Verl-Profi Eilers: "Dankbar für diese Chance"

Kreuzbandriss, langanhaltende Hüftprobleme und mehr als ein Jahr ohne Verein: Hinter Justin Eilers, Drittliga-Torschützenkönig der Saison 2015/2016 mit 23 Treffern, liegt eine harte Zeit. Beim SC Verl ist der gebürtige Braunschweiger jetzt auf dem Weg, wieder zu alter Stärke finden. Im DFB.de-Interview spricht der 32-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seinen schweren Weg zurück.

DFB.de: Nach dem 2:2 in der Liga beim Mitaufsteiger VfB Lübeck waren Sie auch beim 2:2 im Testspiel bei Fortuna Düsseldorf als Torschütze erfolgreich. Kommen Sie jetzt immer besser in Schwung, Herr Eilers?

Justin Eilers: Tore zu schießen macht Spaß und ist gut für das Selbstvertrauen. Ich freue mich vor allem darüber, dass ich körperlich wieder dazu in der Lage bin, von Beginn an und dann auch für einen längeren Zeitraum wieder auf dem Platz zu stehen. Während der Hinrunde war ich noch hin und wieder mit muskulären Problemen ausgefallen und kam lediglich zu Kurzeinsätzen. Nachdem ich seit 2016 kaum gespielt hatte, war abzusehen, dass ich Zeit benötigen würde, um mich wieder an das Leistungsniveau zu gewöhnen.

DFB.de: Welche Erkenntnisse konnten Sie aus dem freundschaftlichen Vergleich mit dem Zweitligisten mitnehmen?

Eilers: Es war ein guter Test. Zum einen, um über die Länderspielpause im Rhythmus zu bleiben. Zum anderen, weil auch unsere Leistung gestimmt hat. Wir sind auch gegen einen klassenhöheren Gegner mutig und selbstbewusst aufgetreten. Wenn wir noch konsequenter und abgezockter gespielt hätten, wäre sogar noch mehr als das 2:2 gegen Fortuna Düsseldorf möglich gewesen.

DFB.de: Die 3. Liga hatten Sie 2016 als Torschützenkönig und Meister mit Dynamo Dresden verlassen, waren damals zum SV Werder Bremen in die Bundesliga gewechselt. Es war der Beginn einer Leidenszeit, oder?

Eilers: Allerdings, ich hatte mir das ganz anders vorgestellt. Mein großes Ziel, in der Bundesliga zu spielen, war zum Greifen nah. Dann hat aber das Schicksal zugeschlagen. Schon vom ersten Tag an bin ich wegen einer Hüftverletzung ausgefallen. Kaum, dass ich wieder fit war und bei der U 23 in der 3. Liga Spielpraxis sammeln konnte, habe ich mir das Kreuzband gerissen. Die Verletzungen haben sich während meiner Zeit in Bremen wie ein roter Faden durchgezogen. Das hatte aber sicher nichts mit Werder zu tun, hätte mir allerdings auch bei Dynamo Dresden oder anderswo passieren können.

DFB.de: Sollte der Wechsel im Sommer 2018 zum griechischen Erstligisten Apollon Smyrnis ein Neuanfang werden?

Eilers: Es hatte sich vom ersten Moment an gut angefühlt. Der frühere Bundesligaprofi Valerien Ismaël, mit dem ich bereits bei der U 23 des VfL Wolfsburg zusammengearbeitet hatte, war gerade dort Trainer geworden. Die Vorbereitung lief auch noch gut. Schon nach dem 1. Spieltag hat Ismaël wegen Streitigkeiten mit dem Präsidenten den Verein verlassen. Von den Spielern, die auf Wunsch des Trainers geholt wurden, war ich zunächst der einzige, der bleiben durfte. Dann sind aber wieder meine Hüftbeschwerden aufgetreten und ich kam zu keinem weiteren Einsatz. Auch, weil die medizinische Versorgung in Griechenland eine andere ist, hatte ich mich nach einem halben Jahr für eine Rückkehr nach Deutschland entschieden.

DFB.de: Hatte die sportliche Misere auch Auswirkungen auf Ihre private Situation?

Eilers: Mir wurde es abrupt genommen, meiner Leidenschaft für den Fußball nachgehen zu können. Durch meine gesundheitliche Konstellation war ich 42 Monate getrieben von unzähligen Operationen und Reha-Maßnahmen, die mich leider nicht nur körperlich aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Ich hatte mich komplett verloren. Im Juli 2019 hatte ich dann Privatinsolvenz angemeldet, um meine Schulden über die dafür gesetzlichen Möglichkeiten zu bereinigen.

