Uli Stielike: Warten auf die letzte Etappe

Sein Arbeitsplatz über viele Wochen unerreichbar. Er selbst war wegen eines familiären Infektionsfalls zwischenzeitlich in häuslicher Quarantäne. Nach einer Tour um den halben Globus von Tianjin über Thailand und Andalusien wurde Uli Stielike in Frankfurt beim Umsteigen zurück nach China am Weiterflug gehindert. Ab Ende März war er bei seiner Tochter in Bochum in fürsorglichem, aber unfreiwilligem Wartestand. Das "Heimspiel" bei Europameister Uli Stielike ist daher eher ein "Auswärtsspiel".

Uli Stielike und das Corona-Virus, der Trainer des chinesischen Erstligisten Tianjin Teda in Zeiten der Pandemie. Der Europameister von 1980 und Vizeweltmeister von 1982 befindet sich nach drei Jahrzehnten als Trainer im In- und Ausland im voraussichtlich letzten seiner fast 50 Jahre im Profifußball. Ende 2020, so hat es sich der 65-Jährige fest vorgenommen, wird für ihn ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Im fußballerischen Ruhestand. In seiner Wahlheimat Andalusien im Kreis von Frau, Kindern und Enkeln.

Die Schlussetappe aber stellt sich bislang als Odyssee dar, mit dem Corona-Virus als Dauerbegleiter. Ein Kampf gegen verschlossene Türen und Grenzen. Ziellos statt zielgerichtet. Dabei begannen die Vorbereitungen auf die neue Saison – im chinesischen Fußball verläuft das Spieljahr parallel zum Kalenderjahr – Anfang Januar eigentlich wie geplant. Zunächst mit dem ersten Trainingslager im warmen Südchina und danach vom 28. Januar an in Thailand. Vorgesehen bis zum 16. Februar, sechs Tage vor dem ersten Spieltag.

Eigentlich wollte Stielike ja seine Trainerkarriere schon hinter sich haben. So hatte er es sich für seinen 65. Geburtstag am 15. November 2019 vorgenommen. Damals aber standen beim Saisonabschluss der siebte Platz sowie 41 Punkte und damit Tedas beste Saisonausbeute der vergangenen zehn Jahre. Und damit verbunden die Bitte der Klub-Führung zur Verlängerung seiner Trainertätigkeit für ein weiteres Spieljahr. Stielike sagte zu.

14 Tage Quarantäne

Doch dann kam Corona. Und mit Corona kamen die Probleme, immer schneller, immer schwieriger und für Uli Stielike bis heute unlösbar. So problemlos Teda noch hinauskam aus China, so problematisch gestaltete sich die Rückkehr aus Thailand. Der Trainingsaufenthalt in der Nähe von Bangkok musste Woche um Woche verlängert werden. Der Saisonstart in China wurde auf den 20. März verschoben und schließlich auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die Mannschaft konnte Anfang März nach Tianjin zurückkehren.

Stielike nutzte die Zwangspause zu einem zweiwöchigen Heimatbesuch in Andalusien. "Im Frankfurter Flughafen bin ich dann am 22. März gestrandet", sagt Stielike. An jenem Sonntag kam er sich tatsächlich wie ein Schiffbrüchiger vor. Von Spanien wollte er über Frankfurt am Main zurück nach China, doch nach der Zwischenlandung in Frankfurt wurde ihm der Weiterflug verwehrt. Begründung der Airline: Es dürften nur Passagiere an Bord, die einen Corona-Test gemacht hätten. Den hatte Stielike nicht. Die Regelung war erst tags zuvor getroffen worden. Und einen anderen Weiterflug bekam er nicht.

Stielike setzte sich in den Zug und fuhr nach Bochum zur Familie seiner Tochter Daniela. Von seinem Klub bekam er Feedback. Es hieß, für den 25. März sei alles geklärt in Sachen Weiterreise. Dann jedoch gab es einen Corona-Fall in der Familie. Stielike musste 14 Tage in Quarantäne, durfte nicht aus dem Haus, Kontaktverbot. Und als die vorbei war, gab es in China einen absoluten Einreisestopp. Seitdem ging nichts mehr - Stielike wartete auf seinen "Marschbefehl", um nach Tianjin an seinen Arbeitsplatz zu kommen. Seine Mannschaft begann schon Anfang Mai wieder mit dem Training. Ohne ihren Chef.

