U 21-EM: Weiter unbesiegt gegen Rumänien?

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft hat ihr Minimalziel erreicht, nun will das DFB-Team den ganz großen Coup landen. Mit dem Halbfinaleinzug ist das Olympiaticket für Tokio 2020 gelöst, heute (ab 18 Uhr, live im ZDF) wartet Rumänien auf dem Weg ins Finale der EURO in Italien und San Marino. DFB.de macht den Faktencheck mit allen wichtigen Statistiken zum Spiel in Bologna.

Der direkte Vergleich: Die deutsche U 21 ist gegen Rumänien noch unbesiegt – in sieben Duellen gab es vier Siege und drei Remis bei 23:6 Toren. In Pflichtspielen liest sich die DFB-Bilanz sogar noch besser: In vier Pflichtspielduellen – darunter die letzten drei Aufeinandertreffen in EM-Qualifikationen - gegen Rumänien gab es drei Siege und nur ein Remis. Das einzige Duell bei einer Europameisterschaft entschied Deutschland für sich. Bei der EM 1998 in Rumänien gewann das damalige Team um Trainer Hannes Löhr 1:0 nach Golden Goal durch Danny Schwarz in der 101. Minute. Die letzten beiden Duelle fanden in der Qualifikation zur EM 2015 statt. Damals gab es ein 2:2 auswärts in Giurgiu und ein deutliches 8:0 in Magdeburg.

Torfestival: Die deutsche U 21 gewann nur einmal höher als beim 8:0 in Magdeburg: Am 17. November 2009 feierte der deutsche Nachwuchs sogar ein 11:0 bei San Marino. Seit dem 8:0 gegen Rumänien gewann Deutschland nicht mehr in dieser Höhe. Für die rumänische U 21 ist das 0:8 die bis heute höchste Niederlage in einem Länderspiel.

Torsicherheit: In den letzten drei Duellen traf das DFB-Team gegen Rumänien stets mindestens doppelt und erzielte dabei insgesamt 15 Treffer und damit fünf Tore im Schnitt pro Partie. Lediglich einmal blieb Deutschland gegen die "Tricolorii buni" torlos – beim 0:0 in einem Länderspiel in Bukarest am 1. September 1998.

Rückblick: Im letzten Vorrundenspiel der Europameisterschaft genügte dem DFB-Team gegen Österreich ein 1:1, um als Sieger der Gruppe B mit insgesamt sieben Punkten (zuvor 3:1 gegen Dänemark und 6:1 gegen Serbien) ins Halbfinale einzuziehen und sich zugleich das Ticket für Olympia 2020 zu sichern. Für die deutsche U 21 war es nach 2015 und 2017 der dritte Halbfinaleinzug in Folge und insgesamt der fünfte (zudem 1982 und 2009).

Halbfinalbilanz: Bei drei der bislang vier Halbfinalteilnahmen ging es anschließend auch ins Endspiel – nur 2015 nicht. 2009 und 2017 gewann das DFB-Team das Turnier letztlich, 1982 musste sich Deutschland im Finale England in Hin- und Rückspiel geschlagen geben. Vor vier Jahren setzte es im Halbfinale bei der EM in Tschechien eine 0:5-Klatsche gegen Portugal – es war die höchste Niederlage in der Geschichte der deutschen U 21. Vor zwei Jahren setzte sich Deutschland im Halbfinale in Polen 6:5 nach Elfmeterschießen gegen England durch, zog damit ins Finale ein, welches der DFB-Nachwuchs 1:0 gegen Spanien gewann und sich damit nach 2009 zum zweiten Mal den EM-Titel sicherte.

Starke Gruppenphase: Für das DFB-Team war es die beste Vorrunde bei einer U 21-Europameisterschaft, seit diese mit einer Gruppenphase gespielt wird (seit 2000). Zuvor holte Deutschlands Nachwuchs in einer EM-Vorrundengruppe maximal sechs Zähler (2017).

