Union-Trainer Schulz: "Alle arbeiten mit Herz und Leidenschaft"

Als Juniorenspieler und Profi war Daniel Schulz selbst für den 1. FC Union Berlin. Seit 2018 ist er als Nachwuchstrainer für die "Eisernen" tätig, führte zuletzt die U 17 in einem "Herzschlagfinale" zum Klassenverbleib in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht der 37 Jahre alte gebürtige Berliner mit Mitarbeiter Ralf Debat über seinen Heimatverein.

DFB.de: Mit einem 2:2 im Derby gegen Hertha BSC machte Ihre Mannschaft erst beim Saisonfinale den Klassenverbleib perfekt. Wie groß war die Nervenbelastung, Herr Schulz?

Daniel Schulz: Keine Frage: Alle Beteiligten waren sehr stark angespannt. Jeder wusste, welche Bedeutung die Partie besitzt.

DFB.de: Zweimal musste Union den Ausgleich hinnehmen, zuletzt sogar in Überzahl. War Ihnen in der Schlussphase klar, dass ein weiterer Gegentreffer den Abstieg bedeuten würde?

Schulz: Wir waren zwar - ganz bewusst - nicht über die Zwischenstände auf den anderen Plätzen informiert. Aufgrund der Konstellation vor dem Spieltag war mir das aber klar. Entsprechend groß war die Drucksituation, die die Jungs dann sehr gut gemeistert haben.

DFB.de: Wie groß war die Erleichterung nach dem Abpfiff?

Schulz: Als der Klassenverbleib geschafft war, ist allen ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Zugegeben: Wir waren mit anderen Ambitionen in die Saison gestartet. Nach dem Verlauf der Spielzeit war es jedoch ein wichtiger Erfolg, in der Liga zu bleiben. 

DFB.de: Wie hart hätte ein möglicher Abstieg die Nachwuchsabteilung getroffen?

Schulz: Besonders bitter wäre es für den nachfolgenden Jahrgang gewesen, der nicht die Chance bekommen hätte, Bundesliga zu spielen. Hinzu kommt, dass auch noch die U 16 dadurch automatisch aus der Regionalliga abgestiegen wäre. Das hätte es zumindest nicht einfacher gemacht, unsere Talente an den Verein zu binden oder für Union zu begeistern.

DFB.de: Was waren die Gründe dafür, dass es bis zum Schluss so eng zuging?

Schulz: Dass wir nur eine einfache Runde ohne Rückspiele absolviert haben und aus einer Liga mit 17 Teams sechs Vereine absteigen mussten, hat definitiv dazu beigetragen. Da hätte ich mir eine andere Lösung gewünscht, denn die Nachwuchsförderung gerät bei einer solchen Konstellation fast zwangsläufig ein wenig in den Hintergrund. Selbstverständlich hinterfragen wir aber auch unsere eigenen Entscheidungen und Leistungen. Da gab es sicherlich Verbesserungspotenzial. Am Ende bin ich aber einfach froh, wie unsere Spieler mit der Drucksituation umgegangen sind.

DFB.de: Könnte die Erfahrung im Abstiegskampf den jungen Spielern auf ihrem weiteren Weg nicht auch helfen?

Schulz: Ja, auf jeden Fall. Diesen Stress und diese nervliche Belastung kann man in keinem Training und in keinem normalen Wettkampf simulieren. Von daher denke ich schon, dass die Spieler gestärkt daraus hervorgehen können.

DFB.de: Sie wurden selbst im Nachwuchs des Vereins ausgebildet. Wie sehr hat sich die Nachwuchsarbeit seit Ihrer aktiven Zeit verändert?

Schulz: Es hat sich schon sehr gewandelt. Das betrifft die Spielweise und die Athletik, vor allem aber auch das gesamte Drumherum wie das Trainerteam und den gesamten Staff. Grundsätzlich hat man das Gefühl, dass die jungen Spieler immer früher fertig sein müssen. Selbst in der Champions League werden jetzt schon 16-Jährige regelmäßig eingesetzt. Auch bei unserer ersten Mannschaft wird überragende Arbeit geleistet. Umso höher werden aber die Anforderungen für die jungen Talente, die den Sprung nach oben schaffen wollen und sollen. Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen.

DFB.de: Merken Sie, dass Ihnen die Spieler besonders gut zuhören, weil Sie es selbst aus dem eigenen Nachwuchs in die Profimannschaft geschafft haben?

Schulz: Ich hoffe es. Bewusst erzählt habe ich es ihnen nicht. Allerdings lässt sich in der heutigen Zeit auch nichts mehr geheim halten. (lacht) Grundsätzlich schadet es sicherlich nicht, wenn man selbst diesen Weg gegangen ist.

DFB.de: Sie waren Nachwuchsspieler und Profi beim 1. FC Union, arbeiten jetzt seit 2018 als Nachwuchstrainer. Wie würden Sie Ihre Verbindung zum Klub beschreiben?