Saisonstart Ende Juni, Anfang Juli

Vollständig war das Team allerdings auch nicht. Der Ghanaer Frank Acheampong und der Brasilianer Jonathan schafften es kurz vor der Schließung der Grenzen nach China, auch sein argentinischer Co-Trainer. Stielikes Landsleute Felix Bastians und Sandro Wagner standen ebenfalls vor verschlossenen Türen.

"Die letzte Information ist, dass die Saison nunmehr Ende Juni, Anfang Juli starten soll", sagt Stielike. Auf Englisch war er in täglichem Kontakt mit seinem Verein und auf Spanisch mit seinem Co-Trainer, einem Argentinier. Die Mannschaft soll wieder in Form kommen, der deutsche Coach sprach die Trainingsprogramme und alle spezifischen Maßnahmen von Bochum aus mit seinen Kollegen ab. "Einzeltraining, Waldläufe und individuelle Konditionsarbeit haben nichts mit Mannschaftstraining zu tun", betont Stielike, der sich selbst mit ausgiebigen Spaziergängen und intensiven Radtouren fit hielt. "Für jemanden, der es gewohnt ist, seinen Beruf im Freien auszuüben, sind so zwei Monate wie der April und der Mai noch beengender, weil man einfach nicht weiß, was es heißt, so lange innerhalb von vier Wänden zu leben."

Meisterbrief in Madrid

Die Monate der erzwungenen beruflichen Passivität ließen den in Ketsch bei Mannheim geborenen Nordbadener hin und wieder auf seine bewegten Zeiten als Spieler und Trainer zurückblicken. Auf seine erfolgreiche Zeit mit dem Bundesliga-Einstand als 18-Jähriger bei Borussia Mönchengladbach. Und natürlich auf die acht großartigen Jahre bei Real Madrid. Drei spanische Meistertitel, zwei Pokalsiege und den UEFA-Cup hat er dort gewonnen, wurde zum beliebtesten Real-Spieler gewählt und viermal als bester Ausländer der Primera Division ausgezeichnet.

Kein anderer der bisher neun deutschen Nationalspieler hat für die "Königlichen" mehr Spieljahre, mehr Spiele und mehr Tore zu verzeichnen als Stielike. "Gladbach waren meine Lehrjahre, Real war für mich der Meisterbrief", sagt er. Acht Jahre Real und Spanien, die den 42-maligen Nationalspieler nicht nur als Fußballer, sondern auch als Persönlichkeit geprägt haben. Eher unter dem Radar verlief und verläuft Stielikes Arbeit als Fußball-Lehrer. Ob als Trainer im Nachwuchsbereich, mit Profis, in Vereinen, als Nationaltrainer in Südkorea und der Elfenbeinküste oder auch als DFB-Trainer – er habe, sagt Stielike, immer versucht, mit seinen Jungs so zu arbeiten, "wie ich es gerne hätte, dass man mit mir in der heutigen Zeit arbeitet". Am wohlsten habe er sich dabei bei der Entwicklung von Talenten in der U 18, U 19 und U 20 beim DFB gefühlt, "weil man da am meisten zurückbekommen hat".

Zurückgegeben hat auch Uli Stielike einiges während seines halben Jahrhunderts als Fußballprofi. Nicht nur mit hervorragenden Leistungen und beispielhaftem Engagement auf und neben dem Spielfeld, sondern auch in Sachen Charity. Beim SV Waldhof Mannheim, seiner ersten Trainerstelle im deutschen Fußball, rechnen es ihm viele noch heute hoch an, dass er bei seiner Beurlaubung im September 1995 auf ihm zustehende 450.000 Mark verzichtete – unter der Bedingung, dass die Mannheimer ein Wohltätigkeitsspiel für krebskranke Kinder ausrichten. Ebenfalls an ein Hospiz für krebskranke Kinder gingen zuvor schon die Einnahmen aus seinem Abschiedsspiel als Fußballprofi im Mai 1989 in Neuchâtel in der Schweiz.

