U 21 vor dem Titel: Ein Rückblick auf 2009

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft steht am Sonntag im Finale um die Europameisterschaft gegen Spanien. Es winkt der dritte EM-Titel. Den ersten holten ihre Vorgänger genau heute vor zehn Jahren gegen England und der Kern der Siegerelf von Malmö wurde fünf Jahre später in Rio Fußball-Weltmeister. Das lässt Hoffnungen aufkommen für die nähere Zukunft der A-Nationalmannschaft und ist allemal einen Rückblick wert auf die schwedischen Mittsommernächte 2009.

Trainer der DFB-Auswahl war – wie heute – ein Europameister. Horst Hrubesch hatte das EM-Finale 1980 in Rom mit seinen beiden Toren gegen Belgien quasi allein entschieden. Das hat er Stefan Kuntz noch voraus, aber auch dessen Beitrag zum EM-Titel 1996 kann sich sehen lassen. Im Halbfinale von Wembley traf er gegen England in der regulären Spielzeit und im Elfmeterschießen. Wenn der Trainer ein echtes Vorbild ist, ist das offenbar schon mal ein gutes Omen.

"Wir sind eben eine Turniermannschaft"

2009 kam die Mannschaft etwas schwerer ins Turnier. Nach einem holprigen Start gegen Spanien (0:0) wurde gegen Finnland (2:0) der erste Sieg eingefahren. Die Tore erzielten der Schalker Verteidiger Benedikt Höwedes und der Wolfsburger Ashkan Dejagah. Das abschließende 1:1 gegen die Engländer (Tor: Gonzalo Castro von Bayer Leverkusen) reichte zum zweiten Platz und führte die Elf ins Halbfinale gegen Italien.

Favorit auf den Turniersieg war sie nicht gerade. Aber sie wusste sich zu steigern, auch gegen den deutschen Angstgegner bei Turnieren. Torwart Manuel Neuer ließ sich nicht bezwingen und wieder schoss ein Verteidiger das Tor des Tages: Der Hoffenheimer Andreas Beck ließ Fußball-Deutschland jubeln. Er sagte selbstbewusst: "Wir sind Deutschland und so treten wir auch auf." Die Philosophie des neuen Sportdirektors Matthias Sammer (Credo: "Wir bilden Sieger aus") fruchtete bereits bei erster Gelegenheit. Dass auf dem Weg ins Finale nicht alles glatt, aber am Ende doch gut ging, erinnerte auch an die "Großen". Castro zitierte ein Klischees, das die Welt fürchtet: "Wir sind eben eine Turniermannschaft."

Auch diese Mannschaft musste sich erst finden. Der Dortmunder Mats Hummels etwa kam erstmals im Halbfinale zum Einsatz, sein Teamkollege und Linksverteidiger Marcel Schmelzer verlor seinen Platz an den Bremer Sebastian Boenisch. Im Sturm konkurrierte Gladbachs Marko Marin mit Duisburgs Sandro Wagner, der nur im Finale von Beginn an spielte. Hrubesch kannte die Qualitäten seiner Spieler genau und wusste, wer dem Team wann am besten helfen konnte.

Castro eröffnete den Torreigen

Im Finale von Malmö spielte die Zukunft des deutschen Fußballs dann ganz groß auf. Gegen einen Gegner, den sie schon kannten. Die Engländer, in der Vorrunde noch ein harter Prüfstein, wurden an diesem 29. Juni 2009 mit 4:0 vom Platz gefegt. Es war beste Abend-Unterhaltung, das ZDF übertrag an diesem Montag live und die Leistung der Mannschaft war beinahe filmreif.

Hrubesch brachte drei Neue; Sami Khedira, Mats Hummels und Sandro Wagner, auf den gesperrten Dejagah musste er erstmals verzichten. Die Elf kompensierte es – und schoss genauso viele Tore wie in den vier Partien zuvor zusammen. Nach 23 Minuten eröffnete Castro den Torreigen, mit 1:0 für die in Rot spielenden Deutschen ging es in die Kabine. Nach Wiederanpfiff verwandelte der Neu-Bremer Mesut Özil einen Freistoß (48.) und weil die von Jerome Boateng, damals beim HSV, und Höwedes organisierte Abwehr auch die englische Druckphase überstand, rückte der Sieg immer näher. Der beim FC Bayern ausgebildete Sandro Wagner sorgte mit zwei Toren (79., 84.) für die Entscheidung und das Endergebnis von 4:0. Am verdienten Sieg gab es auch angesichts von 10:5 Chancen keinen Zweifel.