Schulz: Union ist mein Heimatverein, in dem ich groß geworden bin. Daher ist es auch mein Herzensklub und ich bin sehr froh, dass ich hier arbeiten darf.

DFB.de: Was macht den Verein so besonders, wie er von außen wahrgenommen wird? 

Schulz: Das Wichtigste sind aus meiner Sicht die Menschen, die alle mit Herz und Leidenschaft arbeiten - für die erste Mannschaft, aber auch für den gesamten Klub. Dazu kommen die Fans, die einfach einmalig sind und selbst in den schlechtesten Zeiten wie ein Mann zu ihrem Verein stehen. Aktionen wie der Stadionbau durch die Fans oder Bluten für Union stehen sinnbildlich für diesen herausragenden Zusammenhalt.

DFB.de: Sie waren in der Oberliga, Regionalliga, 3. Liga und der 2. Bundesliga für Union am Ball. Hätten Sie die aktuelle Entwicklung als regelmäßiger Europapokalteilnehmer für möglich gehalten?

Schulz: In dieser Form hätte ich das damals ganz sicher nicht erwartet, auch wenn es die Vision von der Bundesliga schon gab. Das Beispiel Union zeigt, was alles mit harter und guter Arbeit möglich ist.

DFB.de: Was können Sie sich bei Cheftrainer Urs Fischer abschauen?

Schulz: Die Akribie, mit der er jede Trainingseinheit und jedes Spiel vorbereitet und bestreitet, ist herausragend. Es ist immer eine klare Handschrift zu erkennen. Jeder weiß, was er zu tun hat. Die Erfolge sprechen für sich. Und sie helfen der Nachwuchsabteilung natürlich auch, junge Spieler für den Weg bei Union zu begeistern und zu gewinnen.

DFB.de: Bei den Profis ist der 1. FC Union schon seit einigen Jahren die Nummer eins in der Hauptstadt. Im Nachwuchsbereich ist Hertha BSC allerdings nach wie vor erfolgreicher. Kann sich auch das eines Tages ändern?

Schulz: Das ist auf jeden Fall unser Ziel. Es ist kein Geheimnis, dass Hertha BSC in diesem Bereich, was die Infrastruktur und die sonstigen Rahmenbedingungen angeht, aktuell noch besser aufgestellt ist. Aber auch in diesem Bereich haben wir - beispielsweise mit dem laufenden Neubau unseres Trainingszentrums - einen guten Weg eingeschlagen und werden alles dafür tun, um unsere positive Entwicklung fortzusetzen.

[mspw]

Als Juniorenspieler und Profi war Daniel Schulz selbst für den 1. FC Union Berlin. Seit 2018 ist er als Nachwuchstrainer für die "Eisernen" tätig, führte zuletzt die U 17 in einem "Herzschlagfinale" zum Klassenverbleib in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht der 37 Jahre alte gebürtige Berliner mit Mitarbeiter Ralf Debat über seinen Heimatverein.

DFB.de: Mit einem 2:2 im Derby gegen Hertha BSC machte Ihre Mannschaft erst beim Saisonfinale den Klassenverbleib perfekt. Wie groß war die Nervenbelastung, Herr Schulz?

Daniel Schulz: Keine Frage: Alle Beteiligten waren sehr stark angespannt. Jeder wusste, welche Bedeutung die Partie besitzt.

DFB.de: Zweimal musste Union den Ausgleich hinnehmen, zuletzt sogar in Überzahl. War Ihnen in der Schlussphase klar, dass ein weiterer Gegentreffer den Abstieg bedeuten würde?

Schulz: Wir waren zwar - ganz bewusst - nicht über die Zwischenstände auf den anderen Plätzen informiert. Aufgrund der Konstellation vor dem Spieltag war mir das aber klar. Entsprechend groß war die Drucksituation, die die Jungs dann sehr gut gemeistert haben.

DFB.de: Wie groß war die Erleichterung nach dem Abpfiff?

Schulz: Als der Klassenverbleib geschafft war, ist allen ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Zugegeben: Wir waren mit anderen Ambitionen in die Saison gestartet. Nach dem Verlauf der Spielzeit war es jedoch ein wichtiger Erfolg, in der Liga zu bleiben. 

DFB.de: Wie hart hätte ein möglicher Abstieg die Nachwuchsabteilung getroffen?

Schulz: Besonders bitter wäre es für den nachfolgenden Jahrgang gewesen, der nicht die Chance bekommen hätte, Bundesliga zu spielen. Hinzu kommt, dass auch noch die U 16 dadurch automatisch aus der Regionalliga abgestiegen wäre. Das hätte es zumindest nicht einfacher gemacht, unsere Talente an den Verein zu binden oder für Union zu begeistern.

DFB.de: Was waren die Gründe dafür, dass es bis zum Schluss so eng zuging?

