Vor 50 Jahren: Sieg zum Olympia-Auftakt

Die Olympischen Spiele von München 1972 sind derzeit in aller Munde, ein halbes Jahrhundert liegt dieses so bemerkenswerte sportliche Großereignis zurück. Eines, das wegen seiner Leichtigkeit und großartiger sportlicher Erfolge aus deutscher Sicht ebenso in Erinnerung blieb wie wegen des schrecklichen Attentats auf die israelischen Sportler. Auch eine DFB-Auswahl war in München dabei, heute vor 50 Jahren startete sie mit einem 3:0 gegen Malaysia in das Fußballturnier, das mit einer Enttäuschung endete. Ein Rückblick.

Allzu optimistisch war Auswahltrainer Jupp Derwall nicht. "Die äußeren Umstände sprechen doch gegen uns", sagte der spätere Bundestrainer und Europameister von 1980. Damit zielte er darauf ab, dass elf von 16 Teilnehmern ihre A-Nationalmannschaft schickten, obwohl an Olympia nur Amateure teilnehmen durften. Insbesondere die Staaten aus dem Ostblock fanden Mittel und Wege, das Statut zu umgehen, ihre Stars waren fast alle offiziell Soldaten und galten als "Staatsamateure". Auch die DFB-Auswahl bot Profis auf, doch außer Uli Hoeneß und Gladbachs Hartwig Bleidick hatte keiner je ein A-Länderspiel bestritten. Der Bayern-Stürmer, der im Juni 1972 bereits Europameister geworden war, hatte sich wie 49 andere Bundesliga- und Regionalligaspieler bereit erklärt, seinen Amateurstatus zu behalten und arbeitete offiziell auf der Geschäftsstelle seines Klubs. Die Deutsche Sporthilfe unterstützte die Kandidaten, aus denen Derwall einen 19er-Kader wählte, mit 350 Deutschen Mark im Monat, ansonsten waren nur Spesenzahlungen erlaubt. Hoeneß bekam offiziell 600 DM monatlich und sagte: "Mein Vetter muss als Student mit 400 auskommen." Der Spiegel traute dem Frieden nicht so ganz und schrieb: "Insider behaupten, daß seine Meisterschaftsprämien vom Klub auf Sperrkonten bis nach den Spielen ruhen." Jedenfalls fuhr Hoeneß zum Erstaunen seiner Mitspieler mit dem Porsche an der Sportschule Herzogenaurach vor, wo Derwall dem Kader den Feinschliff gab. Die letzten offiziellen Vorbereitungsspiele gaben Anlass zur Sorge, gegen Schweden setzte es in Flensburg ein 1:5, gegen Finnland in Lübeck ein 1:2. Verloren wurde auch der Test gegen die Profis des FC Bayern (2:3), als Hoeneß für seinen Klub spielte und seinen Olympioniken zwei Tore reinschoss. Derwall beruhigte die Skeptiker: "Erst in München zählen Siege!" Seine Spieler hätten nach der Saison nur zwei Wochen Urlaub gehabt, was die Defizite erkläre.

Schwacher Start gegen das "kleine" Malaysia

Dann kam der 27. August 1972, dann kam das kleine Malaysia. Das galt sowohl für den Status des Gegners als für seine Spieler. "Lauter kleine Quirle", titelte der kicker in seiner Vorschau auf die Olympiapremiere der Deutschen, die sich als Gastgeber im Gegensatz zu Malaysia nicht zu qualifizieren brauchten. Die Asiaten wiederum blieben in ihrer Quali ohne Gegentor und Derwall betonte: "Ich lasse mir keinen Sand in die Augen streuen. Wir nehmen Malaysia ernst." Die vom Deutschen Günter Habig mitbetreuten Gäste machten es dem DFB-Team dann auch richtig schwer und sorgten für ein gellendes Pfeifkonzert zur Pause, da es vor 50.000 erwartungsfrohen Zuschauern nur 0:0 stand. Erst ein Eigentor von Fung brach den Bann (56.), Joker Jürgen Kalb von Eintracht Frankfurt (78.) und Duisburgs Rudi Seliger (82.) sorgten im Endspurt für ein akzeptables Resultat. Nicht aber für Zufriedenheit. "Es war ein Sieg ohne Glanz", richtete der kicker und Derwall erzählte der Presse: "Es war eine schwere Geburt. Die Nervosität hatte die Jungs aufgefressen." Diese Jungs aber hätten ihm versprochen "es am Dienstag gegen Marokko besser zu machen." Außerdem kündigte er den Einsatz von Ottmar Hitzfeld, dem einzigen "Legionär" im Team, an. Der spätere Bayern- und Dortmund-Trainer kickte beim FC Basel in der Schweiz und hatte sich den Ruf eines Torjägers erworben.