Glückseligkeit bei allen Beteiligten

Der Jubel war groß, endlich war der Bann gebrochen und die Vize-Europameister von 1982 waren nicht mehr der Maßstab für alle DFB-Teams dieser Altersklasse. Auch die DFB-Spitze, vertreten von Präsident Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach, strahlte an diesem schwedischen Sommerabend auf der Tribüne vor Glück und Sportdirektor Sammer, einer von 20.000 Augenzeugen, sagte: "Die jüngsten Erfolge in allen drei europäischen Altersklassen zeigen, dass die Maßnahmen greifen, aber wir dürfen jetzt nicht abheben."

Aber freuen durften sie sich doch über den ersten Europameisterschafts-Triumph in dem seit 1972 ausgespielten Wettbewerb. 2017 kam der zweite hinzu, bereits unter Trainer Stefan Kuntz. Er kann nun als erster DFB-Trainer seinen Titel mit der U 21 verteidigen.

Die Sieger von Malmö (4-1-4-1-System)

Manuel Neuer – Andreas Beck, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes, Sebastian Boenisch – Mats Hummels (83. Dennis Aogo)– Fabian Johnson (69. Daniel Schwaab), Gonzalo Castro, Sami Khedira, Mesut Özil (89. Marcel Schmelzer) – Sandro Wagner.

Ferner im Kader:

Florian Fromlowitz, Tobias Sippel (beide Tor), Dennis Adlung, Änis Ben-Hatira, Ashkan Dejagah, Patrick Ebert, Chinedu Ede, Dennis Grote, Marko Marin.

Weltmeister 2014 wurden:

Neuer, Boateng, Höwedes, Hummels, Khedira und Özil.

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Die deutsche U 21-Nationalmannschaft steht am Sonntag im Finale um die Europameisterschaft gegen Spanien. Es winkt der dritte EM-Titel. Den ersten holten ihre Vorgänger genau heute vor zehn Jahren gegen England und der Kern der Siegerelf von Malmö wurde fünf Jahre später in Rio Fußball-Weltmeister. Das lässt Hoffnungen aufkommen für die nähere Zukunft der A-Nationalmannschaft und ist allemal einen Rückblick wert auf die schwedischen Mittsommernächte 2009.

Trainer der DFB-Auswahl war – wie heute – ein Europameister. Horst Hrubesch hatte das EM-Finale 1980 in Rom mit seinen beiden Toren gegen Belgien quasi allein entschieden. Das hat er Stefan Kuntz noch voraus, aber auch dessen Beitrag zum EM-Titel 1996 kann sich sehen lassen. Im Halbfinale von Wembley traf er gegen England in der regulären Spielzeit und im Elfmeterschießen. Wenn der Trainer ein echtes Vorbild ist, ist das offenbar schon mal ein gutes Omen.

"Wir sind eben eine Turniermannschaft"

2009 kam die Mannschaft etwas schwerer ins Turnier. Nach einem holprigen Start gegen Spanien (0:0) wurde gegen Finnland (2:0) der erste Sieg eingefahren. Die Tore erzielten der Schalker Verteidiger Benedikt Höwedes und der Wolfsburger Ashkan Dejagah. Das abschließende 1:1 gegen die Engländer (Tor: Gonzalo Castro von Bayer Leverkusen) reichte zum zweiten Platz und führte die Elf ins Halbfinale gegen Italien.