Beeindruckender Lauf: Luca Waldschmidt brachte das Team von Trainer Stefan Kuntz mit seinem Traumtor zur Führung gegen Österreich auf Kurs Halbfinale. Er erzielte sein fünftes Tor bei dieser EM und ist damit Toptorjäger des Turniers. Der Freiburger ist der erste deutsche Spieler bei einer U 21-EM, der in drei Spielen in Folge mindestens einen Treffer erzielt hat. Zudem überholte er Rudi Völler, der viermal 1982 traf als zweitbester deutscher U 21-EM-Torschütze. Nur Pierre Littbarski war mit sechs Treffern 1982 bei einer U 21-EM-Endrunde erfolgreicher. Mehr Tore bei einer U 21-Europameisterschaft als Waldschmidt erzielten in der Geschichte nur Schwedens Marcus Berg (sieben, 2009), Englands Mark Hateley (sechs, 1984), Littbarski (sechs, 1982) und Vahid Halilhodzic (sechs, 1978 für Jugoslawien). Mit seinen nun acht Toren im U 21-Dress ist Waldschmidt bester Torschütze im aktuellen Kader und überholte Levin Öztunali (sieben).

Berühmte Vorgänger: Bei drei EM-Spielen in Folge zu treffen, schafften zuletzt die Spanier Isco und Alvaro Morata 2013. Während Isco am letzten Gruppenspieltag sowie im Halbfinale und Finale jeweils traf, erzielte Morata sogar in vier Spielen in Serie mindestens ein Tor (in allen drei Gruppenspielen und im Halbfinale).

Kopf an Kopf: Auf ebenso viele Scorerpunkte wie der Freiburger (fünf) kommt im Turnier nur Teamkollege Marco Richter, der zwei von Waldschmidts Treffern vorbereitete und selbst dreimal einnetzte.

Ungeschlagen: Die deutsche U 21 ist seit 15 Spielen ungeschlagen - bei zwölf Siegen und drei Remis. Die letzte Niederlage gab es für das Team von Stefan Kuntz beim 1:3 gegen Norwegen in Drammen im Oktober 2017. Im Halbfinale könnte das Team nun einen Rekord einstellen: 16 U 21-Länderspiele in Folge ohne Niederlage gab es für das DFB-Team zuvor nur zwischen Oktober 1982 und April 1984 unter Berti Vogts (damals sieben Siege und neun Remis). Die Niederlage gegen Norwegen war auch die letzte Pflichtspielpleite - seither gab es acht Siege und zwei Unentschieden.

EM-Lauf: Bei Europameisterschaften ist das DFB-Team seit fünf Spielen ungeschlagen (drei Siege, zwei Remis) – das gelang zuvor nur 2009, als Deutschland ungeschlagen den Europameistertitel gewann (drei Siege, zwei Remis). Eine längere Serie gab es in der Geschichte der deutschen U 21 bei EM-Endrunden noch nie.

Gesperrt: Benjamin Henrichs sah gegen Österreich seine zweite Gelbe Karte im laufenden Turnier und verpasst das Halbfinale damit gelbgesperrt.

Passmonster: Nur Spaniens Dani Ceballos spielte mehr Pässe (262) und hatte mehr Ballaktionen (334) beim aktuellen Turnier als Timo Baumgartl (253 Pässe, 286 Ballaktionen) und Jonathan Tah (252 Pässe und 279 Ballaktionen).

Trainerbilanz: Stefan Kuntz betreut die deutsche U 21 im Halbfinale zum neunten Mal bei einer EM-Partie – das ist eingestellter Rekord gemeinsam mit Horst Hrubesch.

Jubiläum: Die deutsche U 21 bestreitet im Halbfinale ihr 200. Pflichtspiel (158 in der EM-Qualifikation, 41 bei einer EM).

Rumänien überrascht: Die Rumänen überraschten mit ihrem ersten Einzug ins Halbfinale alle Experten und vor allem die Gruppengegner Kroatien und England. Mit einer teils rauschhaften Vorstellung wurden die Kroaten im ersten Gruppenspiel 4:1 vom Platz gefegt, im zweiten Gruppenspiel folgte gegen die hochfavorisierten Engländer ein nicht minder unterhaltsames 4:2. Gegen die ebenfalls hoch eingeschätzten Franzosen reichte der Mannschaft von Trainer Mirel Radoi letztlich ein 0:0, das aufgrund der Gruppenkonstellation zum sicheren Halbfinaleinzug beider Teams genügte. Der Leidtragende war Gastgeber Italien, der mit sechs Zählern in der Vorrunde ausschied.

