Vor 33 Jahren: Stuttgarter Kickers sensationell im Pokalfinale

Vor dem DFB-Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf am 1. April 1987 wurden 1000 Berliner im Publikum verteilt. Ob es daran lag, dass die Stuttgarter Kickers als damals fünfter Zweitligist heute vor 33 Jahren das Pokalfinale erreichten? Wohl nicht nur. Von den bis heute 13 Halbfinalsiegen der unterklassigen Klubs überraschte dieser am wenigsten. Schon zwei Monate danach waren die beiden "Klassenkameraden", denn die Fortuna stieg 1987 ab.

Der Pokal war die letzte Chance, die Saison noch zu retten, aber im Stuttgarter Waldaustadion erlebte die Fortuna den nächsten Reinfall. "Düsseldorf wäre kein würdiger Endspielpartner gewesen", urteilte Weltmeister Paul Breitner, als TV-Experte an jenem Nachmittag des 1. April 1987 im Einsatz. Die Kickers, die 1988 in die Bundesliga aufstiegen, gewannen laut kicker "verdient, weil sie ganz toll gekämpft und auch gespielt haben." HSV-Torwart Uli Stein, ebenfalls vor Ort, lobte den Finalgegner: "Das wird ein harter Brocken!"

Aprilluft kalt, Kickers vor dem Tor eiskalt

Wer Herr im Hause im Waldaustadion ist, demonstrierten die weißblauen Kickers vor 10.500 Zuschauern bei noch winterlichem Ambiente - man sah den Hauch und keine Spur von Frühling in den Wipfeln der Bäume - von Beginn an. Frank Elsers Tor zum 1:0 (15.) stellte aus zehn Metern die Weichen in Richtung Berlin, Dirk Kurtenbach legte ihm den von Anthony Baffoe in den Strafraum geschlenzten Ball in den Lauf.

"Ich muss sagen, auch wenn das a bissel komisch klingt, das war abgesprochen", schwäbelte Elser hinterher ins Mikrofon der live übertragenden ARD. Zur Pause hätten sie schon höher führen können, der 21-jährige Baffoe, später bei Fortuna, verfehlte um Zentimeter. "Da fehlte es mir an Abgebrühtheit", sagte Baffoe, "sonst wäre ich jetzt der König von Degerloch."

"Größtes Ereignis in der Sportgeschichte der Kickers"

Nach dem Wechsel erhöhte der Pole Kazimierz Kmiecik nach einem 30-Meter-Solo und feinem Doppelpass mit Ralf Vollmer auf 2:0 (59.). "Da hat der Kazi gezeigt, dass er für seine 35 Jahre noch ganz schön schnell ist", witzelte Vorbereiter Vollmer. Pokalspezialist Dirk Kurtenbach traf nach einem Konter per unhaltbaren Aufsetzer zum 3:0 (75.) und brachte das kleine Stadion zum Singen. "So ein Tag, so wunderschön wie heute", klang es aus tausenden Kehlen. Sofern sie nicht gerade einen Berliner mampften...

Euphorische Fans stürmten nach Abpfiff mit ihren blau-weißen Fahnen den tiefen Rasen. Der Fortuna-Anhang machte seinem Unmut dagegen mit ein paar Rauchbomben Luft. Auch das wäre eines Finalisten unwürdig gewesen. Auf der Pressekonferenz sprach Präsident Axel-Dünnwald-Metzler vom "größten Ereignis in der Sportgeschichte der Stuttgarter Kickers", und der sichtlich gerührte Trainer Dieter Renner, ein beurlaubter Religionslehrer betonte, es sei wieder ein Beweis dafür erbracht worden "dass der Glaube Berge versetzen kann".

Große Gegenwehr auch im Finale

Die Kickers leisteten auch am 20. Juni beim Pokalfinale in Berlin dem Hamburger SV starken Widerstand und verloren erst durch zwei Tore in den letzten drei Minuten mit 1:3. Für Kickers-Trainer Dieter Renner war es sein letzter Einsatz für diesen Verein. Schon am Halbfinaltag war seine Ablösung das Tuschelthema auf der Waldau gewesen. Angeblich hatte sich der Klub schon mit Hannes Linßen geeinigt, weshalb Renner noch im Stadion das Gespräch mit Manager Dollmann und Präsident Dünnwald-Metzler suchte. "Die haben mir in die Hand versprochen, dass an Vertragsgesprächen mit anderen Trainern nichts dran ist, aber auch gar nichts", so Renner.

Sie wären gegenüber dem Mann, der für den größten Erfolg der Nachkriegsgeschichte der Kickers gesorgt hatte, auch nur schwer vertretbar gewesen. Doch als die Kickers dann in Berlin antraten, wusste Renner längst, dass sein Vertrag nicht verlängert werden würde. Nachfolger Manfred Krafft stand bereits fest und tauchte sogar nach dem Spiel auf dem Bankett auf, was Dieter Renner echauffierte. Weil er den Zweitligisten aber ins Finale gebracht hatte, blieb er nicht lange arbeitslos. Drei Tage nach dem Spiel holten ihn die anderen Kickers der 2. Bundesliga - aus Offenbach.

Unmittelbarer waren die Folgen für Dieter Brei, Trainer der Fortuna. Bereits am nächsten Tag musste er nach 15 Jahren (mit Spielerzeit) gehen: "Diese Art und Weise, Abschied zu nehmen, schmerzt doch sehr", klagte Brei. Die Art, wie Fortuna um ihre Ex-Nationalspieler Rudi Kargus, Manfred Bockenfeld und Gerd Zewe ihre Finalchance vergab, allerdings auch.

