Viktoria Schwalm: "Das ist mental eine Herausforderung"

"Fokus.Frauen." Das ist die Überschrift der DFB Women's Week, die rund um das DFB-Pokalfinale in Köln vom 12. bis 21. Mai 2023 stattfindet. Dabei sollen durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen von der Basis bis in die Spitze Frauen in den Fokus gerückt und die volle Aufmerksamkeit auf die Themen Frauenfußball und Frauen im Fußball gelegt werden.

Der Abstieg ist nicht mehr zu vermeiden. Nach 30 Jahren in der höchsten deutschen Spielklasse muss Turbine Potsdam nach dem 1:5 am Wochenende gegen Bayer 04 Leverkusen erstmals den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Trotz aller Enttäuschung spricht Viktoria Schwalm, die seit 2012 für Turbine spielt, auf DFB.de über eine Saison mit vielen Rückschlägen und die Gründe für den Absturz. Aber die 25-Jährige blickt auch nach vorne und erklärt, warum sie den Gang in die 2. Bundesliga mitgehen wird und wie sie die Chancen für einen Neuaufbau sieht.

DFB.de: Viktoria Schwalm, der Abstieg hat sich in den vergangenen Wochen und Monat bereits abgezeichnet. Wie bitter war es dennoch nun, als er auch rechnerisch feststand?

Viktoria Schwalm: Sehr bitter natürlich. Für mich persönlich war es sogar ganz besonders hart, weil ich seit einer gefühlten Ewigkeit bei Turbine bin. Ich habe hier alles gespielt und kenne den Klub in- und auswendig. Es ist schade, dass wir jetzt als die Potsdamer Mannschaft in die Geschichte eingehen werden, die erstmals in der Vereinsgeschichte abgestiegen ist. Bis zum Schluss hatten wir wirklich noch die Hoffnung, dass wir es noch schaffen können. Aber es hat eben nicht sollen sein. Es ist schwierig, das jetzt zu realisieren.

DFB.de: Zwischendurch haben sie sogar nochmal Siege gegen Meppen und Freiburg feiern können...

Schwalm: Die beiden Erfolge haben natürlich unfassbar gut getan nach dem langen negativen Lauf, den wir erleben mussten. Auf einmal war auch das Spielglück auf unserer Seite. Ich war davon überzeugt, dass diese kleine Serie vielleicht die Wende zum Guten sein könnte. Heute können wir sagen, dass dies nicht der Fall war und dass es nicht gereicht hat.

DFB.de: In der vergangenen Saison haben Sie bis zum letzten Spieltag noch um Platz drei mitgespielt und standen im Finale um den DFB-Pokal. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für diesen Absturz?

Schwalm: Wir hatten im Sommer einen riesigen Umbruch im Kader. Wir wussten, dass uns eine schwierige Saison bevorsteht. Dass es so schlecht laufen würde, hatte niemand erwartet. Es ist nicht einfach, das jetzt in Worte zu fassen.

DFB.de: Sie sind denkbar schlecht in die Saison gestartet. Hinzu kamen mehrere Trainerwechsel.

Schwalm: Ich glaube, dass wirklich alles zusammenkam. Wir sind auch durch die Trainerwechsel nie zur Ruhe gekommen. Erst im Laufe der Rückrunde hatte ich den Eindruck, dass wir als Mannschaft gefestigter aufgetreten sind. Wir haben diese Zeit gebraucht, um uns als Team zu finden. Rückblickend hat es zu lange gedauert und wir haben viel zu viele Punkte liegen gelassen.

DFB.de: Wie schwer war es, trotz 15 Spielen am Stück ohne Sieg, den Kopf nicht frühzeitig in den Sand zu stecken?

Schwalm: Hier kann ich meinen Mitspielerinnen echt nur ein riesiges Kompliment machen. Niemand hat sich hängen gelassen, das muss man uns hoch anrechnen. Denn es ist wirklich nicht einfach, sich auch in einer scheinbar aussichtlosen Situation wieder für die neue Trainingswoche zu motivieren. Das ist mental echt eine Herausforderung, natürlich gab es Höhen und Tiefen. Aber charakterlich hat es bei uns super gepasst. Wir haben immer versucht, uns gegenseitig zu pushen. Bei allen Enttäuschungen war es schön zu sehen, dass wir auf einmal Punkte geholt haben und dass auch unser Fußball besser wurde.

DFB.de: Sie haben fast die halbe Saison wegen einer Verletzung verpasst. Wie hart ist es, bei so einem Negativlauf nicht eingreifen zu können, wenn man so eng mit dem Verein verbunden ist?

