U 19-Trainer Tullberg: "Trage BVB-Emblem mit Stolz"

Die U 19 von Borussia Dortmund, die in den zurückliegenden beiden Jahren Deutscher A-Junioren-Meister und Vizemeister wurde, hat sich als souveräner Tabellenführer in der Staffel West der A-Junioren-Bundesliga in die Winterpause verabschiedet. Im DFB.de-Interview zum Jahreswechsel spricht BVB-Trainer Mike Tullberg (37) mit Mitarbeiter Peter Haidinger auch über Ausbildung und Entwicklung.

DFB.de: Obwohl Ihr Team noch zwei Nachholpartien in der Hinterhand hat, überwintert der BVB auf Platz eins. Wie sehr genießen Sie den Blick auf die Tabelle und mit welchen Gefühlen gehen Sie in die Winterpause, Herr Tullberg?

Mike Tullberg: Für mich geht es nicht um Ergebnisse, sondern ausschließlich um die Ausbildung und Entwicklung unserer Spieler. Wir haben in den vergangenen Jahren viele Spieler an den Profibereich herangeführt. Samuel Bamba, den ich in der Vorsaison noch in der U 19 betreut hatte, hat gerade sein Bundesligadebüt bei unseren Profis gegeben. Tom Rothe und Colin Kleine-Bekel, die beide unsere Nachwuchsabteilung durchlaufen haben, führen mit Holstein Kiel in der 2. Bundesliga die Tabelle an. Am Ende ist das alles ein Ausdruck für die gute Arbeit, die wir beim BVB leisten.

DFB.de: Mit Paris Brunner, Charles Herrmann und Almugera Kabar stehen gleich drei U 17-Weltmeister in Ihrem Team. Wie stolz macht Sie das?

Tullberg: Wir sind grundsätzlich über jeden Nachwuchsspieler stolz, haben uns mächtig über den Erfolg gefreut. Man tut den Spielern aber keinen Gefallen, wenn von außen der Ruf nach Einsätzen in der Bundesliga immer lauter wird.

DFB.de: Warum?

Tullberg: Die Spieler sind allesamt auf einem guten Weg, haben aber noch jede Menge zu lernen. Bei der Weltmeisterschaft waren die Gegenspieler genauso alt wie sie, was einen enormen Unterschied ausmacht. Die Jungs müssen noch einen weiten Weg gehen, bis sie im Profibereich ankommen.

DFB.de: Paris Brunner wurde bei der WM als bester Spieler des Turniers geehrt. Sie haben ihn vor der Winterpause beim 3:0-Heimsieg gegen den SC Verl bereits zur Halbzeit ausgewechselt. Wie schwierig ist es, die Jungs jetzt auf den Boden zu halten?

Tullberg: In diesem Fall musste ich Paris schützen, weil seine Gegenspieler sehr oft zu unfairen Mitteln gegriffen hatten, um ihn aus dem Spiel zu nehmen. Wir tun unser Bestes, reden viel mit den Jungs, damit sie nicht abheben.

DFB.de: Der WM-Titel zeigt, dass es in Deutschland viele Talente gibt. Was muss sich künftig dennoch ändern, damit die jungen Spieler bei Ihren Klubs auch in der Bundesliga eine Chance und mehr Spielzeit bekommen?

Tullberg: Mit dem WM-Titel haben die Jungs etwas Besonderes erreicht, das kann ihnen keiner mehr nehmen. Der Hype, der auf die Spieler in den sozialen Medien einprasselt, ist enorm. Wichtig ist, dass sie weiter hart an sich arbeiten, um die Ziele zu erreichen.

DFB.de: Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang die laufenden Änderungen im Kinder- und Jugendfußball sowie die anstehende Reform des Junioren-Spielbetriebs?

Tullberg: Um ganz ehrlich zu sein: Ich bin kein Experte für Kinderfußball. Von daher bin ich selbst gespannt, wie sich die eingeleiteten Veränderungen auswirken werden. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Meine eigenen Kinder sind drei und fünf Jahre alt. Sie spielen Fußball, um Spaß zu haben, wollen aber auch in jedem Training und jedem Spiel immer gewinnen. Das ist aus meiner Sicht bei jeder Form der Weiterentwicklung junger Talente wichtig.

DFB.de: Zur neuen Saison wird es die A- und B-Junioren Bundesliga in der aktuellen Form nicht mehr geben. Warum war dieser Schritt aus Ihrer Sicht sinnvoll und richtig?