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Vor dem DFB-Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf am 1. April 1987 wurden 1000 Berliner im Publikum verteilt. Ob es daran lag, dass die Stuttgarter Kickers als damals fünfter Zweitligist heute vor 33 Jahren das Pokalfinale erreichten? Wohl nicht nur. Von den bis heute 13 Halbfinalsiegen der unterklassigen Klubs überraschte dieser am wenigsten. Schon zwei Monate danach waren die beiden "Klassenkameraden", denn die Fortuna stieg 1987 ab.

Der Pokal war die letzte Chance, die Saison noch zu retten, aber im Stuttgarter Waldaustadion erlebte die Fortuna den nächsten Reinfall. "Düsseldorf wäre kein würdiger Endspielpartner gewesen", urteilte Weltmeister Paul Breitner, als TV-Experte an jenem Nachmittag des 1. April 1987 im Einsatz. Die Kickers, die 1988 in die Bundesliga aufstiegen, gewannen laut kicker "verdient, weil sie ganz toll gekämpft und auch gespielt haben." HSV-Torwart Uli Stein, ebenfalls vor Ort, lobte den Finalgegner: "Das wird ein harter Brocken!"

Aprilluft kalt, Kickers vor dem Tor eiskalt

Wer Herr im Hause im Waldaustadion ist, demonstrierten die weißblauen Kickers vor 10.500 Zuschauern bei noch winterlichem Ambiente - man sah den Hauch und keine Spur von Frühling in den Wipfeln der Bäume - von Beginn an. Frank Elsers Tor zum 1:0 (15.) stellte aus zehn Metern die Weichen in Richtung Berlin, Dirk Kurtenbach legte ihm den von Anthony Baffoe in den Strafraum geschlenzten Ball in den Lauf.

"Ich muss sagen, auch wenn das a bissel komisch klingt, das war abgesprochen", schwäbelte Elser hinterher ins Mikrofon der live übertragenden ARD. Zur Pause hätten sie schon höher führen können, der 21-jährige Baffoe, später bei Fortuna, verfehlte um Zentimeter. "Da fehlte es mir an Abgebrühtheit", sagte Baffoe, "sonst wäre ich jetzt der König von Degerloch."

"Größtes Ereignis in der Sportgeschichte der Kickers"

Nach dem Wechsel erhöhte der Pole Kazimierz Kmiecik nach einem 30-Meter-Solo und feinem Doppelpass mit Ralf Vollmer auf 2:0 (59.). "Da hat der Kazi gezeigt, dass er für seine 35 Jahre noch ganz schön schnell ist", witzelte Vorbereiter Vollmer. Pokalspezialist Dirk Kurtenbach traf nach einem Konter per unhaltbaren Aufsetzer zum 3:0 (75.) und brachte das kleine Stadion zum Singen. "So ein Tag, so wunderschön wie heute", klang es aus tausenden Kehlen. Sofern sie nicht gerade einen Berliner mampften...

Euphorische Fans stürmten nach Abpfiff mit ihren blau-weißen Fahnen den tiefen Rasen. Der Fortuna-Anhang machte seinem Unmut dagegen mit ein paar Rauchbomben Luft. Auch das wäre eines Finalisten unwürdig gewesen. Auf der Pressekonferenz sprach Präsident Axel-Dünnwald-Metzler vom "größten Ereignis in der Sportgeschichte der Stuttgarter Kickers", und der sichtlich gerührte Trainer Dieter Renner, ein beurlaubter Religionslehrer betonte, es sei wieder ein Beweis dafür erbracht worden "dass der Glaube Berge versetzen kann".

Große Gegenwehr auch im Finale

Die Kickers leisteten auch am 20. Juni beim Pokalfinale in Berlin dem Hamburger SV starken Widerstand und verloren erst durch zwei Tore in den letzten drei Minuten mit 1:3. Für Kickers-Trainer Dieter Renner war es sein letzter Einsatz für diesen Verein. Schon am Halbfinaltag war seine Ablösung das Tuschelthema auf der Waldau gewesen. Angeblich hatte sich der Klub schon mit Hannes Linßen geeinigt, weshalb Renner noch im Stadion das Gespräch mit Manager Dollmann und Präsident Dünnwald-Metzler suchte. "Die haben mir in die Hand versprochen, dass an Vertragsgesprächen mit anderen Trainern nichts dran ist, aber auch gar nichts", so Renner.

Sie wären gegenüber dem Mann, der für den größten Erfolg der Nachkriegsgeschichte der Kickers gesorgt hatte, auch nur schwer vertretbar gewesen. Doch als die Kickers dann in Berlin antraten, wusste Renner längst, dass sein Vertrag nicht verlängert werden würde. Nachfolger Manfred Krafft stand bereits fest und tauchte sogar nach dem Spiel auf dem Bankett auf, was Dieter Renner echauffierte. Weil er den Zweitligisten aber ins Finale gebracht hatte, blieb er nicht lange arbeitslos. Drei Tage nach dem Spiel holten ihn die anderen Kickers der 2. Bundesliga - aus Offenbach.

Unmittelbarer waren die Folgen für Dieter Brei, Trainer der Fortuna. Bereits am nächsten Tag musste er nach 15 Jahren (mit Spielerzeit) gehen: "Diese Art und Weise, Abschied zu nehmen, schmerzt doch sehr", klagte Brei. Die Art, wie Fortuna um ihre Ex-Nationalspieler Rudi Kargus, Manfred Bockenfeld und Gerd Zewe ihre Finalchance vergab, allerdings auch.

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