Vor 15 Jahren: Ballack schießt Deutschland ins WM-Finale

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

19. Juni

Vor 80 Jahren findet in Leipzig das Spiel um Platz 3 der Deutschen Meisterschaft statt. Die Halbfinalverlierer VfB Stuttgart und Hamburger SV locken nur 10.000 Zuschauer an, das Tor des Tages glückt Erich Koch in der 55. Minute mit einem 25-Meter-Schuss.

Vor 30 Jahren erfährt die Bundesliga-Saison 1986/1987 ein juristisches Nachspiel. Absteiger Fortuna Düsseldorf legt beim DFB erfolgreich Einspruch gegen die Wertung des letzten Saisonspiels in Bochum (2:2) ein. Grund: ein Regelverstoß von Schiedsrichter Joachim Kautschor, der vor dem Bochumer Ausgleichstor nach einer Ecke den Ball nicht freigegeben hat. Kautschor: "Die Bochumer wollten unbedingt einen Strafstoß haben, ich jedoch entschied auf Ecke. Der Spieler Schulz lamentierte weiter mit mir herum, so dass ich ihm sagte, er solle machen, dass er wegkäme. Während dieser Zeit wurde die Ecke ausgeführt." Hanns Bär, Vorsitzender des Sportgerichts: "Das Spiel war nach unserer Auffassung nicht freigegeben, Fernsehaufnahmen haben das bestätigt." Nun soll das Spiel wiederholt werden, obwohl beide Mannschaften in Urlaub sind. Dagegen legt der FC Homburg, der schon ein Relegationsspiel ausgetragen hat und dem bei Fortunas Sieg der Abstieg droht, Protest ein. Ein Fall für das Bundesgericht.

20. Juni

Vor 80 Jahren findet das Finale um die Deutsche Meisterschaft statt. Schalke 04 trifft auf Titelverteidiger 1. FC Nürnberg. Auf jeder Seite stehen sechs Nationalspieler im Team. Die Traumpaarung jener Epoche bringt den Rekordbesuch für ein Finale in Deutschland: Rund 100.000 Menschen kommen ins Berliner Olympiastadion, auch der heftige Regen hält die Massen nicht ab. Schalke gewinnt 2:0 und nimmt die Viktoria mit nach Hause, Alfred Urban (26.) und Ernst Kalwitzki (80.) schießen die Tore. Nürnberg erweist sich als schlechter Verlierer, Sepp Schmitt tritt Kalwitzki zusammen und wird vom Feld gestellt (60.). In Überzahl hat Schalke dann leichteres Spiel und Kalwitzki nimmt auf sportliche Weise Rache für das Foul – mit seinem Tor. Das Spiel hat die Massen enttäuscht, in der Presse ist von "einem der schlechtesten Endspiele aller Zeiten" zu lesen. Woran hauptsächlich die Franken Schuld tragen. Der Fußball schreibt: "Schalke war diesmal in allen Dingen seinem Gegner überlegen. In der Schnelligkeit, in der Technik, in der Ballkontrolle, in der Taktik und selbst in der Willenskraft… Nürnbergs Fußballer schienen Nur-Fußballer zu sein, die von Schalke Allround-Sportsleute, denen man gut zutraute, daß sie im nächsten Moment ebensogut einen 100-Meter-Lauf, ein Handballspiel oder einen Eishockeykampf bestreiten könnten."

Am selben Tag vertreten vier Spieler die Breslau-Elf. Die erstmals auflaufende Westeuropa-Auswahl im Kampf gegen Mitteleuropa (Italien/Österreich/Ungarn) unterliegt in Amsterdam vor 50.000 Zuschauern 1:3. Für Hans Jakob, Ludwig Goldbrunner, Albin Kitzinger und Ernst Lehner ist es dennoch ein großes Erlebnis.