Den brauchte das Team, da der Duisburger Klaus Wunder zu Turnierbeginn ausfiel und Hoeneß seiner Form noch hinterherlief – oder in Derwalls Worten: "Hoeneß spielte zu bequem."

Hitzfeld gegen Marokko "nicht zu halten"

Das zweite Spiel fand in Passau statt und erbrachte das identische Resultat (3:0) und bereits den Einzug in die Finalrunde. Er wurde ohne den angeschlagenen Hoeneß vollbracht, dafür nutzte Hitzfeld seine Chance. Er holte zwei vom Frankfurter Bernd Nickel verwandelte Elfmeter heraus und schoss nach der Pause das dritte Tor selbst. "Hitzfeld nicht zu halten", titelte der kicker. Mit dem Offenbacher Egon Schmitt rückte noch ein Spieler in den Focus, der Abwehrchef wurde durch seinen 45. Einsatz Rekordspieler der Amateurnationalmannschaft und löste Erhard Ahmann ab.

Zum letzten Gruppenspiel kehrte die Elf ins Olympiastadion zurück. Hoeneß war beim 7:0-Schützenfest gegen die USA-Auswahl wieder dabei, stand aber wie alle anderen im Schatten von Bernd Nickel, dem vier Tore gelangen. Hermann Bitz, Hitzfeld und Joker Seliger sorgten für die weiteren Treffer und den höchsten deutschen Sieg bei Olympia seit dem 9:0 gegen Luxemburg 1936 in Berlin.

Die Zahlen in der Gruppenphase konnten sich also sehen lassen, mit 13:0 Toren ballerte sich die DFB-Auswahl scheinbar mühelos in die Zwischenrunde.

Dort aber gab es nichts mehr zu feiern, nach dem 1:1 gegen Mexiko (Tor Hitzfeld) in Nürnberg herrschte Ernüchterung. "Rätsel und Sorgenkind: deutscher Angriff. Drei Spitzen sind zu stumpf, zu wenig kraftvoll", tadelte der kicker nun.

Das Attentat und seine Folgen

Zwei Tage später sollte das Spiel gegen die Ungarn steigen, doch am Dienstag, den 5. September, wurde der Geist von Olympia verraten. Das Terror-Attentat auf die Israelis mit anschließender missglückter Befreiungsaktion kostete elf Menschenleben, die Spiele ruhten. Hitzfeld hatte wie viele andere Athleten die Schüsse in seinem Quartier gehört und sagte noch dieser Tage dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Die Stimmung danach war bedrückend, manche schwiegen und zogen sich zurück, andere redeten und redeten. Jeder musste das auf seine eigene Art verarbeiten." Dann sprach IOC-Präsident Avery Brundage die historischen Worte: "The games must go on." Doch hatten sie ihre Leichtigkeit schlagartig verloren und selbst ein volles Stadion konnte Friedhofsatmosphäre verbreiten. So war es beim ernüchternden 1:4 gegen Ungarn, als wieder nur Hitzfeld traf. Er erinnerte sich: "Ich habe nie mehr sonst in einem Stadion eine so gedämpfte, ja gespenstische Atmosphäre erlebt." In dieser platzte der Traum von Gold und so ging es am 8. September nur noch um die Chance auf Bronze, als erstmals zwei Auswahlmannschaften der seit 1949 getrennten deutschen Staaten ein offizielles Länderspiel bestritten. 80.000 Menschen wollten das Prestigeduell sehen und füllten das Olympiastadion. Die meisten wurden enttäuscht, denn sie sahen einen 3:2-Sieg der DDR. Hoeneß schoss immerhin endlich sein erstes Tor und glich das 0:1 von Jürgen Pommerenke aus. Damit ging es in die Kabinen. Joachim Streich legte wieder vor für die DDR, darauf hatte Hitzfeld per Kopf mit seinem fünften Turniertreffer noch eine Antwort. Aber auf das 2:3 von "Matz" Vogel in der 82. Minute gab es keine mehr und die DDR zog in das Spiel um Platz drei gegen die Sowjetunion ein, das keinen Sieger fand (2:2 n.V.), weshalb beide Teams Edelmetall bekamen.

