VfB-Trainer Nico Willig: "Schleife um das Geschenk gemacht"

Spitzenreiter in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren Bundesliga, Halbfinal-Einzug im DFB-Pokal der Junioren: Viel besser hätte die Saison der U 19 des VfB Stuttgart bisher kaum laufen können. Damit deutet sich für die Mannschaft von Trainer Nico Willig die beste Ligaplatzierung seit acht Jahren an. Zuletzt konnten sich die A-Junioren der Schwaben in der Saison 2009/2010 als Staffelsieger für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Obwohl der VfB zuletzt 2005 den nationalen Titel geholt hatte, sind die Stuttgarter mit zehn Meisterschaften nach wie vor Rekordsieger im U 19-Bereich.

Im DFB.de-Interview spricht Nico Willig mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, die Chancen auf ein historisches Double und die nächste Generation der "Jungen Wilden".

DFB.de: Haben Sie nach dem bisherigen Saisonverlauf noch Wünsche zu Weihnachten, Herr Willig?

Nico Willig: Ja, die sind aber von privater Natur. Sportlich sind keine Wünsche offengeblieben.

DFB.de: Hat sich die Mannschaft mit dem Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals der Junioren selbst beschenkt?

Willig: Mit Platz eins in der Liga zur Winterpause hatte sich die Mannschaft schon vorzeitig ein Geschenk unter den Weihnachtsbaum gelegt. Das 2:1 im Pokalwettbewerb beim Wuppertaler SV war noch die Schleife drumherum. Wir konnten einen typischen Pokalfight dank unserer Fitness und unserer Wucht im zweiten Durchgang für uns entscheiden.

DFB.de: Die U 19 konnte sich zuletzt in der Saison 2009/2010 für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Wie hat der VfB wieder zu den anderen Spitzenteams im Süden - wie dem FC Bayern München oder der TSG Hoffenheim - aufgeschlossen?

Willig: Ein Großteil der beiden Jahrgänge hatte bei uns schon in der U 17 zusammengespielt und mit zwei zweiten Plätzen unter Beweis gestellt, dass viel Substanz in der Mannschaft steckt. Ein wesentlicher Aspekt ist auch, dass die Spieler hauptsächlich aus der Region kommen und sich so noch mehr mit dem VfB identifizieren. Das macht sich dann auch auf dem Platz bemerkbar.

DFB.de: Wie groß ist der Vorteil, dass Sie die Mannschaft zu einem großen Teil bereits aus der U 17 kennen?

Willig: Sehr groß. Ich kenne die Spieler bis ins letzte Detail. Genauso wissen die Jungs, wie ich als Trainer ticke. Über die Jahre ist eine enge Bindung entstanden. Wir vertrauen uns blind.

DFB.de: In Anlehnung an Ihren Nachnamen: Ist Ihre Mannschaft besonders willig?

Willig: (lacht) Sie hat in der Tat vor allem einen großen Siegeswillen und ist hungrig auf Erfolg. Die Spieler haben aber auch schon unter Beweis gestellt, dass sie gegen Widerstände ankämpfen und schwierige Phasen überstehen können. Da werden die eigenen Ansprüche zugunsten der Mannschaft hintenangestellt.

DFB.de: Die drei Niederlagen gab es in der Liga ausschließlich gegen andere Mannschaften aus der Spitzengruppe. Steht das ein wenig im Widerspruch zu Platz eins?

Willig: Eher im Gegenteil. Die Niederlagen haben die Entwicklung der Mannschaft angeschoben. Wir sind daran gewachsen und in unseren Leistungen stabiler geworden. Nach dem enttäuschenden 0:2 beim Karlsruher SC haben wir am Spieltag danach 3:1 gegen Eintracht Frankfurt gewonnen und schon zur Pause mit drei Treffern Vorsprung geführt. Nur eine Woche nach dem 0:2 in der Liga gegen den FC Bayern München haben wir uns im Pokal-Viertelfinale gegen die Münchner 3:1 durchgesetzt. Wir mussten bei unserer Spielweise erst noch die richtige Mischung aus Risiko und Mut finden.