Vor 30 Jahren wird der HSV DFB-Pokalsieger. Im packenden Finale von Berlin schlagen die Hamburger den Bundesliga-Aufsteiger Stuttgarter Kickers 3:1. 76.000 Zuschauer wittern eine Sensation, als die Kickers durch Dirk Kurtenbach in Führung gehen (12.), doch Dietmar Beiersdorfer gleicht prompt aus (15.). Bis zwei Minuten vor Schluss bleibt es beim 1:1, dann erzielt Ex-Nationalspieler Manfred Kaltz sein berühmtestes Tor. Er schlenzt einen Freistoß entgegen der Erwartung aller seitlich an der Mauer vorbei, statt wie gewohnt zu flanken, und überlistet Torwart Armin Jäger (88.). Gegen nun stürmende Kickers erhöht der HSV in letzter Minute auf 3:1, nach Frank Schmöllers Schuss lenkt Niels Schlotterbeck den Ball ins eigene Tor. Ein unglückliches Ende für den tapferen Verlierer, aber ein krönender Abschluss für den Trainer des Siegers: Ernst Happel verlässt Hamburg nach sechs Jahren mit einem Titel. Es ist bis heute der letzte des HSV. Das Frauen-Finale an gleicher Stätte gewinnt der TSV Siegen 5:2 gegen STV Lövenich, Silvia Neid eröffnet den Torreigen.

Vor 15 Jahren erreicht die Nationalmannschaft das Halbfinale der WM in Asien. Michael Ballack köpft in Ulsan/Südkorea das einzige Tor der Begegnung gegen die USA (39.). Matchwinner ist jedoch Torwart Oliver Kahn, der in seinem 50. Länderspiel grandios hält. Der deutsche Sieg ist etwas schmeichelhaft, Franz Beckenbauer sagt: "Man kann sich nicht immer auf Kahn verlassen, das kann auf Dauer nicht gut gehen." Auch der Kicker hat so seine Zweifel: "Kann ein Mann Weltmeister werden?"



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

19. Juni

Vor 80 Jahren findet in Leipzig das Spiel um Platz 3 der Deutschen Meisterschaft statt. Die Halbfinalverlierer VfB Stuttgart und Hamburger SV locken nur 10.000 Zuschauer an, das Tor des Tages glückt Erich Koch in der 55. Minute mit einem 25-Meter-Schuss.

Vor 30 Jahren erfährt die Bundesliga-Saison 1986/1987 ein juristisches Nachspiel. Absteiger Fortuna Düsseldorf legt beim DFB erfolgreich Einspruch gegen die Wertung des letzten Saisonspiels in Bochum (2:2) ein. Grund: ein Regelverstoß von Schiedsrichter Joachim Kautschor, der vor dem Bochumer Ausgleichstor nach einer Ecke den Ball nicht freigegeben hat. Kautschor: "Die Bochumer wollten unbedingt einen Strafstoß haben, ich jedoch entschied auf Ecke. Der Spieler Schulz lamentierte weiter mit mir herum, so dass ich ihm sagte, er solle machen, dass er wegkäme. Während dieser Zeit wurde die Ecke ausgeführt." Hanns Bär, Vorsitzender des Sportgerichts: "Das Spiel war nach unserer Auffassung nicht freigegeben, Fernsehaufnahmen haben das bestätigt." Nun soll das Spiel wiederholt werden, obwohl beide Mannschaften in Urlaub sind. Dagegen legt der FC Homburg, der schon ein Relegationsspiel ausgetragen hat und dem bei Fortunas Sieg der Abstieg droht, Protest ein. Ein Fall für das Bundesgericht.

20. Juni

Vor 80 Jahren findet das Finale um die Deutsche Meisterschaft statt. Schalke 04 trifft auf Titelverteidiger 1. FC Nürnberg. Auf jeder Seite stehen sechs Nationalspieler im Team. Die Traumpaarung jener Epoche bringt den Rekordbesuch für ein Finale in Deutschland: Rund 100.000 Menschen kommen ins Berliner Olympiastadion, auch der heftige Regen hält die Massen nicht ab. Schalke gewinnt 2:0 und nimmt die Viktoria mit nach Hause, Alfred Urban (26.) und Ernst Kalwitzki (80.) schießen die Tore. Nürnberg erweist sich als schlechter Verlierer, Sepp Schmitt tritt Kalwitzki zusammen und wird vom Feld gestellt (60.). In Überzahl hat Schalke dann leichteres Spiel und Kalwitzki nimmt auf sportliche Weise Rache für das Foul – mit seinem Tor. Das Spiel hat die Massen enttäuscht, in der Presse ist von "einem der schlechtesten Endspiele aller Zeiten" zu lesen. Woran hauptsächlich die Franken Schuld tragen. Der Fußball schreibt: "Schalke war diesmal in allen Dingen seinem Gegner überlegen. In der Schnelligkeit, in der Technik, in der Ballkontrolle, in der Taktik und selbst in der Willenskraft… Nürnbergs Fußballer schienen Nur-Fußballer zu sein, die von Schalke Allround-Sportsleute, denen man gut zutraute, daß sie im nächsten Moment ebensogut einen 100-Meter-Lauf, ein Handballspiel oder einen Eishockeykampf bestreiten könnten."