Noch ein Kuriosum: die Tore und Einsätze im deutschen Duell interessierten im Nachgang nur die Statistiker im Westen. Denn während die DDR alle anderen Spiele des Turniers als A-Länderspiele wertete, taucht das Bruderduell in ihren Annalen nicht auf. Noch immer war der Weg zur gegenseitigen Anerkennung weit – ebenso wie der zu olympischem Edelmetall, jedenfalls für "den Westen". Es sollte bis 1988 (Bronze in Seoul) dauern.

Für Trainer Derwall, der ja ohnehin keine Medaillenträume hegte, war das Ende durchaus versöhnlich: "Das war heute unser bestes Spiel. Ich bin zufrieden, weil ich unsere Leistungsgrenze kenne." Aber es blieb dabei, dass der deutsche Fußball auch bei diesen Olympischen Spielen im Schatten anderer Athleten stand. Doch während diese Amateure blieben, konnten die Kicker nun sofort Profiverträge unterschreiben. Andere Zeiten…

Der DFB-Kader Olympia 1972

1 Günter Wienhold (Torwart) 5 Spiele, kein Tor

2 Heiner Baltes 6/0

3 Reiner Hollmann 3/0

4 Egon Schmitt 6/0

5 Friedhelm Haebermann 6/0

6 Hartwig Bleidick 3/0

7 Hermann Bitz 6/1

8 Rudi Seliger 6/2

9 Klaus Wunder 2/0

10 Uli Hoeneß 5/1

11 Ronald Worm 6/0

12 Dieter Mietz 1/0

13 Bernd Nickel 6/6

14 Manfred Kaltz 1/0

15 Dieter Seelmann -

16 Jürgen Kalb 5/1

17 Ottmar Hitzfeld 6/5

18 Ewald Hammes 2/0

19 Hans-Jürgen Bradler  (Torwart) 1/0

[um]

Die Olympischen Spiele von München 1972 sind derzeit in aller Munde, ein halbes Jahrhundert liegt dieses so bemerkenswerte sportliche Großereignis zurück. Eines, das wegen seiner Leichtigkeit und großartiger sportlicher Erfolge aus deutscher Sicht ebenso in Erinnerung blieb wie wegen des schrecklichen Attentats auf die israelischen Sportler. Auch eine DFB-Auswahl war in München dabei, heute vor 50 Jahren startete sie mit einem 3:0 gegen Malaysia in das Fußballturnier, das mit einer Enttäuschung endete. Ein Rückblick.

Allzu optimistisch war Auswahltrainer Jupp Derwall nicht. "Die äußeren Umstände sprechen doch gegen uns", sagte der spätere Bundestrainer und Europameister von 1980. Damit zielte er darauf ab, dass elf von 16 Teilnehmern ihre A-Nationalmannschaft schickten, obwohl an Olympia nur Amateure teilnehmen durften. Insbesondere die Staaten aus dem Ostblock fanden Mittel und Wege, das Statut zu umgehen, ihre Stars waren fast alle offiziell Soldaten und galten als "Staatsamateure". Auch die DFB-Auswahl bot Profis auf, doch außer Uli Hoeneß und Gladbachs Hartwig Bleidick hatte keiner je ein A-Länderspiel bestritten. Der Bayern-Stürmer, der im Juni 1972 bereits Europameister geworden war, hatte sich wie 49 andere Bundesliga- und Regionalligaspieler bereit erklärt, seinen Amateurstatus zu behalten und arbeitete offiziell auf der Geschäftsstelle seines Klubs. Die Deutsche Sporthilfe unterstützte die Kandidaten, aus denen Derwall einen 19er-Kader wählte, mit 350 Deutschen Mark im Monat, ansonsten waren nur Spesenzahlungen erlaubt. Hoeneß bekam offiziell 600 DM monatlich und sagte: "Mein Vetter muss als Student mit 400 auskommen." Der Spiegel traute dem Frieden nicht so ganz und schrieb: "Insider behaupten, daß seine Meisterschaftsprämien vom Klub auf Sperrkonten bis nach den Spielen ruhen." Jedenfalls fuhr Hoeneß zum Erstaunen seiner Mitspieler mit dem Porsche an der Sportschule Herzogenaurach vor, wo Derwall dem Kader den Feinschliff gab. Die letzten offiziellen Vorbereitungsspiele gaben Anlass zur Sorge, gegen Schweden setzte es in Flensburg ein 1:5, gegen Finnland in Lübeck ein 1:2. Verloren wurde auch der Test gegen die Profis des FC Bayern (2:3), als Hoeneß für seinen Klub spielte und seinen Olympioniken zwei Tore reinschoss. Derwall beruhigte die Skeptiker: "Erst in München zählen Siege!" Seine Spieler hätten nach der Saison nur zwei Wochen Urlaub gehabt, was die Defizite erkläre.