DFB.de: In der Liga gab es zuletzt sieben Siege in Serie. Kommt da die Winterpause ungelegen?

Willig: Die Pause ist nur kurz und damit eine Gelegenheit, um zumindest einmal durchzuatmen. Bereits am 5. und 6. Januar nehmen wir am großen U 19-Hallenturnier in Sindelfingen teil. In der Liga geht es schon am 3. Februar mit dem Heimspiel gegen den FC Augsburg weiter. Da gerät man nicht zwangsläufig aus dem Rhythmus.

DFB.de: In der Liga an der Spitze, unter den letzten vier Mannschaften im DFB-Pokal der Junioren: Wie groß ist der Anreiz, als erste U 19-Mannschaft das Double zu holen?

Willig: Wir beschäftigen uns nicht damit, was alles möglich sein könnte. Die Konzentration liegt auf der nächsten Aufgabe. Dabei wollen wir bis zum Saisonende alles mitnehmen, was möglich ist. Sollte am Ende tatsächlich das Double herausspringen, wäre das ein enormes Zubrot.

DFB.de: Mit Leon Dajaku und Antonis Aidonis haben zwei Spieler aus der U 19 schon bei den Profis Bundesligaluft geschnuppert. Sind das die beiden nächsten VfB-Talente, die den Sprung dauerhaft nach oben schaffen?

Willig: Das wäre schön. Leon und Antonis konnten durch die Verletztensituation bei den Profis schon oben mittrainieren. Durch gute Trainingsleistungen haben sie nicht nur den Sprung in den Spieltagkader geschafft, sondern sich auch für Einsätze empfohlen. Antonis ist ein kopfballstarker Innenverteidiger mit einem guten Spielaufbau, der kompromisslos in die Zweikämpfe geht. Leon bringt als Offensivspieler ein hohes Tempo mit und legt viele Laufwege zurück. Er ist in seinen Aktionen sehr zielstrebig.

DFB.de: Spätere Nationalspieler wie Kevin Kuranyi, Timo Hildebrand oder Andreas Hinkel, die beim VfB einst den Sprung aus dem eigenen Nachwuchs in die Profikader geschafft hatten, begründeten das Image der "Jungen Wilden". Kommt nun die nächste Generation?

Willig: Das ist auf jeden Fall unser Ziel. Wir wollen die Spieler fußballerisch und mental auf den Schritt in den Profifußball vorbereiten. Dabei gilt es, die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit kontinuierlich Spieler bei uns den Durchbruch schaffen.

DFB.de: Als aktiver Spieler waren Sie ausschließlich in der Oberliga für die TSG Balingen am Ball. Reizt es Sie nun, als Trainer irgendwann auch den Sprung in den Profibereich zu schaffen?

Willig: Wenn man im Trainergeschäft arbeitet, kann man diesen Reiz nicht verneinen. Mir macht die Arbeit im Nachwuchsbereich des VfB Stuttgart aber weiterhin Spaß. Ich helfe gerne jungen Spielern dabei, sich weiterzuentwickeln und die nächsten Schritte zu gehen.

DFB.de: Sie haben die Ausbildung zum Fußball-Lehrer unter anderem gemeinsam mit Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco absolviert. Verfolgen Sie die Karrieren der beiden Cheftrainer in der Bundesliga besonders?

Willig: Definitiv. Zumal es interessant zu beobachten ist, wie sie mit den aktuellen Problemen umgehen. Sowohl bei der TSG Hoffenheim als auch bei Schalke 04 lief es in den vergangenen Wochen nicht ganz so rund.

DFB.de: Wie war es, mit den beiden eine Fahrgemeinschaft zu bilden?

Willig: Julian und Domenico sind sehr umgängliche Typen und absolute Fachleute. Inklusive der Ausbildung zum Fußball-Lehrer ging es morgens, mittags, abends und nachts eigentlich immer nur um Fußball (lacht).

DFB.de: Gibt es noch Kontakt?

Willig: Eher weniger. Als Bundesliga-Trainer haben beide viel um die Ohren. Wir würden uns aber bestimmt freuen, sollten wir uns mal wieder über den Weg laufen.