Schwalm: Das war fast das Härteste für mich. Ich wollte unbedingt helfen. Aber es ging einfach nicht. Ich hatte zuletzt leider viele Verletzungen, die mich immer wieder zurückgeworfen haben. Wenn man Erfolg hat, ist das natürlich auch nicht schön, aber es ist dann halb so schlimm. Jetzt allerdings war es wirklich brutal.

DFB.de: Wie geht es für Sie bei Turbine nun weiter?

Schwalm: Ich habe noch einen Vertrag für die neue Saison und werde diesen selbstverständlich erfüllen. Ich gehe mit in die 2. Bundesliga. Wir werden dort einen Neuanfang starten.

DFB.de: Ist dieser Abstieg vielleicht auch eine Chance, etwas Neues aufzubauen?

Schwalm: So kurz nach dem Abstieg ist es schwer, das so zu sehen. Aber klar, so müssen wir die Sache jetzt angehen. Wir müssen den Misserfolg nun hinter uns lassen. Und zum ersten Training in der neuen Saison geht alles wieder von vorne los und wir greifen wieder an. Unser klares Ziel muss es sein, dass wir nur ein Jahr in der 2. Bundesliga sind. Wir wollen schnellstmöglich wieder hoch. Der Frauenfußball bei Turbine hat eine riesige Tradition und muss weiterleben.

DFB.de: Vor der 2. Bundesliga stehen nun allerdings noch die Begegnungen gegen Eintracht Frankfurt und beim FC Bayern auf dem Programm. Wie schwer ist es, darauf jetzt nochmal den Fokus zu richten?

Schwalm: Gar nicht schwer. Wir sind heute enttäuscht, das ist doch völlig klar. Aber mit Beginn der neuen Trainingswoche werden wir uns professionell auf die beiden noch ausstehenden Begegnungen vorbereiten. Wir werden auf gar keinen Fall irgendetwas abschenken. Dafür sind wir viel zu ehrgeizig und Sportlerinnen durch und durch. In der Winterpause hatten uns alle abgeschrieben, weil wir nur einen Punkt auf dem Konto hatten. Wir haben die Köpfe hochgenommen und Charakter gezeigt – auch wenn es letztlich nicht gereicht hat. Mit dieser Einstellung werden wir auch in die beiden noch ausstehenden Begegnungen gehen. Wir wollen uns zum Abschied noch einmal von unserer besten Seite zeigen.

[sw]

"Fokus.Frauen." Das ist die Überschrift der DFB Women's Week, die rund um das DFB-Pokalfinale in Köln vom 12. bis 21. Mai 2023 stattfindet. Dabei sollen durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen von der Basis bis in die Spitze Frauen in den Fokus gerückt und die volle Aufmerksamkeit auf die Themen Frauenfußball und Frauen im Fußball gelegt werden.

Der Abstieg ist nicht mehr zu vermeiden. Nach 30 Jahren in der höchsten deutschen Spielklasse muss Turbine Potsdam nach dem 1:5 am Wochenende gegen Bayer 04 Leverkusen erstmals den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Trotz aller Enttäuschung spricht Viktoria Schwalm, die seit 2012 für Turbine spielt, auf DFB.de über eine Saison mit vielen Rückschlägen und die Gründe für den Absturz. Aber die 25-Jährige blickt auch nach vorne und erklärt, warum sie den Gang in die 2. Bundesliga mitgehen wird und wie sie die Chancen für einen Neuaufbau sieht.

DFB.de: Viktoria Schwalm, der Abstieg hat sich in den vergangenen Wochen und Monat bereits abgezeichnet. Wie bitter war es dennoch nun, als er auch rechnerisch feststand?

Viktoria Schwalm: Sehr bitter natürlich. Für mich persönlich war es sogar ganz besonders hart, weil ich seit einer gefühlten Ewigkeit bei Turbine bin. Ich habe hier alles gespielt und kenne den Klub in- und auswendig. Es ist schade, dass wir jetzt als die Potsdamer Mannschaft in die Geschichte eingehen werden, die erstmals in der Vereinsgeschichte abgestiegen ist. Bis zum Schluss hatten wir wirklich noch die Hoffnung, dass wir es noch schaffen können. Aber es hat eben nicht sollen sein. Es ist schwierig, das jetzt zu realisieren.

DFB.de: Zwischendurch haben sie sogar nochmal Siege gegen Meppen und Freiburg feiern können...

Schwalm: Die beiden Erfolge haben natürlich unfassbar gut getan nach dem langen negativen Lauf, den wir erleben mussten. Auf einmal war auch das Spielglück auf unserer Seite. Ich war davon überzeugt, dass diese kleine Serie vielleicht die Wende zum Guten sein könnte. Heute können wir sagen, dass dies nicht der Fall war und dass es nicht gereicht hat.