Aufpassen, torgefährlich: In der Vorrunde war Rumänien mit acht Treffern (wie Spanien) nach Deutschland mit zehn Treffern das torgefährlichste Team. Für diese acht Tore benötigten die Südosteuropäer nur 39 Abschlüsse, die Chancenverwertung von 24 Prozent (Deutschland auch mit 24) wird im Turnier nur von Polen mit 31 Prozent übertroffen. Nur Dänemark hatte im Turnier mehr Großchancen als Rumänien (acht, wie Österreich), das davon 63 Prozent verwertete. Nur die Polen (67) und die Belgier (75) nutzten ihre Topgelegenheiten noch besser aus - Deutschland liegt da bei 57 Prozent.

Gefährlich im Endspurt: Rumänien erzielte von allen EM-Teams die meisten Tore in der zweiten Halbzeit im aktuellen Turnierverlauf (sechs, von acht). Fünf Tore erzielten die Rumänen sogar in der Schlussviertelstunde und damit drei mehr als jedes andere Team.

Passspiel: Rumäniens Trainer Radoi setzt auf zügiges Vertikalspiel mit wenigen schnellen Pässen. 312 Pässe spielte Rumänien pro Partie - das DFB-Team liegt bei 573 - das bedeutet den geringsten Wert aller Teams. Davon kamen 79,2 Prozent beim Mitspieler an (DFB: 88 Prozent), nur bei den Polen ist die Passquote etwas geringer (78,7).

Kein Ballbesitzfußball: Damit einhergehend verzichtet der Underdog auf den Großteil des Ballbesitzes. In der Vorrunde waren die Rumänen nur zu 39 Prozent im Besitz des Spielgeräts (DFB: 57 Prozent) – auch hier hatte nur Polen einen geringeren Wert (35).

Zweikämpfe? - Nein, danke: In der bisherigen EM stellen die "Tricolorii buni" das zweikampfschwächste Team. Die Rumänen gewannen 44 Prozent ihrer Duelle, Deutschland kommt auf 53 Prozent - Rang drei. Die Zweikampfschwäche resultiert allerdings auch aus hartem Spiel. Die Rumänen begingen bereits 50 Fouls (Deutschland: 30), sechs mehr als jedes andere Team. Selbst wurden sie nur 25-mal gelegt (Deutschland: 34-mal) – Tiefstwert bei der EM.

Offensivstark: Auffällig agierten bei den Rumänen bis dato vor allem die Offensiven mit den drei besten Torschützen George Puscas, Florinel Coman und Ianis Hagi (alle zwei Treffer), die zusammen sechs der acht Tore erzielten. Während der bullige Mittelstürmer Puscas und der schnelle sowie äußerst wendige Coman keinerlei Beziehung zu ihren (Beinahe-)Namensvettern haben, ist Ianis Hagi der Sohn der rumänischen Legende Gheorghe Hagi - seinerzeit auch als "Karpaten-Maradona" bekannt – der sowohl Trainer als auch Präsident (und Besitzer) des Klubs seines Sohnes, Viitorul Constanta am Schwarzen Meer, ist.

Zum zweiten Mal: Nur einmal zuvor war die rumänische U 21 für eine Europameisterschaft qualifiziert. 1998 richtete Rumänien die EM aus und war damit automatisch im Viertelfinale – damals gab es noch keine Gruppenphase – startberechtigt. 2019 qualifizierten sich Rumänien erstmals sportlich für ein Großereignis und darf durch den Halbfinaleinzug nun im kommenden Jahr auch erstmals als Profis an einem Olympischen Fußballturnier teilnehmen. Es sind die größten Erfolge in der Verbandsgeschichte der rumänischen Junioren.

Der Weg nach Italien und San Marino: Rumänien meisterte die Qualifikation ungeschlagen bei sieben Siegen und drei Remis (24 Punkte) als Sieger der Qualifikationsgruppe 8 vor Portugal (22). Mit lediglich vier Gegentoren in diesen zehn Partien stellte Rumänien gemeinsam mit England die beste Defensive in der Qualifikation.