DFB.de: Was hat Ihnen während dieser Zeit Kraft gegeben?

Eilers: Ich hatte für meine Karriere viele Schulterklopfer bekommen. Als es dann nicht mehr so gut lief, habe ich festgestellt, wer wirklich für mich da ist: Meine Familie und meine engsten Freunde haben immer zu mir gehalten, auch wenn ich sie mal enttäuscht hatte. Als es dann absehbar war, dass gesundheitlich noch eine Chance besteht, zurück in den Profifußball zu kommen, wollte ich mir nicht nachsagen lassen, nicht alles dafür versucht zu haben. Ich habe dann mit einem Privattrainer hart für meine Rückkehr gearbeitet.

DFB.de: Wann kam der Wendepunkt?

Eilers: Das war während meiner Zeit bei den Sportfreunden Lotte. Sportlich - ich kam nur zu zwei Einsätzen - und von den Vereinsbedingungen war die Station zwar nicht so, wie ich mir das im Vorfeld vorgestellt hatte. Allerdings bin ich über die Physiotherapeutin des Klubs bei einem Spezialisten gelandet, der herausfinden konnte, woher meine Beschwerden kamen. Am Hüftgelenk hatte ich ein Überbein, also zu viel Knochen. Das hat die Bereiche an der Hüfte nach und nach beschädigt. Bei einer Operation im März 2019 wurde das Überbein dann weggefräst.

DFB.de: Nach mehr als einem Jahr ohne Verein sind Sie dann Ende September 2020 beim SC Verl gelandet. Was hat Sie von der Aufgabe überzeugt?

Eilers: Ich hatte damals ein etwas anderes Probetraining mit dem Klub vereinbart. Statt weniger Tage habe ich insgesamt drei Wochen lang vorgespielt. Ich hatte in der 3. Liga zwar sicherlich noch einen Namen. Meine Verletzungshistorie hat aber sicherlich den einen oder anderen Verein abgeschreckt. Der SC Verl hat aber eine mögliche Win-Win-Situation gesehen. Als Aufsteiger würden sie - wenn es gesundheitlich passt - einen erfahrenen Spieler dazubekommen. Für mich war es spannend, einem Liganeuling dabei zu helfen, sich in der 3. Liga zu etablieren. Beiden Seiten war klar, dass ich nach meiner langen Pause Zeit benötigen würde, um mich wieder an die hohe Intensität in der 3. Liga zu gewöhnen. Und die habe ich auch bekommen. Ich bin dem Verein für diese Chance sehr dankbar und will das Vertrauen zurückzahlen.

DFB.de: Als Aufsteiger belegt der Sportclub einen starken fünften Tabellenplatz. Wo sehen Sie die besonderen Qualitäten des Teams?

Eilers: Die Offensive ist unser Prunkstück. Mit Zlatko Janjic und Aygün Yildirim, die unter den fünf erfolgreichsten Torschützen der Saison liegen, sind wir da so gut wie nur wenige andere Drittligisten besetzt. Unsere Spielweise ist sehr laufintensiv, wir setzen den Gegner schon früh unter Druck. Damit haben wir viele Mannschaften schon überrumpelt.

DFB.de: Trotz der großen Konkurrenz im Angriff stehen Sie jetzt erstmals seit langer Zeit wieder regelmäßig auf dem Platz. Was hatten Sie am meisten vermisst?

Eilers: Durch meinen Kreuzbandriss und meine Hüftbeschwerden, bei denen lange Zeit nicht klar war, woher sie kommen, habe ich mehr Arztpraxen und Krankenhäuser gesehen, als mir lieb war. Mir hat es gefehlt, vor und während des Trainings mit den Mannschaftskollegen herumzualbern und Spaß zu haben. Wenn man auf dem Platz stehen und den Mitspielern helfen kann, entsteht ein ganz anderes Gemeinschaftsgefühl.

DFB.de: Am Samstag geht es für den SC Verl mit der Partie gegen den MSV Duisburg weiter. Welchen Eindruck haben Sie vom Gegner?

Eilers: Für den MSV geht es bei nur drei Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone um den Klassenverbleib. Entsprechend liegt der Druck beim Gegner. Wir können dagegen befreit aufspielen und haben nichts zu verlieren.

