U 19-Trainerin Kathrin Peter: "Ich setze Dinge aus Überzeugung um"

Ende August startet die deutsche U 19-Frauen-Nationalmannschaft in die Länderspielsaison 2019/2020. In Belgien am 30. August (ab 14 Uhr) und in den Niederlanden am 1. September (ab 16.30 Uhr) steht erstmals Kathrin Peter als verantwortliche DFB-Trainerin an der Seitenlinie. Im DFB.de-Interview spricht die Westfälin mit Redakteur David Horward über ein folgenschweres Vergessen ihres Vaters, den Spaß am Trainerinnenberuf und Spielsysteme, die sich aus den Stärken der Mannschaft ergeben.

DFB.de: Frau Peter, Ihr Geburtsname ist Voss, und sie kommen aus Tecklenburg. Da haben Ihre Kolleginnen und Kollegen bei der Trainerinnentagung wahrscheinlich erstmal gelacht, als Sie das bei Ihrer Vorstellungsrunde erzählt haben...?

Kathrin Peter: Ja, das war eine lustige Situation bei der Tagung. Martina Voss-Tecklenburg war schon früher ein Vorbild für mich. Und dadurch, dass wir beide mit dem Nachnamen Voss aufgelaufen sind, gab es damals schon eine Verbindung zwischen uns. Als Martina dann geheiratet und den Doppelnamen Voss-Tecklenburg angenommen hat, musste ich erstmal lachen. Ich stamme ja gebürtig aus Tecklenburg.

DFB.de: Wo leben Sie aktuell?

Peter: Ich wohne zusammen mit meinem Mann und meinen beiden Kindern in Ibbenbüren, einer Kleinstadt zwischen Münster und Osnabrück.

DFB.de: Ihr Mann Ralf ist auch Trainer. Gibt es bei Ihnen zu Hause viele Fachdiskussionen?

Peter: Für mich ist Fußball Berufung. Deshalb tauschen wir uns zu Hause natürlich häufig aus. Es ist sehr interessant, aus dem Bereich der Trainerausbildung die neuesten Trends mitzubekommen. Da kann ich für meine praktische Arbeit auf dem Platz ja auch etwas mitnehmen.

DFB.de: Wie sind Sie zum Fußball gekommen?

Peter: Das ist eine witzige Geschichte. (lacht) Als ich klein war, haben mich meine Eltern samstagsmorgens zum Turnen gebracht. Während ich geturnt habe, ist mein Vater meistens nach Hause gefahren und hat da noch ein paar Dinge erledigt. Einmal hat er vergessen, mich abzuholen, weil er zu sehr in die Gartenarbeit vertieft war. Ich habe mich dann vor die Turnhalle gesetzt und auf ihn gewartet. Zur gleichen Zeit hatte die F-Jugend vom Fußballverein ein Spiel. Und wie das dann in einem kleinen Dorf vorkommen kann, hatte die Mannschaft zu wenige Spieler. Dann haben die mich gefragt, ob ich mitspielen möchte. Und als mein Vater irgendwann auftauchte, hatte ich schon zwei Tore geschossen. Daraufhin habe ich dann das Turnen gegen Fußballspielen getauscht.

DFB.de: ... und seitdem sind Sie Fan von welcher Mannschaft?

Peter: Ich war früher mal Fan von Borussia Mönchengladbach. Seitdem ich Trainerin bin, hat sich mein Blick auf Fußballspiele ein bisschen gewandelt. Deshalb würde ich mich mittlerweile nicht mehr als Fan, sondern als Sympathisantin von Borussia Mönchengladbach bezeichnen.

DFB.de: Sie haben den "anderen Blick" angesprochen, den man mit der Zeit als Trainerin bekommt. Welche Spiele einer Mannschaft haben Sie in der vergangenen Saison aus taktischen oder spielerischen Gründen besonders gerne verfolgt?

Peter: Ich mag mutigen und offensiven Fußball unglaublich gerne. Mannschaften, die Tore schießen wollen und nach vorne spielen. So, wie der FC Liverpool in der letzten Saison unter Jürgen Klopp aufgetreten ist, hat mir unglaublich gut gefallen. Ich bin da aber auch nicht auf eine Mannschaft festgelegt. Ich freue mich einfach, wenn Mannschaften nicht nur darauf aus sind, Tore zu verhindern, sondern das Spiel aktiv zu gestalten und Tore schießen wollen.

DFB.de: Wo haben Sie aktiv Fußball gespielt?

Peter: In der Bundesliga habe ich bei Eintracht Rheine, dem späteren 1. FFC Heike Rheine und dem 1. FFC Flaesheim-Hillen gespielt. Mein größter Erfolg war die Teilnahme am DFB-Pokalfinale in der Saison 2000/2001 mit Flaesheim-Hillen.