[mspw]

Spitzenreiter in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren Bundesliga, Halbfinal-Einzug im DFB-Pokal der Junioren: Viel besser hätte die Saison der U 19 des VfB Stuttgart bisher kaum laufen können. Damit deutet sich für die Mannschaft von Trainer Nico Willig die beste Ligaplatzierung seit acht Jahren an. Zuletzt konnten sich die A-Junioren der Schwaben in der Saison 2009/2010 als Staffelsieger für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Obwohl der VfB zuletzt 2005 den nationalen Titel geholt hatte, sind die Stuttgarter mit zehn Meisterschaften nach wie vor Rekordsieger im U 19-Bereich.

Im DFB.de-Interview spricht Nico Willig mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, die Chancen auf ein historisches Double und die nächste Generation der "Jungen Wilden".

DFB.de: Haben Sie nach dem bisherigen Saisonverlauf noch Wünsche zu Weihnachten, Herr Willig?

Nico Willig: Ja, die sind aber von privater Natur. Sportlich sind keine Wünsche offengeblieben.

DFB.de: Hat sich die Mannschaft mit dem Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals der Junioren selbst beschenkt?

Willig: Mit Platz eins in der Liga zur Winterpause hatte sich die Mannschaft schon vorzeitig ein Geschenk unter den Weihnachtsbaum gelegt. Das 2:1 im Pokalwettbewerb beim Wuppertaler SV war noch die Schleife drumherum. Wir konnten einen typischen Pokalfight dank unserer Fitness und unserer Wucht im zweiten Durchgang für uns entscheiden.

DFB.de: Die U 19 konnte sich zuletzt in der Saison 2009/2010 für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Wie hat der VfB wieder zu den anderen Spitzenteams im Süden - wie dem FC Bayern München oder der TSG Hoffenheim - aufgeschlossen?

Willig: Ein Großteil der beiden Jahrgänge hatte bei uns schon in der U 17 zusammengespielt und mit zwei zweiten Plätzen unter Beweis gestellt, dass viel Substanz in der Mannschaft steckt. Ein wesentlicher Aspekt ist auch, dass die Spieler hauptsächlich aus der Region kommen und sich so noch mehr mit dem VfB identifizieren. Das macht sich dann auch auf dem Platz bemerkbar.

DFB.de: Wie groß ist der Vorteil, dass Sie die Mannschaft zu einem großen Teil bereits aus der U 17 kennen?

Willig: Sehr groß. Ich kenne die Spieler bis ins letzte Detail. Genauso wissen die Jungs, wie ich als Trainer ticke. Über die Jahre ist eine enge Bindung entstanden. Wir vertrauen uns blind.

DFB.de: In Anlehnung an Ihren Nachnamen: Ist Ihre Mannschaft besonders willig?

Willig: (lacht) Sie hat in der Tat vor allem einen großen Siegeswillen und ist hungrig auf Erfolg. Die Spieler haben aber auch schon unter Beweis gestellt, dass sie gegen Widerstände ankämpfen und schwierige Phasen überstehen können. Da werden die eigenen Ansprüche zugunsten der Mannschaft hintenangestellt.

DFB.de: Die drei Niederlagen gab es in der Liga ausschließlich gegen andere Mannschaften aus der Spitzengruppe. Steht das ein wenig im Widerspruch zu Platz eins?

Willig: Eher im Gegenteil. Die Niederlagen haben die Entwicklung der Mannschaft angeschoben. Wir sind daran gewachsen und in unseren Leistungen stabiler geworden. Nach dem enttäuschenden 0:2 beim Karlsruher SC haben wir am Spieltag danach 3:1 gegen Eintracht Frankfurt gewonnen und schon zur Pause mit drei Treffern Vorsprung geführt. Nur eine Woche nach dem 0:2 in der Liga gegen den FC Bayern München haben wir uns im Pokal-Viertelfinale gegen die Münchner 3:1 durchgesetzt. Wir mussten bei unserer Spielweise erst noch die richtige Mischung aus Risiko und Mut finden.