Am selben Tag vertreten vier Spieler die Breslau-Elf. Die erstmals auflaufende Westeuropa-Auswahl im Kampf gegen Mitteleuropa (Italien/Österreich/Ungarn) unterliegt in Amsterdam vor 50.000 Zuschauern 1:3. Für Hans Jakob, Ludwig Goldbrunner, Albin Kitzinger und Ernst Lehner ist es dennoch ein großes Erlebnis.

Vor 30 Jahren wird der HSV DFB-Pokalsieger. Im packenden Finale von Berlin schlagen die Hamburger den Bundesliga-Aufsteiger Stuttgarter Kickers 3:1. 76.000 Zuschauer wittern eine Sensation, als die Kickers durch Dirk Kurtenbach in Führung gehen (12.), doch Dietmar Beiersdorfer gleicht prompt aus (15.). Bis zwei Minuten vor Schluss bleibt es beim 1:1, dann erzielt Ex-Nationalspieler Manfred Kaltz sein berühmtestes Tor. Er schlenzt einen Freistoß entgegen der Erwartung aller seitlich an der Mauer vorbei, statt wie gewohnt zu flanken, und überlistet Torwart Armin Jäger (88.). Gegen nun stürmende Kickers erhöht der HSV in letzter Minute auf 3:1, nach Frank Schmöllers Schuss lenkt Niels Schlotterbeck den Ball ins eigene Tor. Ein unglückliches Ende für den tapferen Verlierer, aber ein krönender Abschluss für den Trainer des Siegers: Ernst Happel verlässt Hamburg nach sechs Jahren mit einem Titel. Es ist bis heute der letzte des HSV. Das Frauen-Finale an gleicher Stätte gewinnt der TSV Siegen 5:2 gegen STV Lövenich, Silvia Neid eröffnet den Torreigen.

Vor 15 Jahren erreicht die Nationalmannschaft das Halbfinale der WM in Asien. Michael Ballack köpft in Ulsan/Südkorea das einzige Tor der Begegnung gegen die USA (39.). Matchwinner ist jedoch Torwart Oliver Kahn, der in seinem 50. Länderspiel grandios hält. Der deutsche Sieg ist etwas schmeichelhaft, Franz Beckenbauer sagt: "Man kann sich nicht immer auf Kahn verlassen, das kann auf Dauer nicht gut gehen." Auch der Kicker hat so seine Zweifel: "Kann ein Mann Weltmeister werden?"

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21. Juni

Vor 75 Jahren finden die Halbfinals der Deutschen Meisterschaft statt. Einmal triumphiert der Gastgeber, einmal der Gast. Schalke 04 macht mit Kickers Offenbach kurzen Prozess und gewinnt 6:0. 40.000 Zuschauer in der Glückauf-Kampfbahn sind schon zur Pause (4:0) beruhigt. Natürlich sind auch die großen Stars jener Tage unter den Torschützen. Fritz Szepan trifft doppelt, Ernst Kuzorra als Erster (2.). Das Parallelspiel verläuft spannender. 80.000 Fans sehen im Berliner Olympiastadion das Duell zwischen Außenseiter Blau-Weiß 90 Berlin und Vienna Wien. Die Wiener führen zur Pause durch Treffer von Franz Erdl und Karl Bortoli 2:0, dann kommt Blau-Weiß heran: Gerhard Graf verkürzt (48.). Karl Lechner schießt das 1:3 (67.), noch einmal wehrt sich BW 90, Karl Hientz glückt noch das 2:3 (82.). So lautet auch der Endstand.

Vor 60 Jahren kehrt Borussia Neunkirchen in die Bundesliga zurück, die die Saarländer 1966 nach zwei Jahren hatten verlassen müssen. Dank eines 1:1 bei Verfolger Schwarz-Weiß Essen ist das Team von Zeljko Cajkovski schon ein Spiel vor Ende der Aufstiegsrunde in Gruppe nicht mehr einzuholen. Das Tor zur Bundesliga erzielt Wolfgang Gayer. In Gruppe zwei hat Alemannia Aachen die besten Chancen, die durch ein 0:3 in Saarbrücken aber einen Dämpfer erhalten.