Schulz: Dass wir nur eine einfache Runde ohne Rückspiele absolviert haben und aus einer Liga mit 17 Teams sechs Vereine absteigen mussten, hat definitiv dazu beigetragen. Da hätte ich mir eine andere Lösung gewünscht, denn die Nachwuchsförderung gerät bei einer solchen Konstellation fast zwangsläufig ein wenig in den Hintergrund. Selbstverständlich hinterfragen wir aber auch unsere eigenen Entscheidungen und Leistungen. Da gab es sicherlich Verbesserungspotenzial. Am Ende bin ich aber einfach froh, wie unsere Spieler mit der Drucksituation umgegangen sind.

DFB.de: Könnte die Erfahrung im Abstiegskampf den jungen Spielern auf ihrem weiteren Weg nicht auch helfen?

Schulz: Ja, auf jeden Fall. Diesen Stress und diese nervliche Belastung kann man in keinem Training und in keinem normalen Wettkampf simulieren. Von daher denke ich schon, dass die Spieler gestärkt daraus hervorgehen können.

DFB.de: Sie wurden selbst im Nachwuchs des Vereins ausgebildet. Wie sehr hat sich die Nachwuchsarbeit seit Ihrer aktiven Zeit verändert?

Schulz: Es hat sich schon sehr gewandelt. Das betrifft die Spielweise und die Athletik, vor allem aber auch das gesamte Drumherum wie das Trainerteam und den gesamten Staff. Grundsätzlich hat man das Gefühl, dass die jungen Spieler immer früher fertig sein müssen. Selbst in der Champions League werden jetzt schon 16-Jährige regelmäßig eingesetzt. Auch bei unserer ersten Mannschaft wird überragende Arbeit geleistet. Umso höher werden aber die Anforderungen für die jungen Talente, die den Sprung nach oben schaffen wollen und sollen. Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen.

DFB.de: Merken Sie, dass Ihnen die Spieler besonders gut zuhören, weil Sie es selbst aus dem eigenen Nachwuchs in die Profimannschaft geschafft haben?

Schulz: Ich hoffe es. Bewusst erzählt habe ich es ihnen nicht. Allerdings lässt sich in der heutigen Zeit auch nichts mehr geheim halten. (lacht) Grundsätzlich schadet es sicherlich nicht, wenn man selbst diesen Weg gegangen ist.

DFB.de: Sie waren Nachwuchsspieler und Profi beim 1. FC Union, arbeiten jetzt seit 2018 als Nachwuchstrainer. Wie würden Sie Ihre Verbindung zum Klub beschreiben?

Schulz: Union ist mein Heimatverein, in dem ich groß geworden bin. Daher ist es auch mein Herzensklub und ich bin sehr froh, dass ich hier arbeiten darf.

DFB.de: Was macht den Verein so besonders, wie er von außen wahrgenommen wird? 

Schulz: Das Wichtigste sind aus meiner Sicht die Menschen, die alle mit Herz und Leidenschaft arbeiten - für die erste Mannschaft, aber auch für den gesamten Klub. Dazu kommen die Fans, die einfach einmalig sind und selbst in den schlechtesten Zeiten wie ein Mann zu ihrem Verein stehen. Aktionen wie der Stadionbau durch die Fans oder Bluten für Union stehen sinnbildlich für diesen herausragenden Zusammenhalt.

DFB.de: Sie waren in der Oberliga, Regionalliga, 3. Liga und der 2. Bundesliga für Union am Ball. Hätten Sie die aktuelle Entwicklung als regelmäßiger Europapokalteilnehmer für möglich gehalten?

Schulz: In dieser Form hätte ich das damals ganz sicher nicht erwartet, auch wenn es die Vision von der Bundesliga schon gab. Das Beispiel Union zeigt, was alles mit harter und guter Arbeit möglich ist.

DFB.de: Was können Sie sich bei Cheftrainer Urs Fischer abschauen?

Schulz: Die Akribie, mit der er jede Trainingseinheit und jedes Spiel vorbereitet und bestreitet, ist herausragend. Es ist immer eine klare Handschrift zu erkennen. Jeder weiß, was er zu tun hat. Die Erfolge sprechen für sich. Und sie helfen der Nachwuchsabteilung natürlich auch, junge Spieler für den Weg bei Union zu begeistern und zu gewinnen.

DFB.de: Bei den Profis ist der 1. FC Union schon seit einigen Jahren die Nummer eins in der Hauptstadt. Im Nachwuchsbereich ist Hertha BSC allerdings nach wie vor erfolgreicher. Kann sich auch das eines Tages ändern?

Schulz: Das ist auf jeden Fall unser Ziel. Es ist kein Geheimnis, dass Hertha BSC in diesem Bereich, was die Infrastruktur und die sonstigen Rahmenbedingungen angeht, aktuell noch besser aufgestellt ist. Aber auch in diesem Bereich haben wir - beispielsweise mit dem laufenden Neubau unseres Trainingszentrums - einen guten Weg eingeschlagen und werden alles dafür tun, um unsere positive Entwicklung fortzusetzen.

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