U 19-EM der Männer: Ulli Stielike zieht positive Bilanz

Es half alles nichts. Am Ende kapitulierte auch der coolste Charakter. Denn die bittere Erkenntnis machte sich breit. Ausgeschieden. So nah vor dem Ziel. Im Halbfinale der Europameisterschaft. Ganz knapp. Mit 2:3 gegen Frankreich. Enttäuschung bahnte sich deswegen bei den Spielern der deutschen U 19-Nationalmannschaft ihren Weg. Jeder hatte mit sich selbst zu kämpfen. Verstreut kauerten die deutschen Talente auf dem Rasen des Showgrounds in Ballymena. Mit leeren Blicken. Tränen in den Augen. Trikot über dem Kopf. Doch kein Wort des Vorwurfs. DFB-Trainer Ulli Stielike attestiert seinen Spielern: „Hier kann jeder erhobenen Hauptes nach Hause fahren. Die Mannschaft hat alles gegeben. Mit der Art und Weise, wie wir hier ausgeschieden sind, kann ich mich voll identifizieren.“

"Bessere Mannschaft hat gewonnen"

Das Lob an das eigene Team implizierte ein Kompliment an den Sieger. „Die bessere Mannschaft hat gewonnen. Ich bin überzeugt, wir sind gegen den neuen Europameister ausgeschieden“, erklärt der Fußballlehrer. Zu kompakt spielten die Franzosen. Technisch wie kämpferisch konnten sie überzeugen. „Bei denen kamen 90 Prozent aller Pässe beim eigenen Mann an“, sagt Ulli Stielike.

Trotz dieses starken Gegners sah der DFB-Trainer seine Elf nicht ohne Chance. Zwar habe man der DFB-Auswahl den Respekt vor der Equipe Tricolore angemerkt, weil sie sehr reserviert ins Spiel gestartet sei. „Bis zum 0:1 durch Abdoulaye Balde hatten wir einfach Angst Fehler zu begehen. Da sind wir dem Gegner zu häufig hinterher gelaufen“, analysiert er. Doch der Rückstand habe diese Verkrampfung gelöst. Der Ausgleich durch Denis Epstein (40.) war die logische Konsequenz kontinuierlicher Befreiung aus der Umklammerung.

Allerdings blieben die Franzosen weiterhin stets gefährlich. So klärte Manuel Neuer gegen den durchgebrochenen Franck Dja Djedje (44.) in höchster Not zur Ecke. Bei einer Direktabnahme nach einer Ecke von Yohan Cabaye (49.) hatte das deutsche Team Glück, als die Latte rettete. Erneut Luft anhalten hieß es in der 51. Minute, als an der Strafraumgrenze eine Kopfballabwehr von Manuel Neuer zu kurz geriet und Yohan Gourcuffs Schuss in letzter Sekunde noch über das Tor abgefälscht werden konnte.

Ärgerlich, dass die deutsche Mannschaft dann die Vorarbeit zu den entscheidenden beiden Treffern lieferte. Unnötige Ballverluste zu nah am eigenen Strafraum leiteten sie ein. Zunächst profitierte Abdoulaye Balde (57.) davon, der alleine und relativ frei vor dem deutschen Tor auftauchte. Dann schaltete Vassiriki Diaby am schnellsten, scheiterte zwar an dem herausstürzenden Manuel Neuer, doch den Abpraller verwandelte Yohan Cabaye (63.) zum 3:1.

Alle Kräfte mobilisiert

Es zeichnete die DFB-Auswahl aus, dass sie selbst nach diesem Rückstand nicht aufsteckte und noch einmal alle Kräfte mobilisierte. Allerdings wurde das Aufbäumen nicht mehr belohnt. Kevin-Prince Boateng (85.) gelang noch das 2:3, nachdem er schon kurz zuvor eine große Chance hatte, aber die Schlussoffensive blieb erfolglos.