Vor 30 Jahren gewinnt der FC Homburg im eigenen Stadion das erste Relegationsspiel um die Bundesliga-Zugehörigkeit. Zweitligist FC St. Pauli geht zwar in Führung, unterliegt aber 1:3. Alle Tore fallen vor der Pause, die Hälfte erzielt FCH-Verteidiger Reinhard Brendel.

Vor 25 Jahren erreicht die Nationalmannschaft das EM-Finale. Gastgeber Schweden wird in Stockholm nach überzeugender Leistung 3:2 bezwungen. Ein Freistoß von Thomas Häßler (11.) sorgt für die Pausenführung, Karl-Heinz Riedle erhöht auf 2:0 (59.). Nach Brolins Gegentreffer per Strafstoß wird es wieder spannend, ehe Matchwinner Riedle (89.) erneut zuschlägt. Im Gegenzug erlaubt Torwart Bodo Illgner mit einer Unachtsamkeit Kenneth Andersson den Anschlusstreffer. Dennoch erreicht der Weltmeister das Finale gegen Dänemark. Die neuformierte Abwehr um Guido Buchwald und Stefan Reuter hat sich bewährt, Matthias Sammer überzeugt als Antreiber und Riedle lässt in dieser Form sogar Rudi Völler vergessen.

22. Juni

Vor 70 Jahren finden Spiele um die Meisterschaft der Britischen Zone statt. Der HSV und Schalke 04 trennen sich nach 120 Minuten torlos. "Es war ein Spiel, wie es das verwöhnte Hamburg in den Jahren nach dem Krieg nicht erlebt hat", schreibt der Sport etwas merkwürdig, denn der Krieg ist erst zwei Jahre aus. Es sollte ein Lob sein, vor allem für "den glänzend aufspielenden HSV". In die Verlängerung müssen auch Eintracht Braunschweig und RW Oberhausen, das vor 20.000 Zuschauern in Hannover nach 0:2-Rückstand 3:2 gewinnt. Der VfR Köln nutzt seinen Heimvorteil gegen Holstein Kiel (2:1), auch er braucht aber eine Verlängerung. 25.000 sehen ein Spiel, das der Sport so zusammenfasst: "Holstein schöner, VfR klüger".

In der Oberliga Süd kommt es am viertletzten Spieltag zu einigen Kuriositäten. Die Partie Schwaben Augsburg – Phönix Karlsruhe wird nach 70 Minuten (Stand: 3:3) wegen eines Gewitters abgebrochen. Wegen der anderen Ergebnisse ist die Wertung für Phönix nun egal, es steht als Absteiger fest. Der 1. FC Nürnberg ist längst Meister, aber das Heimspiel gegen 1860 München wollen 30.000 sehen. Sie alle müssen vorzeitig nach Hause gehen, da der Bus der Löwen auf halber Strecke liegen bleibt – 1947 passiert so etwas nicht nur Fußballmannschaften. "Ohne Murren ließen sich die einsichtigen Zuschauer heimschicken.", meldet der Sport. Nach der Ulmer Heimniederlage gegen Schweinfurt (1:2) drängen wütende Zuschauer zu Hunderten auf den Platz, "20 gummiknüppelbewaffnete Polizisten" müssen den Schiedsrichter schützen. Und sportlich? Bayern München feiert nach einem 5:1 über die Spielvereinigung Fürth die endgültige Rettung, der Viktoria Aschaffenburg nach dem 2:1 gegen den Tabellenzweiten Waldhof Mannheim auch sehr nahe ist.

Vor 20 Jahren stellt Borussia Dortmund seine neue Sportliche Leitung vor. Nachfolger von Trainer Ottmar Hitzfeld wird der Italiener Nevio Scala, der bescheiden sagt: "Ich will, dass die Zuschauer zufrieden sind. Es ist aber schwer, die Erfolge zu haben, die Ottmar Hitzfeld hatte." Der hat ihm einen Champions League-Sieger hinterlassen und ist nun der neue Sportmanager.

