VfB-Trainer Willig: "Jeder Jahrgang schreibt eigene Geschichte"

Die U 19 des VfB Stuttgart, aktueller DFB-Pokalsieger und deutscher Vizemeister, ist auf dem Weg, die Erfolge aus der vergangenen Saison zu wiederholen. In der Staffel Süd/Südwest überwintert der VfB als Tabellenführer, im DFB-Pokal der Junioren steht das Team von Trainer Nico Willig im Halbfinale. Im DFB.de-Interview spricht der 39-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über den Saisonverlauf.

DFB.de: Sie stehen mit Ihrem Team auf Platz eins in der Liga und im Halbfinale des DFB-Pokals: Bleiben da überhaupt noch Wünsche für Weihnachten und das neue Jahr offen, Herr Willig?

Nico Willig: Wünsche sind immer da. Klar, sportlicher Erfolg ist ein schöner und zusätzlicher Antrieb. Es geht aber vor allem darum, die Spieler jeden Tag in ihrer individuellen Entwicklung weiterzubringen. Unser sportliches Abschneiden haben wir schon teuer bezahlt. Enrique Katsianis-Sanchez und Jordan Meyer fallen mit Kreuzbandrissen aus. Leonhard Münz musste sich wegen einer Meniskusverletzung einer Operation unterziehen. Ich würde für jeden verletzten Spieler auf eine Tabellenposition verzichten, wenn Sie dadurch wieder fit wären. Die Gesundheit ist ein hohes Gut.

DFB.de: Ist Ihre Mannschaft in der Lage, die Erfolge aus der vergangenen Saison zu wiederholen?

Willig: Jeder Jahrgang schreibt seine eigene Geschichte. Wir haben gezeigt, dass wir auf hohem Niveau spielen können. Letztlich entscheiden aber Nuancen, ob am Saisonende Platz eins, zwei oder drei herausspringt. Wir haben am letzten Spieltag der Hinrunde zum ersten Mal die Tabellenführung übernommen. Das spricht für die starke Konkurrenz in der Staffel Süd/Südwest. Dass wir als Spitzenreiter überwintern, kann Kräfte und Energie für die Partien im neuen Jahr freisetzen.

DFB.de: Sehen Sie denn Parallelen zwischen den Jahrgängen?

Willig: Auch die aktuelle Mannschaft ist in der Lage, nach Rückschlägen gestärkt zurückzukommen. Wie schon in der vergangenen Saison war unser Start nicht ganz so gut. Erneut war eine Niederlage gegen den FC Bayern München der "Hallo-Wach-Effekt", der Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale der Beginn einer Serie.

DFB.de: Was zeichnet die aktuelle U 19 sonst noch aus?

Willig: Der Zusammenhalt ist stark ausgeprägt. Die Verletzungen der Mitspieler gehen jedem nah. Dadurch sind wir als Mannschaft noch enger zusammengerückt. Das macht sich auch auf dem Platz bemerkbar.

DFB.de: In welchen Bereichen haben die Spieler die größten Fortschritte gemacht?

Willig: Unser Spieltempo ist höher. Dazu haben wir bei eigenem Ballbesitz die Fehlerquote verringert. Das heißt aber nicht, dass wir uns da nicht noch weiter steigern könnten. Auch in anderen Bereichen ist noch Potenzial vorhanden, das wir noch abrufen wollen.

DFB.de: Was war das Highlight im Jahr 2019?

Willig: Ich selbst war zwar beim letzten Schritt nicht dabei, weil ich in dieser Zeit interimsweise die Profis betreut hatte: Aber das war ganz klar das DFB-Pokal-Endspiel. Damit meine ich nicht nur unseren 2:1-Finalerfolg gegen RB Leipzig, sondern auch das Drumherum mit der Reise nach Potsdam und der erhöhten Aufmerksamkeit. Daraus können die Spieler viel für ihren weiteren Weg mitnehmen.

DFB.de: Auch hinter Ihnen liegt mit der Zeit bei den Profis ein bewegtes Jahr, oder?

Willig: Das stimmt. Es war sehr aufregend, die Bundesliga-Mannschaft zu trainieren. Der Endspurt mit sieben Punkten aus vier Spielen hatte zum Erreichen der Relegation gereicht. Dort konnten wir uns leider nicht gegen den 1. FC Union Berlin durchsetzen. Da habe ich aber mittlerweile einen Haken drangemacht und mich längst wieder auf meine Arbeit bei den A-Junioren konzentriert.