Trotz der Halbfinal-Niederlage konnte Ulli Stielike jedoch ein positives Fazit von der EM in Nordirland ziehen. „Ich lehne mich da ganz bewusst aus dem Fenster“, sagt er, „ich bin der Meinung, dass wir als zweitbeste Mannschaft des Turniers nach Hause fahren.“ Diese Einschätzung basiert vor allen Dingen auf den Leistungen gegen Griechenland und in der ersten Halbzeit gegen Serbien und Montenegro. Dass auch Durchhänger zu verzeichnen waren, läge in der Natur der Sache. „Das ist das Los eines Junioren-Trainers. Nachwuchsspieler sind starken Schwankungen unterlegen. In diesem Turnier gibt es keine Mannschaft, die vier oder fünf überragende Leistungen zeigt“, erklärt er.

Ein fader Beigeschmack

Einzig ein fader Beigeschmack bleibt. Nämlich der Umstand, dass die UEFA trotz vier verletzter Spieler dem DFB keine Nachnominierung erlaubte. Da auch Mustafa Kucukovic auf Grund der Roten Karte aus dem Nordirland-Spiel fehlte, saßen in Florian Fromlowitz und Niko Bungert gerade mal zwei Spieler gegen Frankreich auf der Auswechselbank. „Wir spielen ein Halbfinale bei der Europameisterschaft, haben schon drei schwere Gruppenspiele in den Knochen, haben eine Verletzungsmisere zu der wir nachweislich nichts können, da hätte ich es schon gerne gehabt, drei Auswechselspieler auf der Bank zu haben, sonst leidet die Chancengleichheit darunter“, sagt Ulli Stielike.

Obwohl der DFB mehrfach den Antrag auf Nachnominierung stellte, sich DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt einschaltete und auch DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder am Halbfinal-Spieltag noch einmal das Gespräch mit der UEFA suchte, wurde er mit Verweis auf das Reglement abgelehnt. „Hier ist offensichtlich geworden, dass ein Fehler im Regelwerk besteht. Ich hoffe, dass dieses Thema beim UEFA-Junioren-Kongress im Winter auf Zypern angesprochen und geändert wird“, erklärt Ulli Stielike. [nb]


[bild1]Es half alles nichts. Am Ende kapitulierte auch der coolste Charakter. Denn die bittere Erkenntnis machte sich breit. Ausgeschieden. So nah vor dem Ziel. Im Halbfinale der Europameisterschaft. Ganz knapp. Mit 2:3 gegen Frankreich. Enttäuschung bahnte sich deswegen bei den Spielern der deutschen U 19-Nationalmannschaft ihren Weg. Jeder hatte mit sich selbst zu kämpfen. Verstreut kauerten die deutschen Talente auf dem Rasen des Showgrounds in Ballymena. Mit leeren Blicken. Tränen in den Augen. Trikot über dem Kopf. Doch kein Wort des Vorwurfs. DFB-Trainer Ulli Stielike attestiert seinen Spielern: „Hier kann jeder erhobenen Hauptes nach Hause fahren. Die Mannschaft hat alles gegeben. Mit der Art und Weise, wie wir hier ausgeschieden sind, kann ich mich voll identifizieren.“



"Bessere Mannschaft hat gewonnen"



Das Lob an das eigene Team implizierte ein Kompliment an den Sieger. „Die bessere Mannschaft hat gewonnen. Ich bin überzeugt, wir sind gegen den neuen Europameister ausgeschieden“, erklärt der Fußballlehrer. Zu kompakt spielten die Franzosen. Technisch wie kämpferisch konnten sie überzeugen. „Bei denen kamen 90 Prozent aller Pässe beim eigenen Mann an“, sagt Ulli Stielike.



Trotz dieses starken Gegners sah der DFB-Trainer seine Elf nicht ohne Chance. Zwar habe man der DFB-Auswahl den Respekt vor der Equipe Tricolore angemerkt, weil sie sehr reserviert ins Spiel gestartet sei. „Bis zum 0:1 durch Abdoulaye Balde hatten wir einfach Angst Fehler zu begehen. Da sind wir dem Gegner zu häufig hinterher gelaufen“, analysiert er. Doch der Rückstand habe diese Verkrampfung gelöst. Der Ausgleich durch Denis Epstein (40.) war die logische Konsequenz kontinuierlicher Befreiung aus der Umklammerung.



