U 19-Trainer Ried: "Fürth ist für mich Familie und Heimat"

Nach dem Aufstieg mit der U 19 der SpVgg Greuther Fürth in die Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga stemmt sich Trainer Marco Ried jetzt mit seinem Team gegen den drohenden Abstieg in die Bayernliga. Noch warten die Franken auf ihren ersten Saisonsieg. Im DFB.de-Interview spricht der 30-jährige Marco Ried mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den Klassenverbleib und Ex-Mitspieler Thomas Müller.

DFB.de: Nach dem jüngsten 1:1 gegen den FC Augsburg muss Ihr Team weiterhin auf den ersten Saisonsieg warten. Was hat beim Rückrundenauftakt gefehlt, Herr Ried?

Marco Ried: Wir hatten Feldvorteile, waren dem Siegtreffer näher als Augsburg, aber am Ende fehlte uns die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Es ist in dieser Saison bei uns auch ein wenig verhext. Von fünf Elfmetern konnten wir beispielsweise lediglich einen verwandeln, was uns wichtige Punkte gekostet hat. In den meisten Partien waren wir auf Augenhöhe, haben nur viermal mit mehr als einem Tor Unterschied verloren. Auf diesem Niveau entscheiden oft nur Kleinigkeiten.

DFB.de: Nach dem Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga droht der SpVgg Greuther Fürth nun der direkte Wiederabstieg in die Bayernliga. Wo haben Sie den Hebel während der Wintervorbereitung angesetzt?

Ried: Wir haben unser System ein wenig variantenreicher gestaltet. Vor allem unsere Spieler des Jungjahrgangs hatten zu Saisonbeginn noch Schwierigkeiten, haben sich aber mittlerweile auch an das Tempo gewöhnt, ihr Zweikampfverhalten angepasst und stabilisiert. Im Schnitt haben wir in der Liga eine halbe erste Elf aus dem jüngeren Jahrgang auf den Platz geschickt - das ist schon bemerkenswert. In den dreieinhalb Wochen der Wintervorbereitung haben wir außerdem daran gearbeitet, unser Spiel mit Ball weiter zu verbessern, und den Jungs Mut zugesprochen.

DFB.de: Sie sind mit dem Klub eng verwurzelt. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Ried: Ich wurde in Fürth geboren, bin hier aufgewachsen und habe schon als Kind mit meinem Vater Andreas, der früher auch als Jugendtrainer für die SpVgg Greuther Fürth tätig war, die Spiele besucht. Der Verein ist für mich Familie und Heimat. Seit zwölf Jahren bin ich mittlerweile schon als Trainer in Fürth tätig.

DFB.de: Als Spieler hatte es für Sie nicht für höherklassigen Fußball gereicht. Warum nicht?

Ried: Im Alter von 15 Jahren war ich von der SG Quelle Fürth zur Spielvereinigung gewechselt, habe im Nachwuchsbereich etwa mit Edgar Prib, Sercan Sararer und Ronny Philp sowie in der bayerischen Auswahlmannschaft unter anderem mit Weltmeister Thomas Müller und Holger Badstuber zusammengespielt. Leider war mein Körper nicht für den Leistungssport gemacht. Mit 17 Jahren hatte ich bereits drei Knieoperationen hinter mir. Auf Anraten der Ärzte musste ich meinen großen Traum vom Fußballprofi dann begraben.

DFB.de: Ist für Sie nach der Diagnose eine Welt zusammengebrochen?

Ried: In dem Alter gibt man viel für den Sport auf, trainiert fünfmal pro Woche und fährt von Turnier zu Turnier. Meine Freunde waren am Wochenende feiern, während ich mich nur auf den Fußball konzentriert hatte. Dass ich dann so früh aufhören musste, war schon ein Schlag ins Gesicht. Danach hatte ich zunächst die Nase voll von Fußball. Nach einem Jahr Pause bin ich dann aber schon als Trainer bei der SpVgg Greuther Fürth eingestiegen.

DFB.de: Wie kam es dazu und welche Trainerstationen haben Sie seitdem durchlaufen?

Ried: Mein letzter Jugendtrainer Konrad Fünfstück, der jetzt für die U 23 beim SV Werder Bremen in der Regionalliga Nord zuständig ist, hat mich nach meiner Auszeit zurück zum Verein geholt. Bei der Spielvereinigung habe ich bei der U 11 angefangen und anschließend die U 12 betreut. Danach habe ich schon den Schritt zur U 17 gemacht, war vier Jahre Assistent des heutigen Mainzer Bundesligatrainers Achim Beierlorzer. Mit ihm verbindet mich nach wie vor eine Freundschaft, Achim war im August erst bei meiner kirchlichen Hochzeit dabei. Später habe ich in Fürth auch mit Michael Köllner und Thomas Kleine zusammengearbeitet.

