VfB-Trainer Isik: "Sehr guter Jahrgang"

Als jugendlicher Fußballer wurde Murat Isik (43) in der Nachwuchsabteilung des VfB Stuttgart ausgebildet. Der Sprung zu den Profis blieb dem einstigen Mittelfeldspieler verwehrt. Nun arbeitet Isik bereits seit 2015 als Juniorentrainer bei den Schwaben daran, die VfB-Talente auf eine mögliche Bundesligakarriere vorzubereiten. Seit Saisonbeginn betreut der gebürtige Kirchheimer die Stuttgarter U 17 in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga und gehört mit seinem Team zu den Verfolgern von Spitzenreiter und Herbstmeister FC Bayern München. Am Samstag (ab 11 Uhr) beginnt für den VfB mit dem Derby bei den Stuttgarter Kickers die zweite Saisonhälfte.

Im DFB.de-Interview spricht Murat Isik mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über das Stuttgarter Stadtduell, die VfB-Talente, Bolzplätze und Top-Torjäger Maurice Kramny.

DFB.de: Mit dem Derby bei den Stuttgarter Kickers beginnt die Rückrunde. Ist das ein Spiel wie jedes andere, Herr Isik?

Murat Isik: Die Partie ist schon etwas Besonderes. Die Rivalität in einem solchen Derby mit obendrein extrem kurzen Anfahrtswegen sollen die Jungs auch mitbekommen. Dennoch müssen wir besonnen in das Spiel gehen.

DFB.de: Viele Spieler auf beiden Seiten kennen sich seit Jahren, gehen teilweise auf die gleiche Schule. Merkt man der Mannschaft diese besondere Konkurrenzsituation an?

Isik: Ich denke schon, dass es da einen regen Austausch gibt und dass auf dem Schulhof gefrotzelt wird. Das gehört dazu. Auf das Training hat das jetzt aber keine Auswirkungen.

DFB.de: Der VfB ist in Stuttgart der "Goliath", die Kickers der "David". Liegt der Druck damit einzig und allein bei Ihrer Mannschaft?

Isik: Das würde ich so nicht sagen. Den Begriff "Druck" finde ich im Juniorenfußball ohnehin nicht so passend. Entscheidend ist, dass wir bestmöglich abliefern.

DFB.de: Das Hinspiel gewann der VfB 3:0. War der Leistungsunterschied so deutlich wie das Ergebnis?

Isik: In der ersten Halbzeit war es schon recht deutlich. Wir waren richtig gut im Spiel. In der zweiten Hälfte haben es die Kickers dann besser gemacht und nur noch wenige Chancen zugelassen. Die Partie am Samstag steht jedoch unter anderen Vorzeichen. Vor allem sind die Platzverhältnisse nicht mehr so optimal. Wir müssen uns auf ein Derby einstellen, in dem es viel auf den Kampf ankommen wird.

DFB.de: Sie waren selbst Nachwuchsspieler beim VfB. Können Sie sich an einige Derbys gegen die Kickers noch genau erinnern?

Isik: Da ist mir jetzt keines besonders in Erinnerung geblieben. Ich weiß nur, dass wir meistens gewonnen haben. (lacht)

DFB.de: Wie wichtig ist es als Trainer, den Erfahrungsschatz eines Spielers mitzubringen?

Isik: Ich glaube schon, dass das eine große Bedeutung hat. Ich bin auf dem Bolzplatz groß geworden. Dabei musste ich mich häufig gegen ältere und größere Spieler wehren und kreative Lösungen finden. Wir beim VfB wollen, dass unsere Spieler den Fußball - ähnlich wie auf dem Bolzplatz - fühlen und nicht immer nur nach einem bestimmten Schema handeln müssen.

DFB.de: Was hat sich im Juniorenfußball im Vergleich zu Ihrer Zeit am meisten geändert?