Allerdings blieben die Franzosen weiterhin stets gefährlich. So klärte Manuel Neuer gegen den durchgebrochenen Franck Dja Djedje (44.) in höchster Not zur Ecke. Bei einer Direktabnahme nach einer Ecke von Yohan Cabaye (49.) hatte das deutsche Team Glück, als die Latte rettete. Erneut Luft anhalten hieß es in der 51. Minute, als an der Strafraumgrenze eine Kopfballabwehr von Manuel Neuer zu kurz geriet und Yohan Gourcuffs Schuss in letzter Sekunde noch über das Tor abgefälscht werden konnte.



Ärgerlich, dass die deutsche Mannschaft dann die Vorarbeit zu den entscheidenden beiden Treffern lieferte. Unnötige Ballverluste zu nah am eigenen Strafraum leiteten sie ein. Zunächst profitierte Abdoulaye Balde (57.) davon, der alleine und relativ frei vor dem deutschen Tor auftauchte. Dann schaltete Vassiriki Diaby am schnellsten, scheiterte zwar an dem herausstürzenden Manuel Neuer, doch den Abpraller verwandelte Yohan Cabaye (63.) zum 3:1.



Alle Kräfte mobilisiert



Es zeichnete die DFB-Auswahl aus, dass sie selbst nach diesem Rückstand nicht aufsteckte und noch einmal alle Kräfte mobilisierte. Allerdings wurde das Aufbäumen nicht mehr belohnt. Kevin-Prince Boateng (85.) gelang noch das 2:3, nachdem er schon kurz zuvor eine große Chance hatte, aber die Schlussoffensive blieb erfolglos.



Trotz der Halbfinal-Niederlage konnte Ulli Stielike jedoch ein positives Fazit von der EM in Nordirland ziehen. „Ich lehne mich da ganz bewusst aus dem Fenster“, sagt er, „ich bin der Meinung, dass wir als zweitbeste Mannschaft des Turniers nach Hause fahren.“ Diese Einschätzung basiert vor allen Dingen auf den Leistungen gegen Griechenland und in der ersten Halbzeit gegen Serbien und Montenegro. Dass auch Durchhänger zu verzeichnen waren, läge in der Natur der Sache. „Das ist das Los eines Junioren-Trainers. Nachwuchsspieler sind starken Schwankungen unterlegen. In diesem Turnier gibt es keine Mannschaft, die vier oder fünf überragende Leistungen zeigt“, erklärt er.



Ein fader Beigeschmack



[bild2]Einzig ein fader Beigeschmack bleibt. Nämlich der Umstand, dass die UEFA trotz vier verletzter Spieler dem DFB keine Nachnominierung erlaubte. Da auch Mustafa Kucukovic auf Grund der Roten Karte aus dem Nordirland-Spiel fehlte, saßen in Florian Fromlowitz und Niko Bungert gerade mal zwei Spieler gegen Frankreich auf der Auswechselbank. „Wir spielen ein Halbfinale bei der Europameisterschaft, haben schon drei schwere Gruppenspiele in den Knochen, haben eine Verletzungsmisere zu der wir nachweislich nichts können, da hätte ich es schon gerne gehabt, drei Auswechselspieler auf der Bank zu haben, sonst leidet die Chancengleichheit darunter“, sagt Ulli Stielike.



Obwohl der DFB mehrfach den Antrag auf Nachnominierung stellte, sich DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt einschaltete und auch DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder am Halbfinal-Spieltag noch einmal das Gespräch mit der UEFA suchte, wurde er mit Verweis auf das Reglement abgelehnt. „Hier ist offensichtlich geworden, dass ein Fehler im Regelwerk besteht. Ich hoffe, dass dieses Thema beim UEFA-Junioren-Kongress im Winter auf Zypern angesprochen und geändert wird“, erklärt Ulli Stielike.