Vollmann: "Lücke zwischen 2. Liga und 3. Liga wird immer kleiner"

Emotionen, Begeisterung, Spannung, Spaß, Qualität, Drama, Tradition - all das ist Fußball. Und: All das ist die 3. Liga. Die höchste Spielklasse des DFB geht in ihre zehnte Saison. In seiner Jubiläumsserie erzählt DFB.de die "Geschichten aus zehn Jahren 3. Liga". Heute: Rekordtrainer Peter Vollmann.

18.990 Minuten oder umgerechnet 791 Tage stand Peter Vollmann bisher schon in der 3. Liga an der Seitenlinie. Mit 211 Partien ist der 59-Jährige, der im Dezember runden Geburtstag feiert, der Rekordtrainer in der 2008 eingeführten eingleisigen 3. Liga. Er trainierte neben seinem aktuellen Verein VfR Aalen auch schon den FC Hansa Rostock (Aufstieg in die 2. Bundesliga) und den SV Wehen Wiesbaden. Im DFB.de-Interview spricht Peter Vollmann mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über seine schönsten Momente, Tiefpunkte und die junge Trainergarde.

DFB.de: Kein anderer Trainer verfügt über so viel Erfahrung in der 3. Liga. Was bedeutet das für Sie, Herr Vollmann?

Peter Vollmann: Erfahrung ist gut, aber man sollte sie auch nicht überbewerten. Wichtig ist, dass man fußballerisch stets auf einem guten Niveau bleibt und erkennen kann, ob neue Trends gut oder weniger gut für einen sind. Ich freue mich in jedem Fall, dass ich jetzt schon so lange dabei sein durfte, und hoffe, dass noch einige Zeit hinzukommen wird. Eines ist mir sehr wichtig: Wir Trainer müssen uns teilweise sehr viel gefallen lassen. Deshalb sollten wir gerade im Umgang untereinander darauf achten, an der Linie gemeinsame Werte zu vertreten und immer respektvoll miteinander umzugehen.

DFB.de: Gibt es einen besonderen Grund dafür, dass Sie die meiste Zeit Ihrer Laufbahn in der 3. Liga verbracht haben?

Vollmann: Das ist für mich schwer zu beurteilen. Mit Eintracht Braunschweig und Hansa Rostock ist es mir jeweils gelungen, in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Bei beiden Klubs wurde ich im November - also relativ kurz nach Saisonbeginn - wieder freigestellt. Den Abstieg konnten die neuen Kollegen dann aber auch nicht verhindern. Vielleicht hat es in meinem Fall schlicht und einfach für ganz oben nicht gereicht.

DFB.de: Was macht die 3. Liga für Sie aus?

Vollmann: Junge Spieler und auch Trainer werden professionell gefordert und gefördert - mit dem positiven Effekt, dass sie es schnell bis ganz nach oben schaffen können. Die Liga kann auf vielen Ebenen ein Sprungbrett für ihre Akteure sein. Auch medial steht die Klasse bundesweit immer stärker im Fokus.

DFB.de: Was war Ihr bisher schönster Moment in der 3. Liga?

Vollmann: Ich möchte sogar zwei nennen: Zum einen den unerwarteten Aufstieg mit Hansa Rostock in die 2. Bundesliga und zum anderen die Momente, in denen man Mannschaften vor einem möglichen Abstieg bewahrt hat. Diese "Erfolge" stehen auch für gute Arbeit. Es geht nicht immer nur darum, eine Mannschaft auf Platz eins zu führen. Leider haben sich die Bewertungsgrundlagen in unserer Gesellschaft so verändert, dass nur Erfolg und Misserfolg bewertet werden. Gute Arbeit spielt da keine so große Rolle mehr.

DFB.de: Und was war Ihr persönlicher Tiefpunkt?

Vollmann: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Tiefpunkte sind in den Momenten am schlimmsten, in denen sie einen treffen. Sechs Monate später verlieren sie dann nach und nach an Bedeutung. Der Trainerberuf beinhaltet eben diese persönlichen Tiefpunkte, und man muss lernen, auch diese zu akzeptieren.

DFB.de: Welche Veränderungen an der 3. Liga haben Sie seit der Einführung vor rund zehn Jahren festgestellt?