DFB.de: Ihre Lieblingsposition auf dem Platz?

Peter: Im Sturm. In der Jugend habe ich kurzzeitig im Tor gespielt. Das hat mir auch Spaß gemacht. Aber eigentlich bin ich eine klare Nummer 9!

DFB.de: Und wie ist es dazu gekommen, dass Sie nach Ihrer aktiven Karriere Trainerin geworden sind?

Peter: Ich habe während meiner aktiven Fußballzeit eine Ausbildung zur Bankkauffrau begonnen und bin nach Mönchengladbach gezogen. Aus zeitlichen Gründen konnte ich dann nicht mehr in der Frauen-Bundesliga weiterspielen. Ich habe dann meinen damaligen FLVW-Verbandstrainer Helmut Horsch darüber informiert, dass ich nicht mehr aktiv spielen werde. Er meinte zu mir: "Ok. Dann musst du mich aber hier bei der Verbandsauswahlmannschaft als Trainerin unterstützen, du kannst den Fußball jetzt nicht komplett an den Nagel hängen!" Helmut hat mich sehr gefördert, immer wieder ermutigt, weitere Lehrgänge zu besuchen. Durch ihn bin ich in den Bereich der Auswahlmannschaften gekommen.

DFB.de: Was macht Ihnen am Trainerdasein so viel Spaß?

Peter: Es ist ein unglaublich vielfältiges Themenspektrum: Zum einen arbeite ich sehr gerne mit jungen Menschen zusammen, die ich ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten kann - zum anderen natürlich die Arbeit auf dem Platz. Da werden viele einzelne Mosaiksteinchen zusammengelegt. Jedes Spiel ist anders, für jedes Spiel muss man neue Strategien entwickeln und die Spielerinnen mitnehmen, damit sie den Plan für das Spiel umsetzen.

DFB.de: Als was für einen Trainerinnentyp würden Sie sich selbst beschreiben?

Peter: Ich arbeite sehr gerne in einem Team und kommuniziere mit Menschen auf Augenhöhe. Ich setze Dinge aus Überzeugung um. Ehrlich gesagt bin ich aber auch sehr penibel und stringent. Und ich bin erst zufrieden, wenn etwas zu 100 Prozent erledigt wurde.

DFB.de: Haben Sie ein präferiertes Spielsystem?

Peter: Nein. Es gibt sicherlich Systeme, mit denen meine Mannschaften erfolgreich gespielt haben und denen ich deswegen mehr Vertrauen schenke. Eigentlich sollte es aber ein anderer Weg sein: Die besten elf Spielerinnen müssen auf dem Platz stehen. Ein System ergibt sich dann aus den Stärken der Startelf. Und aus der Art, wie meine Mannschaft Fußball spielt und Vorgaben am besten umsetzt. Je nach Gegner und Ausrichtung müssen wir natürlich flexibel sein und mehrere Systeme spielen können. Mein Ziel ist es, ein Spielsystem zu entwickeln, in dem die Spielerinnen den größtmöglichen Erfolg haben. Es ist unser Ziel, die Spielerinnen unter Berücksichtigung der Leitlinien für unsere Frauen-Nationalmanschaft zu entwickeln. Da steht die U 19 unabhängig von Systemen, insbesondere für die Entwicklung der einzelnen Spielerinnen.

DFB.de: Welchen Spielstil wollen Sie spielen lassen?

Peter: Als deutsche U 19-Frauen-Nationalmannschaft muss man sich nicht vor irgendwem verstecken. Deshalb will ich natürlich, dass meine Mannschaft ihre Spiele bestimmt und attraktiven Fußball spielt. Nicht auf Zufall ausgerichtet, sondern mit dem klaren Ziel, Tore zu schießen. Für mich heißt das konkret: eine Kombination aus Ballbesitzfußball, schnellem Umschaltspiel und aktivem Verteidigen.

DFB.de: Am 30. August haben Sie Ihr erstes Länderspiel als DFB-Trainerin mit den U 19-Frauen gegen Belgien. Ihre Stelle beim DFB haben Sie erst Anfang des Monats angetreten. Kennen Sie Ihre Spielerinnen schon alle persönlich?

Peter: Ich habe die U 17- und U 19-Europameisterschaften natürlich sehr aktiv verfolgt. Daher kenne ich alle Spielerinnen aus dem Videomaterial und der Übergabe von Maren Meinert beziehungsweise Uli Ballweg. Das ist für mich aber nicht "persönlich kennen". Die Spielerinnen werde ich bei unserer ersten Maßnahme in Duisburg richtig kennenlernen. Und darauf freue ich mich sehr!

