VfB-Keeper Raeder: "Neuer hat mich geprägt"

Nach acht Spielen ohne Sieg gelang dem VfB Lübeck gegen die SpVgg Unterhaching (1:0) ein Schritt in Richtung Klassenverbleib in der 3. Liga. Mit dem MSV Duisburg wartet heute (ab 13 Uhr, live bei MagentaSport) der nächste Mitkonkurrent auf das Team um Torhüter Lukas Raeder. Im DFB.de-Interview spricht der 27-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar auch über seine Zeit beim FC Bayern München.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Wie erleichtert sind Sie, dass die Serie ohne Sieg für den VfB Lübeck vorbei ist, Herr Raeder?

Lukas Raeder: Es war auf jeden Fall wichtig für uns, den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herzustellen. Bei einem Punkt Rückstand und noch einer ausstehenden Nachholpartie haben wir es selbst in der Hand, die Gefahrenzone zu verlassen. Der Sieg wirkt sich positiv auf die Trainingswoche und die Stimmung aus. Wobei unsere Negativserie auch kaum einen Einfluss auf unser Selbstvertrauen hatte. Wir waren auch in vielen verlorenen Spielen zumindest auf Augenhöhe. Gegen Unterhaching haben wir uns mal wieder mit der vollen Punktausbeute belohnt.

DFB.de: Was war für den Erfolg gegen den direkten Konkurrenten entscheidend?

Raeder: Unsere Leistung in der ersten Halbzeit war stark. Das sah auch spielerisch gut aus. Defensiv haben wir an die Stabilität vom 0:0 in der Partie bei unserem Mitaufsteiger 1. FC Saarbrücken angeknüpft. Bei unseren zahlreichen Tormöglichkeiten hätten wir uns zwar einen etwas entspannteren Abend machen können, indem wir den zweiten Treffer nachlegen. Für mich überwiegt aber der positive Eindruck, dass wir uns diese Chancen überhaupt erarbeiten konnten.

DFB.de: Sie bestreiten Ihre erste Spielzeit in der 3. Liga. Wie ist Ihr Eindruck von der Spielklasse?

Raeder: Die 3. Liga ist sehr intensiv. Viele Mannschaften versuchen, ihre großgewachsenen Spieler einzusetzen. Es gibt viele Duelle um die Abpraller. Einige Teams legen allerdings auch viel Wert auf einen geordneten Spielaufbau. In der 3. Liga ist alles dabei. Vor allem die Leistungsdichte ist sehr hoch.

DFB.de: Im Jahr 2014 hatten Sie mit der U 23 des FC Bayern München den Aufstieg in die 3. Liga noch denkbar knapp verpasst. Wie lange hatte Sie das Gegentor in der Nachspielzeit beschäftigt?

Raeder: Bei Torhütern führen Fehler leider häufig zu Gegentoren - so war es auch im Rückspiel der Aufstiegsrunde gegen Fortuna Köln. Das ist Teil der Position. Daher konnte ich das schon einigermaßen schnell für mich abhaken und daraus lernen. Für den Verein war es maximal unglücklich. Die Nachwuchsarbeit sollte schon damals mit dem Aufstieg einen großen Schritt nach vorne machen. Von der 3. Liga aus ist der Sprung zu den Profis ein wenig leichter zu bewältigen. Das zeigt der FC Bayern jetzt.

DFB.de: Als Sie als Jungprofi in München unter Vertrag standen, gewann der Verein unter Trainerlegende Jupp Heynckes die Deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal und die Champions League. Haben Sie sich denn auch als Triplesieger gefühlt?

Raeder: Ich habe immer bei der ersten Mannschaft mittrainiert und kam dann am Wochenende in der Regel bei der U 23 zum Einsatz. Daher war ich schon ein fester Teil des Teams. Da ich in dieser Spielzeit nicht für die Profis zum Einsatz kam, war ich an den Titeln allerdings nicht ganz so beteiligt. Das ist also zu trennen. Als ich mit der U 19 des FC Schalke 04 Deutscher Meister wurde, war das nochmal was anderes.

DFB.de: Ihre Trainer in München waren Jupp Heynckes und Pep Guardiola. Wie war es, mit solch bekannten Namen zusammenzuarbeiten?

Raeder: Jupp Heynckes war die Meinung der Mannschaft wichtig. Er hat oft die Führungsspieler miteinbezogen und bei seinen Entscheidungen berücksichtigt. Pep Guardiola hatte klare Vorstellungen und Ideen, wie wir uns auf dem Platz verhalten sollen. Das fing schon bei uns Torhütern an. Er hat viel Wert auf unseren Spielaufbau gelegt.

