VfB gegen Bayern: Das populärste Spiel der Bundesliga

Zweimal binnen vier Tagen gegen denselben Gegner zu spielen, das mögen Fußballer nicht und Schatzmeister schon gar nicht. Da droht Langeweile und eine leere Kasse.

Wenn der VfB Stuttgart und Bayern München jedoch aufeinandertreffen - so wie am Sonntag (ab 17.30 Uhr, live bei Sky) in der Bundesliga und am Mittwoch (ab 20.30, live im ZDF und bei Sky) im DFB-Pokalachtelfinale -, ist das gewiss nicht der Fall.

Das meint der DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras, der in die Geschichtsbücher geschaut hat.

Im Schnitt 54.790 Zuschauer, insgesamt über 4,7 Millionen seit 1965

Mit dieser Tatsache kann man jedenfalls jeden Fußballer-Stammtisch verblüffen: Der Südgipfel, der am Sonntag in der Bundesliga bereits zum 87. Mal steigt, ist das populärste Spiel der Bundesligahistorie. Im Schnitt sahen 54.790 Zuschauer diese Paarung, total waren es seit 1965 exakt 4.712.012. Die letzten 17 Spiele waren allesamt ausverkauft.

Ausverkauft - das ist die Regel, jedenfalls in diesem Jahrtausend. Der Besucherrekord liegt allerdings über 25 Jahre zurück: Als die Bayern noch im Olympiastadion spielten, strömten zum Südgipfel, der auch ein Spitzenspiel war, am 7. April 1984 (2:2) rund 78.000 Menschen.

Die Tiefpunkte datieren aus den Gründerjahren der Liga, als Ruf und Stadien der Klubs eben noch eine Nummer kleiner waren. So interessierten sich am 22. April 1967 im Grünwalder-Stadion "nur" 12.000 Unentwegte für das Spiel Bayern gegen VfB. Heute unvorstellbar. Wer zu Hause bleibt, kann schließlich eine Menge verpassen.

Lange Liste von "Überläufern"



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Zweimal binnen vier Tagen gegen denselben Gegner zu spielen, das mögen Fußballer nicht und Schatzmeister schon gar nicht. Da droht Langeweile und eine leere Kasse.

Wenn der VfB Stuttgart und Bayern München jedoch aufeinandertreffen - so wie am Sonntag (ab 17.30 Uhr, live bei Sky) in der Bundesliga und am Mittwoch (ab 20.30, live im ZDF und bei Sky) im DFB-Pokalachtelfinale -, ist das gewiss nicht der Fall.

Das meint der DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras, der in die Geschichtsbücher geschaut hat.

Im Schnitt 54.790 Zuschauer, insgesamt über 4,7 Millionen seit 1965

Mit dieser Tatsache kann man jedenfalls jeden Fußballer-Stammtisch verblüffen: Der Südgipfel, der am Sonntag in der Bundesliga bereits zum 87. Mal steigt, ist das populärste Spiel der Bundesligahistorie. Im Schnitt sahen 54.790 Zuschauer diese Paarung, total waren es seit 1965 exakt 4.712.012. Die letzten 17 Spiele waren allesamt ausverkauft.

Ausverkauft - das ist die Regel, jedenfalls in diesem Jahrtausend. Der Besucherrekord liegt allerdings über 25 Jahre zurück: Als die Bayern noch im Olympiastadion spielten, strömten zum Südgipfel, der auch ein Spitzenspiel war, am 7. April 1984 (2:2) rund 78.000 Menschen.

Die Tiefpunkte datieren aus den Gründerjahren der Liga, als Ruf und Stadien der Klubs eben noch eine Nummer kleiner waren. So interessierten sich am 22. April 1967 im Grünwalder-Stadion "nur" 12.000 Unentwegte für das Spiel Bayern gegen VfB. Heute unvorstellbar. Wer zu Hause bleibt, kann schließlich eine Menge verpassen.