Isik: Als ich für den VfB im U 15-Bereich am Ball war, haben wir dreimal pro Woche trainiert. Heute sprechen wir bei der U 15 über sechs, bei der U 17 über sieben Einheiten. Das ist nur möglich durch unser Internat und Kooperationsschulen, die uns auch Einheiten am Vormittag ermöglichen. Außerdem sind die Trainerteams größer. Zu meiner Zeit gab es meistens nur Chef- und Co-Trainer.

DFB.de: Und was war früher besser?

Isik: Ich muss noch einmal zurück auf den Bolzplatz gehen. Für mich galt es, Positionen selbstständig zu finden und, ohne großartige taktische Vorgaben, viel in Eins-gegen-Eins gehen zu müssen. Gepaart mit dem Durchsetzungsvermögen gegen Ältere hat das die Persönlichkeitsentwicklung durchaus positiv beeinflusst. Unsere Spieler haben aber kaum noch Zeit, um auf den Bolzplatz zu gehen. Beim VfB tragen wir dem Rechnung und haben eine Trainingsform eingeführt, die wir "Straße" getauft haben. Wir lassen unsere Mannschaften ohne Regeln ein Turnier spielen. Ab und zu machen wir Trainer auch mit.

DFB.de: Aktuell rangiert Ihre Mannschaft auf Tabellenplatz vier, sieben Zähler hinter Spitzenreiter FC Bayern München. Geht da noch etwas nach ganz oben?

Isik: Das müssen wir sehen. Sieben Punkte hören sich viel an, unmöglich ist es aber nicht, so einen Rückstand aufzuholen. Das Abschneiden in der Tabelle ist nicht unwichtig, steht aber bei uns nicht im Vordergrund. Die Entwicklung ist entscheidend. Wir spielen daher auch Entwicklungsfußball. Das heißt, dass wir in manchen Situationen mehr Risiko bewusst in Kauf nehmen - beispielsweise wollen wir uns auch unter großem Druck spielerisch befreien. Selbstverständlich kann das auch einmal schiefgehen. Wir setzen unsere Spieler diesen Situationen aber bewusst aus, damit sie lernen, mit diesem Stress umzugehen.

DFB.de: In welchen Bereichen kann Ihr Team noch am meisten zulegen?

Isik: Es gibt zwei Bereiche: Zum einem müssen wir unsere Tormöglichkeiten besser nutzen. Bis zu der Chance spielen wir es gut. Dann gilt es aber, noch konsequenter abzuschließen. Zum anderen müssen wir daran arbeiten, Kontersituationen besser zu verteidigen.

DFB.de: Viele Ihrer Spieler mischen bereits in Junioren-Nationalmannschaften mit. Trauen Sie ihnen allesamt den Sprung auf die große Bühne zu?

Isik: Sie können es auf jeden Fall schaffen. Die große Bühne ist aber noch brutal weit weg und die genaue Entwicklung lässt sich im U 17-Bereich kaum voraussagen. Spieler, die jetzt kaum jemand auf der Liste hat, können einen Sprung machen und sind plötzlich vorn. Aktuell haben wir insgesamt einen sehr guten Jahrgang. Ich denke schon, dass es der eine oder andere weit bringen wird.

DFB.de: Top-Torschütze Ihrer Mannschaft ist Maurice Kramny, der Sohn des langjährigen Bundesligaprofis sowie Stuttgarter Nachwuchs- und Cheftrainers Jürgen Kramny. Schaut der Vater ab und zu vorbei?

Isik: Er ist bei so gut wie jedem Spiel dabei und ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Selbstverständlich reden wir über Fußball. Jürgen hält sich aber sehr zurück, was unser Team angeht. Maurice hat bei seinen ersten zehn Saisoneinsätzen zehn Tore erzielt. Seine Abschlussstärke fehlt uns derzeit. Er hat mit Problemen im Sprunggelenk zu kämpfen und wird wohl in diesem Jahr nicht mehr zum Einsatz kommen.

