Ulf Schott: "Wir geben jedem Talent eine Chance"

Seit mehr als zehn Jahren gibt es die A-Junioren-Bundesliga. Schnell hat sie sich als Sprungbrett etabliert - für heutige Nationalspieler wie Sami Khedira ebenso wie für Fußball-Lehrer, die mittlerweile Bundesligaprofis trainieren, zum Beispiel Thomas Tuchel. Zum Jubiläum beleuchtet DFB.de die wichtigste Junioren-Spielklasse aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Heute: der für den Nachwuchs zuständige DFB-Direktor Ulf Schott im Interview.

Seit Juni 2012 leitet Ulf Schott die Direktion Jugend, Spielbetrieb, Trainerwesen, Internationale Kooperationen, Talentförderung, Schule beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der Diplom-Sportwissenschaftler, der auch die A-Trainer-Lizenz besitzt, ist bereits seit 1997 für den DFB tätig und war in dieser Zeit maßgeblich für den Aufbau der Talentförderung in Deutschland verantwortlich.

"Trainerausbildung, Talentförderung und Schulfußball bilden in Verbindung mit dem Spielbetrieb ein wichtiges Fundament für die Nationalmannschaften und für den nationalen Spitzenfußball", sagt der 43 Jahre alte Schott, der auch selbst als Profi für den SV Darmstadt 98 in der 2. Bundesliga am Ball war.

Ein wichtiger Baustein der Nachwuchsförderung ist die dreigleisige A-Junioren-Bundesliga, die zur Saison 2003/2004 ihren Spielbetrieb aufgenommen hatte. Im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Ralf Debat spricht Ulf Schott auch über das Jubiläum der höchsten deutschen Spielklasse im Junioren-Bereich, die Koordinierung der Talentausbildung und den unterschiedlichen Werdegang der Nationalspieler Horst Hrubesch, Thomas Müller und André Schürrle.

DFB.de: Seit etwas über eineinhalb Jahren sind Sie als DFB-Direktor Spielbetrieb im Amt. Zuvor waren Sie lange Zeit maßgeblich für den Aufbau der Talentförderung verantwortlich. Welchen Raum nimmt die Nachwuchsausbildung bei ihrer aktuellen Tätigkeit ein, Herr Schott?

Ulf Schott: Selbstverständlich spielt sie eine wichtige Rolle, man kann die einzelnen Bereiche aber gar nicht voneinander trennen. Alles im deutschen Fußball baut aufeinander auf, ist eng miteinander verzahnt. Jede Entscheidung im Männerbereich, etwa im Hinblick auf die 3. Liga, wirkt sich auch auf den Nachwuchsbereich der Vereine aus. Und umgekehrt. Wenn beispielsweise ein Verein wie Alemannia Aachen erstmals nicht mehr zu den 54 ranghöchsten Klubs in Deutschland gehört, dann hat das auch Folgen und Auswirkungen auf den Jugendfußball in der Region.

DFB.de: Welche Gründe haben im Jahr 2003 zur Einführung der A-Junioren-Bundesliga geführt?

Schott: Die Gründung der A-Junioren-Bundesliga gehörte zum gesamten Maßnahmenpaket für die Nachwuchsförderung, die in den 90er Jahren - auch im Zusammenhang mit der erfolgreichen Bewerbung für die WM 2006 und dem frühzeitigen Ausscheiden bei der WM 1998 in Frankreich - auf den Weg gebracht wurde. Die erste Stufe war die Etablierung des intensiven Stützpunkt-Trainings, es folgten der Aufbau der Nachwuchsleistungszentren, die Anerkennung von Eliteschulen des Fußballs sowie die Einführung einer Junioren-Trainerlizenz. Nächster wichtiger Punkt war die Konzentration der Spielklassen im Junioren-Bereich. So wurde das Gesamtpaket nach und nach verbessert und optimiert.



Seit mehr als zehn Jahren gibt es die A-Junioren-Bundesliga. Schnell hat sie sich als Sprungbrett etabliert - für heutige Nationalspieler wie Sami Khedira ebenso wie für Fußball-Lehrer, die mittlerweile Bundesligaprofis trainieren, zum Beispiel Thomas Tuchel. Zum Jubiläum beleuchtet DFB.de die wichtigste Junioren-Spielklasse aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Heute: der für den Nachwuchs zuständige DFB-Direktor Ulf Schott im Interview.

Seit Juni 2012 leitet Ulf Schott die Direktion Jugend, Spielbetrieb, Trainerwesen, Internationale Kooperationen, Talentförderung, Schule beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der Diplom-Sportwissenschaftler, der auch die A-Trainer-Lizenz besitzt, ist bereits seit 1997 für den DFB tätig und war in dieser Zeit maßgeblich für den Aufbau der Talentförderung in Deutschland verantwortlich.

"Trainerausbildung, Talentförderung und Schulfußball bilden in Verbindung mit dem Spielbetrieb ein wichtiges Fundament für die Nationalmannschaften und für den nationalen Spitzenfußball", sagt der 43 Jahre alte Schott, der auch selbst als Profi für den SV Darmstadt 98 in der 2. Bundesliga am Ball war.