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23. Juni

Vor 60 Jahren wird das Finale um die Deutsche Meisterschaft ausgetragen. Borussia Dortmund verteidigt vor 80.000 Zuschauern in Hannover seinen Titel und schlägt in einem unerwartet einseitigen Finale die junge Elf des Hamburger SV mit 4:1. Das Besondere daran: es spielt genau dieselbe Elf wie im Vorjahr, weshalb Alfred "Aki" Schmidt, zwischenzeitlich Nationalspieler geworden, zusehen muss. Trotzdem tragen alle BVB-Torschützen den Vornamen Alfred: Alfred Kelbassa bringt den BVB in Führung (16.), dann geht es rund. Binnen zwei Minuten fallen drei Tore. Zunächst der Ausgleich durch Gerd Krug (25.), noch in derselben Minute Kelbassas 2:1 und nach abgefangenem Anstoß das 3:1 durch Alfred Niepieklo (26.). Weil die Borussen aus ihrer Überlegenheit gegen die geschockten Hamburger lange Zeit zu wenig machen, werden auch sie ausgepfiffen. Von den Rängen kommen "Aufhören"-Rufe, die erst nach Niepieklos zweiten Treffer (77.) verstummen. "Wir wollen nichts beschönigen. Es war ein Endspiel, von dem man nachdenklich und mit gesenktem Haupt heimkehrt", schreibt Dr. Friedebert Becker im Kicker und fragt: "Wo ist der deutsche Fußball hingekommen? Wir brauchen eine konzentrierte, wirklich starke deutsche Extraklasse, wenn wir als größtes Fußballland der Welt, als Weltmeister, nicht verkümmern wollen." Den Borussen sind solche Betrachtungen egal, in der Heimat werden sie wie 1956 von rund 250.000 Menschen begeistert empfangen. Am Jahresende werden sie bei der Sportlerwahl zur Mannschaft des Jahres 1957 gekürt, als erste überhaupt in dieser Kategorie.

24. Juni

Vor 30 Jahren fällt die Entscheidung in der Relegation. Der FC St. Pauli gewinnt zwar 2:1 gegen den FC Homburg, ist aber doch der Verlierer aufgrund des Hinspiels (1:3). 18.500 Zuschauer am Millerntor feuern ihre Elf vergeblich an, Stefan Studers 2:1 (88.) fällt zu spät. Einige lassen ihren Frust an den Homburger Offiziellen aus, Trainer Gerd Schwickert wird mit Bier überschüttet, Präsident Manfred Ommer meldet: "Ich bin geschlagen und getreten worden." Torwart Klaus Scherer hat Glück, dass ihn eine Flasche nur knapp verfehlt. Die Saison 1986/1987 endet auf dem Platz unerfreulich, noch steht das juristische Nachspiel wegen Düsseldorfs Protest aus. "Egal, wie das Bundesgericht heute entscheidet wird, Ärger in Hülle und Fülle ist garantiert", schreibt der Kicker am 25. Juni.

Vor 10 Jahren endet der von DFB und DFL initiierte zweitägige Fan-Kongress in Leipzig. Die Veranstaltung, die der Vermittlung von Fan- und Verbandsinteressen dient, wird von 420 Teilnehmern besucht. DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger: "Ich habe Dinge erfahren, die ich so vorher nicht wusste und die ich bislang nicht verstanden habe." Erstes greifbares Ergebnis des Kongresses: der DFB will die bisherige Praxis bei der Verhängung von Stadionverboten überprüfen.

Am selben Tag wird Bayer Leverkusen Deutscher A-Jugend-Meister. Der Nachwuchs der Werkself schlägt vor eigenem Publikum (22.500 sorgen für eine ausverkaufte BayArena) Bayern München mit 2:1 nach Verlängerung. Ein gewisser Thomas Müller schießt die Bayern in Führung (10.), die Bastian Oczipka ausgleicht (76.). Das Siegtor für die von Ex-Nationalspieler Thomas Hörster betreute Bayer-Elf besorgt Joker Alexander Hettich (97.). In der Siegerelf stehen neben Torschütze Oczipka auch die kommenden Bundesligaspieler Stefan Reinartz, Jens Hegeler und Marcel Risse, auf Seiten der Bayern mit Müller und Toni Kroos zwei kommende Weltmeister.

