Vor 25 Jahren: Frauen der BSG Post Rostock holen letztes DDR-Double

Aufruf in der Zeitung begründet BSG Post Rostock

Im Frauenfußball bei der BSG Post gibt es weitere runde Geburtstage: Anfang Januar 1970, also vor gut 45 Jahren, erschienen die drei Mädchen Marion Bialas, Renate Wenzel und Victoria Proft beim Rostocker Bezirksfachausschuss mit dem Interesse, ein weibliches Fußballteam gründen zu wollen. Ein Aufruf in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten lockte rund 100 Mädchen, von denen 40 in die BSG aufgenommen wurden. Genug für ein Mädchen- und ein Frauenteam.

Josef "Jupp" Pilz, zuvor Jugendtrainer bei Hansa Rostock, betreute die Fußballerinnen, die sich schnell zu einem der großen Teams im DDR-Frauenfußball entwickelten und 1979 mit dem dritten Platz bei der Bestenermittlung einen ersten Achtungserfolg erzielten. Zur Rostocker Mannschaft von 1979 gehörten: Hildtraut Groppe, Bianca Puffpaff, Christiane Mühlenbruch, Renate Draheim, Andrea Unkhoff, Sandra Unfhoff, Heike Wittfoth, Angelika Hünemörder, Katrin Erdmann, Sybille Lange, Gabriele Kunze, Kerstin Trinks und Kerstin Kollath.

1995 Aufstieg in die Bundesliga Nord

Vor 20 Jahren gab es ein weiteres bemerkenswertes Datum in der Vereinsgeschichte der Rostockerinnen: 1995 nämlich gelang der Aufstieg als Polizei SV in die Bundesliga Nord, nicht zuletzt aufgrund der Rekordtorschützin Katrin Prühs. "Eine tolle Erfahrung, die man nicht vergisst, auch wenn unsere Ligazugehörigkeit nur ein Jahr andauerte. Aber die Meisterschaft fünf Jahre zuvor zählt für mich doch deutlich mehr."

Der Bundesliga-Kader 1995/1996: Janice Andresen, Katrin Baaske, Ramona Breitenbauch, Uta Giertz, Sylvia Jürß, Dana Kobs, Grit Kohlhagen, Andrea Kunz, Iris Lange, Sybille Lange, Sandra Mielke, Katrin Prühs, Ute Sawallisch, Mandy Sodemann, Stefanie Stahnke, Heike Wagner, Silvans Wandt, Susan Wende, Manuela Wietz und Antje Wilde.

Damals hieß der Verein nicht mehr Post Rostock, sondern war über ein Jahr beim FC Hansa vom Polizei SV aufgenommen worden. Zur Bundesligasaison gab es übrigens prominente Unterstützung, von Frau zu Frau sozusagen. Denn die Rostocker Leichtathletik-Ikone Marita Koch gehörte mit ihrem Sportgeschäft zu den Sponsoren der Fußballerinnen. Der Klassenverbleib in der Bundesliga Gruppe Nord blieb dennoch nur ein Traum. Heute spielt das Team als Hafen Rostock in der VL Mecklenburg Vorpommern.

[rh]


Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die letzte Titelvergabe im Frauenfußball der DDR im Juni 1990 war zugleich die erste offizielle DDR-Frauenmeisterschaft. Vorher hatte der ostdeutsche Fußballverband DFV sich immerhin, aber letztlich nur eher halbherzig zum Frauenfußball bekannt, indem er den Meisterschaftsstatus versagte, die Titelkämpfe stattdessen als "Bestenermittlung" bezeichnet hatte.

Diese Bestenermittlung allerdings gab es schon seit 1979. Mit sechs Titeln ist Turbine Potsdam Rekordmeister. Post Rostock holte sich den Titel vor 25 Jahren, also gerade noch rechtzeitig. Denn 1991 ging der Wettbewerb in den Regionalverband NOFV über, ebenso wie der Pokalwettbewerb, der 1987 ins Leben gerufen wurde.

Historische Meisterschaft am 30. Juni 1990

Am 30. Juni 1990 war die somit historische Meisterschaft für die Rostockerinnen unter Dach und Fach. Das 6:1 auswärts zwei Wochen zuvor war eine gute Grundlage, um dann daheim im Ostseestadion 4:2 gegen Wismut Karl Marx Stadt, dem heutigen Chemnitz, alles klar zu machen. Katrin Prühs, Sybille Lange und Katrin Baaske aus dem Team von Trainer Manfred Draheim hatten auch das einzige DDR-Länderspiel bestritten. Ins Finale eingezogen waren die Rostockerinnen nach einer souveränen Saison in der acht Teams starken Staffel Nord mit 26:2 Punkten und 59:2 Toren vor Turbine Potsdam und Rotation Prenzlauer Berg. Chemnitz setzte sich in der Zehnerstaffel Süd in Tordifferenz punktgleich vor Uni Jena durch, gefolgt von Rotation Schlema.