Schwacher Start gegen das "kleine" Malaysia

Dann kam der 27. August 1972, dann kam das kleine Malaysia. Das galt sowohl für den Status des Gegners als für seine Spieler. "Lauter kleine Quirle", titelte der kicker in seiner Vorschau auf die Olympiapremiere der Deutschen, die sich als Gastgeber im Gegensatz zu Malaysia nicht zu qualifizieren brauchten. Die Asiaten wiederum blieben in ihrer Quali ohne Gegentor und Derwall betonte: "Ich lasse mir keinen Sand in die Augen streuen. Wir nehmen Malaysia ernst." Die vom Deutschen Günter Habig mitbetreuten Gäste machten es dem DFB-Team dann auch richtig schwer und sorgten für ein gellendes Pfeifkonzert zur Pause, da es vor 50.000 erwartungsfrohen Zuschauern nur 0:0 stand. Erst ein Eigentor von Fung brach den Bann (56.), Joker Jürgen Kalb von Eintracht Frankfurt (78.) und Duisburgs Rudi Seliger (82.) sorgten im Endspurt für ein akzeptables Resultat. Nicht aber für Zufriedenheit. "Es war ein Sieg ohne Glanz", richtete der kicker und Derwall erzählte der Presse: "Es war eine schwere Geburt. Die Nervosität hatte die Jungs aufgefressen." Diese Jungs aber hätten ihm versprochen "es am Dienstag gegen Marokko besser zu machen." Außerdem kündigte er den Einsatz von Ottmar Hitzfeld, dem einzigen "Legionär" im Team, an. Der spätere Bayern- und Dortmund-Trainer kickte beim FC Basel in der Schweiz und hatte sich den Ruf eines Torjägers erworben.

Den brauchte das Team, da der Duisburger Klaus Wunder zu Turnierbeginn ausfiel und Hoeneß seiner Form noch hinterherlief – oder in Derwalls Worten: "Hoeneß spielte zu bequem."

Hitzfeld gegen Marokko "nicht zu halten"

Das zweite Spiel fand in Passau statt und erbrachte das identische Resultat (3:0) und bereits den Einzug in die Finalrunde. Er wurde ohne den angeschlagenen Hoeneß vollbracht, dafür nutzte Hitzfeld seine Chance. Er holte zwei vom Frankfurter Bernd Nickel verwandelte Elfmeter heraus und schoss nach der Pause das dritte Tor selbst. "Hitzfeld nicht zu halten", titelte der kicker. Mit dem Offenbacher Egon Schmitt rückte noch ein Spieler in den Focus, der Abwehrchef wurde durch seinen 45. Einsatz Rekordspieler der Amateurnationalmannschaft und löste Erhard Ahmann ab.

Zum letzten Gruppenspiel kehrte die Elf ins Olympiastadion zurück. Hoeneß war beim 7:0-Schützenfest gegen die USA-Auswahl wieder dabei, stand aber wie alle anderen im Schatten von Bernd Nickel, dem vier Tore gelangen. Hermann Bitz, Hitzfeld und Joker Seliger sorgten für die weiteren Treffer und den höchsten deutschen Sieg bei Olympia seit dem 9:0 gegen Luxemburg 1936 in Berlin.

Die Zahlen in der Gruppenphase konnten sich also sehen lassen, mit 13:0 Toren ballerte sich die DFB-Auswahl scheinbar mühelos in die Zwischenrunde.

