Vor 20 Jahren: DFB-Team gewinnt letztes Pflichtspiel im alten Wembley

Heute vor 20 Jahren trat die DFB-Auswahl zum letzten Pflichtspiel im alten Wembley an. Das 1923 eingeweihte Stadion war zum letzten Mal Austragungsort eines Länderspiels, danach wurde es abgerissen und umgebaut. Am 7. Oktober 2000 gewann das Team von Bundestrainer Rudi Völler mit 1:0 gegen die englische Nationalmannschaft. Der Auswärtssieg war Völlers dritter Erfolg im dritten Länderspiel. Zur letzten Begegnung kamen 76.377 Zuschauer an den Ort, an dem England 1966 gegen Deutschland seinen einzigen WM-Titel gewinnen konnte.

Bei typisch englischem Herbstwetter spielte die deutsche Nationalmannschaft von Beginn an selbstbewusst auf. Sebastian Deisler hatte die erste Chance, setzte einen Lupfer aufs Tordach. Dann fiel bereits das spielentscheidende 1:0 für die deutsche Auswahl. Nach einem Foul an Michael Ballack entschied Schiedsrichter Stefano Braschi auf Freistoß für Deutschland. Aus 32 Metern Entfernung schoss Dietmar Hamann (14. Minute) den Ball ins Tor, Englands Torwart David Seaman blieb ohne Chance. Torschütze Hamann war zu diesem Zeitpunkt der einzige Spieler im deutschen Aufgebot, der in England sein Geld verdiente.

"Scholli, lass die Finger weg"

Eigentlich wollte Bayerns Mehmet Scholl schießen, doch Hamann nahm sich den Ball mit den Worten: "Scholli, lass die Finger weg, das ist zu weit für Dich." Für Hamann war es nicht zu weit, auch weil die Engländer keine Mauer stellten. Sie hielten es offenbar für ausgeschlossen, dass aus dieser Distanz ein Tor fallen könne. In der Folge gelang den Gastgebern um Spieler wie David Beckham und Michael Owen trotz ausreichender Spielzeit kein Tor mehr. Beckhams Fernschüsse (58., 79.) waren noch das Gefährlichste für das Tor von Oliver Kahn. So besiegelte der Schlusspfiff des Italieners Braschi das Ende des alten Wembley-Stadions. "Hamann schwang die Abriss-Birne für Wembley", schrieb eine englische Sonntagszeitung.

Objektiv gab es dagegen nur wenige fachliche Einwände. Die deutsche Mannschaft, die bei der EM noch von England geschlagen wurde, machte ein richtig gutes Spiel und verdiente sich den knappen Sieg auch nach Ecken (5:4) und Chancen (5:3). Aus einer geschlossen auftretenden Elf ragten Torwart Oliver Kahn, Abwehrchef Jens Nowotny, Mehmet Scholl und Torschütze Hamann heraus. Das größte Lob gebührte aber Völler, dessen Taktik im 3-5-2-System voll auf ging. Der Kicker schrieb schier euphorisch: "Rudi, das war riesig!" In der Analyse hieß es: "In einem begeisternden Spiel ist das deutsche Nationalteam zwar noch nicht wieder in, aber doch an die Weltklasse zurückgekehrt."

Die 90 Minuten waren Balsam für die geplagte deutsche Fußballseele, plötzlich war wieder Licht am Horizont, den das Vorrundenaus bei der EM verdunkelt hatte. Für die Engländer galt das Gegenteil, Trainer Kevin Keegan trat frustriert zurück: "Ich muss ehrlich zu mir sein. Ich habe keinen Weg gesehen, die Probleme zu lösen."

Deutschland siegt bei Neueröffnung erneut

Kurios: Bei einer Internet-Abstimmung über den Namen einer Fußgängerbrücke zum neuen Stadion kam dank deutscher Fans "Didi Hamann-Bridge" heraus, was die traditionsbewussten Engländer nicht zuließen. Sie erinnerten lieber an das weiße Pferd, auf dem der Polizist ritt, der die Zuschauer beim ersten Pokalfinale 1923 ebenso geduldig wie unerbittlich vom Rasen trieb. Auf diese Weise entstand der Name "White-Horse-Bridge". Hamann ist auf der Insel dennoch bekannt.

Zur Eröffnung des neunen Wembley-Stadions wurde abermals die deutsche Nationalmannschaft eingeladen, auch diese Begegnung konnte die deutsche Elf für sich entscheiden. Am 22. August 2007 schossen die Schalker Kevin Kuranyi und Debütant Christian Pander die Tore zum 2:1-Auswärtssieg. Auch die nächsten Treffen 2013 (1:0) und 2017 (0:0) überstanden die Deutschen ungeschlagen, womit die Serie seit der letzten Pleite in Wembley (1975/0:2) auf sieben Spiele wuchs. Das kann kein anderes Land der Welt behaupten.