Beim entscheidenden 4:2 Finalsieg lag Chemnitz zur Pause noch 2:0 vorn, ehe Katrin Prühs (43., 80.), Sybille Lange (72.) und Katrin Baske (78.) das zweimal 40 Minuten dauernde Spiel drehten. Das Siegerteam: Krüger, Müller (50. Kohlhagen), Steffenhagen (63. Mischinger), Matzke, Kunze, Baaske, Held, Andresen, Breitenbach, Prühs, Lange. "Wir hatten vor einer stimmungsreichen Fankulisse im Ostseestadion gespielt und später zünftig unseren Erfolg gefeiert", erinnert sich Katrin Prühs. Wie das genau war, verrät sie nicht. Es gibt halt Dinge, über die schweigt ein Genießer einfach.

BSG Post Rostock holt das Double

Gegen das gleiche Team aus Chemnitz holte sich die BSG Post Rostock auch das Double. Das Pokalfinale 1990 wurde in Senftenberg ausgetragen und verlief äußerst spannend. Nach torlosem Spiel und torloser Verlängerung fiel die Entscheidung erst im Elfmeterschießen. Mit 5:3 hatten die Mädels von der Ostsee das glücklichere Ende als ihre Kontrahentinnen aus Sachsen. Kurios: Der Pokal war Torhüterin Marita Müller damals aus den Händen geglitten und in tausend Teile zerborsten. Katrin Prühs: "Es war kurios, komisch aber in erster Linie auch peinlich. Wir haben uns daraufhin ziemlich schnell verdrückt." Prühs wurde auch erst und letztmals als Fußballerin des Jahres in der DDR ausgezeichnet. Als Präsent war ein Trainingsanzug ausgelobt.

Als die große Rostocker Frauenfußball-Ikone war Prühs ohnehin über Jahre die Torschützin par excellence bei der BSG Post. Von Beginn an dabei, damals unter ihrem Mädchennamen Erdmann, und selbst heute noch mit 53 Jahren aktiv im Oldie-Team bei Tennis Borussia Berlin. "Fußball ist ein ganzes Leben lang schön und es ist einfach toll, mit den Leuten weiter zusammen zu sein", sagt sie.

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Aufruf in der Zeitung begründet BSG Post Rostock

Im Frauenfußball bei der BSG Post gibt es weitere runde Geburtstage: Anfang Januar 1970, also vor gut 45 Jahren, erschienen die drei Mädchen Marion Bialas, Renate Wenzel und Victoria Proft beim Rostocker Bezirksfachausschuss mit dem Interesse, ein weibliches Fußballteam gründen zu wollen. Ein Aufruf in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten lockte rund 100 Mädchen, von denen 40 in die BSG aufgenommen wurden. Genug für ein Mädchen- und ein Frauenteam.

Josef "Jupp" Pilz, zuvor Jugendtrainer bei Hansa Rostock, betreute die Fußballerinnen, die sich schnell zu einem der großen Teams im DDR-Frauenfußball entwickelten und 1979 mit dem dritten Platz bei der Bestenermittlung einen ersten Achtungserfolg erzielten. Zur Rostocker Mannschaft von 1979 gehörten: Hildtraut Groppe, Bianca Puffpaff, Christiane Mühlenbruch, Renate Draheim, Andrea Unkhoff, Sandra Unfhoff, Heike Wittfoth, Angelika Hünemörder, Katrin Erdmann, Sybille Lange, Gabriele Kunze, Kerstin Trinks und Kerstin Kollath.

1995 Aufstieg in die Bundesliga Nord

Vor 20 Jahren gab es ein weiteres bemerkenswertes Datum in der Vereinsgeschichte der Rostockerinnen: 1995 nämlich gelang der Aufstieg als Polizei SV in die Bundesliga Nord, nicht zuletzt aufgrund der Rekordtorschützin Katrin Prühs. "Eine tolle Erfahrung, die man nicht vergisst, auch wenn unsere Ligazugehörigkeit nur ein Jahr andauerte. Aber die Meisterschaft fünf Jahre zuvor zählt für mich doch deutlich mehr."

Der Bundesliga-Kader 1995/1996: Janice Andresen, Katrin Baaske, Ramona Breitenbauch, Uta Giertz, Sylvia Jürß, Dana Kobs, Grit Kohlhagen, Andrea Kunz, Iris Lange, Sybille Lange, Sandra Mielke, Katrin Prühs, Ute Sawallisch, Mandy Sodemann, Stefanie Stahnke, Heike Wagner, Silvans Wandt, Susan Wende, Manuela Wietz und Antje Wilde.

Damals hieß der Verein nicht mehr Post Rostock, sondern war über ein Jahr beim FC Hansa vom Polizei SV aufgenommen worden. Zur Bundesligasaison gab es übrigens prominente Unterstützung, von Frau zu Frau sozusagen. Denn die Rostocker Leichtathletik-Ikone Marita Koch gehörte mit ihrem Sportgeschäft zu den Sponsoren der Fußballerinnen. Der Klassenverbleib in der Bundesliga Gruppe Nord blieb dennoch nur ein Traum. Heute spielt das Team als Hafen Rostock in der VL Mecklenburg Vorpommern.