Olympia mit Amateuren: Die letzte Olympiateilnahme Rumäniens in Fußballwettbewerben rührt noch aus Amateurzeiten. 1964 war das Land in Tokio – wie übrigens 2020 – dabei und wurde in der Gruppe A hinter der (bis dahin letzten gesamt-) deutschen Mannschaft Zweiter. Das direkte Duell endete damals 1:1. Rumänien schied im folgenden Viertelfinale nach einem 0:2 gegen den späteren Olympiasieger Ungarn aus – die beiden Treffer der Magyaren erzielte Tibor Csernai, ein jüngerer Bruder des langjährigen Bundesligatrainers Pal Csernai.

Rumäniens Coach: Seit März 2018 ist der ehemalige Nationalspieler Mirel Radoi Trainer der rumänischen U 21. Zuvor hatte er in seinem Heimatland die Klubs FCSB und FC Arges betreut. Als Aktiver verbrachte der Defensivspieler den ersten Teil seiner Karriere in der Heimat, insbesondere bei Rekordmeister Steaua Bukarest. Von 2009 bis 2015 ließ er seine Laufbahn auf der arabischen Halbinsel bei diversen Klubs ausklingen. Mit Steaua wurde Radoi dreimal Rumänischer Meister (2001, 2005 und 2006) und holte zweimal den nationalen Supercup (2001, 2006). In den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien kamen weitere nationale Meisterschaften und Pokale hinzu. Für die rumänische Nationalmannschaft lief Radoi 67-mal auf, dabei gelangen ihm zwei Treffer. 2008 nahm er an der EURO in Österreich und der Schweiz teil, musste aber während des zweiten Gruppenspiels nach einem schweren Zusammenstoß mit Teamkollege Razvan Rat das Turnier beenden.

Heimatverbunden: Aus dem rumänischen Kader spielen 16 der 23 Akteure in der Heimat, die meisten davon (fünf) beim Verein des größten rumänischen Fußballers aller Zeiten, Gheorghe Hagi, der bei Viitorul Constanta Trainer, Präsident und Besitzer in Personalunion ist. Fünf weitere Akteure spielten in der Jugend ebenfalls bei Hagi in Constanta oder machten dort ihre ersten Schritte als Profis. Unter den 23 Spielern befindet sich mit Ianis Hagi auch der Sohn der rumänischen Legende, auch er spielt und trainiert im Alltag unter seinem Vater beim FC Viitorul. Der FCSB stellt mit vier Aktiven die zweitgrößte Fraktion in der Auswahl, daneben kommen nur von Sepsi Sfantu Gheorghe noch zwei Spieler. Die anderen zwölf Akteure wurden von zwölf unterschiedlichen Vereinen abgestellt.

Puscas: Sowohl die meisten Spiele als auch die meisten Tore der Auswahl gehen auf das Konto von Mittelstürmer George Puscas, der in 24 Einsätzen 16 Treffer erzielte und auch bei der laufenden EM schon zweimal erfolgreich war. Puscas hat - wie auch Dragomir vom AC Perugia und Andrei Radu vom CFC Genua - quasi ein Heimspiel, er läuft normalerweise für US Palermo in der italienischen Serie B auf. Puscas bestritt bereits acht Länderspiele (vier Tore) für die A-Nationalmannschaft, neben ihm waren acht weitere Akteure der U 21 auch schon für die A-Auswahl aktiv.

Das Stadion: Das erste Halbfinale der diesjährigen EM wird im Stadio Renato Dall'Ara in Bologna ausgetragen. Es ist mit 31.000 Plätzen die größte Arena der U 21-EURO. Die Spielstätte wurde zwischen 1925 und 1927 errichtet und war Austragungsort bei den Weltmeisterschaften 1934 und 1990. Die deutsche Gruppe D bestritt hier 1990 drei Vorrundenpartien, der spätere Weltmeister trug allerdings alle seine drei Gruppenspiele im Mailänder San Siro aus. Äußerst prägnant für die Kulisse ist der Stadionturm mit Rundbogen auf der Gegengerade. Die Arena besitzt zudem noch eine Laufbahn für Leichtathletikwettbewerbe.

Wissenswertes zur Stadt: Bologna wird im Volksmund auch "la grassa", "die Fette", auf Grund des reichhaltigen Essens genannt. Einige Nudelsorten und -gerichte wurden hier "erfunden" – die berühmten Spaghetti Bolognese zählen allerdings nicht dazu.