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Heute vor 20 Jahren trat die DFB-Auswahl zum letzten Pflichtspiel im alten Wembley an. Das 1923 eingeweihte Stadion war zum letzten Mal Austragungsort eines Länderspiels, danach wurde es abgerissen und umgebaut. Am 7. Oktober 2000 gewann das Team von Bundestrainer Rudi Völler mit 1:0 gegen die englische Nationalmannschaft. Der Auswärtssieg war Völlers dritter Erfolg im dritten Länderspiel. Zur letzten Begegnung kamen 76.377 Zuschauer an den Ort, an dem England 1966 gegen Deutschland seinen einzigen WM-Titel gewinnen konnte.

Bei typisch englischem Herbstwetter spielte die deutsche Nationalmannschaft von Beginn an selbstbewusst auf. Sebastian Deisler hatte die erste Chance, setzte einen Lupfer aufs Tordach. Dann fiel bereits das spielentscheidende 1:0 für die deutsche Auswahl. Nach einem Foul an Michael Ballack entschied Schiedsrichter Stefano Braschi auf Freistoß für Deutschland. Aus 32 Metern Entfernung schoss Dietmar Hamann (14. Minute) den Ball ins Tor, Englands Torwart David Seaman blieb ohne Chance. Torschütze Hamann war zu diesem Zeitpunkt der einzige Spieler im deutschen Aufgebot, der in England sein Geld verdiente.

"Scholli, lass die Finger weg"

Eigentlich wollte Bayerns Mehmet Scholl schießen, doch Hamann nahm sich den Ball mit den Worten: "Scholli, lass die Finger weg, das ist zu weit für Dich." Für Hamann war es nicht zu weit, auch weil die Engländer keine Mauer stellten. Sie hielten es offenbar für ausgeschlossen, dass aus dieser Distanz ein Tor fallen könne. In der Folge gelang den Gastgebern um Spieler wie David Beckham und Michael Owen trotz ausreichender Spielzeit kein Tor mehr. Beckhams Fernschüsse (58., 79.) waren noch das Gefährlichste für das Tor von Oliver Kahn. So besiegelte der Schlusspfiff des Italieners Braschi das Ende des alten Wembley-Stadions. "Hamann schwang die Abriss-Birne für Wembley", schrieb eine englische Sonntagszeitung.

Objektiv gab es dagegen nur wenige fachliche Einwände. Die deutsche Mannschaft, die bei der EM noch von England geschlagen wurde, machte ein richtig gutes Spiel und verdiente sich den knappen Sieg auch nach Ecken (5:4) und Chancen (5:3). Aus einer geschlossen auftretenden Elf ragten Torwart Oliver Kahn, Abwehrchef Jens Nowotny, Mehmet Scholl und Torschütze Hamann heraus. Das größte Lob gebührte aber Völler, dessen Taktik im 3-5-2-System voll auf ging. Der Kicker schrieb schier euphorisch: "Rudi, das war riesig!" In der Analyse hieß es: "In einem begeisternden Spiel ist das deutsche Nationalteam zwar noch nicht wieder in, aber doch an die Weltklasse zurückgekehrt."

Die 90 Minuten waren Balsam für die geplagte deutsche Fußballseele, plötzlich war wieder Licht am Horizont, den das Vorrundenaus bei der EM verdunkelt hatte. Für die Engländer galt das Gegenteil, Trainer Kevin Keegan trat frustriert zurück: "Ich muss ehrlich zu mir sein. Ich habe keinen Weg gesehen, die Probleme zu lösen."

Deutschland siegt bei Neueröffnung erneut

Kurios: Bei einer Internet-Abstimmung über den Namen einer Fußgängerbrücke zum neuen Stadion kam dank deutscher Fans "Didi Hamann-Bridge" heraus, was die traditionsbewussten Engländer nicht zuließen. Sie erinnerten lieber an das weiße Pferd, auf dem der Polizist ritt, der die Zuschauer beim ersten Pokalfinale 1923 ebenso geduldig wie unerbittlich vom Rasen trieb. Auf diese Weise entstand der Name "White-Horse-Bridge". Hamann ist auf der Insel dennoch bekannt.

Zur Eröffnung des neunen Wembley-Stadions wurde abermals die deutsche Nationalmannschaft eingeladen, auch diese Begegnung konnte die deutsche Elf für sich entscheiden. Am 22. August 2007 schossen die Schalker Kevin Kuranyi und Debütant Christian Pander die Tore zum 2:1-Auswärtssieg. Auch die nächsten Treffen 2013 (1:0) und 2017 (0:0) überstanden die Deutschen ungeschlagen, womit die Serie seit der letzten Pleite in Wembley (1975/0:2) auf sieben Spiele wuchs. Das kann kein anderes Land der Welt behaupten.