Udo Lattek feierte seinen 70. Geburtstag

Sein Haus in Köln-Lövenich war verwaist, das Handy blieb an diesem Ehrentag ausgeschaltet. "Ich verschwinde mit meiner Familie, um diesen Tag in Ruhe zu genießen. Auf eine große Feier verzichte ich", sagte Erfolgstrainer Udo Lattek im Vorfeld, der am Sonntag seinen 70. Geburtstag feiert.

Udo Lattek, von 1965 bis 1970 DFB-Trainer und Assistent von Bundestrainer Helmut Schön sowie der mit 15 Titeln nach Ottmar Hitzfeld (16) der erfolgreichste deutsche Coach, floh bewusst vor dem Rummel, den er ansonsten noch gerne genießt. Als Kolumnist für die Welt und Welt am Sonntag beleuchtet er regelmäßig das Fußballgeschehen in Deutschland, seine scharfzüngigen Kommentare als DSF-Experte werden gleichermaßen geliebt wie gefürchtet. Sein Haussender ehrte das Geburtstagskind mit einer viertelstündigen Reportage "70 Jahre Udo Lattek".

"Will gerne bis zur WM 2006 weitermachen"

Diese beiden Jobs bei Zeitung und TV möchte er auch in naher Zukunft nach bestem Gewissen erledigen. "Ich mache nur Ein-Jahres-Verträge, und die laufen Ende Juni jeweils aus. Ich will schon gerne bis zur WM 2006 weitermachen. Aber das muss dann natürlich auch die andere Seite wollen. Warten wir mal ab", erklärt Lattek, dem der Einstieg in das achte Lebensjahrzehnt nicht ganz geheuer ist. "Das ist wohl knapp vor Methusalem. Bei vielen in meinem Alter weißt du doch gar nicht, ob die noch leben."

Deshalb ist es dem früheren Coach von Bayern München und Borussia Mönchengladbach auch wichtig, dass er über den Sommer hinaus weiter im Bereich Fußball arbeiten kann: "Sonst wäre ich auf einmal weg vom Fenster, und das möchte ich einfach nicht." Nur eines steht definitiv fest: "Als Trainer werde ich nie mehr arbeiten, auch nicht für wenige Wochen oder Monate wie damals in Dortmund." Im Sommer 2000 hatte er die Borussia als "Rentner" vor dem Abstieg gerettet, drei Jahre später war er sogar noch einmal bei Bayer Leverkusen im Gespräch.

Hobby-Handwerker von ganzem Herzen

Aber für Udo Lattek, der 2001 eine Gehirntumor-Operation erfolgreich überstanden hat, gibt es auch ein Leben ohne den Fußball. Der Hobby-Handwerker repariert nach wie vor mit Vorliebe alles selbst, was in seinen Häusern in Deutschland, Spanien und den Niederlanden auf Vordermann gebracht werden muss. Zudem erfreut er sich an seiner Rolle als Großvater, verbringt viel Zeit mit seinen Enkelinnen Jil und Pauline. Zudem pflegt er mit Akribie nahezu täglich das Grab seines im Alter von 14 Jahren an Leukämie vestorbenen Sohnes Dirk.

"Solch eine Wunde vernarbt, aber sie heilt nie. Diese wahrhaft schmerzhaften, einschneidenden Erlebnisse relativieren alles", berichtet Lattek, der nach diesem Schicksalsschlag im Jahr 1980 sein Hauptdomizil in Spanien aufgeschlagen hatte.

Der Wechsel von Borussia Dortmund zum FC Barcelona war seinerzeit eine Flucht, und Lattek ist dem damaligen und heutigen Präsidenten Reinhard Rauball immer noch dankbar, dass der ihn aus einem laufenden Vertrag entlassen hat - was in den 80er Jahren schließlich nicht so üblich war wie heute. Nicht zuletzt deshalb sprang der gebürtige Ostpreuße auch Ende der Saison 1999/2000 in die Bresche, als dem damaligen Trainer-Eleven Matthias Sammer der "Abstiegs-Wind" ins Gesicht blies. Jung und Alt feierten am Ende den Klassenerhalt.

Bemerkenswert noch, dass Udo Lattek nach drei Meistertiteln, einem Pokalsieg und dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1974 ein Jahr später nach einem Kurzgastspiel bei Rot-Weiß Essen beim Münchner Erzrivalen Mönchengladbach anheuerte, um dort seine Revanche an den Bayern für die Entlassung nach der Hinrunde 1974/75 zu nehmen und zu beweisen, dass ein Top-Trainer auch aus einem ganz anderen Spieler-Material erfolgreiche Teams schmieden kann.

Alle drei Europapokale gewonnen

Nicht nur zwei weitere Meistertitel 1976 und 1977 sowie der UEFA-Cup-Gewinn 1979 mit Gladbach waren der Beweis. Danach der Wechsel nach Dortmund, 1981 Barcelona, wo der Europapokal der Pokalsieger gewonnen wurde: Udo Lattek ist einer der wenigen Trainer, der alle drei Europapokale gewonnen hat (den Europapokal der Pokalsieger gibt es seit 1999 nicht mehr).

Wenn er Muße hat, setzt er sich an seinen Schreibtisch und arbeitet an seinen Memoiren. Nicht, um wie andere mit Medien-Tamtam und Nestbeschmutzung zu kommerziellem Nutzen in die Bestsellerlisten zu kommen. Der ehemalige Lehrer für Englisch und Sport sagt: "Es ist eigentlich für mich, allenfalls für meine Familie gedacht. Jedenfalls gibt es noch keinen Verleger. Ich habe ein so erfülltes Leben, das beim Schreiben noch einmal Revue passiert." [tw/cm]


[bild1]Sein Haus in Köln-Lövenich war verwaist, das Handy blieb an diesem Ehrentag ausgeschaltet. "Ich verschwinde mit meiner Familie, um diesen Tag in Ruhe zu genießen. Auf eine große Feier verzichte ich", sagte Erfolgstrainer Udo Lattek im Vorfeld, der am Sonntag seinen 70. Geburtstag feiert.



