aufkommen: nach drei Minuten steht es schon 0:2, am Ende 0:6. Die Bayern spielen erst in der nächsten Woche.

Am selben Tag wird bekannt, wer Fußballer des Jahres 1992 wird: Thomas Häßler (AS Rom) schafft es nach 1989 zum zweiten Mal. Er erhält vor allem dank seiner starken EM 470 Stimmen von den Sportjournalisten, mehr als alle anderen zusammen. Der kicker gratuliert: "Den Spaß am Spiel gönnt er sich. Dem Ernst des Lebens stellte er sich. Herzlichen Glückwunsch, Thomas Häßler!" Der Gekürte ist "total überrascht von dieser Wahl. Ganz ehrlich, es freut mich riesig."

Vor zehn Jahren endet der zweite Bundesliga-Spieltag und Rafael van der Vaart findet zu seiner Professionalität zurück. Nachdem der HSV-Star in den Tagen vor dem Heimspiel gegen Leverkusen mit einem Wechsel nach Valencia mehr als nur kokettiert hat (präsentierte sich mit Valencia-Trikot), zeigt er Nervenstärke. Als es nach 64 Minuten beim Stand von 0:0 Elfmeter gibt, schnappt sich der Niederländer den Ball und schießt das 1:0 – es ist das Tor des Tages, der HSV klettert auf Platz zwei. Torwart Frank Rost bricht eine Lanze für den Kapitän: "Moralische Ansprüche im Fußball muss man heutzutage nach unten korrigieren. Er hat sich einiges kaputtgemacht, macht aber auf dem Platz den Unterschied." Und auf dem des HSV soll er bleiben. Präsident Bernd Hofmann zieht schon elf Tage vor Transferschluss eine rote Linie: "Wir geben ihn definitiv nicht ab."

20. August

Vor 40 Jahren wird die 2. Pokal-Hauptrunde abgeschlossen. Die großen Sensationen bleiben aus, nur drei der verbliebenen 17 Bundesligisten scheiden aus. Weil es nicht anders geht, es gibt drei direkte Duelle, bei denen Borussia Dortmund (1:3 in Düsseldorf), der VfB Stuttgart (0:3 in Duisburg) und FC St. Pauli (0:3 gegen Bochum) den Kürzeren ziehen. Eintracht Frankfurt schlittert bei Drittligist TuS Schloß Neuhaus an der Blamage vorbei, schafft nach 0:2-Rückstand noch ein 2:2 und muss ins Wiederholungsspiel. 1860 München schießt sich den Frust über den verkorksten Ligastart von der Seele und kommt gegen den Horner TV Hamburg zu den ersten Saisontoren 1977/1978 – es sind einige (15:0). Der Trainer der bedauernswerten Gäste an der Grünwalder Straße beklagt: "Die Nerven haben uns einen bösen Streich gespielt." Das Los setzt damals noch keine Prioritäten, auch Amateure müssen zuweilen zu den Großen reisen. Die Folge: leere Kassen, volle Kästen. 8000 Zuschauer sehen Schalkes 8:1 im Parkstadion gegen den TSV Bleidenstadt, viermal trifft Klaus Fischer. Titelverteidiger 1. FC Köln begrüßt 6000 Getreue gegen Eintracht Kreuznach, die kaum entschädigt werden (3:1). In gleicher Höhe schlägt schon am Vortag der FC Bayern die Trierer Eintracht, für die sich 7216 Menschen interessieren. Immerhin sehen sie das 600. Pflichtspieltor von Gerd Müller. Die Top-Kulisse des Tages: ein zu einem Drittel gefülltes Düsseldorfer Rheinstadion (24.000 bei Fortuna gegen BVB).

Vor 20 Jahren erlebt Oliver Bierhoff eine Sternstunde im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Beim Stand von 0:1 wird er nach 70 Minuten im WM-Qualifikationsspiel in Belfast eingewechselt. Zwischen der 73. und 79. Minute glückt ihm ein Hattrick zum 3:1-Endstand. Es ist der schnellste Hattrick der DFB-Geschichte. Alle Tore bereitet der ebenfalls eingewechselte Thomas Häßler ein. "Wir geben unsere Vermählung bekannt", witzelt Bierhoff nach der Partie und lobt den damaligen Karlsruher: "Die Vorlagen von Thomas kann man gar nicht verfehlen." So hält die Führung der Nordiren durch Hughes (60.) nur 13 Minuten und Deutschland hat weiterhin kein Auswärtsspiel in der WM-Qualifikation verloren – einmalig in der Welt.

Am selben Tag entlässt Werder Bremen Trainer Dixie Dörner. Das Dresdner Fußball-Idol ist der zweite Mann nach der Rehhagel-Ära und ein weiteres Opfer seines Vorgängers, an dem er sich messen lassen muss. Werder ist nach drei Spielen siegloser Letzter und kassiert in der Länderspielpause zwei desaströse Niederlagen, darunter ein 0:8 bei Atletico Madrid. "War das die erste Mannschaft oder waren das die Amateure?", lästert eine spanische Zeitung. Der Vorstand hat auch so seine Zweifel und setzt Dörner vor die Tür. Dem Radiosender NDR 2 gesteht Dörner seine "Erleichterung darüber, dass alles vorbei ist. Ich hatte keine Freude mehr am Job." Da hat die vom Verein verbreitete Standardversion vom "gegenseitigen Einvernehmen" einmal ihre Berechtigung. Nachfolger wird Ex-Werder-Profi Wolfgang Sidka.

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