[mspw]

Als jugendlicher Fußballer wurde Murat Isik (43) in der Nachwuchsabteilung des VfB Stuttgart ausgebildet. Der Sprung zu den Profis blieb dem einstigen Mittelfeldspieler verwehrt. Nun arbeitet Isik bereits seit 2015 als Juniorentrainer bei den Schwaben daran, die VfB-Talente auf eine mögliche Bundesligakarriere vorzubereiten. Seit Saisonbeginn betreut der gebürtige Kirchheimer die Stuttgarter U 17 in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga und gehört mit seinem Team zu den Verfolgern von Spitzenreiter und Herbstmeister FC Bayern München. Am Samstag (ab 11 Uhr) beginnt für den VfB mit dem Derby bei den Stuttgarter Kickers die zweite Saisonhälfte.

Im DFB.de-Interview spricht Murat Isik mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über das Stuttgarter Stadtduell, die VfB-Talente, Bolzplätze und Top-Torjäger Maurice Kramny.

DFB.de: Mit dem Derby bei den Stuttgarter Kickers beginnt die Rückrunde. Ist das ein Spiel wie jedes andere, Herr Isik?

Murat Isik: Die Partie ist schon etwas Besonderes. Die Rivalität in einem solchen Derby mit obendrein extrem kurzen Anfahrtswegen sollen die Jungs auch mitbekommen. Dennoch müssen wir besonnen in das Spiel gehen.

DFB.de: Viele Spieler auf beiden Seiten kennen sich seit Jahren, gehen teilweise auf die gleiche Schule. Merkt man der Mannschaft diese besondere Konkurrenzsituation an?

Isik: Ich denke schon, dass es da einen regen Austausch gibt und dass auf dem Schulhof gefrotzelt wird. Das gehört dazu. Auf das Training hat das jetzt aber keine Auswirkungen.

DFB.de: Der VfB ist in Stuttgart der "Goliath", die Kickers der "David". Liegt der Druck damit einzig und allein bei Ihrer Mannschaft?

Isik: Das würde ich so nicht sagen. Den Begriff "Druck" finde ich im Juniorenfußball ohnehin nicht so passend. Entscheidend ist, dass wir bestmöglich abliefern.

DFB.de: Das Hinspiel gewann der VfB 3:0. War der Leistungsunterschied so deutlich wie das Ergebnis?

Isik: In der ersten Halbzeit war es schon recht deutlich. Wir waren richtig gut im Spiel. In der zweiten Hälfte haben es die Kickers dann besser gemacht und nur noch wenige Chancen zugelassen. Die Partie am Samstag steht jedoch unter anderen Vorzeichen. Vor allem sind die Platzverhältnisse nicht mehr so optimal. Wir müssen uns auf ein Derby einstellen, in dem es viel auf den Kampf ankommen wird.

DFB.de: Sie waren selbst Nachwuchsspieler beim VfB. Können Sie sich an einige Derbys gegen die Kickers noch genau erinnern?

Isik: Da ist mir jetzt keines besonders in Erinnerung geblieben. Ich weiß nur, dass wir meistens gewonnen haben. (lacht)

DFB.de: Wie wichtig ist es als Trainer, den Erfahrungsschatz eines Spielers mitzubringen?

Isik: Ich glaube schon, dass das eine große Bedeutung hat. Ich bin auf dem Bolzplatz groß geworden. Dabei musste ich mich häufig gegen ältere und größere Spieler wehren und kreative Lösungen finden. Wir beim VfB wollen, dass unsere Spieler den Fußball - ähnlich wie auf dem Bolzplatz - fühlen und nicht immer nur nach einem bestimmten Schema handeln müssen.

DFB.de: Was hat sich im Juniorenfußball im Vergleich zu Ihrer Zeit am meisten geändert?