Zeit mit Enkeln 

Sensibilisiert für Hilfsbereitschaft dieser Art hat ihn nicht zuletzt das Schicksal seines zweiten Sohns Michael, der in den 80er-Jahren eine Krebserkrankung erfolgreich überstanden zu haben schien. Die Arzneimittel, die ihn zunächst vom Krebs geheilt hatten, führten jedoch im Februar 2008 zu seinem Tod. "Die Medikamente haben seine Lunge so angegriffen, dass es zu einer tödlichen Lungenfibrose kam", sagt Stielike. Michael, dessen kritische Situation seine Eltern über viele Tage vor Ort im Krankenhaus bis zum Lebensende ertrugen, starb im Februar 2008 während der Operation mit einem (möglicherweise zu spät eingetroffenen) Lungentransplantat. Der schlimmste und traurigste Moment überhaupt. Seinen Organspendeausweis trägt Uli Stielike seit vielen Jahren bis heute mit sich.

Seine Entscheidung, nach dieser Saison als Trainer aufzuhören, wankte auch in den Wochen des Stillstands nicht: "Während der vergangenen zehn Jahre war ich ja weit, weit weg von meinem Zuhause. Vier Jahre Katar, drei Jahre Nationaltrainer in Südkorea und nun schon im dritten Jahr in China; das sind Entfernungen, da kann man nicht mal soeben nach dem Spiel für ein Wochenende nach Hause fliegen." Und so hatte die Zeit im Ruhrgebiet auch ihre gute Seite. "In den zurückliegenden zweieinhalb Jahren haben wir durch unsere Tochter drei Enkelkinder bekommen", sagt Stielike. "Das war natürlich ein wunderschöner Lichtblick während der Quarantäne-Zeit in Bochum, dieses Zusammensein mit den Kleinen."

[wt]

Sein Arbeitsplatz über viele Wochen unerreichbar. Er selbst war wegen eines familiären Infektionsfalls zwischenzeitlich in häuslicher Quarantäne. Nach einer Tour um den halben Globus von Tianjin über Thailand und Andalusien wurde Uli Stielike in Frankfurt beim Umsteigen zurück nach China am Weiterflug gehindert. Ab Ende März war er bei seiner Tochter in Bochum in fürsorglichem, aber unfreiwilligem Wartestand. Das "Heimspiel" bei Europameister Uli Stielike ist daher eher ein "Auswärtsspiel".

Uli Stielike und das Corona-Virus, der Trainer des chinesischen Erstligisten Tianjin Teda in Zeiten der Pandemie. Der Europameister von 1980 und Vizeweltmeister von 1982 befindet sich nach drei Jahrzehnten als Trainer im In- und Ausland im voraussichtlich letzten seiner fast 50 Jahre im Profifußball. Ende 2020, so hat es sich der 65-Jährige fest vorgenommen, wird für ihn ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Im fußballerischen Ruhestand. In seiner Wahlheimat Andalusien im Kreis von Frau, Kindern und Enkeln.

Die Schlussetappe aber stellt sich bislang als Odyssee dar, mit dem Corona-Virus als Dauerbegleiter. Ein Kampf gegen verschlossene Türen und Grenzen. Ziellos statt zielgerichtet. Dabei begannen die Vorbereitungen auf die neue Saison – im chinesischen Fußball verläuft das Spieljahr parallel zum Kalenderjahr – Anfang Januar eigentlich wie geplant. Zunächst mit dem ersten Trainingslager im warmen Südchina und danach vom 28. Januar an in Thailand. Vorgesehen bis zum 16. Februar, sechs Tage vor dem ersten Spieltag.