DFB.de: Konnten Sie sich viel von Nationaltorhüter Manuel Neuer abschauen?

Raeder: Als noch junger Spieler hat mich das Training mit Manuel Neuer geprägt. Bei ihm hat mich vor allem seine mentale Stärke beeindruckt. Manuel hat in jeder Situation eine enorme Ruhe ausgestrahlt. Das macht ihn vor allem in den Eins-gegen-Eins-Situationen so stark. Und wenn ihm doch einmal ein Fehler passiert ist, hat er das sehr schnell abgeschüttelt. Er vertraut seinen Stärken.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Pflichtspieleinsätze für den Rekordmeister?

Raeder: Mein Debüt kam etwas überraschend. Gegen Borussia Dortmund hatte Manuel Neuer mit Wadenproblemen zu kämpfen, weshalb für die zweite Halbzeit nicht das Risiko eines längeren Ausfalls eingegangen wurde. Meine Nervosität war nicht wirklich groß. Da ich mich schnell aufwärmen musste, blieb aber auch nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. In der Partie bei Eintracht Braunschweig und im DFB-Pokalhalbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern stand ich ebenfalls zwischen den Pfosten.

DFB.de: Nach Ihrer Zeit in München sind Sie zum portugiesischen Erstligisten Vitória Setúbal gewechselt. Warum der Schritt ins Ausland?

Raeder: Ich war auch mit Vereinen aus Deutschland in Gesprächen. Gerade bei Torhütern ist es aber oft eine Frage des Timings. Die Position zwischen den Pfosten wird bei weitem nicht so oft neu besetzt, wie es bei Feldspielern der Fall ist. Da ich auf hohem Niveau Spielpraxis sammeln wollte, war das in Deutschland schwierig. Bei Vitória Setúbal hatte es aber gepasst. Dazu durfte ich dann noch ein neues Land und eine neue Kultur kennenlernen. Die Lebensart in Portugal ist recht locker. Da kam es schon einmal vor, dass im Abschlusstraining Feldspieler im Tor gestanden haben. In den Pflichtspielen waren wir dennoch auf den Punkt fokussiert.

DFB.de: Nach drei Jahren in Portugal ging es zum englischen Drittligisten Bradford City. War eine Rückkehr nach Deutschland noch kein Thema?

Raeder: Mit dem Gedanken hatte ich schon gespielt. Ich war auch für einige Wochen bei meiner Familie in Essen und hatte mich individuell fit gehalten. Es ergab sich allerdings kein Wechsel zu einem deutschen Verein, bei dem für mich die sportliche Perspektive gestimmt hätte. Bei Bradford City hatte ich dieses Gefühl. Der Verein hatte zu dieser Zeit einen deutschen Besitzer. Die Wege waren dadurch kurz, ich hatte immer einen Ansprechpartner. Dazu habe ich eine neue Spielweise kennengelernt. Die Schiedsrichter auf der Insel lassen wirklich viele Zweikämpfe durchgehen. Die Atmosphäre in den Stadien ist durch den kurzen Abstand zu den Fans ganz besonders. Auch wenn es sich für mich sportlich nicht so entwickelte, wie ich mir das vorgestellt hatte, war es eine super Zeit.

DFB.de: Mit dem VfB Lübeck geht es nun zu Ihrem Jugendverein MSV Duisburg. Wie gerne denken Sie an Ihre Station bei den "Zebras" zurück?

Raeder: Der MSV war mit zehn Jahren mein erster großer Verein. Da hat man sich dann zum ersten Mal damit beschäftigt, eines Tages eventuell den Sprung in den Profifußball schaffen zu können. Mit René Klingenburg steht einer meiner damaligen Mitspieler mittlerweile beim FC Viktoria Köln ebenfalls in der 3. Liga unter Vertrag. Auch einige andere Jungs spielen nun neben ihrem Beruf zumindest noch auf Oberliga-Niveau. Wir waren eine tolle Truppe.

DFB.de: Der MSV ist aktuell Tabellenletzter. Wie schätzen Sie die Mannschaft der Zebras nach dem erneuten Trainerwechsel ein?

Raeder: Die Duisburger durchleben eine schwierige Situation. Durch die Trennung von Trainer Gino Lettieri ist der Gegner schwer einzuschätzen, auch wenn gegen uns sicherlich nicht alles auf links gedreht wird. Wir müssen uns auf ein intensives Spiel einstellen, bei dem beide Mannschaften um die Bedeutung des Duells wissen. Wenn wir an unsere zuletzt gezeigte Defensivleistung anschließen können, ist das eine gute Basis, um erneut gegen einen Mitkonkurrenten erfolgreich zu sein.