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Die deutsche U 21-Nationalmannschaft hat ihr Minimalziel erreicht, nun will das DFB-Team den ganz großen Coup landen. Mit dem Halbfinaleinzug ist das Olympiaticket für Tokio 2020 gelöst, heute (ab 18 Uhr, live im ZDF) wartet Rumänien auf dem Weg ins Finale der EURO in Italien und San Marino. DFB.de macht den Faktencheck mit allen wichtigen Statistiken zum Spiel in Bologna.

Der direkte Vergleich: Die deutsche U 21 ist gegen Rumänien noch unbesiegt – in sieben Duellen gab es vier Siege und drei Remis bei 23:6 Toren. In Pflichtspielen liest sich die DFB-Bilanz sogar noch besser: In vier Pflichtspielduellen – darunter die letzten drei Aufeinandertreffen in EM-Qualifikationen - gegen Rumänien gab es drei Siege und nur ein Remis. Das einzige Duell bei einer Europameisterschaft entschied Deutschland für sich. Bei der EM 1998 in Rumänien gewann das damalige Team um Trainer Hannes Löhr 1:0 nach Golden Goal durch Danny Schwarz in der 101. Minute. Die letzten beiden Duelle fanden in der Qualifikation zur EM 2015 statt. Damals gab es ein 2:2 auswärts in Giurgiu und ein deutliches 8:0 in Magdeburg.

Torfestival: Die deutsche U 21 gewann nur einmal höher als beim 8:0 in Magdeburg: Am 17. November 2009 feierte der deutsche Nachwuchs sogar ein 11:0 bei San Marino. Seit dem 8:0 gegen Rumänien gewann Deutschland nicht mehr in dieser Höhe. Für die rumänische U 21 ist das 0:8 die bis heute höchste Niederlage in einem Länderspiel.

Torsicherheit: In den letzten drei Duellen traf das DFB-Team gegen Rumänien stets mindestens doppelt und erzielte dabei insgesamt 15 Treffer und damit fünf Tore im Schnitt pro Partie. Lediglich einmal blieb Deutschland gegen die "Tricolorii buni" torlos – beim 0:0 in einem Länderspiel in Bukarest am 1. September 1998.

Rückblick: Im letzten Vorrundenspiel der Europameisterschaft genügte dem DFB-Team gegen Österreich ein 1:1, um als Sieger der Gruppe B mit insgesamt sieben Punkten (zuvor 3:1 gegen Dänemark und 6:1 gegen Serbien) ins Halbfinale einzuziehen und sich zugleich das Ticket für Olympia 2020 zu sichern. Für die deutsche U 21 war es nach 2015 und 2017 der dritte Halbfinaleinzug in Folge und insgesamt der fünfte (zudem 1982 und 2009).

Halbfinalbilanz: Bei drei der bislang vier Halbfinalteilnahmen ging es anschließend auch ins Endspiel – nur 2015 nicht. 2009 und 2017 gewann das DFB-Team das Turnier letztlich, 1982 musste sich Deutschland im Finale England in Hin- und Rückspiel geschlagen geben. Vor vier Jahren setzte es im Halbfinale bei der EM in Tschechien eine 0:5-Klatsche gegen Portugal – es war die höchste Niederlage in der Geschichte der deutschen U 21. Vor zwei Jahren setzte sich Deutschland im Halbfinale in Polen 6:5 nach Elfmeterschießen gegen England durch, zog damit ins Finale ein, welches der DFB-Nachwuchs 1:0 gegen Spanien gewann und sich damit nach 2009 zum zweiten Mal den EM-Titel sicherte.

Starke Gruppenphase: Für das DFB-Team war es die beste Vorrunde bei einer U 21-Europameisterschaft, seit diese mit einer Gruppenphase gespielt wird (seit 2000). Zuvor holte Deutschlands Nachwuchs in einer EM-Vorrundengruppe maximal sechs Zähler (2017).