Tullberg: Man sollte sich kein Urteil erlauben, bevor man Neuerungen nicht selbst ausprobiert hat. Deshalb sollten wir abwarten, wie sich die Saison unter den neuen Bedingungen entwickelt. Als Trainer ist mir wichtig, dass die Jungs möglichst jede Woche an ihre Grenzen gehen müssen und gefordert werden. Unter diesen Begegnungen können sich die Spieler am besten entwickeln.

DFB.de: Wurden die Vereinstrainer in die Entscheidungen eingebunden?

Tullberg: Grundsätzlich finde ich es gut, dass man sich Gedanken macht, um möglichst erfolgreicher zu sein. Ich stehe im ständigen Austausch mit unserem Nachwuchsdirektor Lars Ricken, der in dieser Angelegenheit der erste Ansprechpartner ist.

DFB.de: Werden Sie auch etwas vermissen?

Tullberg: Die Meisterschaft in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga ist für mich aktuell der wichtigste Wettbewerb. Die Mannschaft, die über die gesamte Saison am besten performt und die meisten Punkte sammelt, holt am Ende den Titel. Das werde ich vermissen. Die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ist wieder ein ganz anderer Wettbewerb. Einen Meister in drei Spielen zu krönen, ist aus meiner Sicht schwierig. Künftig geht es ja schon mit dem Achtelfinale und nicht erst mit dem Halbfinale los.

DFB.de: Zurück zu Ihrem Team: Was zeichnet die U 19 des BVB in dieser Saison ganz besonders aus?

Tullberg: Ein gutes Beispiel war unser 2:1-Erfolg im Spitzenspiel gegen Bayer 04 Leverkusen. Da hatten wir neun Ausfälle und den Kader mit fünf U 17-Spielern aufgestockt. Dennoch haben wir als Einheit funktioniert. Jeder war bereit, für den anderen zu laufen.

DFB.de: In der UEFA Youth League hat sich Ihr Team gegen europäische Spitzenklubs durchgesetzt und sich erneut für die K.o.-Runde qualifiziert. Ist es für Sie als Trainer schwierig, den Schalter für den Liga-Alltag umzustellen?

Tullberg: Unsere Spieler, die zusätzlich auch noch zur Schule gehen, müssen wir auf diese Situationen vorbereiten. Man muss jedem Gegner mit Respekt begegnen.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Chancen auf den erneuten Staffelsieg und den Gewinn der Deutschen Meisterschaft?

Tullberg: Wenn wir mit der Mannschaft spielen, die zuletzt in der Hinrunde auf dem Platz gestanden hat, haben wir gute Chancen. Viele Spieler haben sich gut entwickelt. Deshalb kann es sein, dass der eine oder andere mir in der Rückrunde gar nicht mehr zur Verfügung steht und sich für höhere Aufgaben - entweder bei der U 23 in der 3. Liga oder sogar in der Bundesligamannschaft - empfohlen hat. Das würde mich für die Jungs sehr freuen.

DFB.de: Im DFB-Pokal der Junioren war bereits in der ersten Runde nach einem 0:6 bei der TSG Hoffenheim Endstation. Wie sehr würden Sie sich in einem möglichen Finale um die Deutsche Meisterschaft eine Revanche mit der TSG wünschen?

Tullberg: Die TSG Hoffenheim verfügt in dieser Spielzeit über einen Ausnahmejahrgang, ist in der Lage, beide Titel zu gewinnen. Die Niederlage im DFB-Pokal hat uns tatsächlich geholfen und aufgezeigt, dass wir noch nicht so weit sind. Über eine erneute Begegnung würde ich mich definitiv freuen.

DFB.de: Vor zehn Jahren starteten Sie Ihre Trainerkarriere bei Rot-Weiß Oberhausen. Heute sind Sie für die Ausbildung der Stars von morgen verantwortlich. Haben Sie damit gerechnet, dass es für Sie so schnell nach oben geht?

Tullberg: Mein Traum war, der beste Trainer im Jugendbereich zu werden. Es macht mich stolz, dass ich mittlerweile in mein fünftes Jahr bei Borussia Dortmund gehe und schon viele Talente auf dem Weg zum Profi begleiten durfte. Dieser Job erfüllt mich sehr.

DFB.de: Einen Tag nach Heiligabend feiern Sie Ihren 38. Geburtstag. Welche persönlichen und sportlichen Ziele haben Sie sich für das kommende Jahr gesteckt?

Tullberg: Ich bin sehr froh, dass ich beim BVB arbeiten darf, trage das Emblem mit viel Stolz. In Dortmund bin ich inzwischen der U 19-Trainer mit der längsten Amtszeit. Mein größtes Ziel ist es, meine Arbeit weiterhin so gut wie möglich zu machen.