[mspw]

Nach acht Spielen ohne Sieg gelang dem VfB Lübeck gegen die SpVgg Unterhaching (1:0) ein Schritt in Richtung Klassenverbleib in der 3. Liga. Mit dem MSV Duisburg wartet heute (ab 13 Uhr, live bei MagentaSport) der nächste Mitkonkurrent auf das Team um Torhüter Lukas Raeder. Im DFB.de-Interview spricht der 27-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar auch über seine Zeit beim FC Bayern München.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Wie erleichtert sind Sie, dass die Serie ohne Sieg für den VfB Lübeck vorbei ist, Herr Raeder?

Lukas Raeder: Es war auf jeden Fall wichtig für uns, den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herzustellen. Bei einem Punkt Rückstand und noch einer ausstehenden Nachholpartie haben wir es selbst in der Hand, die Gefahrenzone zu verlassen. Der Sieg wirkt sich positiv auf die Trainingswoche und die Stimmung aus. Wobei unsere Negativserie auch kaum einen Einfluss auf unser Selbstvertrauen hatte. Wir waren auch in vielen verlorenen Spielen zumindest auf Augenhöhe. Gegen Unterhaching haben wir uns mal wieder mit der vollen Punktausbeute belohnt.

DFB.de: Was war für den Erfolg gegen den direkten Konkurrenten entscheidend?

Raeder: Unsere Leistung in der ersten Halbzeit war stark. Das sah auch spielerisch gut aus. Defensiv haben wir an die Stabilität vom 0:0 in der Partie bei unserem Mitaufsteiger 1. FC Saarbrücken angeknüpft. Bei unseren zahlreichen Tormöglichkeiten hätten wir uns zwar einen etwas entspannteren Abend machen können, indem wir den zweiten Treffer nachlegen. Für mich überwiegt aber der positive Eindruck, dass wir uns diese Chancen überhaupt erarbeiten konnten.

DFB.de: Sie bestreiten Ihre erste Spielzeit in der 3. Liga. Wie ist Ihr Eindruck von der Spielklasse?

Raeder: Die 3. Liga ist sehr intensiv. Viele Mannschaften versuchen, ihre großgewachsenen Spieler einzusetzen. Es gibt viele Duelle um die Abpraller. Einige Teams legen allerdings auch viel Wert auf einen geordneten Spielaufbau. In der 3. Liga ist alles dabei. Vor allem die Leistungsdichte ist sehr hoch.

DFB.de: Im Jahr 2014 hatten Sie mit der U 23 des FC Bayern München den Aufstieg in die 3. Liga noch denkbar knapp verpasst. Wie lange hatte Sie das Gegentor in der Nachspielzeit beschäftigt?

Raeder: Bei Torhütern führen Fehler leider häufig zu Gegentoren - so war es auch im Rückspiel der Aufstiegsrunde gegen Fortuna Köln. Das ist Teil der Position. Daher konnte ich das schon einigermaßen schnell für mich abhaken und daraus lernen. Für den Verein war es maximal unglücklich. Die Nachwuchsarbeit sollte schon damals mit dem Aufstieg einen großen Schritt nach vorne machen. Von der 3. Liga aus ist der Sprung zu den Profis ein wenig leichter zu bewältigen. Das zeigt der FC Bayern jetzt.

DFB.de: Als Sie als Jungprofi in München unter Vertrag standen, gewann der Verein unter Trainerlegende Jupp Heynckes die Deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal und die Champions League. Haben Sie sich denn auch als Triplesieger gefühlt?

Raeder: Ich habe immer bei der ersten Mannschaft mittrainiert und kam dann am Wochenende in der Regel bei der U 23 zum Einsatz. Daher war ich schon ein fester Teil des Teams. Da ich in dieser Spielzeit nicht für die Profis zum Einsatz kam, war ich an den Titeln allerdings nicht ganz so beteiligt. Das ist also zu trennen. Als ich mit der U 19 des FC Schalke 04 Deutscher Meister wurde, war das nochmal was anderes.

DFB.de: Ihre Trainer in München waren Jupp Heynckes und Pep Guardiola. Wie war es, mit solch bekannten Namen zusammenzuarbeiten?

Raeder: Jupp Heynckes war die Meinung der Mannschaft wichtig. Er hat oft die Führungsspieler miteinbezogen und bei seinen Entscheidungen berücksichtigt. Pep Guardiola hatte klare Vorstellungen und Ideen, wie wir uns auf dem Platz verhalten sollen. Das fing schon bei uns Torhütern an. Er hat viel Wert auf unseren Spielaufbau gelegt.