Vollmann: Die Liga ist immer professioneller geworden. Die Mannschaften, die den Aufstieg geschafft haben, sind in der 2. Bundesliga mittlerweile nicht gleich potenzielle Absteiger. In den Anfangsjahren mussten die Aufstiegsmannschaften noch mit mindestens fünf bis sechs Spielern deutlich verstärkt werden, sonst war der Abstieg fast schon sicher. Das ist heute nicht mehr unbedingt der Fall. Die Lücke zwischen der 2. Bundesliga und 3. Liga wird immer kleiner.

DFB.de: Mit dem VfR Aalen befinden Sie sich gerade in keiner einfachen Phase. Wie sehr hilft Ihnen in solchen Situationen die große Erfahrung? Und was sind die Gründe, dass es nicht so richtig läuft?

Vollmann: Wie schon gesagt: Erfahrung ist nicht alles, aber ein Mehrwert, der mir den Umgang mit der Situation erleichtert. Viele haben sich von der maximal guten vergangenen Saison, in der sportlich für uns nahezu alles glatt gelaufen ist, ein wenig blenden lassen. Intern war uns von Anfang an klar, dass diese Saison für uns mit Schwierigkeiten verbunden sein wird und es auch mal dazu kommen kann, dass eben nicht alles rund läuft. Unsere Zielsetzung Klassenverbleib ist auch daher so und nicht anders gewählt worden.

DFB.de: Was halten Sie von dem Trend, dass viele Trainer schon in einem sehr jungen Alter in die Bundesliga einsteigen?

Vollmann: Die gesamten Strukturen innerhalb der Vereine haben sich geändert. Die Nachwuchsleistungszentren bringen nicht nur gute Spieler, sondern auch gute Trainer hervor. Das Spektrum an möglichen Kandidaten ist viel größer als noch vor zehn Jahren. Früher war es so, dass für die Entscheidungsträger nur Ex-Profis das Potenzial hatten, um Bundesliga trainieren zu können. Das hat sich zum Glück verändert. Die jungen Trainer sollten nur nicht vergessen, dass auch sie mal alt werden. (lacht) Sonst kann ich an diesem Trend nichts Negatives erkennen.

[mspw]

Emotionen, Begeisterung, Spannung, Spaß, Qualität, Drama, Tradition - all das ist Fußball. Und: All das ist die 3. Liga. Die höchste Spielklasse des DFB geht in ihre zehnte Saison. In seiner Jubiläumsserie erzählt DFB.de die "Geschichten aus zehn Jahren 3. Liga". Heute: Rekordtrainer Peter Vollmann.

18.990 Minuten oder umgerechnet 791 Tage stand Peter Vollmann bisher schon in der 3. Liga an der Seitenlinie. Mit 211 Partien ist der 59-Jährige, der im Dezember runden Geburtstag feiert, der Rekordtrainer in der 2008 eingeführten eingleisigen 3. Liga. Er trainierte neben seinem aktuellen Verein VfR Aalen auch schon den FC Hansa Rostock (Aufstieg in die 2. Bundesliga) und den SV Wehen Wiesbaden. Im DFB.de-Interview spricht Peter Vollmann mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über seine schönsten Momente, Tiefpunkte und die junge Trainergarde.

DFB.de: Kein anderer Trainer verfügt über so viel Erfahrung in der 3. Liga. Was bedeutet das für Sie, Herr Vollmann?

Peter Vollmann: Erfahrung ist gut, aber man sollte sie auch nicht überbewerten. Wichtig ist, dass man fußballerisch stets auf einem guten Niveau bleibt und erkennen kann, ob neue Trends gut oder weniger gut für einen sind. Ich freue mich in jedem Fall, dass ich jetzt schon so lange dabei sein durfte, und hoffe, dass noch einige Zeit hinzukommen wird. Eines ist mir sehr wichtig: Wir Trainer müssen uns teilweise sehr viel gefallen lassen. Deshalb sollten wir gerade im Umgang untereinander darauf achten, an der Linie gemeinsame Werte zu vertreten und immer respektvoll miteinander umzugehen.

DFB.de: Gibt es einen besonderen Grund dafür, dass Sie die meiste Zeit Ihrer Laufbahn in der 3. Liga verbracht haben?