[dh]

Ende August startet die deutsche U 19-Frauen-Nationalmannschaft in die Länderspielsaison 2019/2020. In Belgien am 30. August (ab 14 Uhr) und in den Niederlanden am 1. September (ab 16.30 Uhr) steht erstmals Kathrin Peter als verantwortliche DFB-Trainerin an der Seitenlinie. Im DFB.de-Interview spricht die Westfälin mit Redakteur David Horward über ein folgenschweres Vergessen ihres Vaters, den Spaß am Trainerinnenberuf und Spielsysteme, die sich aus den Stärken der Mannschaft ergeben.

DFB.de: Frau Peter, Ihr Geburtsname ist Voss, und sie kommen aus Tecklenburg. Da haben Ihre Kolleginnen und Kollegen bei der Trainerinnentagung wahrscheinlich erstmal gelacht, als Sie das bei Ihrer Vorstellungsrunde erzählt haben...?

Kathrin Peter: Ja, das war eine lustige Situation bei der Tagung. Martina Voss-Tecklenburg war schon früher ein Vorbild für mich. Und dadurch, dass wir beide mit dem Nachnamen Voss aufgelaufen sind, gab es damals schon eine Verbindung zwischen uns. Als Martina dann geheiratet und den Doppelnamen Voss-Tecklenburg angenommen hat, musste ich erstmal lachen. Ich stamme ja gebürtig aus Tecklenburg.

DFB.de: Wo leben Sie aktuell?

Peter: Ich wohne zusammen mit meinem Mann und meinen beiden Kindern in Ibbenbüren, einer Kleinstadt zwischen Münster und Osnabrück.

DFB.de: Ihr Mann Ralf ist auch Trainer. Gibt es bei Ihnen zu Hause viele Fachdiskussionen?

Peter: Für mich ist Fußball Berufung. Deshalb tauschen wir uns zu Hause natürlich häufig aus. Es ist sehr interessant, aus dem Bereich der Trainerausbildung die neuesten Trends mitzubekommen. Da kann ich für meine praktische Arbeit auf dem Platz ja auch etwas mitnehmen.

DFB.de: Wie sind Sie zum Fußball gekommen?

Peter: Das ist eine witzige Geschichte. (lacht) Als ich klein war, haben mich meine Eltern samstagsmorgens zum Turnen gebracht. Während ich geturnt habe, ist mein Vater meistens nach Hause gefahren und hat da noch ein paar Dinge erledigt. Einmal hat er vergessen, mich abzuholen, weil er zu sehr in die Gartenarbeit vertieft war. Ich habe mich dann vor die Turnhalle gesetzt und auf ihn gewartet. Zur gleichen Zeit hatte die F-Jugend vom Fußballverein ein Spiel. Und wie das dann in einem kleinen Dorf vorkommen kann, hatte die Mannschaft zu wenige Spieler. Dann haben die mich gefragt, ob ich mitspielen möchte. Und als mein Vater irgendwann auftauchte, hatte ich schon zwei Tore geschossen. Daraufhin habe ich dann das Turnen gegen Fußballspielen getauscht.

DFB.de: ... und seitdem sind Sie Fan von welcher Mannschaft?

Peter: Ich war früher mal Fan von Borussia Mönchengladbach. Seitdem ich Trainerin bin, hat sich mein Blick auf Fußballspiele ein bisschen gewandelt. Deshalb würde ich mich mittlerweile nicht mehr als Fan, sondern als Sympathisantin von Borussia Mönchengladbach bezeichnen.

DFB.de: Sie haben den "anderen Blick" angesprochen, den man mit der Zeit als Trainerin bekommt. Welche Spiele einer Mannschaft haben Sie in der vergangenen Saison aus taktischen oder spielerischen Gründen besonders gerne verfolgt?

Peter: Ich mag mutigen und offensiven Fußball unglaublich gerne. Mannschaften, die Tore schießen wollen und nach vorne spielen. So, wie der FC Liverpool in der letzten Saison unter Jürgen Klopp aufgetreten ist, hat mir unglaublich gut gefallen. Ich bin da aber auch nicht auf eine Mannschaft festgelegt. Ich freue mich einfach, wenn Mannschaften nicht nur darauf aus sind, Tore zu verhindern, sondern das Spiel aktiv zu gestalten und Tore schießen wollen.

DFB.de: Wo haben Sie aktiv Fußball gespielt?

Peter: In der Bundesliga habe ich bei Eintracht Rheine, dem späteren 1. FFC Heike Rheine und dem 1. FFC Flaesheim-Hillen gespielt. Mein größter Erfolg war die Teilnahme am DFB-Pokalfinale in der Saison 2000/2001 mit Flaesheim-Hillen.