DFB.de: Konnten Sie sich viel von Nationaltorhüter Manuel Neuer abschauen?

Raeder: Als noch junger Spieler hat mich das Training mit Manuel Neuer geprägt. Bei ihm hat mich vor allem seine mentale Stärke beeindruckt. Manuel hat in jeder Situation eine enorme Ruhe ausgestrahlt. Das macht ihn vor allem in den Eins-gegen-Eins-Situationen so stark. Und wenn ihm doch einmal ein Fehler passiert ist, hat er das sehr schnell abgeschüttelt. Er vertraut seinen Stärken.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Pflichtspieleinsätze für den Rekordmeister?

Raeder: Mein Debüt kam etwas überraschend. Gegen Borussia Dortmund hatte Manuel Neuer mit Wadenproblemen zu kämpfen, weshalb für die zweite Halbzeit nicht das Risiko eines längeren Ausfalls eingegangen wurde. Meine Nervosität war nicht wirklich groß. Da ich mich schnell aufwärmen musste, blieb aber auch nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. In der Partie bei Eintracht Braunschweig und im DFB-Pokalhalbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern stand ich ebenfalls zwischen den Pfosten.

DFB.de: Nach Ihrer Zeit in München sind Sie zum portugiesischen Erstligisten Vitória Setúbal gewechselt. Warum der Schritt ins Ausland?

Raeder: Ich war auch mit Vereinen aus Deutschland in Gesprächen. Gerade bei Torhütern ist es aber oft eine Frage des Timings. Die Position zwischen den Pfosten wird bei weitem nicht so oft neu besetzt, wie es bei Feldspielern der Fall ist. Da ich auf hohem Niveau Spielpraxis sammeln wollte, war das in Deutschland schwierig. Bei Vitória Setúbal hatte es aber gepasst. Dazu durfte ich dann noch ein neues Land und eine neue Kultur kennenlernen. Die Lebensart in Portugal ist recht locker. Da kam es schon einmal vor, dass im Abschlusstraining Feldspieler im Tor gestanden haben. In den Pflichtspielen waren wir dennoch auf den Punkt fokussiert.

DFB.de: Nach drei Jahren in Portugal ging es zum englischen Drittligisten Bradford City. War eine Rückkehr nach Deutschland noch kein Thema?

Raeder: Mit dem Gedanken hatte ich schon gespielt. Ich war auch für einige Wochen bei meiner Familie in Essen und hatte mich individuell fit gehalten. Es ergab sich allerdings kein Wechsel zu einem deutschen Verein, bei dem für mich die sportliche Perspektive gestimmt hätte. Bei Bradford City hatte ich dieses Gefühl. Der Verein hatte zu dieser Zeit einen deutschen Besitzer. Die Wege waren dadurch kurz, ich hatte immer einen Ansprechpartner. Dazu habe ich eine neue Spielweise kennengelernt. Die Schiedsrichter auf der Insel lassen wirklich viele Zweikämpfe durchgehen. Die Atmosphäre in den Stadien ist durch den kurzen Abstand zu den Fans ganz besonders. Auch wenn es sich für mich sportlich nicht so entwickelte, wie ich mir das vorgestellt hatte, war es eine super Zeit.

DFB.de: Mit dem VfB Lübeck geht es nun zu Ihrem Jugendverein MSV Duisburg. Wie gerne denken Sie an Ihre Station bei den "Zebras" zurück?

Raeder: Der MSV war mit zehn Jahren mein erster großer Verein. Da hat man sich dann zum ersten Mal damit beschäftigt, eines Tages eventuell den Sprung in den Profifußball schaffen zu können. Mit René Klingenburg steht einer meiner damaligen Mitspieler mittlerweile beim FC Viktoria Köln ebenfalls in der 3. Liga unter Vertrag. Auch einige andere Jungs spielen nun neben ihrem Beruf zumindest noch auf Oberliga-Niveau. Wir waren eine tolle Truppe.

DFB.de: Der MSV ist aktuell Tabellenletzter. Wie schätzen Sie die Mannschaft der Zebras nach dem erneuten Trainerwechsel ein?

Raeder: Die Duisburger durchleben eine schwierige Situation. Durch die Trennung von Trainer Gino Lettieri ist der Gegner schwer einzuschätzen, auch wenn gegen uns sicherlich nicht alles auf links gedreht wird. Wir müssen uns auf ein intensives Spiel einstellen, bei dem beide Mannschaften um die Bedeutung des Duells wissen. Wenn wir an unsere zuletzt gezeigte Defensivleistung anschließen können, ist das eine gute Basis, um erneut gegen einen Mitkonkurrenten erfolgreich zu sein.

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