Turbine-Trainer Sven Weigang: "Sechs Siege für Klassenverbleib"

Die U 17-Juniorinnen des 1. FFC Turbine Potsdam führte Sven Weigang (58) fünfmal zur Deutschen Meisterschaft. Beim Frauenteam der Brandenburger trat der frühere Torhüter jetzt seine wohl schwierigste Mission an. Er soll das sieglose Schlusslicht zum Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga führen. Im DFB.de-Interview spricht Weigang mit Mitarbeiter Ralf Debat über seine neue Aufgabe.

DFB.de: Seit gut einem Monat sind Sie als Cheftrainer für die Frauenmannschaft des 1. FFC Turbine Potsdam verantwortlich. Wie fällt Ihre erste Zwischenbilanz aus, Herr Weigang?

Sven Weigang: Eines ist schnell klar geworden: Wenn wir unser Unternehmen Nichtabstieg im neuen Jahr zu einem Erfolg führen wollen, dann müssen wir uns in sämtlichen Bereichen verbessern. Das zeigen nicht nur die negativen Ergebnisse. So ist beispielsweise deutlich geworden, dass es uns unter anderem an Durchschlagskraft im Angriff fehlt. Auch im zentralen defensiven Mittelfeld sind wir sicherlich nicht optimal aufgestellt. Deshalb musste dort zuletzt Sophie Weidauer aushelfen. Sie kann dem Team auf ihrer gewohnten Position in der Offensive mit Sicherheit mehr helfen.

DFB.de: Wird es denn während der Wintervorbereitung noch Veränderungen am Kader geben können?

Weigang: Das wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Ich hoffe es auf jeden Fall. Es besteht kein Zweifel daran, dass Bedarf besteht. Es wird nicht reichen, wenn 18 oder 19 Jahre alte Spielerinnen wie Pauline Deutsch oder Noa Selimhodzic in diesem Bereich die gesamte Last auf ihren Schultern tragen müssen.

DFB.de: Mal ehrlich: Wie lange mussten Sie überlegen, als der Verein mit der Bitte auf Sie zukam, die Mannschaft zu übernehmen?

Weigang: Ich muss zugeben, dass ich zunächst zwei schlaflose Nächte hatte. Ich war zwar bereits neun Jahre im Verein. Aber damals ging es im Frauen- und Mädchenfußball um Titel und Meisterschaften, nicht gegen den Abstieg. Von daher ist das eine völlig neue Situation. Ich konnte in dieser Lage einfach nicht Nein sagen. Mein Herz hängt zu sehr an Turbine.

DFB.de: Den Negativtrend konnten Sie bislang nicht aufhalten. Die vier Pflichtspiele unter Ihrer Regie gingen ebenfalls verloren. Sehen Sie dennoch auch positive Ansätze?

Weigang: Was wir uns in der kurzen Zeit erarbeitet haben, konnte man in einigen Phasen der Partien durchaus schon sehen. Der Kader muss aber insgesamt wesentlich stabiler werden. Wenn auf unserer Liste insgesamt 30 Spielerinnen stehen, ich aber im Training zuletzt oft nur mit zwölf bis 14 Mädels arbeiten konnte, dann sagt das schon einiges aus.

DFB.de: Schon kurz nach Ihrem Amtsantritt sprachen Sie davon, dass bereits die "Vorbereitung auf die Rückrunde" begonnen habe. Wie war das gemeint?

Weigang: Es war klar, dass wir nicht von heute auf morgen den Schalter umlegen können, sondern hart dafür arbeiten müssen, um das Team ins Laufen zu bekommen. Dazu gehört zum einen eine bessere Physis. Wenn ich den Gegner schon im Mittelfeld durch Pressing unter Druck setzen will, reicht es nicht, diese Spielweise nur 30 Minuten durchhalten zu können. Außerdem müssen die Spielerinnen verstehen, dass es im Abstiegskampf nicht nur um den Verein, sondern auch um ihre eigene Zukunft geht. Das habe ich ihnen in zahlreichen Einzelgesprächen vor Augen geführt. Nur mit vollem Einsatz und Engagement können wir bestehen. Da gibt es jetzt keine Ausreden mehr.

DFB.de: Noch stehen zwölf von insgesamt 22 Partien aus. Wie wollen Sie das Team auf die zweite Halbserie vorbereiten?

Weigang: Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, nicht gleich nach dem abschließenden Spiel in Frankfurt in den Urlaub zu gehen, sondern noch zehn Tage intensiv zu trainieren. Nach einer kurzen Weihnachtspause geht es mit individuellen Einheiten weiter, ehe wir ab dem 4. Januar wieder mit dem Team trainieren. Parallel dazu wird uns der Olympiastützpunkt mit medizinischen Untersuchungen und Leistungsdiagnostik unterstützen, damit wir die Trainingsbelastung entsprechend steuern können. Ich werde alles dafür tun, um das Team bestmöglich vorzubereiten.