DFB.de: Welcher Trainer hat Sie besonders geprägt?

Ried: Die Zusammenarbeit mit Achim Beierlorzer, der hauptberuflich wie ich als Lehrer tätig war, hat mir sehr geholfen. Die Art und Weise, wie er mit den Spielern gesprochen hat, war sensationell. Er konnte alle motivieren und hat jeden mit ins Boot geholt. Auch die Art seines Trainings, in dem er einzelne Bausteine so heruntergebrochen hat, dass jeder sie verstehen konnte, werden mir in Erinnerung bleiben.

DFB.de: Sind Sie inzwischen hauptberuflich bei der SpVgg Greuther Fürth angestellt?

Ried: Nein. Ich bin seit September 2019 Grundschullehrer in Greding, das 45 Kilometer von Fürth entfernt liegt. Bis auf Musik unterrichte ich dort alles. (lacht)

DFB.de: Wie sehr sind Sie in dieser prekären Situation Ihrer Mannschaft im Abstiegskampf auch als Pädagoge gefragt?

Ried: Jeder Trainer ist auf irgendeine Art Pädagoge. Gerade wenn es nicht läuft, ist man besonders gefordert. Misserfolge nagen bei den Spielern am Selbstbewusstsein. Da müssen wir gegensteuern, geben in vielen persönlichen Gesprächen Tipps. Es hilft nichts, wenn man mit dem Hammer draufhaut. Vielmehr sollte der Trainer dafür sorgen, eine eingeschworene Einheit zu formen, die immer gewinnen möchte.

DFB.de: Wie sieht Ihre Spielphilosophie neben der Ausbildung von jungen Talenten aus?

Ried: Wir wollen technisch gepflegten Fußball spielen und dabei den Gegner ständig unter Druck setzen. Unsere Spieler sollen auch unter Druck möglichst die besten Entscheidungen treffen und zielgerichtet die Angriffe vortragen.

DFB.de: Welcher Spieler hat bereits bei der U 23 oder bei der Profimannschaft reingeschnuppert?

Ried: Offensivspieler Jamie Leweling, Mittelfeldspieler Mert Torlak und Innenverteidiger Viktor Miftaraj waren schon während der Sommervorbereitung bei den Profis dabei. Jamie hat es so gut gemacht, dass er jetzt fester Bestandteil des Lizenzkaders ist und schon zwölf Zweitligaspiele bestritten hat. Mert war auch während der Wintervorbereitung der Profis wieder dabei, hat in den Trainingslager-Testspielen zweimal getroffen.

DFB.de: Was benötigt ein Talent für den Sprung zu den Profis?

Ried: Die Anforderungen an junge Spieler werden immer höher. Deshalb muss der Wille, gegen Widerstände ankämpfen zu wollen, neben dem Talent besonders stark ausgeprägt sein. Viele Spieler suchen in schwierigen Situationen sofort einen anderen Verein oder werfen ganz das Handtuch. Nur wer sich durchbeißt und immer hungrig bleibt, hat gute Chancen.

DFB.de: Der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt für Ihre Mannschaft sechs Punkte. Wie bewerten Sie die Chancen im Kampf um den Klassenverbleib?

Ried: Es liegt nur an uns, ob wir die knappen Spiele, die wir in der Hinrunde nicht gewinnen konnten, nun erfolgreich für uns gestalten. Wenn wir die direkten Duelle für uns entscheiden und die Großen ein wenig ärgern, dann können wir den Klassenverbleib schaffen.

DFB.de: Am Sonntag geht es zum 1. FC Kaiserslautern, der nur knapp über der Gefahrenzone rangiert. Wie wollen Sie die Aufgabe angehen?

Ried: Wer keinen Mut hat, der wird auch nicht belohnt. Wir wollen in Kaiserslautern unseren ersten Dreier holen.

DFB.de: Können Sie in der Pfalz auf Ihre Bestbesetzung zurückgreifen?

Ried: Rodney Elongo-Yombo, den wir im Winter vom Ligakonkurrenten SSV Ulm 1846 Fußball geholt haben, fällt mit einem Schlüsselbeinbruch definitiv noch aus. Mika Trenkwald wird nach seinem Kreuzbandriss bald wieder zur Verfügung stehen.