Ein wichtiger Baustein der Nachwuchsförderung ist die dreigleisige A-Junioren-Bundesliga, die zur Saison 2003/2004 ihren Spielbetrieb aufgenommen hatte. Im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Ralf Debat spricht Ulf Schott auch über das Jubiläum der höchsten deutschen Spielklasse im Junioren-Bereich, die Koordinierung der Talentausbildung und den unterschiedlichen Werdegang der Nationalspieler Horst Hrubesch, Thomas Müller und André Schürrle.

DFB.de: Seit etwas über eineinhalb Jahren sind Sie als DFB-Direktor Spielbetrieb im Amt. Zuvor waren Sie lange Zeit maßgeblich für den Aufbau der Talentförderung verantwortlich. Welchen Raum nimmt die Nachwuchsausbildung bei ihrer aktuellen Tätigkeit ein, Herr Schott?

Ulf Schott: Selbstverständlich spielt sie eine wichtige Rolle, man kann die einzelnen Bereiche aber gar nicht voneinander trennen. Alles im deutschen Fußball baut aufeinander auf, ist eng miteinander verzahnt. Jede Entscheidung im Männerbereich, etwa im Hinblick auf die 3. Liga, wirkt sich auch auf den Nachwuchsbereich der Vereine aus. Und umgekehrt. Wenn beispielsweise ein Verein wie Alemannia Aachen erstmals nicht mehr zu den 54 ranghöchsten Klubs in Deutschland gehört, dann hat das auch Folgen und Auswirkungen auf den Jugendfußball in der Region.

DFB.de: Welche Gründe haben im Jahr 2003 zur Einführung der A-Junioren-Bundesliga geführt?

Schott: Die Gründung der A-Junioren-Bundesliga gehörte zum gesamten Maßnahmenpaket für die Nachwuchsförderung, die in den 90er Jahren - auch im Zusammenhang mit der erfolgreichen Bewerbung für die WM 2006 und dem frühzeitigen Ausscheiden bei der WM 1998 in Frankreich - auf den Weg gebracht wurde. Die erste Stufe war die Etablierung des intensiven Stützpunkt-Trainings, es folgten der Aufbau der Nachwuchsleistungszentren, die Anerkennung von Eliteschulen des Fußballs sowie die Einführung einer Junioren-Trainerlizenz. Nächster wichtiger Punkt war die Konzentration der Spielklassen im Junioren-Bereich. So wurde das Gesamtpaket nach und nach verbessert und optimiert.

DFB.de: Wie fällt Ihr Zwischenfazit nach zehn Jahren aus? Hat sich die Spielklasse bewährt? Welche positiven Auswirkungen machen sich bereits bemerkbar?

Schott: Wir haben aus meiner Sicht eine sehr gute Mischung. Unsere hochtalentierten Nachwuchsspieler werden jede Woche auf hohem Niveau gefordert. Mit 42 Vereinen in den drei Bundesligen gewährleisten wir aber auch eine gewisse Breite und sprechen nicht nur einen kleinen Kreis der absoluten Spitzenklubs an.

DFB.de: Die A-Junioren-Bundesliga ist ein wichtiger Baustein der Talentförderung in Deutschland. Welche Rolle spielt sie im Zusammenwirken mit den weiteren Maßnahmen?

Schott: Sie ist eine wichtige Möglichkeit, um die gute Trainingsarbeit der Vereine unter der Woche am Wochenende zu überprüfen. Eine flächendeckende Spielbeobachtung, bei der alle Vereine gleich behandelt werden, garantiert, dass jeder Spieler sich Woche für Woche beweisen kann und aufdrängen muss, um den Sprung in die Nationalmannschaft zu schaffen oder sich dort zu behaupten.

DFB.de: Wie hat sich die A-Junioren-Bundesliga denn etabliert?

Schott: Die allgemeine Akzeptanz ist sehr hoch. Wir haben in diesem Bereich schließlich auch eine sehr gute Wettkampfqualität, um den uns viele Nationalverbände beneiden. In der Regel herrscht in allen drei Staffeln eine relativ große Ausgeglichenheit im sportlichen Wettbewerb.

DFB.de: Immer mehr Dritt- und Viertligisten bemühen sich darum, als Nachwuchsleistungszentrum anerkannt zu werden. Wie bewerten Sie das?

Schott: Das ist absolut wichtig und richtig. Wenn man die Entwicklung der heutigen Bundesliga-Profis beobachtet, dann stellt man fest, dass viele Spieler mit 14 oder 15 Jahren eben noch nicht bei einem Bundesligisten, sondern noch auf einer etwas tieferen Ebene ausgebildet wurden. André Schürrle zum Beispiel war in diesem Alter zwar schon durchaus bekannt, die Spitzenvereine in seiner Region setzten aber noch auf andere Talente. Erst mit 16 kam er zu Mainz 05, der Rest ist bekannt. Thomas Müller dagegen war schon mit elf Jahren beim FC Bayern. Uns ist wichtig, dass es beide Wege der Ausbildung gibt. Deshalb konzentrieren wir uns ganz bewusst nicht zu früh auf einen zu kleinen Kreis von Vereinen und sind froh, wenn viele Klubs eine optimale Ausbildung gewährleisten. Für den einen oder anderen ambitionierten Drittligisten ist ein Leistungszentrum auch deshalb wichtig, um für die Anforderungen in der 2. Bundesliga gerüstet zu sein.