Vollmann: Das ist für mich schwer zu beurteilen. Mit Eintracht Braunschweig und Hansa Rostock ist es mir jeweils gelungen, in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Bei beiden Klubs wurde ich im November - also relativ kurz nach Saisonbeginn - wieder freigestellt. Den Abstieg konnten die neuen Kollegen dann aber auch nicht verhindern. Vielleicht hat es in meinem Fall schlicht und einfach für ganz oben nicht gereicht.

DFB.de: Was macht die 3. Liga für Sie aus?

Vollmann: Junge Spieler und auch Trainer werden professionell gefordert und gefördert - mit dem positiven Effekt, dass sie es schnell bis ganz nach oben schaffen können. Die Liga kann auf vielen Ebenen ein Sprungbrett für ihre Akteure sein. Auch medial steht die Klasse bundesweit immer stärker im Fokus.

DFB.de: Was war Ihr bisher schönster Moment in der 3. Liga?

Vollmann: Ich möchte sogar zwei nennen: Zum einen den unerwarteten Aufstieg mit Hansa Rostock in die 2. Bundesliga und zum anderen die Momente, in denen man Mannschaften vor einem möglichen Abstieg bewahrt hat. Diese "Erfolge" stehen auch für gute Arbeit. Es geht nicht immer nur darum, eine Mannschaft auf Platz eins zu führen. Leider haben sich die Bewertungsgrundlagen in unserer Gesellschaft so verändert, dass nur Erfolg und Misserfolg bewertet werden. Gute Arbeit spielt da keine so große Rolle mehr.

DFB.de: Und was war Ihr persönlicher Tiefpunkt?

Vollmann: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Tiefpunkte sind in den Momenten am schlimmsten, in denen sie einen treffen. Sechs Monate später verlieren sie dann nach und nach an Bedeutung. Der Trainerberuf beinhaltet eben diese persönlichen Tiefpunkte, und man muss lernen, auch diese zu akzeptieren.

DFB.de: Welche Veränderungen an der 3. Liga haben Sie seit der Einführung vor rund zehn Jahren festgestellt?

Vollmann: Die Liga ist immer professioneller geworden. Die Mannschaften, die den Aufstieg geschafft haben, sind in der 2. Bundesliga mittlerweile nicht gleich potenzielle Absteiger. In den Anfangsjahren mussten die Aufstiegsmannschaften noch mit mindestens fünf bis sechs Spielern deutlich verstärkt werden, sonst war der Abstieg fast schon sicher. Das ist heute nicht mehr unbedingt der Fall. Die Lücke zwischen der 2. Bundesliga und 3. Liga wird immer kleiner.

DFB.de: Mit dem VfR Aalen befinden Sie sich gerade in keiner einfachen Phase. Wie sehr hilft Ihnen in solchen Situationen die große Erfahrung? Und was sind die Gründe, dass es nicht so richtig läuft?

Vollmann: Wie schon gesagt: Erfahrung ist nicht alles, aber ein Mehrwert, der mir den Umgang mit der Situation erleichtert. Viele haben sich von der maximal guten vergangenen Saison, in der sportlich für uns nahezu alles glatt gelaufen ist, ein wenig blenden lassen. Intern war uns von Anfang an klar, dass diese Saison für uns mit Schwierigkeiten verbunden sein wird und es auch mal dazu kommen kann, dass eben nicht alles rund läuft. Unsere Zielsetzung Klassenverbleib ist auch daher so und nicht anders gewählt worden.

DFB.de: Was halten Sie von dem Trend, dass viele Trainer schon in einem sehr jungen Alter in die Bundesliga einsteigen?

Vollmann: Die gesamten Strukturen innerhalb der Vereine haben sich geändert. Die Nachwuchsleistungszentren bringen nicht nur gute Spieler, sondern auch gute Trainer hervor. Das Spektrum an möglichen Kandidaten ist viel größer als noch vor zehn Jahren. Früher war es so, dass für die Entscheidungsträger nur Ex-Profis das Potenzial hatten, um Bundesliga trainieren zu können. Das hat sich zum Glück verändert. Die jungen Trainer sollten nur nicht vergessen, dass auch sie mal alt werden. (lacht) Sonst kann ich an diesem Trend nichts Negatives erkennen.

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