[mspw]

Die U 19 von Borussia Dortmund, die in den zurückliegenden beiden Jahren Deutscher A-Junioren-Meister und Vizemeister wurde, hat sich als souveräner Tabellenführer in der Staffel West der A-Junioren-Bundesliga in die Winterpause verabschiedet. Im DFB.de-Interview zum Jahreswechsel spricht BVB-Trainer Mike Tullberg (37) mit Mitarbeiter Peter Haidinger auch über Ausbildung und Entwicklung.

DFB.de: Obwohl Ihr Team noch zwei Nachholpartien in der Hinterhand hat, überwintert der BVB auf Platz eins. Wie sehr genießen Sie den Blick auf die Tabelle und mit welchen Gefühlen gehen Sie in die Winterpause, Herr Tullberg?

Mike Tullberg: Für mich geht es nicht um Ergebnisse, sondern ausschließlich um die Ausbildung und Entwicklung unserer Spieler. Wir haben in den vergangenen Jahren viele Spieler an den Profibereich herangeführt. Samuel Bamba, den ich in der Vorsaison noch in der U 19 betreut hatte, hat gerade sein Bundesligadebüt bei unseren Profis gegeben. Tom Rothe und Colin Kleine-Bekel, die beide unsere Nachwuchsabteilung durchlaufen haben, führen mit Holstein Kiel in der 2. Bundesliga die Tabelle an. Am Ende ist das alles ein Ausdruck für die gute Arbeit, die wir beim BVB leisten.

DFB.de: Mit Paris Brunner, Charles Herrmann und Almugera Kabar stehen gleich drei U 17-Weltmeister in Ihrem Team. Wie stolz macht Sie das?

Tullberg: Wir sind grundsätzlich über jeden Nachwuchsspieler stolz, haben uns mächtig über den Erfolg gefreut. Man tut den Spielern aber keinen Gefallen, wenn von außen der Ruf nach Einsätzen in der Bundesliga immer lauter wird.

DFB.de: Warum?

Tullberg: Die Spieler sind allesamt auf einem guten Weg, haben aber noch jede Menge zu lernen. Bei der Weltmeisterschaft waren die Gegenspieler genauso alt wie sie, was einen enormen Unterschied ausmacht. Die Jungs müssen noch einen weiten Weg gehen, bis sie im Profibereich ankommen.

DFB.de: Paris Brunner wurde bei der WM als bester Spieler des Turniers geehrt. Sie haben ihn vor der Winterpause beim 3:0-Heimsieg gegen den SC Verl bereits zur Halbzeit ausgewechselt. Wie schwierig ist es, die Jungs jetzt auf den Boden zu halten?

Tullberg: In diesem Fall musste ich Paris schützen, weil seine Gegenspieler sehr oft zu unfairen Mitteln gegriffen hatten, um ihn aus dem Spiel zu nehmen. Wir tun unser Bestes, reden viel mit den Jungs, damit sie nicht abheben.

DFB.de: Der WM-Titel zeigt, dass es in Deutschland viele Talente gibt. Was muss sich künftig dennoch ändern, damit die jungen Spieler bei Ihren Klubs auch in der Bundesliga eine Chance und mehr Spielzeit bekommen?

Tullberg: Mit dem WM-Titel haben die Jungs etwas Besonderes erreicht, das kann ihnen keiner mehr nehmen. Der Hype, der auf die Spieler in den sozialen Medien einprasselt, ist enorm. Wichtig ist, dass sie weiter hart an sich arbeiten, um die Ziele zu erreichen.

DFB.de: Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang die laufenden Änderungen im Kinder- und Jugendfußball sowie die anstehende Reform des Junioren-Spielbetriebs?

Tullberg: Um ganz ehrlich zu sein: Ich bin kein Experte für Kinderfußball. Von daher bin ich selbst gespannt, wie sich die eingeleiteten Veränderungen auswirken werden. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Meine eigenen Kinder sind drei und fünf Jahre alt. Sie spielen Fußball, um Spaß zu haben, wollen aber auch in jedem Training und jedem Spiel immer gewinnen. Das ist aus meiner Sicht bei jeder Form der Weiterentwicklung junger Talente wichtig.

DFB.de: Zur neuen Saison wird es die A- und B-Junioren Bundesliga in der aktuellen Form nicht mehr geben. Warum war dieser Schritt aus Ihrer Sicht sinnvoll und richtig?