Lange Liste von "Überläufern"

Ihren besonderen Reiz bezog die Paarung oft daraus, dass auf beiden Seiten Spieler standen, die für beide Klubs spielten. Die Liste der "Überläufer" ist ebenso lang wie namhaft.

Nur einige Beispiele: Aktuelle Nationalspieler wie Philipp Lahm, Mario Gomez oder Thomas Hitzlsperger, Weltmeister wie Thomas Berthold und Jürgen Klinsmann, Europameister wie Markus Babbel, Thomas Strunz oder Bernd Förster, populäre Ex-Nationalspieler wie Ludwig Kögl, Dieter Hoeneß oder Dieter Brenninger, Legionäre wie Giovane Elber oder Asgeir Sigurvinsson.

Auch renommierte Trainer standen auf beiden Kommandobrücken: Branko Zebec, Felix Magath, Giovanni Trapattoni - und Bayerns Hattrick-Coach Ottmar Hitzfeld trug einst das VfB-Trikot.

Schon 21 VfB-Heimniederlagen gegen Bayern

Mehr Freude hatten in all den Jahren fraglos die Bayern-Fans: Gegen keinen Klub verlor der VfB Stuttgart mehr Bundesligaspiele (49), Sonntag droht das traurige Jubiläum. Selbst zu Hause ist die VfB-Bilanz miserabel mit zwölf Siegen, zehn Remis und 21 Niederlagen - und 167 Gegentore sind in negativer Hinsicht ebenfalls unübertroffen.

Aktuell hat Angstgegner FC Bayern seinen Schrecken aber etwas eingebüßt, der letzte Ligasieg in Stuttgart ist fünf Jahre her. Zwischendurch gab es immerhin einen 5:1-Auswärtstriumph im DFB-Pokalachtelfinale 2008/2009.

Verkorkst war die Beziehung für den VfB von Anfang an: Alles begann bezeichnenderweise mit einem Eigentor von Gerd Menne am 27. November 1965, das Bayerns 1:0 beim VfB sicherte. Sein Befreiungsschlag ging nach hinten los… Die meisten Tore im Südgipfel erzielte - wen wundert’s? - Bayerns Rekordbomber Gerd Müller mit zwölf Volltreffern.

Das schönste Tor: Klinsmanns Fallrückzieher 1987

Das schönste allerdings ging auf das Konto eines Stuttgarters: Am 14. November 1987 legte sich Jürgen Klinsmann nach einer Vorlage von Günther Schäfer in die Luft und hämmerte den Ball per Fallrückzieher in das Tor von Jean-Marie Pfaff.

Die konsternierten Bayern verloren mit 0:3, und Klinsmann wurde zum Torschützen des Jahres gewählt. Franz Beckenbauer, damals als Teamchef der DFB-Auswahl offiziell neutral, lobte von höchster Warte: "Das Tor war Weltklasse, von der Entstehung bis zur Exekution." Das Video davon ging um die Welt und verschaffte Klinsmann einen Vertrag bei Inter Mailand.

"Zeigen Sie nicht die Rote Karte!"

Der blonde Schwabenpfeil wurde an diesem Tag auch noch aus einem anderen Grund gefeiert: Er verhinderte, dass Bayerns Norbert Nachtweih nach Foul an ihm vom Platz flog und sagte zu Schiedsrichter Pauly: "Halb so schlimm, zeigen Sie nicht die Rote Karte!" Auch das gab es bei aller Rivalität zwischen den Südklubs.

Dem Duell entsprangen legendäre Spiele: Das 3:3 vom Buß-und Bettag 1988 zu München gilt beispielsweise als eines der besten Bundesligaspiele aller Zeiten. "Ein Super-Sieg für den Fußball", titelte die Bild-Zeitung, und die Münchner AZ zitierte Bayerns Torschützen zum 2:3, Jürgen "Kobra" Wegmann: "Das war der Wahnsinn."

