Verls Stöckner: "Das ist alles surreal"

Der Traum des SC Verl lebt: Im Achtelfinale um den DFB-Pokal trifft der Regionalligist am 4./5. Februar 2020 auf den 1. FC Union Berlin. Im DFB.de-Interview ordnet Verls Kapitän Julian Stöckner die Chancen auf die nächste Pokalüberraschung ein und beschreibt, was im WhatsApp-Chat des SC Verl los war.

DFB.de: Herr Stöckner, im Achtelfinale wartet Union Berlin auf Sie. Was denken Sie über diesen Gegner?

Julian Stöckner: Ich finde, dass es eine attraktive Aufgabe ist. Ein Bundesligist mit großer Tradition, mit tollen Fans - aber keine absolute Topmannschaft.

DFB.de: Also lebt der Traum vom Viertelfinale weiter?

Stöckner: Auf jeden Fall. Wenn wir Bayern, Dortmund oder Schalke bekommen hätten, wäre es ziemlich sicher vorbei gewesen. Aber so haben wir eine Chance, es ist sicher nicht aussichtslos. An einem Sahnetag können wir eine Runde weiterkommen. Ich hoffe, dass wir im eigenen Stadion spielen werden. Die Hütte wird voll sein. Für solche Ereignisse spielen wir alle Fußball.

DFB.de: Union Berlin hat am Samstag das Stadtderby gegen die Hertha gewonnen.

Stöckner: Klar, sie sind für einen Aufsteiger gut gestartet und stehen deutlich über den Abstiegsrängen. Sie haben Selbstvertrauen und leben von ihrer Euphorie nach dem Aufstieg. Aber wir sind auch stark. Das Spiel findet erst im Februar statt. Wir können uns jetzt drei Monate auf dieses Aufeinandertreffen freuen.

DFB.de: Wie haben Sie die Auslosung verfolgt?

Stöckner: Ich war auf einer Familienfeier. Wir haben die Auslosung im ganz großen Kreis gesehen und gemeinsam mitgefiebert. Als dann Union Berlin als Gegner feststand, war die Freude riesig. Alle sind begeistert über unseren aktuellen Lauf. Kurz nach der Auslosung stand mein Handy natürlich nicht still. Ich weiß nicht, wie viele WhatsApp-Nachrichten mich in den ersten Minuten erreicht haben. Alle wollen Karten haben.

DFB.de: Und wie ist das Feedback in der WhatsApp-Gruppe der Mannschaft?

Stöckner: Ich konnte gar nicht alles verfolgen. Ich habe nur gesehen, dass im Chat ziemlich Betrieb war. Auf den ersten Blick waren alle happy über das Los. Es ist schon Wahnsinn, was hier gerade abgeht. Man kann es kaum in Worte fassen. Es ist schön, das alles als Spieler hautnah zu erleben. Ein Highlight jagt bei uns gerade das nächste. Es ist kaum zu glauben, dass wir jetzt tatsächlich im DFB-Pokal überwintern. Wenn man die Kicker-App öffnet und den DFB-Pokal aufruft, steht da immer noch SC Verl. Das ist alles surreal, das ist alles wie ein Traum.

DFB.de: Auch dank des dramatischen Siegs im Elfmeterschießen gegen Holstein Kiel. Wie denken Sie darüber?

Stöckner: Ich habe bis Freitag gebraucht, um die Ereignisse überhaupt einigermaßen einordnen zu können. Es war das wichtigste und größte Spiel meiner Karriere. Das beste aber sicher nicht. (lacht) Augsburg in der ersten Runde zum Beispiel lief für mich persönlich besser. Aber das Elfmeterschießen gegen Kiel war natürlich sehr außergewöhnlich. Als ich dann antreten musste und zum Glück verwandelt habe, war das schon sehr, sehr besonders.

DFB.de: Es läuft für den SC Verl insgesamt sehr gut.

Stöckner: Wir sind Spitzenreiter in der Regionalliga West und im Achtelfinale des DFB-Pokals. Viel mehr geht kaum. In der Meisterschaft machen wir uns keinen großen Druck. Wir haben im November und Dezember noch Duelle mit Topteams wie Rödinghausen, der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln und Oberhausen. Wenn wir dann zu Weihnachten immer noch ganz oben stehen, können wir besser einschätzen, in welche Richtung unser Weg gehen wird. Klar ist aber, dass wir bislang eine außergewöhnliche Saison spielen. Wir haben schon jetzt mehr erreicht, als viele erwartet hatten. Im Moment ist alles super. Schade, dass unsere Partie am Samstag bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund ausgefallen ist.