Eigentlich wollte Stielike ja seine Trainerkarriere schon hinter sich haben. So hatte er es sich für seinen 65. Geburtstag am 15. November 2019 vorgenommen. Damals aber standen beim Saisonabschluss der siebte Platz sowie 41 Punkte und damit Tedas beste Saisonausbeute der vergangenen zehn Jahre. Und damit verbunden die Bitte der Klub-Führung zur Verlängerung seiner Trainertätigkeit für ein weiteres Spieljahr. Stielike sagte zu.

14 Tage Quarantäne

Doch dann kam Corona. Und mit Corona kamen die Probleme, immer schneller, immer schwieriger und für Uli Stielike bis heute unlösbar. So problemlos Teda noch hinauskam aus China, so problematisch gestaltete sich die Rückkehr aus Thailand. Der Trainingsaufenthalt in der Nähe von Bangkok musste Woche um Woche verlängert werden. Der Saisonstart in China wurde auf den 20. März verschoben und schließlich auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die Mannschaft konnte Anfang März nach Tianjin zurückkehren.

Stielike nutzte die Zwangspause zu einem zweiwöchigen Heimatbesuch in Andalusien. "Im Frankfurter Flughafen bin ich dann am 22. März gestrandet", sagt Stielike. An jenem Sonntag kam er sich tatsächlich wie ein Schiffbrüchiger vor. Von Spanien wollte er über Frankfurt am Main zurück nach China, doch nach der Zwischenlandung in Frankfurt wurde ihm der Weiterflug verwehrt. Begründung der Airline: Es dürften nur Passagiere an Bord, die einen Corona-Test gemacht hätten. Den hatte Stielike nicht. Die Regelung war erst tags zuvor getroffen worden. Und einen anderen Weiterflug bekam er nicht.

Stielike setzte sich in den Zug und fuhr nach Bochum zur Familie seiner Tochter Daniela. Von seinem Klub bekam er Feedback. Es hieß, für den 25. März sei alles geklärt in Sachen Weiterreise. Dann jedoch gab es einen Corona-Fall in der Familie. Stielike musste 14 Tage in Quarantäne, durfte nicht aus dem Haus, Kontaktverbot. Und als die vorbei war, gab es in China einen absoluten Einreisestopp. Seitdem ging nichts mehr - Stielike wartete auf seinen "Marschbefehl", um nach Tianjin an seinen Arbeitsplatz zu kommen. Seine Mannschaft begann schon Anfang Mai wieder mit dem Training. Ohne ihren Chef.

Saisonstart Ende Juni, Anfang Juli

Vollständig war das Team allerdings auch nicht. Der Ghanaer Frank Acheampong und der Brasilianer Jonathan schafften es kurz vor der Schließung der Grenzen nach China, auch sein argentinischer Co-Trainer. Stielikes Landsleute Felix Bastians und Sandro Wagner standen ebenfalls vor verschlossenen Türen.

"Die letzte Information ist, dass die Saison nunmehr Ende Juni, Anfang Juli starten soll", sagt Stielike. Auf Englisch war er in täglichem Kontakt mit seinem Verein und auf Spanisch mit seinem Co-Trainer, einem Argentinier. Die Mannschaft soll wieder in Form kommen, der deutsche Coach sprach die Trainingsprogramme und alle spezifischen Maßnahmen von Bochum aus mit seinen Kollegen ab. "Einzeltraining, Waldläufe und individuelle Konditionsarbeit haben nichts mit Mannschaftstraining zu tun", betont Stielike, der sich selbst mit ausgiebigen Spaziergängen und intensiven Radtouren fit hielt. "Für jemanden, der es gewohnt ist, seinen Beruf im Freien auszuüben, sind so zwei Monate wie der April und der Mai noch beengender, weil man einfach nicht weiß, was es heißt, so lange innerhalb von vier Wänden zu leben."

Meisterbrief in Madrid

Die Monate der erzwungenen beruflichen Passivität ließen den in Ketsch bei Mannheim geborenen Nordbadener hin und wieder auf seine bewegten Zeiten als Spieler und Trainer zurückblicken. Auf seine erfolgreiche Zeit mit dem Bundesliga-Einstand als 18-Jähriger bei Borussia Mönchengladbach. Und natürlich auf die acht großartigen Jahre bei Real Madrid. Drei spanische Meistertitel, zwei Pokalsiege und den UEFA-Cup hat er dort gewonnen, wurde zum beliebtesten Real-Spieler gewählt und viermal als bester Ausländer der Primera Division ausgezeichnet.