[mspw]

Nach dem Aufstieg mit der U 19 der SpVgg Greuther Fürth in die Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga stemmt sich Trainer Marco Ried jetzt mit seinem Team gegen den drohenden Abstieg in die Bayernliga. Noch warten die Franken auf ihren ersten Saisonsieg. Im DFB.de-Interview spricht der 30-jährige Marco Ried mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den Klassenverbleib und Ex-Mitspieler Thomas Müller.

DFB.de: Nach dem jüngsten 1:1 gegen den FC Augsburg muss Ihr Team weiterhin auf den ersten Saisonsieg warten. Was hat beim Rückrundenauftakt gefehlt, Herr Ried?

Marco Ried: Wir hatten Feldvorteile, waren dem Siegtreffer näher als Augsburg, aber am Ende fehlte uns die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Es ist in dieser Saison bei uns auch ein wenig verhext. Von fünf Elfmetern konnten wir beispielsweise lediglich einen verwandeln, was uns wichtige Punkte gekostet hat. In den meisten Partien waren wir auf Augenhöhe, haben nur viermal mit mehr als einem Tor Unterschied verloren. Auf diesem Niveau entscheiden oft nur Kleinigkeiten.

DFB.de: Nach dem Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga droht der SpVgg Greuther Fürth nun der direkte Wiederabstieg in die Bayernliga. Wo haben Sie den Hebel während der Wintervorbereitung angesetzt?

Ried: Wir haben unser System ein wenig variantenreicher gestaltet. Vor allem unsere Spieler des Jungjahrgangs hatten zu Saisonbeginn noch Schwierigkeiten, haben sich aber mittlerweile auch an das Tempo gewöhnt, ihr Zweikampfverhalten angepasst und stabilisiert. Im Schnitt haben wir in der Liga eine halbe erste Elf aus dem jüngeren Jahrgang auf den Platz geschickt - das ist schon bemerkenswert. In den dreieinhalb Wochen der Wintervorbereitung haben wir außerdem daran gearbeitet, unser Spiel mit Ball weiter zu verbessern, und den Jungs Mut zugesprochen.

DFB.de: Sie sind mit dem Klub eng verwurzelt. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Ried: Ich wurde in Fürth geboren, bin hier aufgewachsen und habe schon als Kind mit meinem Vater Andreas, der früher auch als Jugendtrainer für die SpVgg Greuther Fürth tätig war, die Spiele besucht. Der Verein ist für mich Familie und Heimat. Seit zwölf Jahren bin ich mittlerweile schon als Trainer in Fürth tätig.

DFB.de: Als Spieler hatte es für Sie nicht für höherklassigen Fußball gereicht. Warum nicht?

Ried: Im Alter von 15 Jahren war ich von der SG Quelle Fürth zur Spielvereinigung gewechselt, habe im Nachwuchsbereich etwa mit Edgar Prib, Sercan Sararer und Ronny Philp sowie in der bayerischen Auswahlmannschaft unter anderem mit Weltmeister Thomas Müller und Holger Badstuber zusammengespielt. Leider war mein Körper nicht für den Leistungssport gemacht. Mit 17 Jahren hatte ich bereits drei Knieoperationen hinter mir. Auf Anraten der Ärzte musste ich meinen großen Traum vom Fußballprofi dann begraben.

DFB.de: Ist für Sie nach der Diagnose eine Welt zusammengebrochen?

Ried: In dem Alter gibt man viel für den Sport auf, trainiert fünfmal pro Woche und fährt von Turnier zu Turnier. Meine Freunde waren am Wochenende feiern, während ich mich nur auf den Fußball konzentriert hatte. Dass ich dann so früh aufhören musste, war schon ein Schlag ins Gesicht. Danach hatte ich zunächst die Nase voll von Fußball. Nach einem Jahr Pause bin ich dann aber schon als Trainer bei der SpVgg Greuther Fürth eingestiegen.

DFB.de: Wie kam es dazu und welche Trainerstationen haben Sie seitdem durchlaufen?

Ried: Mein letzter Jugendtrainer Konrad Fünfstück, der jetzt für die U 23 beim SV Werder Bremen in der Regionalliga Nord zuständig ist, hat mich nach meiner Auszeit zurück zum Verein geholt. Bei der Spielvereinigung habe ich bei der U 11 angefangen und anschließend die U 12 betreut. Danach habe ich schon den Schritt zur U 17 gemacht, war vier Jahre Assistent des heutigen Mainzer Bundesligatrainers Achim Beierlorzer. Mit ihm verbindet mich nach wie vor eine Freundschaft, Achim war im August erst bei meiner kirchlichen Hochzeit dabei. Später habe ich in Fürth auch mit Michael Köllner und Thomas Kleine zusammengearbeitet.