Favorit auf den Turniersieg war sie nicht gerade. Aber sie wusste sich zu steigern, auch gegen den deutschen Angstgegner bei Turnieren. Torwart Manuel Neuer ließ sich nicht bezwingen und wieder schoss ein Verteidiger das Tor des Tages: Der Hoffenheimer Andreas Beck ließ Fußball-Deutschland jubeln. Er sagte selbstbewusst: "Wir sind Deutschland und so treten wir auch auf." Die Philosophie des neuen Sportdirektors Matthias Sammer (Credo: "Wir bilden Sieger aus") fruchtete bereits bei erster Gelegenheit. Dass auf dem Weg ins Finale nicht alles glatt, aber am Ende doch gut ging, erinnerte auch an die "Großen". Castro zitierte ein Klischees, das die Welt fürchtet: "Wir sind eben eine Turniermannschaft."

Auch diese Mannschaft musste sich erst finden. Der Dortmunder Mats Hummels etwa kam erstmals im Halbfinale zum Einsatz, sein Teamkollege und Linksverteidiger Marcel Schmelzer verlor seinen Platz an den Bremer Sebastian Boenisch. Im Sturm konkurrierte Gladbachs Marko Marin mit Duisburgs Sandro Wagner, der nur im Finale von Beginn an spielte. Hrubesch kannte die Qualitäten seiner Spieler genau und wusste, wer dem Team wann am besten helfen konnte.

Castro eröffnete den Torreigen

Im Finale von Malmö spielte die Zukunft des deutschen Fußballs dann ganz groß auf. Gegen einen Gegner, den sie schon kannten. Die Engländer, in der Vorrunde noch ein harter Prüfstein, wurden an diesem 29. Juni 2009 mit 4:0 vom Platz gefegt. Es war beste Abend-Unterhaltung, das ZDF übertrag an diesem Montag live und die Leistung der Mannschaft war beinahe filmreif.

Hrubesch brachte drei Neue; Sami Khedira, Mats Hummels und Sandro Wagner, auf den gesperrten Dejagah musste er erstmals verzichten. Die Elf kompensierte es – und schoss genauso viele Tore wie in den vier Partien zuvor zusammen. Nach 23 Minuten eröffnete Castro den Torreigen, mit 1:0 für die in Rot spielenden Deutschen ging es in die Kabine. Nach Wiederanpfiff verwandelte der Neu-Bremer Mesut Özil einen Freistoß (48.) und weil die von Jerome Boateng, damals beim HSV, und Höwedes organisierte Abwehr auch die englische Druckphase überstand, rückte der Sieg immer näher. Der beim FC Bayern ausgebildete Sandro Wagner sorgte mit zwei Toren (79., 84.) für die Entscheidung und das Endergebnis von 4:0. Am verdienten Sieg gab es auch angesichts von 10:5 Chancen keinen Zweifel.

Glückseligkeit bei allen Beteiligten

Der Jubel war groß, endlich war der Bann gebrochen und die Vize-Europameister von 1982 waren nicht mehr der Maßstab für alle DFB-Teams dieser Altersklasse. Auch die DFB-Spitze, vertreten von Präsident Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach, strahlte an diesem schwedischen Sommerabend auf der Tribüne vor Glück und Sportdirektor Sammer, einer von 20.000 Augenzeugen, sagte: "Die jüngsten Erfolge in allen drei europäischen Altersklassen zeigen, dass die Maßnahmen greifen, aber wir dürfen jetzt nicht abheben."

Aber freuen durften sie sich doch über den ersten Europameisterschafts-Triumph in dem seit 1972 ausgespielten Wettbewerb. 2017 kam der zweite hinzu, bereits unter Trainer Stefan Kuntz. Er kann nun als erster DFB-Trainer seinen Titel mit der U 21 verteidigen.

Die Sieger von Malmö (4-1-4-1-System)

Manuel Neuer – Andreas Beck, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes, Sebastian Boenisch – Mats Hummels (83. Dennis Aogo)– Fabian Johnson (69. Daniel Schwaab), Gonzalo Castro, Sami Khedira, Mesut Özil (89. Marcel Schmelzer) – Sandro Wagner.

Ferner im Kader:

Florian Fromlowitz, Tobias Sippel (beide Tor), Dennis Adlung, Änis Ben-Hatira, Ashkan Dejagah, Patrick Ebert, Chinedu Ede, Dennis Grote, Marko Marin.

Weltmeister 2014 wurden:

Neuer, Boateng, Höwedes, Hummels, Khedira und Özil.

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