DFB.de: In der Liga gab es zuletzt sieben Siege in Serie. Kommt da die Winterpause ungelegen?

Willig: Die Pause ist nur kurz und damit eine Gelegenheit, um zumindest einmal durchzuatmen. Bereits am 5. und 6. Januar nehmen wir am großen U 19-Hallenturnier in Sindelfingen teil. In der Liga geht es schon am 3. Februar mit dem Heimspiel gegen den FC Augsburg weiter. Da gerät man nicht zwangsläufig aus dem Rhythmus.

DFB.de: In der Liga an der Spitze, unter den letzten vier Mannschaften im DFB-Pokal der Junioren: Wie groß ist der Anreiz, als erste U 19-Mannschaft das Double zu holen?

Willig: Wir beschäftigen uns nicht damit, was alles möglich sein könnte. Die Konzentration liegt auf der nächsten Aufgabe. Dabei wollen wir bis zum Saisonende alles mitnehmen, was möglich ist. Sollte am Ende tatsächlich das Double herausspringen, wäre das ein enormes Zubrot.

DFB.de: Mit Leon Dajaku und Antonis Aidonis haben zwei Spieler aus der U 19 schon bei den Profis Bundesligaluft geschnuppert. Sind das die beiden nächsten VfB-Talente, die den Sprung dauerhaft nach oben schaffen?

Willig: Das wäre schön. Leon und Antonis konnten durch die Verletztensituation bei den Profis schon oben mittrainieren. Durch gute Trainingsleistungen haben sie nicht nur den Sprung in den Spieltagkader geschafft, sondern sich auch für Einsätze empfohlen. Antonis ist ein kopfballstarker Innenverteidiger mit einem guten Spielaufbau, der kompromisslos in die Zweikämpfe geht. Leon bringt als Offensivspieler ein hohes Tempo mit und legt viele Laufwege zurück. Er ist in seinen Aktionen sehr zielstrebig.

DFB.de: Spätere Nationalspieler wie Kevin Kuranyi, Timo Hildebrand oder Andreas Hinkel, die beim VfB einst den Sprung aus dem eigenen Nachwuchs in die Profikader geschafft hatten, begründeten das Image der "Jungen Wilden". Kommt nun die nächste Generation?

Willig: Das ist auf jeden Fall unser Ziel. Wir wollen die Spieler fußballerisch und mental auf den Schritt in den Profifußball vorbereiten. Dabei gilt es, die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit kontinuierlich Spieler bei uns den Durchbruch schaffen.

DFB.de: Als aktiver Spieler waren Sie ausschließlich in der Oberliga für die TSG Balingen am Ball. Reizt es Sie nun, als Trainer irgendwann auch den Sprung in den Profibereich zu schaffen?

Willig: Wenn man im Trainergeschäft arbeitet, kann man diesen Reiz nicht verneinen. Mir macht die Arbeit im Nachwuchsbereich des VfB Stuttgart aber weiterhin Spaß. Ich helfe gerne jungen Spielern dabei, sich weiterzuentwickeln und die nächsten Schritte zu gehen.

DFB.de: Sie haben die Ausbildung zum Fußball-Lehrer unter anderem gemeinsam mit Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco absolviert. Verfolgen Sie die Karrieren der beiden Cheftrainer in der Bundesliga besonders?

Willig: Definitiv. Zumal es interessant zu beobachten ist, wie sie mit den aktuellen Problemen umgehen. Sowohl bei der TSG Hoffenheim als auch bei Schalke 04 lief es in den vergangenen Wochen nicht ganz so rund.

DFB.de: Wie war es, mit den beiden eine Fahrgemeinschaft zu bilden?

Willig: Julian und Domenico sind sehr umgängliche Typen und absolute Fachleute. Inklusive der Ausbildung zum Fußball-Lehrer ging es morgens, mittags, abends und nachts eigentlich immer nur um Fußball (lacht).

DFB.de: Gibt es noch Kontakt?

Willig: Eher weniger. Als Bundesliga-Trainer haben beide viel um die Ohren. Wir würden uns aber bestimmt freuen, sollten wir uns mal wieder über den Weg laufen.

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