DFB.de: Welcher Trainer hat Sie besonders geprägt?

Ried: Die Zusammenarbeit mit Achim Beierlorzer, der hauptberuflich wie ich als Lehrer tätig war, hat mir sehr geholfen. Die Art und Weise, wie er mit den Spielern gesprochen hat, war sensationell. Er konnte alle motivieren und hat jeden mit ins Boot geholt. Auch die Art seines Trainings, in dem er einzelne Bausteine so heruntergebrochen hat, dass jeder sie verstehen konnte, werden mir in Erinnerung bleiben.

DFB.de: Sind Sie inzwischen hauptberuflich bei der SpVgg Greuther Fürth angestellt?

Ried: Nein. Ich bin seit September 2019 Grundschullehrer in Greding, das 45 Kilometer von Fürth entfernt liegt. Bis auf Musik unterrichte ich dort alles. (lacht)

DFB.de: Wie sehr sind Sie in dieser prekären Situation Ihrer Mannschaft im Abstiegskampf auch als Pädagoge gefragt?

Ried: Jeder Trainer ist auf irgendeine Art Pädagoge. Gerade wenn es nicht läuft, ist man besonders gefordert. Misserfolge nagen bei den Spielern am Selbstbewusstsein. Da müssen wir gegensteuern, geben in vielen persönlichen Gesprächen Tipps. Es hilft nichts, wenn man mit dem Hammer draufhaut. Vielmehr sollte der Trainer dafür sorgen, eine eingeschworene Einheit zu formen, die immer gewinnen möchte.

DFB.de: Wie sieht Ihre Spielphilosophie neben der Ausbildung von jungen Talenten aus?

Ried: Wir wollen technisch gepflegten Fußball spielen und dabei den Gegner ständig unter Druck setzen. Unsere Spieler sollen auch unter Druck möglichst die besten Entscheidungen treffen und zielgerichtet die Angriffe vortragen.

DFB.de: Welcher Spieler hat bereits bei der U 23 oder bei der Profimannschaft reingeschnuppert?

Ried: Offensivspieler Jamie Leweling, Mittelfeldspieler Mert Torlak und Innenverteidiger Viktor Miftaraj waren schon während der Sommervorbereitung bei den Profis dabei. Jamie hat es so gut gemacht, dass er jetzt fester Bestandteil des Lizenzkaders ist und schon zwölf Zweitligaspiele bestritten hat. Mert war auch während der Wintervorbereitung der Profis wieder dabei, hat in den Trainingslager-Testspielen zweimal getroffen.

DFB.de: Was benötigt ein Talent für den Sprung zu den Profis?

Ried: Die Anforderungen an junge Spieler werden immer höher. Deshalb muss der Wille, gegen Widerstände ankämpfen zu wollen, neben dem Talent besonders stark ausgeprägt sein. Viele Spieler suchen in schwierigen Situationen sofort einen anderen Verein oder werfen ganz das Handtuch. Nur wer sich durchbeißt und immer hungrig bleibt, hat gute Chancen.

DFB.de: Der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt für Ihre Mannschaft sechs Punkte. Wie bewerten Sie die Chancen im Kampf um den Klassenverbleib?

Ried: Es liegt nur an uns, ob wir die knappen Spiele, die wir in der Hinrunde nicht gewinnen konnten, nun erfolgreich für uns gestalten. Wenn wir die direkten Duelle für uns entscheiden und die Großen ein wenig ärgern, dann können wir den Klassenverbleib schaffen.

DFB.de: Am Sonntag geht es zum 1. FC Kaiserslautern, der nur knapp über der Gefahrenzone rangiert. Wie wollen Sie die Aufgabe angehen?

Ried: Wer keinen Mut hat, der wird auch nicht belohnt. Wir wollen in Kaiserslautern unseren ersten Dreier holen.

DFB.de: Können Sie in der Pfalz auf Ihre Bestbesetzung zurückgreifen?

Ried: Rodney Elongo-Yombo, den wir im Winter vom Ligakonkurrenten SSV Ulm 1846 Fußball geholt haben, fällt mit einem Schlüsselbeinbruch definitiv noch aus. Mika Trenkwald wird nach seinem Kreuzbandriss bald wieder zur Verfügung stehen.

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