Isik: Als ich für den VfB im U 15-Bereich am Ball war, haben wir dreimal pro Woche trainiert. Heute sprechen wir bei der U 15 über sechs, bei der U 17 über sieben Einheiten. Das ist nur möglich durch unser Internat und Kooperationsschulen, die uns auch Einheiten am Vormittag ermöglichen. Außerdem sind die Trainerteams größer. Zu meiner Zeit gab es meistens nur Chef- und Co-Trainer.

DFB.de: Und was war früher besser?

Isik: Ich muss noch einmal zurück auf den Bolzplatz gehen. Für mich galt es, Positionen selbstständig zu finden und, ohne großartige taktische Vorgaben, viel in Eins-gegen-Eins gehen zu müssen. Gepaart mit dem Durchsetzungsvermögen gegen Ältere hat das die Persönlichkeitsentwicklung durchaus positiv beeinflusst. Unsere Spieler haben aber kaum noch Zeit, um auf den Bolzplatz zu gehen. Beim VfB tragen wir dem Rechnung und haben eine Trainingsform eingeführt, die wir "Straße" getauft haben. Wir lassen unsere Mannschaften ohne Regeln ein Turnier spielen. Ab und zu machen wir Trainer auch mit.

DFB.de: Aktuell rangiert Ihre Mannschaft auf Tabellenplatz vier, sieben Zähler hinter Spitzenreiter FC Bayern München. Geht da noch etwas nach ganz oben?

Isik: Das müssen wir sehen. Sieben Punkte hören sich viel an, unmöglich ist es aber nicht, so einen Rückstand aufzuholen. Das Abschneiden in der Tabelle ist nicht unwichtig, steht aber bei uns nicht im Vordergrund. Die Entwicklung ist entscheidend. Wir spielen daher auch Entwicklungsfußball. Das heißt, dass wir in manchen Situationen mehr Risiko bewusst in Kauf nehmen - beispielsweise wollen wir uns auch unter großem Druck spielerisch befreien. Selbstverständlich kann das auch einmal schiefgehen. Wir setzen unsere Spieler diesen Situationen aber bewusst aus, damit sie lernen, mit diesem Stress umzugehen.

DFB.de: In welchen Bereichen kann Ihr Team noch am meisten zulegen?

Isik: Es gibt zwei Bereiche: Zum einem müssen wir unsere Tormöglichkeiten besser nutzen. Bis zu der Chance spielen wir es gut. Dann gilt es aber, noch konsequenter abzuschließen. Zum anderen müssen wir daran arbeiten, Kontersituationen besser zu verteidigen.

DFB.de: Viele Ihrer Spieler mischen bereits in Junioren-Nationalmannschaften mit. Trauen Sie ihnen allesamt den Sprung auf die große Bühne zu?

Isik: Sie können es auf jeden Fall schaffen. Die große Bühne ist aber noch brutal weit weg und die genaue Entwicklung lässt sich im U 17-Bereich kaum voraussagen. Spieler, die jetzt kaum jemand auf der Liste hat, können einen Sprung machen und sind plötzlich vorn. Aktuell haben wir insgesamt einen sehr guten Jahrgang. Ich denke schon, dass es der eine oder andere weit bringen wird.

DFB.de: Top-Torschütze Ihrer Mannschaft ist Maurice Kramny, der Sohn des langjährigen Bundesligaprofis sowie Stuttgarter Nachwuchs- und Cheftrainers Jürgen Kramny. Schaut der Vater ab und zu vorbei?

Isik: Er ist bei so gut wie jedem Spiel dabei und ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Selbstverständlich reden wir über Fußball. Jürgen hält sich aber sehr zurück, was unser Team angeht. Maurice hat bei seinen ersten zehn Saisoneinsätzen zehn Tore erzielt. Seine Abschlussstärke fehlt uns derzeit. Er hat mit Problemen im Sprunggelenk zu kämpfen und wird wohl in diesem Jahr nicht mehr zum Einsatz kommen.

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