DFB.de: Der spätere Europa- und Vize-Weltmeister Horst Hrubesch wurde erst mit 24 Jahren Bundesliga-Profi, hatte bis dahin in der Bezirksliga gekickt. Wäre eine solche Karriere auch heute noch möglich?

Schott: Das wäre heute sehr unwahrscheinlich. Wir sind inzwischen so gut aufgestellt, dass jeder heutige Bundesliga-Profi, der auch seine Jugend in Deutschland verbracht hat, irgendwo in unserem System war. Angefangen in den Stützpunkten, über die Leistungszentren und die Bundesligen bis hin zu den Auswahlmannschaften. Heute hat jedes leistungswillige Talent in Deutschland die Chance, gesichtet und gefördert zu werden. Damit das auch so bleibt, arbeiten wir täglich daran, uns weiter zu verbessern. So stellen wir unter anderem in diesem Jahr 300 zusätzliche Honorartrainer an den Stützpunkten ein.

DFB.de: Grundsätzlich tun sich kleinere Vereine schwer, sich in den Junioren-Bundesligen zu etablieren. Ist das eine gewollte Konzentration der Kräfte?

Schott: Eine Konzentration ist gewollt, keine Frage. Allerdings - wie schon gesagt - in einer gewissen Breite. Deshalb gibt es auch keine eingleisige Bundesliga, sondern es wird in drei Staffeln mit insgesamt 42 Vereinen gespielt. Damit sind wir bundesweit in fast allen Regionen mit erstklassigem Juniorenfußball vertreten.

DFB.de: Sie haben den Fußball schon aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt: als Amateurkicker, als Profi, als Trainer, als Funktionär. Wie sehr hilft Ihnen das bei Ihrer jetzigen Tätigkeit?

Schott: Es schadet auf jeden Fall nicht, sich in verschiedenen Bereichen auszukennen.

DFB.de: Wie sehr hat sich die Talentausbildung seit Ihrer eigenen Jugendzeit verändert?

Schott: Die großen Überschriften und die Förderung der talentierten Nachwuchsfußballer gab es damals auch schon: Kreisauswahl, Verbandsauswahl, Förderungen in den großen Klubs, Nationalmannschaft. Sehr verändert haben sich allerdings die Quantität und die Qualität der Ausbildung. Wir sind in den Leistungszentren durch die Zusammenarbeit mit den Eliteschulen in der Lage, sechs Trainingseinheiten pro Woche anzubieten. Außerdem wirken sich eine verbesserte Trainerausbildung, eine einheitliche Systematik und eine verstärkte Kommunikation positiv aus. Deshalb führen wir regelmäßig auch speziell für die Trainer aller Altersstufen Fortbildungsmaßnahmen durch.

DFB.de: Welche Rolle spielt die schulische Ausbildung?

Schott: Uns ist die duale Karriere jedes Jugendfußballers wichtig. Zum einen aus der sozialen Notwendigkeit heraus, da nicht jeder Profi werden kann. Zum anderen auch deshalb, weil wir sehr viel Wert darauf legen, dass das Selbstvertrauen der jungen Spieler nicht nur von einer Säule getragen wird. Da spielen neben dem Fußball die Familie und vor allem auch die Schule eine wichtige Rolle.

DFB.de: Seit zehn Jahren läuft der Spielbetrieb der A-Junioren-Bundesliga nach einem bewährten Konzept. Gibt es für die Zukunft möglicherweise Änderungsbedarf?

Schott: Zum aktuellen Zeitpunkt halten wir dieses Format mit seinen drei Spielklassen und der Anzahl der Vereine nach wie vor für absolut geeignet und sehen keinen Anlasss, grundsätzliche Änderungen der Struktur vorzunehmen. Das heißt aber nicht, dass es nicht noch Möglichkeiten zur Optimierung gibt.

DFB.de: Woran denken Sie?

Schott: Wir arbeiten daran, die Aufmerksamkeit der Spielklasse noch zu verbessern. So wird jedes Bundesliga-Spiel im Auftrag des DFB gefilmt und die Aufnahmen werden den Vereinen zur Verfügung gestellt. Die Spiele der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft werden auch 2014 vom TV-Sender Sport1 live übertragen. Zu den fünf Endrundenpartien im vergangenen Jahr kamen im Übrigen rund 45.000 Zuschauer in die Stadien. Das allein zeigt schon den hohen Stellenwert des Juniorenfußballs in Deutschland. Und darauf dürfen wir auch ein wenig stolz sein.