DFB.de: Saarbrücken und Kaiserslautern sind die beiden anderen Überraschungsteams im DFB-Pokal. Beide haben ihre Begegnungen in der Meisterschaft am Wochenende verloren. Kam die Pause bei Ihnen nicht vielleicht genau zum richtigen Zeitpunkt?

Stöckner: Nein, das glaube ich nicht. Wir hätten gerne gespielt. Ich hatte nicht die Sorge, dass wir nach diesem Triumph in ein Loch fallen würden. Die Situationen in Saarbrücken und Kaiserslautern kann ich aus der Ferne nicht einschätzen.

DFB.de: Nach dem Augsburg-Sieg in der ersten Pokalrunde sind Sie gegen einen Oberligisten aus dem Verbandspokal ausgeschieden...

Stöckner: Ich finde, dass man das nicht vergleichen kann. Der Gegner hat Regionalliganiveau und danach Lotte und Wiedenbrück rausgehauen. Wir mussten wegen eines Platzverweises 70 Minuten in Unterzahl spielen. Ich glaube, dass es sonst anders gelaufen. Die Niederlage war ärgerlich, hat uns aber nicht großartig zurückgeworfen. Wir haben danach direkt weiter Gas gegeben.

DFB.de: Werden Sie in der Regionalliga als Achtelfinalteilnehmer anders wahrgenommen als vorher?

Stöckner: Nein, auf den DFB-Pokal bezogen nicht. Wir sind seit längerer Zeit Tabellenführer. Das hat eher Auswirkungen auf die Spielweise unserer jeweiligen Gegner. Sie stellen sich oft eher hinten rein, was früher nicht so der Fall war. Unser Spiel ist eigentlich das frühe Stören, hohe Pressing und schnelle Umschalten. Wenn ein Gegner kaum aus der eigenen Hälfte kommt, ist es schwer, das umzusetzen. Aber wir sind in der Lage, auch dafür Lösungen zu finden. Das haben wir in den vergangenen Wochen eindrucksvoll bewiesen. Insgesamt ist die öffentliche Wahrnehmung aber schon deutlich gestiegen, was für einen Verein wie den SC Verl natürlich Gold wert ist. Man bekommt öfter mal einen Schulterklopfer oder einen positiven Spruch mitgegeben. Viele sind beeindruckt, was bei uns gerade passiert. Das Lob kommt dabei nicht nur aus dem sportlichen Bereich, sondern auch aus dem privaten Umfeld - zum Beispiel an der Uni. Alle sind total begeistert.

[sw]

Der Traum des SC Verl lebt: Im Achtelfinale um den DFB-Pokal trifft der Regionalligist am 4./5. Februar 2020 auf den 1. FC Union Berlin. Im DFB.de-Interview ordnet Verls Kapitän Julian Stöckner die Chancen auf die nächste Pokalüberraschung ein und beschreibt, was im WhatsApp-Chat des SC Verl los war.

DFB.de: Herr Stöckner, im Achtelfinale wartet Union Berlin auf Sie. Was denken Sie über diesen Gegner?

Julian Stöckner: Ich finde, dass es eine attraktive Aufgabe ist. Ein Bundesligist mit großer Tradition, mit tollen Fans - aber keine absolute Topmannschaft.

DFB.de: Also lebt der Traum vom Viertelfinale weiter?

Stöckner: Auf jeden Fall. Wenn wir Bayern, Dortmund oder Schalke bekommen hätten, wäre es ziemlich sicher vorbei gewesen. Aber so haben wir eine Chance, es ist sicher nicht aussichtslos. An einem Sahnetag können wir eine Runde weiterkommen. Ich hoffe, dass wir im eigenen Stadion spielen werden. Die Hütte wird voll sein. Für solche Ereignisse spielen wir alle Fußball.

DFB.de: Union Berlin hat am Samstag das Stadtderby gegen die Hertha gewonnen.

Stöckner: Klar, sie sind für einen Aufsteiger gut gestartet und stehen deutlich über den Abstiegsrängen. Sie haben Selbstvertrauen und leben von ihrer Euphorie nach dem Aufstieg. Aber wir sind auch stark. Das Spiel findet erst im Februar statt. Wir können uns jetzt drei Monate auf dieses Aufeinandertreffen freuen.

DFB.de: Wie haben Sie die Auslosung verfolgt?

Stöckner: Ich war auf einer Familienfeier. Wir haben die Auslosung im ganz großen Kreis gesehen und gemeinsam mitgefiebert. Als dann Union Berlin als Gegner feststand, war die Freude riesig. Alle sind begeistert über unseren aktuellen Lauf. Kurz nach der Auslosung stand mein Handy natürlich nicht still. Ich weiß nicht, wie viele WhatsApp-Nachrichten mich in den ersten Minuten erreicht haben. Alle wollen Karten haben.