Beeindruckender Lauf: Luca Waldschmidt brachte das Team von Trainer Stefan Kuntz mit seinem Traumtor zur Führung gegen Österreich auf Kurs Halbfinale. Er erzielte sein fünftes Tor bei dieser EM und ist damit Toptorjäger des Turniers. Der Freiburger ist der erste deutsche Spieler bei einer U 21-EM, der in drei Spielen in Folge mindestens einen Treffer erzielt hat. Zudem überholte er Rudi Völler, der viermal 1982 traf als zweitbester deutscher U 21-EM-Torschütze. Nur Pierre Littbarski war mit sechs Treffern 1982 bei einer U 21-EM-Endrunde erfolgreicher. Mehr Tore bei einer U 21-Europameisterschaft als Waldschmidt erzielten in der Geschichte nur Schwedens Marcus Berg (sieben, 2009), Englands Mark Hateley (sechs, 1984), Littbarski (sechs, 1982) und Vahid Halilhodzic (sechs, 1978 für Jugoslawien). Mit seinen nun acht Toren im U 21-Dress ist Waldschmidt bester Torschütze im aktuellen Kader und überholte Levin Öztunali (sieben).

Berühmte Vorgänger: Bei drei EM-Spielen in Folge zu treffen, schafften zuletzt die Spanier Isco und Alvaro Morata 2013. Während Isco am letzten Gruppenspieltag sowie im Halbfinale und Finale jeweils traf, erzielte Morata sogar in vier Spielen in Serie mindestens ein Tor (in allen drei Gruppenspielen und im Halbfinale).

Kopf an Kopf: Auf ebenso viele Scorerpunkte wie der Freiburger (fünf) kommt im Turnier nur Teamkollege Marco Richter, der zwei von Waldschmidts Treffern vorbereitete und selbst dreimal einnetzte.

Ungeschlagen: Die deutsche U 21 ist seit 15 Spielen ungeschlagen - bei zwölf Siegen und drei Remis. Die letzte Niederlage gab es für das Team von Stefan Kuntz beim 1:3 gegen Norwegen in Drammen im Oktober 2017. Im Halbfinale könnte das Team nun einen Rekord einstellen: 16 U 21-Länderspiele in Folge ohne Niederlage gab es für das DFB-Team zuvor nur zwischen Oktober 1982 und April 1984 unter Berti Vogts (damals sieben Siege und neun Remis). Die Niederlage gegen Norwegen war auch die letzte Pflichtspielpleite - seither gab es acht Siege und zwei Unentschieden.

EM-Lauf: Bei Europameisterschaften ist das DFB-Team seit fünf Spielen ungeschlagen (drei Siege, zwei Remis) – das gelang zuvor nur 2009, als Deutschland ungeschlagen den Europameistertitel gewann (drei Siege, zwei Remis). Eine längere Serie gab es in der Geschichte der deutschen U 21 bei EM-Endrunden noch nie.

Gesperrt: Benjamin Henrichs sah gegen Österreich seine zweite Gelbe Karte im laufenden Turnier und verpasst das Halbfinale damit gelbgesperrt.

Passmonster: Nur Spaniens Dani Ceballos spielte mehr Pässe (262) und hatte mehr Ballaktionen (334) beim aktuellen Turnier als Timo Baumgartl (253 Pässe, 286 Ballaktionen) und Jonathan Tah (252 Pässe und 279 Ballaktionen).

Trainerbilanz: Stefan Kuntz betreut die deutsche U 21 im Halbfinale zum neunten Mal bei einer EM-Partie – das ist eingestellter Rekord gemeinsam mit Horst Hrubesch.

Jubiläum: Die deutsche U 21 bestreitet im Halbfinale ihr 200. Pflichtspiel (158 in der EM-Qualifikation, 41 bei einer EM).

Rumänien überrascht: Die Rumänen überraschten mit ihrem ersten Einzug ins Halbfinale alle Experten und vor allem die Gruppengegner Kroatien und England. Mit einer teils rauschhaften Vorstellung wurden die Kroaten im ersten Gruppenspiel 4:1 vom Platz gefegt, im zweiten Gruppenspiel folgte gegen die hochfavorisierten Engländer ein nicht minder unterhaltsames 4:2. Gegen die ebenfalls hoch eingeschätzten Franzosen reichte der Mannschaft von Trainer Mirel Radoi letztlich ein 0:0, das aufgrund der Gruppenkonstellation zum sicheren Halbfinaleinzug beider Teams genügte. Der Leidtragende war Gastgeber Italien, der mit sechs Zählern in der Vorrunde ausschied.