Dort aber gab es nichts mehr zu feiern, nach dem 1:1 gegen Mexiko (Tor Hitzfeld) in Nürnberg herrschte Ernüchterung. "Rätsel und Sorgenkind: deutscher Angriff. Drei Spitzen sind zu stumpf, zu wenig kraftvoll", tadelte der kicker nun.

Das Attentat und seine Folgen

Zwei Tage später sollte das Spiel gegen die Ungarn steigen, doch am Dienstag, den 5. September, wurde der Geist von Olympia verraten. Das Terror-Attentat auf die Israelis mit anschließender missglückter Befreiungsaktion kostete elf Menschenleben, die Spiele ruhten. Hitzfeld hatte wie viele andere Athleten die Schüsse in seinem Quartier gehört und sagte noch dieser Tage dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Die Stimmung danach war bedrückend, manche schwiegen und zogen sich zurück, andere redeten und redeten. Jeder musste das auf seine eigene Art verarbeiten." Dann sprach IOC-Präsident Avery Brundage die historischen Worte: "The games must go on." Doch hatten sie ihre Leichtigkeit schlagartig verloren und selbst ein volles Stadion konnte Friedhofsatmosphäre verbreiten. So war es beim ernüchternden 1:4 gegen Ungarn, als wieder nur Hitzfeld traf. Er erinnerte sich: "Ich habe nie mehr sonst in einem Stadion eine so gedämpfte, ja gespenstische Atmosphäre erlebt." In dieser platzte der Traum von Gold und so ging es am 8. September nur noch um die Chance auf Bronze, als erstmals zwei Auswahlmannschaften der seit 1949 getrennten deutschen Staaten ein offizielles Länderspiel bestritten. 80.000 Menschen wollten das Prestigeduell sehen und füllten das Olympiastadion. Die meisten wurden enttäuscht, denn sie sahen einen 3:2-Sieg der DDR. Hoeneß schoss immerhin endlich sein erstes Tor und glich das 0:1 von Jürgen Pommerenke aus. Damit ging es in die Kabinen. Joachim Streich legte wieder vor für die DDR, darauf hatte Hitzfeld per Kopf mit seinem fünften Turniertreffer noch eine Antwort. Aber auf das 2:3 von "Matz" Vogel in der 82. Minute gab es keine mehr und die DDR zog in das Spiel um Platz drei gegen die Sowjetunion ein, das keinen Sieger fand (2:2 n.V.), weshalb beide Teams Edelmetall bekamen.

Noch ein Kuriosum: die Tore und Einsätze im deutschen Duell interessierten im Nachgang nur die Statistiker im Westen. Denn während die DDR alle anderen Spiele des Turniers als A-Länderspiele wertete, taucht das Bruderduell in ihren Annalen nicht auf. Noch immer war der Weg zur gegenseitigen Anerkennung weit – ebenso wie der zu olympischem Edelmetall, jedenfalls für "den Westen". Es sollte bis 1988 (Bronze in Seoul) dauern.

Für Trainer Derwall, der ja ohnehin keine Medaillenträume hegte, war das Ende durchaus versöhnlich: "Das war heute unser bestes Spiel. Ich bin zufrieden, weil ich unsere Leistungsgrenze kenne." Aber es blieb dabei, dass der deutsche Fußball auch bei diesen Olympischen Spielen im Schatten anderer Athleten stand. Doch während diese Amateure blieben, konnten die Kicker nun sofort Profiverträge unterschreiben. Andere Zeiten…

Der DFB-Kader Olympia 1972

1 Günter Wienhold (Torwart) 5 Spiele, kein Tor

2 Heiner Baltes 6/0

3 Reiner Hollmann 3/0

4 Egon Schmitt 6/0

5 Friedhelm Haebermann 6/0

6 Hartwig Bleidick 3/0

7 Hermann Bitz 6/1

8 Rudi Seliger 6/2

9 Klaus Wunder 2/0

10 Uli Hoeneß 5/1

11 Ronald Worm 6/0

12 Dieter Mietz 1/0

13 Bernd Nickel 6/6

14 Manfred Kaltz 1/0

15 Dieter Seelmann -

16 Jürgen Kalb 5/1

17 Ottmar Hitzfeld 6/5

18 Ewald Hammes 2/0

19 Hans-Jürgen Bradler  (Torwart) 1/0

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