Udo Lattek, von 1965 bis 1970 DFB-Trainer und Assistent von Bundestrainer Helmut Schön sowie der mit 15 Titeln nach Ottmar Hitzfeld (16) der erfolgreichste deutsche Coach, floh bewusst vor dem Rummel, den er ansonsten noch gerne genießt. Als Kolumnist für die Welt und Welt am Sonntag beleuchtet er regelmäßig das Fußballgeschehen in Deutschland, seine scharfzüngigen Kommentare als DSF-Experte werden gleichermaßen geliebt wie gefürchtet. Sein Haussender ehrte das Geburtstagskind mit einer viertelstündigen Reportage "70 Jahre Udo Lattek".



"Will gerne bis zur WM 2006 weitermachen"



Diese beiden Jobs bei Zeitung und TV möchte er auch in naher
Zukunft nach bestem Gewissen erledigen. "Ich mache nur Ein-Jahres-Verträge, und die laufen Ende Juni jeweils aus. Ich will schon gerne bis zur WM 2006 weitermachen. Aber das muss dann natürlich auch die andere Seite wollen. Warten wir mal ab",
erklärt Lattek, dem der Einstieg in das achte Lebensjahrzehnt nicht ganz geheuer ist. "Das ist wohl knapp vor Methusalem. Bei vielen in meinem Alter weißt du doch gar nicht, ob die noch leben."



Deshalb ist es dem früheren Coach von Bayern München und Borussia Mönchengladbach auch wichtig, dass er über den Sommer
hinaus weiter im Bereich Fußball arbeiten kann: "Sonst wäre ich auf einmal weg vom Fenster, und das möchte ich einfach nicht." Nur eines steht definitiv fest: "Als Trainer werde ich nie mehr
arbeiten, auch nicht für wenige Wochen oder Monate wie damals in
Dortmund." Im Sommer 2000 hatte er die Borussia als "Rentner" vor dem Abstieg gerettet, drei Jahre später war er sogar noch einmal bei Bayer Leverkusen im Gespräch.



Hobby-Handwerker von ganzem Herzen



Aber für Udo Lattek, der 2001 eine Gehirntumor-Operation
erfolgreich überstanden hat, gibt es auch ein Leben ohne den
Fußball. Der Hobby-Handwerker repariert nach wie vor mit Vorliebe alles selbst, was in seinen Häusern in Deutschland, Spanien und den Niederlanden auf Vordermann gebracht werden muss. Zudem erfreut er sich an seiner Rolle als Großvater, verbringt viel Zeit mit seinen Enkelinnen Jil und Pauline. Zudem pflegt er mit Akribie nahezu täglich das Grab seines im Alter von 14 Jahren an Leukämie vestorbenen Sohnes Dirk.



"Solch eine Wunde vernarbt, aber sie heilt nie. Diese wahrhaft
schmerzhaften, einschneidenden Erlebnisse relativieren alles",
berichtet Lattek, der nach diesem Schicksalsschlag im Jahr 1980
sein Hauptdomizil in Spanien aufgeschlagen hatte.



Der Wechsel von Borussia Dortmund zum FC Barcelona war seinerzeit eine Flucht, und Lattek ist dem damaligen und heutigen Präsidenten Reinhard Rauball immer noch dankbar, dass der ihn aus einem laufenden Vertrag entlassen hat - was in den 80er Jahren schließlich nicht so üblich war wie heute. Nicht zuletzt deshalb sprang der gebürtige Ostpreuße auch Ende der Saison 1999/2000 in die Bresche, als dem damaligen Trainer-Eleven Matthias Sammer der "Abstiegs-Wind" ins Gesicht blies. Jung und Alt feierten am Ende den Klassenerhalt.



Bemerkenswert noch, dass Udo Lattek nach drei Meistertiteln, einem Pokalsieg und dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1974 ein Jahr später nach einem Kurzgastspiel bei Rot-Weiß Essen beim Münchner Erzrivalen Mönchengladbach anheuerte, um dort seine Revanche an den Bayern für die Entlassung nach der Hinrunde 1974/75 zu nehmen und zu beweisen, dass ein Top-Trainer auch aus einem ganz anderen Spieler-Material erfolgreiche Teams schmieden kann.



Alle drei Europapokale gewonnen



[bild2] Nicht nur zwei weitere Meistertitel 1976 und 1977 sowie der UEFA-Cup-Gewinn 1979 mit Gladbach waren der Beweis. Danach der Wechsel nach Dortmund, 1981 Barcelona, wo der Europapokal der Pokalsieger gewonnen wurde: Udo Lattek ist einer der wenigen Trainer, der alle drei Europapokale gewonnen hat (den Europapokal der Pokalsieger gibt es seit 1999 nicht mehr).



Wenn er Muße hat, setzt er sich an seinen Schreibtisch und
arbeitet an seinen Memoiren. Nicht, um wie andere mit Medien-Tamtam und Nestbeschmutzung zu kommerziellem Nutzen in die
Bestsellerlisten zu kommen. Der ehemalige Lehrer für Englisch und Sport sagt: "Es ist eigentlich für mich, allenfalls für meine Familie gedacht. Jedenfalls gibt es noch keinen Verleger. Ich habe ein so erfülltes Leben, das beim Schreiben noch einmal Revue passiert."