Aufpassen, torgefährlich: In der Vorrunde war Rumänien mit acht Treffern (wie Spanien) nach Deutschland mit zehn Treffern das torgefährlichste Team. Für diese acht Tore benötigten die Südosteuropäer nur 39 Abschlüsse, die Chancenverwertung von 24 Prozent (Deutschland auch mit 24) wird im Turnier nur von Polen mit 31 Prozent übertroffen. Nur Dänemark hatte im Turnier mehr Großchancen als Rumänien (acht, wie Österreich), das davon 63 Prozent verwertete. Nur die Polen (67) und die Belgier (75) nutzten ihre Topgelegenheiten noch besser aus - Deutschland liegt da bei 57 Prozent.

Gefährlich im Endspurt: Rumänien erzielte von allen EM-Teams die meisten Tore in der zweiten Halbzeit im aktuellen Turnierverlauf (sechs, von acht). Fünf Tore erzielten die Rumänen sogar in der Schlussviertelstunde und damit drei mehr als jedes andere Team.

Passspiel: Rumäniens Trainer Radoi setzt auf zügiges Vertikalspiel mit wenigen schnellen Pässen. 312 Pässe spielte Rumänien pro Partie - das DFB-Team liegt bei 573 - das bedeutet den geringsten Wert aller Teams. Davon kamen 79,2 Prozent beim Mitspieler an (DFB: 88 Prozent), nur bei den Polen ist die Passquote etwas geringer (78,7).

Kein Ballbesitzfußball: Damit einhergehend verzichtet der Underdog auf den Großteil des Ballbesitzes. In der Vorrunde waren die Rumänen nur zu 39 Prozent im Besitz des Spielgeräts (DFB: 57 Prozent) – auch hier hatte nur Polen einen geringeren Wert (35).

Zweikämpfe? - Nein, danke: In der bisherigen EM stellen die "Tricolorii buni" das zweikampfschwächste Team. Die Rumänen gewannen 44 Prozent ihrer Duelle, Deutschland kommt auf 53 Prozent - Rang drei. Die Zweikampfschwäche resultiert allerdings auch aus hartem Spiel. Die Rumänen begingen bereits 50 Fouls (Deutschland: 30), sechs mehr als jedes andere Team. Selbst wurden sie nur 25-mal gelegt (Deutschland: 34-mal) – Tiefstwert bei der EM.

Offensivstark: Auffällig agierten bei den Rumänen bis dato vor allem die Offensiven mit den drei besten Torschützen George Puscas, Florinel Coman und Ianis Hagi (alle zwei Treffer), die zusammen sechs der acht Tore erzielten. Während der bullige Mittelstürmer Puscas und der schnelle sowie äußerst wendige Coman keinerlei Beziehung zu ihren (Beinahe-)Namensvettern haben, ist Ianis Hagi der Sohn der rumänischen Legende Gheorghe Hagi - seinerzeit auch als "Karpaten-Maradona" bekannt – der sowohl Trainer als auch Präsident (und Besitzer) des Klubs seines Sohnes, Viitorul Constanta am Schwarzen Meer, ist.

Zum zweiten Mal: Nur einmal zuvor war die rumänische U 21 für eine Europameisterschaft qualifiziert. 1998 richtete Rumänien die EM aus und war damit automatisch im Viertelfinale – damals gab es noch keine Gruppenphase – startberechtigt. 2019 qualifizierten sich Rumänien erstmals sportlich für ein Großereignis und darf durch den Halbfinaleinzug nun im kommenden Jahr auch erstmals als Profis an einem Olympischen Fußballturnier teilnehmen. Es sind die größten Erfolge in der Verbandsgeschichte der rumänischen Junioren.

Der Weg nach Italien und San Marino: Rumänien meisterte die Qualifikation ungeschlagen bei sieben Siegen und drei Remis (24 Punkte) als Sieger der Qualifikationsgruppe 8 vor Portugal (22). Mit lediglich vier Gegentoren in diesen zehn Partien stellte Rumänien gemeinsam mit England die beste Defensive in der Qualifikation.

