Vor 30 Jahren: Wiedervereinigung im Fußball

Das Land war schon eins, nun musste auch die deutsche Fußballnation einig werden. Am 21. November 1990, heute vor 30 Jahren, ging der DFV (Deutscher Fußball-Verband) der DDR in den DFB über. Das geschah im Rahmen eines DFB-Bundestages in Leipzig, 49 Tage nach der deutschen Wiedervereinigung.

Ein Bild ging um die Welt: DFB-Präsident Hermann Neuberger und Hans Georg Moldenhauer, der Vorsitzende des am Vortag gegründeten Regionalverbands NOFV, reichten sich über das Dach eines Trabis die Hände. Die Motorhaube war mit den Wappen von DFB und DFV geschmückt, das Nummernschild des nie in den Straßenverkehr entlassenen Symbolgefährts war eine Sonderanfertigung: DFB - 21.11.90.

"Mit Mut und gesundem Selbstvertrauen gehen wir in die Vereinigung"

Eine symbolische Geste, der historisch bedeutsame Stunden vorausgegangen waren. Am Vortag hatte sich der DFV im Rathaus der Stadt Leipzig auf seinem letzten Verbandstag aufgelöst, Punkt 12.14 Uhr war der DDR-Verband Geschichte, sein Staat war es schon seit dem 3. Oktober. Die letzten Worte als DFV- Präsident fielen Moldenhauer nicht schwer: "Mit Mut und gesundem Selbstvertrauen gehen wir in die Vereinigung."

Süffisant verwies er auf die positive Länderspielbilanz zwischen DDR und BRD hin, die durch das berühmte Sparwasser-Tor bei der WM 1974 geschaffen wurde. Und am Mittwoch, den 21. November, wurde der NOFV, das Erbe des DDR-Fußballs, umgehend als fünfter Regionalverband in den DFB aufgenommen. Moldenhauer beantragte die Aufnahme formell, weil alles seine Ordnung haben muss bei so einer wichtigen Angelegenheit - aber sie war wahrlich nur eine Formalität. Vorher musste allerdings, auch der Form halber, noch ein Auflösungsparagraph in die kurz danach obsolete Satzung des DFV aufgenommen werden. So etwas hatten die Gründerväter ja nicht vorhergesehen.

Moldenhauer erntete mit seinem Antrag im Leipziger Opernhaus nichts außer Zustimmung von den 171 Delegierten. "Einstimmig per Akklamation und begleitet von lang anhaltendem Beifall wurde dieser Antrag von den Delegierten des Außerordentlichen Bundestags des DFB aufgenommen", schrieb der kicker. Für die Nachwelt gilt festzuhalten: es war 11.45 Uhr an diesem 21. November.

"Viel zu lange haben wir auf diesen Tag warten müssen"

Damit war der DFB auf einen Schlag um 424.587 Spieler und 4998 Vereine größer und - im übertragenen Sinne - reicher. Hans-Georg Moldenhauer rückte in den Vorstand, auch in Beirat, Spielausschuss und alle anderen Gremien rückten 24 NOFV-Vertreter, drei Trainer in den Trainerstab der Auswahlmannschaften.

Dass es ein Außerordentlicher Bundestag war, beweist auch ein Blick auf die Gästeliste. Erschienen waren u.a. Bundesinnenminister Rudolf Seiters, der eine Rede hielt ("Viel zu lange haben wir auf diesen Tag warten müssen"), FIFA-Präsident Joao Havelange und sein Generalsekretär Sepp Blatter, UEFA-Präsident Lennart Johansson. Nicht alltäglich war auch das Rahmenprogramm.

Am Montagabend speisten die Mitglieder beider Präsidien an historischer Stätte in Auerbachs Keller. Am Dienstag sang der Thomaner-Chor für die hohen Gäste in der Thomaskirche, Bundestrainer Berti Vogts schenkte den Knaben drei Autogrammbälle der Weltmeistermannschaft. Am Mittwochvormittag eröffnete das Kammerorchester des Gewandhauses den DFB-Bundestag mit der 3. Sinfonie von Beethoven, es war dem feierlichen Anlass angemessen.

"Es wird nicht ganz leicht, aber wir schaffen es!"

Allen Teilnehmern war klar, dass die weitere Zukunft nicht so reibungslos verlaufen könnte wie die Übernahme. So erhielt der NOFV als jüngstes Kind in der DFB-Familie 400.000 DM "Begrüßungsgeld", die sechs Landesverbände des NOFV jeweils weitere 50.000 aus einem Solidaritätsfonds der DFB-Klubs - und das Bundesinnenministerium steuerte weitere 500.000 DM bei. Hermann Neuberger versprach: "Es wird nicht ganz leicht, aber wir schaffen es!"

Wie ging es sportlich weiter? Die Zusammensetzung der gesamtdeutschen Ligen sorgte für einigen Diskussionsstoff. Da die Saison 1990/1991 schon angelaufen war, blieb es noch für acht Monate bei der Trennung und Hansa Rostock ging als letzter Ost-Meister in die Historie ein.

Ab der Saison 1991/92 spielten zwei Klubs der alten DDR-Oberliga, nun NOFV-Liga in der Bundesliga (Rostock und Dynamo Dresden), und sechs rückten in die 2. Liga. Die Bundesliga wurde dafür auf 20 Vereine aufgestockt, die 2. Liga geteilt in Nord und Süd. Die geplanten Ligareformen, die unter anderem eine Reduzierung der Bundesliga auf 16 Klubs vorsahen, wurden vom Windhauch der Geschichte weggefegt.