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25. Juni

Vor 80 Jahren gewinnt die Nationalmannschaft in Riga 3:1 gegen Lettland. Es ist bereits der sechste Sieg im Jahr 1937, und alle in Serie. Die Tore in diesem Freundschaftsspiel, in dem Sepp Herberger vorwiegend Reservisten testet, erzielen Karl Hohmann (10.) aus Benrath und der Berliner Tennis Borusse Hanne Berndt (33., 59.).

Vor 50 Jahren steigt Alemannia Aachen erstmals in die Bundesliga auf. Die Elf von Trainer Michel Pfeiffer holt die fehlenden Punkte am heimischen Tivoli gegen Göttingen 05 (3:1). Matchwinner ist Doppel-Torschütze Alfred Glenski.

Vor 40 Jahren wird die SSG Bergisch-Gladbach Deutscher Meister der Frauen. Im Final-Rückspiel bei der SG Oberst Schiel Frankfurt fällt endlich ein Tor, das Ingrid Gegenbauer unmittelbar nach Wiederanpfiff erzielt (31.). Die Partie dauert nur 60 Minuten. Spielertrainerin Anne Trabant-Haarbach wird zum dritten Mal in Folge Meister, und das mit dem dritten Verein (zuvor TuS Wörrstadt und Bonner SC).

Am selben Tag wird Fortuna Düsseldorf nach einem 2:2 beim SV Sandhausen dank des 1:0 im Hinspiel Deutscher Amateur-Meister. Unter den Torschützen der Reserve des Bundesligisten ist der kommende Profi Josef "Sepp" Weikl.

Vor 30 Jahren endet die Bundesligasaison 1986/1987 am Grünen Tisch. Um 17.13 Uhr kassiert das DFB-Bundesgericht das Urteil des Sportgerichts fünf Tage zuvor und weist den Protest von Fortuna Düsseldorf zurück. Das Sportgericht hatte zuvor auf Wiederholung der letzten Partie in Bochum (2:2) erkannt, womit die Abstiegsfrage offen geblieben wäre. Das Bundesgericht sieht jedoch im Verhalten von Schiedsrichter Joachim Kautschor, der die Ausführung einer Ecke nicht beobachtete, weil er mit Spielern diskutierte, keinen Regelverstoß. Der Linienrichter habe die Ausführung ordnungsgemäß überwacht, ein Schiedsrichter müsse die Ecke nicht eigens frei geben. Frust bei Fortuna, deren Verteidiger Rudi Wojtowicz sagt: "Zwei Abstiege innerhalb so kurzer Zeit, das muss man erstmal verkraften." Vizepräsident Werner Fassbender zeigt Größe: "Für den Fußball war es wohl die beste Entscheidung, obwohl wir leidtragend sind."

Vor 15 Jahren zieht die Nationalmannschaft ins WM-Finale ein. Das Team von Rudi Völler schlägt Gastgeber Südkorea vor ausverkauftem Haus (65.256 Zuschauer) in Seoul mit 1:0. Es ist bereits der dritte 1:0-Sieg in Folge. Christoph Metzelder jubelt: "Das ist die absolute Sensation." Südkoreas Trainer Guus Hiddink bedauert: "Wir hatten zu viel Respekt." Wie gegen die USA ist Bayer Leverkusens Michael Ballack der Torschütze. Doch ihm bleibt die Freude im Halse stecken. Unmittelbar vor dem Tor (75.) nach Flanke Oliver Neuvilles rettet er in höchster Not am eigenen Strafraum, sieht für sein taktisches Foul die zweite Gelbe Karte im Turnier und ist fürs Finale gesperrt. So etwas nennt man einen tragischen Helden. Ballack ahnt schon: "Wenn sie am Sonntag das Deutschland-Lied spielen, werde ich mit meinen Tränen kämpfen müssen."

Während Deutschland seine kampfstarken Helden feiert und überall spontan Autokorsos stattfinden, ätzt die Auslandspresse: "Vielleicht das hässlichste Halbfinale aller Zeiten", schreibt der Corriere della Serra. Verständnisvoller urteilt Trainer Arsene Wenger (Arsenal London): "Die deutsche Mannschaft ist wie ein Dieselmotor, der seine Zeit braucht, um auf Touren zu kommen." Im Finale, um das sich Brasilien und die Türkei am nächsten Tag bewerben, scheint nun alles möglich. Bild schreibt: "Der Hausmeister des Frankfurter Römer sollte schon einmal den Balkon fegen. Zur überraschendsten Weltmeister-Feier aller Zeiten."

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