Tullberg: Man sollte sich kein Urteil erlauben, bevor man Neuerungen nicht selbst ausprobiert hat. Deshalb sollten wir abwarten, wie sich die Saison unter den neuen Bedingungen entwickelt. Als Trainer ist mir wichtig, dass die Jungs möglichst jede Woche an ihre Grenzen gehen müssen und gefordert werden. Unter diesen Begegnungen können sich die Spieler am besten entwickeln.

DFB.de: Wurden die Vereinstrainer in die Entscheidungen eingebunden?

Tullberg: Grundsätzlich finde ich es gut, dass man sich Gedanken macht, um möglichst erfolgreicher zu sein. Ich stehe im ständigen Austausch mit unserem Nachwuchsdirektor Lars Ricken, der in dieser Angelegenheit der erste Ansprechpartner ist.

DFB.de: Werden Sie auch etwas vermissen?

Tullberg: Die Meisterschaft in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga ist für mich aktuell der wichtigste Wettbewerb. Die Mannschaft, die über die gesamte Saison am besten performt und die meisten Punkte sammelt, holt am Ende den Titel. Das werde ich vermissen. Die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ist wieder ein ganz anderer Wettbewerb. Einen Meister in drei Spielen zu krönen, ist aus meiner Sicht schwierig. Künftig geht es ja schon mit dem Achtelfinale und nicht erst mit dem Halbfinale los.

DFB.de: Zurück zu Ihrem Team: Was zeichnet die U 19 des BVB in dieser Saison ganz besonders aus?

Tullberg: Ein gutes Beispiel war unser 2:1-Erfolg im Spitzenspiel gegen Bayer 04 Leverkusen. Da hatten wir neun Ausfälle und den Kader mit fünf U 17-Spielern aufgestockt. Dennoch haben wir als Einheit funktioniert. Jeder war bereit, für den anderen zu laufen.

DFB.de: In der UEFA Youth League hat sich Ihr Team gegen europäische Spitzenklubs durchgesetzt und sich erneut für die K.o.-Runde qualifiziert. Ist es für Sie als Trainer schwierig, den Schalter für den Liga-Alltag umzustellen?

Tullberg: Unsere Spieler, die zusätzlich auch noch zur Schule gehen, müssen wir auf diese Situationen vorbereiten. Man muss jedem Gegner mit Respekt begegnen.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Chancen auf den erneuten Staffelsieg und den Gewinn der Deutschen Meisterschaft?

Tullberg: Wenn wir mit der Mannschaft spielen, die zuletzt in der Hinrunde auf dem Platz gestanden hat, haben wir gute Chancen. Viele Spieler haben sich gut entwickelt. Deshalb kann es sein, dass der eine oder andere mir in der Rückrunde gar nicht mehr zur Verfügung steht und sich für höhere Aufgaben - entweder bei der U 23 in der 3. Liga oder sogar in der Bundesligamannschaft - empfohlen hat. Das würde mich für die Jungs sehr freuen.

DFB.de: Im DFB-Pokal der Junioren war bereits in der ersten Runde nach einem 0:6 bei der TSG Hoffenheim Endstation. Wie sehr würden Sie sich in einem möglichen Finale um die Deutsche Meisterschaft eine Revanche mit der TSG wünschen?

Tullberg: Die TSG Hoffenheim verfügt in dieser Spielzeit über einen Ausnahmejahrgang, ist in der Lage, beide Titel zu gewinnen. Die Niederlage im DFB-Pokal hat uns tatsächlich geholfen und aufgezeigt, dass wir noch nicht so weit sind. Über eine erneute Begegnung würde ich mich definitiv freuen.

DFB.de: Vor zehn Jahren starteten Sie Ihre Trainerkarriere bei Rot-Weiß Oberhausen. Heute sind Sie für die Ausbildung der Stars von morgen verantwortlich. Haben Sie damit gerechnet, dass es für Sie so schnell nach oben geht?

Tullberg: Mein Traum war, der beste Trainer im Jugendbereich zu werden. Es macht mich stolz, dass ich mittlerweile in mein fünftes Jahr bei Borussia Dortmund gehe und schon viele Talente auf dem Weg zum Profi begleiten durfte. Dieser Job erfüllt mich sehr.

DFB.de: Einen Tag nach Heiligabend feiern Sie Ihren 38. Geburtstag. Welche persönlichen und sportlichen Ziele haben Sie sich für das kommende Jahr gesteckt?

Tullberg: Ich bin sehr froh, dass ich beim BVB arbeiten darf, trage das Emblem mit viel Stolz. In Dortmund bin ich inzwischen der U 19-Trainer mit der längsten Amtszeit. Mein größtes Ziel ist es, meine Arbeit weiterhin so gut wie möglich zu machen.

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