[mspw]

Kreuzbandriss, langanhaltende Hüftprobleme und mehr als ein Jahr ohne Verein: Hinter Justin Eilers, Drittliga-Torschützenkönig der Saison 2015/2016 mit 23 Treffern, liegt eine harte Zeit. Beim SC Verl ist der gebürtige Braunschweiger jetzt auf dem Weg, wieder zu alter Stärke finden. Im DFB.de-Interview spricht der 32-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seinen schweren Weg zurück.

DFB.de: Nach dem 2:2 in der Liga beim Mitaufsteiger VfB Lübeck waren Sie auch beim 2:2 im Testspiel bei Fortuna Düsseldorf als Torschütze erfolgreich. Kommen Sie jetzt immer besser in Schwung, Herr Eilers?

Justin Eilers: Tore zu schießen macht Spaß und ist gut für das Selbstvertrauen. Ich freue mich vor allem darüber, dass ich körperlich wieder dazu in der Lage bin, von Beginn an und dann auch für einen längeren Zeitraum wieder auf dem Platz zu stehen. Während der Hinrunde war ich noch hin und wieder mit muskulären Problemen ausgefallen und kam lediglich zu Kurzeinsätzen. Nachdem ich seit 2016 kaum gespielt hatte, war abzusehen, dass ich Zeit benötigen würde, um mich wieder an das Leistungsniveau zu gewöhnen.

DFB.de: Welche Erkenntnisse konnten Sie aus dem freundschaftlichen Vergleich mit dem Zweitligisten mitnehmen?

Eilers: Es war ein guter Test. Zum einen, um über die Länderspielpause im Rhythmus zu bleiben. Zum anderen, weil auch unsere Leistung gestimmt hat. Wir sind auch gegen einen klassenhöheren Gegner mutig und selbstbewusst aufgetreten. Wenn wir noch konsequenter und abgezockter gespielt hätten, wäre sogar noch mehr als das 2:2 gegen Fortuna Düsseldorf möglich gewesen.

DFB.de: Die 3. Liga hatten Sie 2016 als Torschützenkönig und Meister mit Dynamo Dresden verlassen, waren damals zum SV Werder Bremen in die Bundesliga gewechselt. Es war der Beginn einer Leidenszeit, oder?

Eilers: Allerdings, ich hatte mir das ganz anders vorgestellt. Mein großes Ziel, in der Bundesliga zu spielen, war zum Greifen nah. Dann hat aber das Schicksal zugeschlagen. Schon vom ersten Tag an bin ich wegen einer Hüftverletzung ausgefallen. Kaum, dass ich wieder fit war und bei der U 23 in der 3. Liga Spielpraxis sammeln konnte, habe ich mir das Kreuzband gerissen. Die Verletzungen haben sich während meiner Zeit in Bremen wie ein roter Faden durchgezogen. Das hatte aber sicher nichts mit Werder zu tun, hätte mir allerdings auch bei Dynamo Dresden oder anderswo passieren können.

DFB.de: Sollte der Wechsel im Sommer 2018 zum griechischen Erstligisten Apollon Smyrnis ein Neuanfang werden?

Eilers: Es hatte sich vom ersten Moment an gut angefühlt. Der frühere Bundesligaprofi Valerien Ismaël, mit dem ich bereits bei der U 23 des VfL Wolfsburg zusammengearbeitet hatte, war gerade dort Trainer geworden. Die Vorbereitung lief auch noch gut. Schon nach dem 1. Spieltag hat Ismaël wegen Streitigkeiten mit dem Präsidenten den Verein verlassen. Von den Spielern, die auf Wunsch des Trainers geholt wurden, war ich zunächst der einzige, der bleiben durfte. Dann sind aber wieder meine Hüftbeschwerden aufgetreten und ich kam zu keinem weiteren Einsatz. Auch, weil die medizinische Versorgung in Griechenland eine andere ist, hatte ich mich nach einem halben Jahr für eine Rückkehr nach Deutschland entschieden.

DFB.de: Hatte die sportliche Misere auch Auswirkungen auf Ihre private Situation?

Eilers: Mir wurde es abrupt genommen, meiner Leidenschaft für den Fußball nachgehen zu können. Durch meine gesundheitliche Konstellation war ich 42 Monate getrieben von unzähligen Operationen und Reha-Maßnahmen, die mich leider nicht nur körperlich aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Ich hatte mich komplett verloren. Im Juli 2019 hatte ich dann Privatinsolvenz angemeldet, um meine Schulden über die dafür gesetzlichen Möglichkeiten zu bereinigen.