Der VfB führte dank Maurizio Gaudino, der zweimal traf, nach 75 Minuten schon 3:1, aber die Bayern kamen noch zurück, und Joker Johnny Ekström war nach seinem Ausgleichstreffer in der 83. Minute der Held des Abends. Manager Uli Hoeneß erklärte die Krise des deutschen Fußballs spontan für beendet ("Das ist Vergangenheit"), und Bayern-Trainer Jupp Heynckes orderte nach einem Heimpunkt, der für gewöhnlich weit unter Münchner Ansprüchen ist, gen Mitternacht Champagner für alle in den VIP-Raum.

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Buchwald lästert über die Bayern

In die Geschichte ging auch der kalte Februarabend 1994 ein, als in München auf beiden Seiten Trainerdebütanten saßen. Hier Franz Beckenbauer und dort der frühere Bayern-Profi Jürgen Röber. Die Bundesligapremiere von Kaiser Franz mit seinen Bayern missglückte gründlich (1:3), verärgert mied er das Mikrofon des live übertragenden Senders Sat.1 - und entlud lieber ein kleines Donnerwetter in der Kabine.

VfB-Torschütze Guido Buchwald lästerte über den Gegner: "Wir haben immer darauf gewartet, dass noch was kommt. Doch es kam nix." Trotz des Fehlstarts führte Beckenbauer die Bayern bekanntlich aber noch zur Meisterschaft.

Mal Steigbügelhalter, mal Spielverderber

Steigbügelhalter der Münchner waren die Schwaben öfters. Zum Beispiel am 24. Mai 1980, als die Bayern am vorletzten Spieltag beim VfB 3:1 gewannen und der unscheinbare Außenverteidiger Udo Horsmann das größte Spiel seiner Karriere machte - er schoss zwei Tore. Da der HSV parallel in Leverkusen verlor, war Bayern München quasi schon Meister.

Auch am 24. Mai 1997 waren die Stuttgarter Statisten auf Bayerns Meisterfeier, die sie aber nach Kräften zu verderben suchten. Trotz eines frühen Platzverweises für Krassimir Balakov stand es in München nach 65 Minuten noch 2:2, ehe Bayerns erster Italiener Ruggiero Rizzitelli und Marcel Witeczek die Tore zur Meisterschaft erzielten.

Aber auch als Spielverderber betätigte sich der VfB gern mal: So zerstörte Cacau im April 2007 mit einem Doppelschlag binnen zwei Minuten schon vier Spiele vor Schluss Bayerns Titelchancen, und Uli Hoeneß beschloss noch auf der Rückfahrt nach München, neue Stars zu kaufen. So verdankt die Bundesliga dieser Paarung sogar indirekt die Verpflichtung eines Franck Ribery und Luca Toni.

Immer heiße DFB-Pokalduelle

Im DFB-Pokal sehen sich die Klubs am Mittwoch wieder, es ist die achte Auflage in diesem Wettbewerb. In den bisherigen Partien fielen 32 Tore, immer mindestens drei - und jede sorgte für Gesprächsstoff wie das Finale 1986 (5:2 für Bayern) oder zuletzt das spektakuläre 5:1 der Bayern in Stuttgart im Januar 2009 unter Trainer Jürgen Klinsmann.

Kein Spiel aber war unvergesslicher und gleichsam unwichtiger als das vom 9. November 1989. Während im Neckarstadion der VfB den aktuellen Meister auseinandernahm und dank eines großartigen Fritz Walter (zwei Tore) mit 3:0 bezwang, fiel in Berlin die Mauer. Die Live-Übertragung im TV wurde permanent durch eingeblendete Eilmeldungen gestört.

Als Bayern-Trainer Jupp Heynckes hinterher gefragt wurde, ob seine Mannschaft in der Krise steckte, antwortete er: "Die Führung der DDR steckt vielleicht in einer Krise, aber nicht wir." Bayern gegen VfB - eine Paarung mit ganz viel Geschichte.