DFB.de: Was können Sie von dieser Erfahrung nun bei der U 19 anwenden?

Willig: Im Profibereich geht es in erster Linie um die Ergebnisgestaltung, bei den Junioren liegt der Fokus auf der Spielerentwicklung. Ich weiß jetzt noch besser, auf welches Niveau wir die Spieler bringen müssen, damit sie gute Chancen für den Schritt zu den Profis haben. Mein Eindruck ist, dass die Jungs die Anweisungen und Spielideen nun noch mehr aufsaugen.

DFB.de: Sie haben kürzlich Ihren Vertrag vorzeitig bis zum 30. Juni 2024 verlängert. Was hat den Ausschlag dafür gegeben?

Willig: Der VfB hat sich schon frühzeitig um eine Vertragsverlängerung bemüht. Das ist für mich ein klares Bekenntnis zur bisher geleisteten Arbeit. Wir haben im Nachwuchsbereich schon einiges bewegt und es gibt immer noch Dinge, bei denen ich mit anpacken und gestalten kann. Wir wollen die Ausbildung unserer Spieler noch mehr individualisieren, damit wir die Jungs am effektivsten weiterentwickeln.

DFB.de: Sie sind bereits seit Januar 2016 beim VfB Stuttgart tätig. Was macht den Verein für Sie aus?

Willig: Der VfB ist ein sehr lebhafter Verein mit großer Tradition und treuen Fans. Der Profi- und Jugendbereich sind an einem Ort, sodass ein guter Austausch besteht. Es gibt viele unterschiedliche Themen, die zur Sprache kommen können. Bei vielen Entscheidungen werde ich nach meiner Meinung gefragt. Das macht die Arbeit so facettenreich und wahnsinnig interessant.

DFB.de: Wie geht es für die U 19 nach dem Jahreswechsel weiter?

Willig: Nach dem Trainingsauftakt nehmen wir traditionell am 4. und 5. Januar am Mercedes-Benz JuniorCup in Sindelfingen teil. In der Gruppenphase bekommen wir es unter anderem mit dem aktuellen UEFA Youth League-Sieger FC Porto sowie Borussia Mönchengladbach und Manchester United zu tun. Am 25. Januar steht für uns mit dem Verbandspokal-Achtelfinale beim 1. FC Heidenheim das erste Pflichtspiel an.

[mspw]

Die U 19 des VfB Stuttgart, aktueller DFB-Pokalsieger und deutscher Vizemeister, ist auf dem Weg, die Erfolge aus der vergangenen Saison zu wiederholen. In der Staffel Süd/Südwest überwintert der VfB als Tabellenführer, im DFB-Pokal der Junioren steht das Team von Trainer Nico Willig im Halbfinale. Im DFB.de-Interview spricht der 39-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über den Saisonverlauf.

DFB.de: Sie stehen mit Ihrem Team auf Platz eins in der Liga und im Halbfinale des DFB-Pokals: Bleiben da überhaupt noch Wünsche für Weihnachten und das neue Jahr offen, Herr Willig?

Nico Willig: Wünsche sind immer da. Klar, sportlicher Erfolg ist ein schöner und zusätzlicher Antrieb. Es geht aber vor allem darum, die Spieler jeden Tag in ihrer individuellen Entwicklung weiterzubringen. Unser sportliches Abschneiden haben wir schon teuer bezahlt. Enrique Katsianis-Sanchez und Jordan Meyer fallen mit Kreuzbandrissen aus. Leonhard Münz musste sich wegen einer Meniskusverletzung einer Operation unterziehen. Ich würde für jeden verletzten Spieler auf eine Tabellenposition verzichten, wenn Sie dadurch wieder fit wären. Die Gesundheit ist ein hohes Gut.

DFB.de: Ist Ihre Mannschaft in der Lage, die Erfolge aus der vergangenen Saison zu wiederholen?

Willig: Jeder Jahrgang schreibt seine eigene Geschichte. Wir haben gezeigt, dass wir auf hohem Niveau spielen können. Letztlich entscheiden aber Nuancen, ob am Saisonende Platz eins, zwei oder drei herausspringt. Wir haben am letzten Spieltag der Hinrunde zum ersten Mal die Tabellenführung übernommen. Das spricht für die starke Konkurrenz in der Staffel Süd/Südwest. Dass wir als Spitzenreiter überwintern, kann Kräfte und Energie für die Partien im neuen Jahr freisetzen.

DFB.de: Sehen Sie denn Parallelen zwischen den Jahrgängen?