DFB.de: In der vergangenen Saison haben Sie bis zum letzten Spieltag noch um Platz drei mitgespielt und standen im Finale um den DFB-Pokal. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für diesen Absturz?

Schwalm: Wir hatten im Sommer einen riesigen Umbruch im Kader. Wir wussten, dass uns eine schwierige Saison bevorsteht. Dass es so schlecht laufen würde, hatte niemand erwartet. Es ist nicht einfach, das jetzt in Worte zu fassen.

DFB.de: Sie sind denkbar schlecht in die Saison gestartet. Hinzu kamen mehrere Trainerwechsel.

Schwalm: Ich glaube, dass wirklich alles zusammenkam. Wir sind auch durch die Trainerwechsel nie zur Ruhe gekommen. Erst im Laufe der Rückrunde hatte ich den Eindruck, dass wir als Mannschaft gefestigter aufgetreten sind. Wir haben diese Zeit gebraucht, um uns als Team zu finden. Rückblickend hat es zu lange gedauert und wir haben viel zu viele Punkte liegen gelassen.

DFB.de: Wie schwer war es, trotz 15 Spielen am Stück ohne Sieg, den Kopf nicht frühzeitig in den Sand zu stecken?

Schwalm: Hier kann ich meinen Mitspielerinnen echt nur ein riesiges Kompliment machen. Niemand hat sich hängen gelassen, das muss man uns hoch anrechnen. Denn es ist wirklich nicht einfach, sich auch in einer scheinbar aussichtlosen Situation wieder für die neue Trainingswoche zu motivieren. Das ist mental echt eine Herausforderung, natürlich gab es Höhen und Tiefen. Aber charakterlich hat es bei uns super gepasst. Wir haben immer versucht, uns gegenseitig zu pushen. Bei allen Enttäuschungen war es schön zu sehen, dass wir auf einmal Punkte geholt haben und dass auch unser Fußball besser wurde.

DFB.de: Sie haben fast die halbe Saison wegen einer Verletzung verpasst. Wie hart ist es, bei so einem Negativlauf nicht eingreifen zu können, wenn man so eng mit dem Verein verbunden ist?

Schwalm: Das war fast das Härteste für mich. Ich wollte unbedingt helfen. Aber es ging einfach nicht. Ich hatte zuletzt leider viele Verletzungen, die mich immer wieder zurückgeworfen haben. Wenn man Erfolg hat, ist das natürlich auch nicht schön, aber es ist dann halb so schlimm. Jetzt allerdings war es wirklich brutal.

DFB.de: Wie geht es für Sie bei Turbine nun weiter?

Schwalm: Ich habe noch einen Vertrag für die neue Saison und werde diesen selbstverständlich erfüllen. Ich gehe mit in die 2. Bundesliga. Wir werden dort einen Neuanfang starten.

DFB.de: Ist dieser Abstieg vielleicht auch eine Chance, etwas Neues aufzubauen?

Schwalm: So kurz nach dem Abstieg ist es schwer, das so zu sehen. Aber klar, so müssen wir die Sache jetzt angehen. Wir müssen den Misserfolg nun hinter uns lassen. Und zum ersten Training in der neuen Saison geht alles wieder von vorne los und wir greifen wieder an. Unser klares Ziel muss es sein, dass wir nur ein Jahr in der 2. Bundesliga sind. Wir wollen schnellstmöglich wieder hoch. Der Frauenfußball bei Turbine hat eine riesige Tradition und muss weiterleben.

DFB.de: Vor der 2. Bundesliga stehen nun allerdings noch die Begegnungen gegen Eintracht Frankfurt und beim FC Bayern auf dem Programm. Wie schwer ist es, darauf jetzt nochmal den Fokus zu richten?

Schwalm: Gar nicht schwer. Wir sind heute enttäuscht, das ist doch völlig klar. Aber mit Beginn der neuen Trainingswoche werden wir uns professionell auf die beiden noch ausstehenden Begegnungen vorbereiten. Wir werden auf gar keinen Fall irgendetwas abschenken. Dafür sind wir viel zu ehrgeizig und Sportlerinnen durch und durch. In der Winterpause hatten uns alle abgeschrieben, weil wir nur einen Punkt auf dem Konto hatten. Wir haben die Köpfe hochgenommen und Charakter gezeigt – auch wenn es letztlich nicht gereicht hat. Mit dieser Einstellung werden wir auch in die beiden noch ausstehenden Begegnungen gehen. Wir wollen uns zum Abschied noch einmal von unserer besten Seite zeigen.

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