Kein anderer der bisher neun deutschen Nationalspieler hat für die "Königlichen" mehr Spieljahre, mehr Spiele und mehr Tore zu verzeichnen als Stielike. "Gladbach waren meine Lehrjahre, Real war für mich der Meisterbrief", sagt er. Acht Jahre Real und Spanien, die den 42-maligen Nationalspieler nicht nur als Fußballer, sondern auch als Persönlichkeit geprägt haben. Eher unter dem Radar verlief und verläuft Stielikes Arbeit als Fußball-Lehrer. Ob als Trainer im Nachwuchsbereich, mit Profis, in Vereinen, als Nationaltrainer in Südkorea und der Elfenbeinküste oder auch als DFB-Trainer – er habe, sagt Stielike, immer versucht, mit seinen Jungs so zu arbeiten, "wie ich es gerne hätte, dass man mit mir in der heutigen Zeit arbeitet". Am wohlsten habe er sich dabei bei der Entwicklung von Talenten in der U 18, U 19 und U 20 beim DFB gefühlt, "weil man da am meisten zurückbekommen hat".

Zurückgegeben hat auch Uli Stielike einiges während seines halben Jahrhunderts als Fußballprofi. Nicht nur mit hervorragenden Leistungen und beispielhaftem Engagement auf und neben dem Spielfeld, sondern auch in Sachen Charity. Beim SV Waldhof Mannheim, seiner ersten Trainerstelle im deutschen Fußball, rechnen es ihm viele noch heute hoch an, dass er bei seiner Beurlaubung im September 1995 auf ihm zustehende 450.000 Mark verzichtete – unter der Bedingung, dass die Mannheimer ein Wohltätigkeitsspiel für krebskranke Kinder ausrichten. Ebenfalls an ein Hospiz für krebskranke Kinder gingen zuvor schon die Einnahmen aus seinem Abschiedsspiel als Fußballprofi im Mai 1989 in Neuchâtel in der Schweiz.

Zeit mit Enkeln 

Sensibilisiert für Hilfsbereitschaft dieser Art hat ihn nicht zuletzt das Schicksal seines zweiten Sohns Michael, der in den 80er-Jahren eine Krebserkrankung erfolgreich überstanden zu haben schien. Die Arzneimittel, die ihn zunächst vom Krebs geheilt hatten, führten jedoch im Februar 2008 zu seinem Tod. "Die Medikamente haben seine Lunge so angegriffen, dass es zu einer tödlichen Lungenfibrose kam", sagt Stielike. Michael, dessen kritische Situation seine Eltern über viele Tage vor Ort im Krankenhaus bis zum Lebensende ertrugen, starb im Februar 2008 während der Operation mit einem (möglicherweise zu spät eingetroffenen) Lungentransplantat. Der schlimmste und traurigste Moment überhaupt. Seinen Organspendeausweis trägt Uli Stielike seit vielen Jahren bis heute mit sich.

Seine Entscheidung, nach dieser Saison als Trainer aufzuhören, wankte auch in den Wochen des Stillstands nicht: "Während der vergangenen zehn Jahre war ich ja weit, weit weg von meinem Zuhause. Vier Jahre Katar, drei Jahre Nationaltrainer in Südkorea und nun schon im dritten Jahr in China; das sind Entfernungen, da kann man nicht mal soeben nach dem Spiel für ein Wochenende nach Hause fliegen." Und so hatte die Zeit im Ruhrgebiet auch ihre gute Seite. "In den zurückliegenden zweieinhalb Jahren haben wir durch unsere Tochter drei Enkelkinder bekommen", sagt Stielike. "Das war natürlich ein wunderschöner Lichtblick während der Quarantäne-Zeit in Bochum, dieses Zusammensein mit den Kleinen."

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