Willig: Auch die aktuelle Mannschaft ist in der Lage, nach Rückschlägen gestärkt zurückzukommen. Wie schon in der vergangenen Saison war unser Start nicht ganz so gut. Erneut war eine Niederlage gegen den FC Bayern München der "Hallo-Wach-Effekt", der Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale der Beginn einer Serie.

DFB.de: Was zeichnet die aktuelle U 19 sonst noch aus?

Willig: Der Zusammenhalt ist stark ausgeprägt. Die Verletzungen der Mitspieler gehen jedem nah. Dadurch sind wir als Mannschaft noch enger zusammengerückt. Das macht sich auch auf dem Platz bemerkbar.

DFB.de: In welchen Bereichen haben die Spieler die größten Fortschritte gemacht?

Willig: Unser Spieltempo ist höher. Dazu haben wir bei eigenem Ballbesitz die Fehlerquote verringert. Das heißt aber nicht, dass wir uns da nicht noch weiter steigern könnten. Auch in anderen Bereichen ist noch Potenzial vorhanden, das wir noch abrufen wollen.

DFB.de: Was war das Highlight im Jahr 2019?

Willig: Ich selbst war zwar beim letzten Schritt nicht dabei, weil ich in dieser Zeit interimsweise die Profis betreut hatte: Aber das war ganz klar das DFB-Pokal-Endspiel. Damit meine ich nicht nur unseren 2:1-Finalerfolg gegen RB Leipzig, sondern auch das Drumherum mit der Reise nach Potsdam und der erhöhten Aufmerksamkeit. Daraus können die Spieler viel für ihren weiteren Weg mitnehmen.

DFB.de: Auch hinter Ihnen liegt mit der Zeit bei den Profis ein bewegtes Jahr, oder?

Willig: Das stimmt. Es war sehr aufregend, die Bundesliga-Mannschaft zu trainieren. Der Endspurt mit sieben Punkten aus vier Spielen hatte zum Erreichen der Relegation gereicht. Dort konnten wir uns leider nicht gegen den 1. FC Union Berlin durchsetzen. Da habe ich aber mittlerweile einen Haken drangemacht und mich längst wieder auf meine Arbeit bei den A-Junioren konzentriert.

DFB.de: Was können Sie von dieser Erfahrung nun bei der U 19 anwenden?

Willig: Im Profibereich geht es in erster Linie um die Ergebnisgestaltung, bei den Junioren liegt der Fokus auf der Spielerentwicklung. Ich weiß jetzt noch besser, auf welches Niveau wir die Spieler bringen müssen, damit sie gute Chancen für den Schritt zu den Profis haben. Mein Eindruck ist, dass die Jungs die Anweisungen und Spielideen nun noch mehr aufsaugen.

DFB.de: Sie haben kürzlich Ihren Vertrag vorzeitig bis zum 30. Juni 2024 verlängert. Was hat den Ausschlag dafür gegeben?

Willig: Der VfB hat sich schon frühzeitig um eine Vertragsverlängerung bemüht. Das ist für mich ein klares Bekenntnis zur bisher geleisteten Arbeit. Wir haben im Nachwuchsbereich schon einiges bewegt und es gibt immer noch Dinge, bei denen ich mit anpacken und gestalten kann. Wir wollen die Ausbildung unserer Spieler noch mehr individualisieren, damit wir die Jungs am effektivsten weiterentwickeln.

DFB.de: Sie sind bereits seit Januar 2016 beim VfB Stuttgart tätig. Was macht den Verein für Sie aus?

Willig: Der VfB ist ein sehr lebhafter Verein mit großer Tradition und treuen Fans. Der Profi- und Jugendbereich sind an einem Ort, sodass ein guter Austausch besteht. Es gibt viele unterschiedliche Themen, die zur Sprache kommen können. Bei vielen Entscheidungen werde ich nach meiner Meinung gefragt. Das macht die Arbeit so facettenreich und wahnsinnig interessant.

DFB.de: Wie geht es für die U 19 nach dem Jahreswechsel weiter?

Willig: Nach dem Trainingsauftakt nehmen wir traditionell am 4. und 5. Januar am Mercedes-Benz JuniorCup in Sindelfingen teil. In der Gruppenphase bekommen wir es unter anderem mit dem aktuellen UEFA Youth League-Sieger FC Porto sowie Borussia Mönchengladbach und Manchester United zu tun. Am 25. Januar steht für uns mit dem Verbandspokal-Achtelfinale beim 1. FC Heidenheim das erste Pflichtspiel an.

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