DFB.de: Ihre Lieblingsposition auf dem Platz?

Peter: Im Sturm. In der Jugend habe ich kurzzeitig im Tor gespielt. Das hat mir auch Spaß gemacht. Aber eigentlich bin ich eine klare Nummer 9!

DFB.de: Und wie ist es dazu gekommen, dass Sie nach Ihrer aktiven Karriere Trainerin geworden sind?

Peter: Ich habe während meiner aktiven Fußballzeit eine Ausbildung zur Bankkauffrau begonnen und bin nach Mönchengladbach gezogen. Aus zeitlichen Gründen konnte ich dann nicht mehr in der Frauen-Bundesliga weiterspielen. Ich habe dann meinen damaligen FLVW-Verbandstrainer Helmut Horsch darüber informiert, dass ich nicht mehr aktiv spielen werde. Er meinte zu mir: "Ok. Dann musst du mich aber hier bei der Verbandsauswahlmannschaft als Trainerin unterstützen, du kannst den Fußball jetzt nicht komplett an den Nagel hängen!" Helmut hat mich sehr gefördert, immer wieder ermutigt, weitere Lehrgänge zu besuchen. Durch ihn bin ich in den Bereich der Auswahlmannschaften gekommen.

DFB.de: Was macht Ihnen am Trainerdasein so viel Spaß?

Peter: Es ist ein unglaublich vielfältiges Themenspektrum: Zum einen arbeite ich sehr gerne mit jungen Menschen zusammen, die ich ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten kann - zum anderen natürlich die Arbeit auf dem Platz. Da werden viele einzelne Mosaiksteinchen zusammengelegt. Jedes Spiel ist anders, für jedes Spiel muss man neue Strategien entwickeln und die Spielerinnen mitnehmen, damit sie den Plan für das Spiel umsetzen.

DFB.de: Als was für einen Trainerinnentyp würden Sie sich selbst beschreiben?

Peter: Ich arbeite sehr gerne in einem Team und kommuniziere mit Menschen auf Augenhöhe. Ich setze Dinge aus Überzeugung um. Ehrlich gesagt bin ich aber auch sehr penibel und stringent. Und ich bin erst zufrieden, wenn etwas zu 100 Prozent erledigt wurde.

DFB.de: Haben Sie ein präferiertes Spielsystem?

Peter: Nein. Es gibt sicherlich Systeme, mit denen meine Mannschaften erfolgreich gespielt haben und denen ich deswegen mehr Vertrauen schenke. Eigentlich sollte es aber ein anderer Weg sein: Die besten elf Spielerinnen müssen auf dem Platz stehen. Ein System ergibt sich dann aus den Stärken der Startelf. Und aus der Art, wie meine Mannschaft Fußball spielt und Vorgaben am besten umsetzt. Je nach Gegner und Ausrichtung müssen wir natürlich flexibel sein und mehrere Systeme spielen können. Mein Ziel ist es, ein Spielsystem zu entwickeln, in dem die Spielerinnen den größtmöglichen Erfolg haben. Es ist unser Ziel, die Spielerinnen unter Berücksichtigung der Leitlinien für unsere Frauen-Nationalmanschaft zu entwickeln. Da steht die U 19 unabhängig von Systemen, insbesondere für die Entwicklung der einzelnen Spielerinnen.

DFB.de: Welchen Spielstil wollen Sie spielen lassen?

Peter: Als deutsche U 19-Frauen-Nationalmannschaft muss man sich nicht vor irgendwem verstecken. Deshalb will ich natürlich, dass meine Mannschaft ihre Spiele bestimmt und attraktiven Fußball spielt. Nicht auf Zufall ausgerichtet, sondern mit dem klaren Ziel, Tore zu schießen. Für mich heißt das konkret: eine Kombination aus Ballbesitzfußball, schnellem Umschaltspiel und aktivem Verteidigen.

DFB.de: Am 30. August haben Sie Ihr erstes Länderspiel als DFB-Trainerin mit den U 19-Frauen gegen Belgien. Ihre Stelle beim DFB haben Sie erst Anfang des Monats angetreten. Kennen Sie Ihre Spielerinnen schon alle persönlich?

Peter: Ich habe die U 17- und U 19-Europameisterschaften natürlich sehr aktiv verfolgt. Daher kenne ich alle Spielerinnen aus dem Videomaterial und der Übergabe von Maren Meinert beziehungsweise Uli Ballweg. Das ist für mich aber nicht "persönlich kennen". Die Spielerinnen werde ich bei unserer ersten Maßnahme in Duisburg richtig kennenlernen. Und darauf freue ich mich sehr!

###more###