Olympia mit Amateuren: Die letzte Olympiateilnahme Rumäniens in Fußballwettbewerben rührt noch aus Amateurzeiten. 1964 war das Land in Tokio – wie übrigens 2020 – dabei und wurde in der Gruppe A hinter der (bis dahin letzten gesamt-) deutschen Mannschaft Zweiter. Das direkte Duell endete damals 1:1. Rumänien schied im folgenden Viertelfinale nach einem 0:2 gegen den späteren Olympiasieger Ungarn aus – die beiden Treffer der Magyaren erzielte Tibor Csernai, ein jüngerer Bruder des langjährigen Bundesligatrainers Pal Csernai.

Rumäniens Coach: Seit März 2018 ist der ehemalige Nationalspieler Mirel Radoi Trainer der rumänischen U 21. Zuvor hatte er in seinem Heimatland die Klubs FCSB und FC Arges betreut. Als Aktiver verbrachte der Defensivspieler den ersten Teil seiner Karriere in der Heimat, insbesondere bei Rekordmeister Steaua Bukarest. Von 2009 bis 2015 ließ er seine Laufbahn auf der arabischen Halbinsel bei diversen Klubs ausklingen. Mit Steaua wurde Radoi dreimal Rumänischer Meister (2001, 2005 und 2006) und holte zweimal den nationalen Supercup (2001, 2006). In den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien kamen weitere nationale Meisterschaften und Pokale hinzu. Für die rumänische Nationalmannschaft lief Radoi 67-mal auf, dabei gelangen ihm zwei Treffer. 2008 nahm er an der EURO in Österreich und der Schweiz teil, musste aber während des zweiten Gruppenspiels nach einem schweren Zusammenstoß mit Teamkollege Razvan Rat das Turnier beenden.

Heimatverbunden: Aus dem rumänischen Kader spielen 16 der 23 Akteure in der Heimat, die meisten davon (fünf) beim Verein des größten rumänischen Fußballers aller Zeiten, Gheorghe Hagi, der bei Viitorul Constanta Trainer, Präsident und Besitzer in Personalunion ist. Fünf weitere Akteure spielten in der Jugend ebenfalls bei Hagi in Constanta oder machten dort ihre ersten Schritte als Profis. Unter den 23 Spielern befindet sich mit Ianis Hagi auch der Sohn der rumänischen Legende, auch er spielt und trainiert im Alltag unter seinem Vater beim FC Viitorul. Der FCSB stellt mit vier Aktiven die zweitgrößte Fraktion in der Auswahl, daneben kommen nur von Sepsi Sfantu Gheorghe noch zwei Spieler. Die anderen zwölf Akteure wurden von zwölf unterschiedlichen Vereinen abgestellt.

Puscas: Sowohl die meisten Spiele als auch die meisten Tore der Auswahl gehen auf das Konto von Mittelstürmer George Puscas, der in 24 Einsätzen 16 Treffer erzielte und auch bei der laufenden EM schon zweimal erfolgreich war. Puscas hat - wie auch Dragomir vom AC Perugia und Andrei Radu vom CFC Genua - quasi ein Heimspiel, er läuft normalerweise für US Palermo in der italienischen Serie B auf. Puscas bestritt bereits acht Länderspiele (vier Tore) für die A-Nationalmannschaft, neben ihm waren acht weitere Akteure der U 21 auch schon für die A-Auswahl aktiv.

Das Stadion: Das erste Halbfinale der diesjährigen EM wird im Stadio Renato Dall'Ara in Bologna ausgetragen. Es ist mit 31.000 Plätzen die größte Arena der U 21-EURO. Die Spielstätte wurde zwischen 1925 und 1927 errichtet und war Austragungsort bei den Weltmeisterschaften 1934 und 1990. Die deutsche Gruppe D bestritt hier 1990 drei Vorrundenpartien, der spätere Weltmeister trug allerdings alle seine drei Gruppenspiele im Mailänder San Siro aus. Äußerst prägnant für die Kulisse ist der Stadionturm mit Rundbogen auf der Gegengerade. Die Arena besitzt zudem noch eine Laufbahn für Leichtathletikwettbewerbe.

Wissenswertes zur Stadt: Bologna wird im Volksmund auch "la grassa", "die Fette", auf Grund des reichhaltigen Essens genannt. Einige Nudelsorten und -gerichte wurden hier "erfunden" – die berühmten Spaghetti Bolognese zählen allerdings nicht dazu.

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