DFB.de: Was hat Ihnen während dieser Zeit Kraft gegeben?

Eilers: Ich hatte für meine Karriere viele Schulterklopfer bekommen. Als es dann nicht mehr so gut lief, habe ich festgestellt, wer wirklich für mich da ist: Meine Familie und meine engsten Freunde haben immer zu mir gehalten, auch wenn ich sie mal enttäuscht hatte. Als es dann absehbar war, dass gesundheitlich noch eine Chance besteht, zurück in den Profifußball zu kommen, wollte ich mir nicht nachsagen lassen, nicht alles dafür versucht zu haben. Ich habe dann mit einem Privattrainer hart für meine Rückkehr gearbeitet.

DFB.de: Wann kam der Wendepunkt?

Eilers: Das war während meiner Zeit bei den Sportfreunden Lotte. Sportlich - ich kam nur zu zwei Einsätzen - und von den Vereinsbedingungen war die Station zwar nicht so, wie ich mir das im Vorfeld vorgestellt hatte. Allerdings bin ich über die Physiotherapeutin des Klubs bei einem Spezialisten gelandet, der herausfinden konnte, woher meine Beschwerden kamen. Am Hüftgelenk hatte ich ein Überbein, also zu viel Knochen. Das hat die Bereiche an der Hüfte nach und nach beschädigt. Bei einer Operation im März 2019 wurde das Überbein dann weggefräst.

DFB.de: Nach mehr als einem Jahr ohne Verein sind Sie dann Ende September 2020 beim SC Verl gelandet. Was hat Sie von der Aufgabe überzeugt?

Eilers: Ich hatte damals ein etwas anderes Probetraining mit dem Klub vereinbart. Statt weniger Tage habe ich insgesamt drei Wochen lang vorgespielt. Ich hatte in der 3. Liga zwar sicherlich noch einen Namen. Meine Verletzungshistorie hat aber sicherlich den einen oder anderen Verein abgeschreckt. Der SC Verl hat aber eine mögliche Win-Win-Situation gesehen. Als Aufsteiger würden sie - wenn es gesundheitlich passt - einen erfahrenen Spieler dazubekommen. Für mich war es spannend, einem Liganeuling dabei zu helfen, sich in der 3. Liga zu etablieren. Beiden Seiten war klar, dass ich nach meiner langen Pause Zeit benötigen würde, um mich wieder an die hohe Intensität in der 3. Liga zu gewöhnen. Und die habe ich auch bekommen. Ich bin dem Verein für diese Chance sehr dankbar und will das Vertrauen zurückzahlen.

DFB.de: Als Aufsteiger belegt der Sportclub einen starken fünften Tabellenplatz. Wo sehen Sie die besonderen Qualitäten des Teams?

Eilers: Die Offensive ist unser Prunkstück. Mit Zlatko Janjic und Aygün Yildirim, die unter den fünf erfolgreichsten Torschützen der Saison liegen, sind wir da so gut wie nur wenige andere Drittligisten besetzt. Unsere Spielweise ist sehr laufintensiv, wir setzen den Gegner schon früh unter Druck. Damit haben wir viele Mannschaften schon überrumpelt.

DFB.de: Trotz der großen Konkurrenz im Angriff stehen Sie jetzt erstmals seit langer Zeit wieder regelmäßig auf dem Platz. Was hatten Sie am meisten vermisst?

Eilers: Durch meinen Kreuzbandriss und meine Hüftbeschwerden, bei denen lange Zeit nicht klar war, woher sie kommen, habe ich mehr Arztpraxen und Krankenhäuser gesehen, als mir lieb war. Mir hat es gefehlt, vor und während des Trainings mit den Mannschaftskollegen herumzualbern und Spaß zu haben. Wenn man auf dem Platz stehen und den Mitspielern helfen kann, entsteht ein ganz anderes Gemeinschaftsgefühl.

DFB.de: Am Samstag geht es für den SC Verl mit der Partie gegen den MSV Duisburg weiter. Welchen Eindruck haben Sie vom Gegner?

Eilers: Für den MSV geht es bei nur drei Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone um den Klassenverbleib. Entsprechend liegt der Druck beim Gegner. Wir können dagegen befreit aufspielen und haben nichts zu verlieren.

###more###