DFB.de: Und wie ist das Feedback in der WhatsApp-Gruppe der Mannschaft?

Stöckner: Ich konnte gar nicht alles verfolgen. Ich habe nur gesehen, dass im Chat ziemlich Betrieb war. Auf den ersten Blick waren alle happy über das Los. Es ist schon Wahnsinn, was hier gerade abgeht. Man kann es kaum in Worte fassen. Es ist schön, das alles als Spieler hautnah zu erleben. Ein Highlight jagt bei uns gerade das nächste. Es ist kaum zu glauben, dass wir jetzt tatsächlich im DFB-Pokal überwintern. Wenn man die Kicker-App öffnet und den DFB-Pokal aufruft, steht da immer noch SC Verl. Das ist alles surreal, das ist alles wie ein Traum.

DFB.de: Auch dank des dramatischen Siegs im Elfmeterschießen gegen Holstein Kiel. Wie denken Sie darüber?

Stöckner: Ich habe bis Freitag gebraucht, um die Ereignisse überhaupt einigermaßen einordnen zu können. Es war das wichtigste und größte Spiel meiner Karriere. Das beste aber sicher nicht. (lacht) Augsburg in der ersten Runde zum Beispiel lief für mich persönlich besser. Aber das Elfmeterschießen gegen Kiel war natürlich sehr außergewöhnlich. Als ich dann antreten musste und zum Glück verwandelt habe, war das schon sehr, sehr besonders.

DFB.de: Es läuft für den SC Verl insgesamt sehr gut.

Stöckner: Wir sind Spitzenreiter in der Regionalliga West und im Achtelfinale des DFB-Pokals. Viel mehr geht kaum. In der Meisterschaft machen wir uns keinen großen Druck. Wir haben im November und Dezember noch Duelle mit Topteams wie Rödinghausen, der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln und Oberhausen. Wenn wir dann zu Weihnachten immer noch ganz oben stehen, können wir besser einschätzen, in welche Richtung unser Weg gehen wird. Klar ist aber, dass wir bislang eine außergewöhnliche Saison spielen. Wir haben schon jetzt mehr erreicht, als viele erwartet hatten. Im Moment ist alles super. Schade, dass unsere Partie am Samstag bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund ausgefallen ist.

DFB.de: Saarbrücken und Kaiserslautern sind die beiden anderen Überraschungsteams im DFB-Pokal. Beide haben ihre Begegnungen in der Meisterschaft am Wochenende verloren. Kam die Pause bei Ihnen nicht vielleicht genau zum richtigen Zeitpunkt?

Stöckner: Nein, das glaube ich nicht. Wir hätten gerne gespielt. Ich hatte nicht die Sorge, dass wir nach diesem Triumph in ein Loch fallen würden. Die Situationen in Saarbrücken und Kaiserslautern kann ich aus der Ferne nicht einschätzen.

DFB.de: Nach dem Augsburg-Sieg in der ersten Pokalrunde sind Sie gegen einen Oberligisten aus dem Verbandspokal ausgeschieden...

Stöckner: Ich finde, dass man das nicht vergleichen kann. Der Gegner hat Regionalliganiveau und danach Lotte und Wiedenbrück rausgehauen. Wir mussten wegen eines Platzverweises 70 Minuten in Unterzahl spielen. Ich glaube, dass es sonst anders gelaufen. Die Niederlage war ärgerlich, hat uns aber nicht großartig zurückgeworfen. Wir haben danach direkt weiter Gas gegeben.

DFB.de: Werden Sie in der Regionalliga als Achtelfinalteilnehmer anders wahrgenommen als vorher?

Stöckner: Nein, auf den DFB-Pokal bezogen nicht. Wir sind seit längerer Zeit Tabellenführer. Das hat eher Auswirkungen auf die Spielweise unserer jeweiligen Gegner. Sie stellen sich oft eher hinten rein, was früher nicht so der Fall war. Unser Spiel ist eigentlich das frühe Stören, hohe Pressing und schnelle Umschalten. Wenn ein Gegner kaum aus der eigenen Hälfte kommt, ist es schwer, das umzusetzen. Aber wir sind in der Lage, auch dafür Lösungen zu finden. Das haben wir in den vergangenen Wochen eindrucksvoll bewiesen. Insgesamt ist die öffentliche Wahrnehmung aber schon deutlich gestiegen, was für einen Verein wie den SC Verl natürlich Gold wert ist. Man bekommt öfter mal einen Schulterklopfer oder einen positiven Spruch mitgegeben. Viele sind beeindruckt, was bei uns gerade passiert. Das Lob kommt dabei nicht nur aus dem sportlichen Bereich, sondern auch aus dem privaten Umfeld - zum Beispiel an der Uni. Alle sind total begeistert.

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