Das Land war schon eins, nun musste auch die deutsche Fußballnation einig werden. Am 21. November 1990, heute vor 30 Jahren, ging der DFV (Deutscher Fußball-Verband) der DDR in den DFB über. Das geschah im Rahmen eines DFB-Bundestages in Leipzig, 49 Tage nach der deutschen Wiedervereinigung.

Ein Bild ging um die Welt: DFB-Präsident Hermann Neuberger und Hans Georg Moldenhauer, der Vorsitzende des am Vortag gegründeten Regionalverbands NOFV, reichten sich über das Dach eines Trabis die Hände. Die Motorhaube war mit den Wappen von DFB und DFV geschmückt, das Nummernschild des nie in den Straßenverkehr entlassenen Symbolgefährts war eine Sonderanfertigung: DFB - 21.11.90.

"Mit Mut und gesundem Selbstvertrauen gehen wir in die Vereinigung"

Eine symbolische Geste, der historisch bedeutsame Stunden vorausgegangen waren. Am Vortag hatte sich der DFV im Rathaus der Stadt Leipzig auf seinem letzten Verbandstag aufgelöst, Punkt 12.14 Uhr war der DDR-Verband Geschichte, sein Staat war es schon seit dem 3. Oktober. Die letzten Worte als DFV- Präsident fielen Moldenhauer nicht schwer: "Mit Mut und gesundem Selbstvertrauen gehen wir in die Vereinigung."

Süffisant verwies er auf die positive Länderspielbilanz zwischen DDR und BRD hin, die durch das berühmte Sparwasser-Tor bei der WM 1974 geschaffen wurde. Und am Mittwoch, den 21. November, wurde der NOFV, das Erbe des DDR-Fußballs, umgehend als fünfter Regionalverband in den DFB aufgenommen. Moldenhauer beantragte die Aufnahme formell, weil alles seine Ordnung haben muss bei so einer wichtigen Angelegenheit - aber sie war wahrlich nur eine Formalität. Vorher musste allerdings, auch der Form halber, noch ein Auflösungsparagraph in die kurz danach obsolete Satzung des DFV aufgenommen werden. So etwas hatten die Gründerväter ja nicht vorhergesehen.

Moldenhauer erntete mit seinem Antrag im Leipziger Opernhaus nichts außer Zustimmung von den 171 Delegierten. "Einstimmig per Akklamation und begleitet von lang anhaltendem Beifall wurde dieser Antrag von den Delegierten des Außerordentlichen Bundestags des DFB aufgenommen", schrieb der kicker. Für die Nachwelt gilt festzuhalten: es war 11.45 Uhr an diesem 21. November.

"Viel zu lange haben wir auf diesen Tag warten müssen"

Damit war der DFB auf einen Schlag um 424.587 Spieler und 4998 Vereine größer und - im übertragenen Sinne - reicher. Hans-Georg Moldenhauer rückte in den Vorstand, auch in Beirat, Spielausschuss und alle anderen Gremien rückten 24 NOFV-Vertreter, drei Trainer in den Trainerstab der Auswahlmannschaften.

Dass es ein Außerordentlicher Bundestag war, beweist auch ein Blick auf die Gästeliste. Erschienen waren u.a. Bundesinnenminister Rudolf Seiters, der eine Rede hielt ("Viel zu lange haben wir auf diesen Tag warten müssen"), FIFA-Präsident Joao Havelange und sein Generalsekretär Sepp Blatter, UEFA-Präsident Lennart Johansson. Nicht alltäglich war auch das Rahmenprogramm.

Am Montagabend speisten die Mitglieder beider Präsidien an historischer Stätte in Auerbachs Keller. Am Dienstag sang der Thomaner-Chor für die hohen Gäste in der Thomaskirche, Bundestrainer Berti Vogts schenkte den Knaben drei Autogrammbälle der Weltmeistermannschaft. Am Mittwochvormittag eröffnete das Kammerorchester des Gewandhauses den DFB-Bundestag mit der 3. Sinfonie von Beethoven, es war dem feierlichen Anlass angemessen.

"Es wird nicht ganz leicht, aber wir schaffen es!"

Allen Teilnehmern war klar, dass die weitere Zukunft nicht so reibungslos verlaufen könnte wie die Übernahme. So erhielt der NOFV als jüngstes Kind in der DFB-Familie 400.000 DM "Begrüßungsgeld", die sechs Landesverbände des NOFV jeweils weitere 50.000 aus einem Solidaritätsfonds der DFB-Klubs - und das Bundesinnenministerium steuerte weitere 500.000 DM bei. Hermann Neuberger versprach: "Es wird nicht ganz leicht, aber wir schaffen es!"

Wie ging es sportlich weiter? Die Zusammensetzung der gesamtdeutschen Ligen sorgte für einigen Diskussionsstoff. Da die Saison 1990/1991 schon angelaufen war, blieb es noch für acht Monate bei der Trennung und Hansa Rostock ging als letzter Ost-Meister in die Historie ein.

Ab der Saison 1991/92 spielten zwei Klubs der alten DDR-Oberliga, nun NOFV-Liga in der Bundesliga (Rostock und Dynamo Dresden), und sechs rückten in die 2. Liga. Die Bundesliga wurde dafür auf 20 Vereine aufgestockt, die 2. Liga geteilt in Nord und Süd. Die geplanten Ligareformen, die unter anderem eine Reduzierung der Bundesliga auf 16 Klubs vorsahen, wurden vom Windhauch der Geschichte weggefegt.

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