DFB.de: Der Rückstand zu einem Nichtabstiegsplatz ist allerdings bereits auf neun Punkte angewachsen. Mal Hand aufs Herz: Glauben Sie noch an den Klassenverbleib?

Weigang: Um drinzubleiben, benötigen wir sechs Siege aus den zwölf ausstehenden Partien. Das wird wahnsinnig schwer, aber es ist nicht unmöglich. Wir haben jetzt nur noch Endspiele, in denen wir 100 Prozent Einsatz auf den Platz bringen müssen. Das ist auch unsere Verpflichtung den treuen Fans gegenüber, die uns vorbildlich unterstützen.

DFB.de: Mit dem Remis in Bremen begann die Saison trotz des großen personellen Umbruchs im Kader eigentlich noch recht vielversprechend. Es folgten jedoch neun Niederlagen in Serie. Sind Sie deshalb besonders als Psychologe gefragt?

Weigang: Das ist auf jeden Fall ein großer Teil der Trainerarbeit. Wer mental nicht voll auf der Höhe ist und schnell zu zweifeln beginnt, der macht auch eher Fehler auf dem Platz. Es gilt, die positiven Dinge mitzunehmen und sich daran hochzuziehen.

DFB.de: Sie waren viele Jahre mit großem Erfolg Trainer der U 17-Juniorinnen, wurden allein fünfmal Deutscher Meister. Wo sehen Sie die größten Unterschiede?

Weigang: Während ich die Talente damals oft schon ab der siebten Klasse als Lehrer und Trainer betreuen, sie dann über die U 15 an die U 17 langsam heranführen und entsprechend gut einschätzen konnte, musste ich die Spielerinnen jetzt erst einmal auf die Schnelle kennenlernen. Dass wir zu Saisonbeginn allein 16 Zugänge mit 14 verschiedenen Nationalitäten integrieren mussten, macht es nicht einfacher. Auf der anderen Seite ist die jetzige Situation für die Spielerinnen auch eine große Chance, sich zu bewähren.

DFB.de: Während Ihrer Zeit als Nachwuchstrainer feierte der Verein auch mit dem Frauenteam noch große Erfolge. Wie sehr schmerzt Sie persönlich vor diesem Hintergrund die aktuelle Entwicklung des Klubs?

Weigang: Wir müssen nicht drumherum reden. Gerade im Bereich der Infrastruktur und bei der Nachwuchsförderung ist einiges verschlafen worden. Wenn man als traditionsreicher und reiner Frauenfußballverein mit den Klubs mithalten will, die Profiabteilungen der Männer als Unterstützung im Hintergrund haben, dann muss man versuchen, die eigenen Ressourcen bestmöglich zu nutzen und mit Partnern wie dem Olympiastützpunkt zu kooperieren.

Weigang: Zum einen müssen sich die Trainingsbedingungen wesentlich verbessern. Ich denke, in diesem Bereich kann ich durch mein Netzwerk und die Kontakte zum Olympischen Sportpark am Luftschiffhafen für den Verein auch hilfreich sein. Insgesamt ist es natürlich auch für den sportlichen Bereich gut, wenn durch die Neuaufstellung des Vorstandes zu Beginn des kommenden Jahres wieder mehr Ruhe einkehrt. 

DFB.de: Die U 17-Juniorinnen gehören aktuell nicht mehr der Bundesliga an. Das ist eine früher nahezu undenkbare Konstellation, oder? 

Weigang: Auch das gehört zu den wichtigsten Baustellen, nach denen sie gerade gefragt haben. Wenn wir Talente für uns gewinnen und ihnen eine Perspektive aufzeigen wollen, wie sie sich bei Turbine in Richtung Spitzenfußball entwickeln können, dann müssen wir auch in der Bundesliga am Start sein. Aktuell spielt die U 17 in der höchsten U 15-Liga der Jungen in Brandenburg mit, um in jeder Partie richtig gefordert zu werden. Sonst gibt es in unserem Verband für Mädchen fast nur Kleinfeldfußball. Das kann nicht unser Anspruch sein.

DFB.de: Was würde der mögliche Abstieg des Frauenteams bedeuten?

Weigang: Wie gesagt: Bis zum Saisonende werden wir alles dafür tun, dass dieser Fall nicht eintritt. Es ist aber in der jetzigen Situation auch klar, dass der Verein einen Plan B entwickeln wird, um sich für den Fall der Fälle in der 2. Frauen-Bundesliga zu erholen und so neu aufzustellen, dass wir in die Bundesliga zurückkommen können.

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, auch einen solchen Neuaufbau zu begleiten?

Weigang: Erst einmal ist besprochen, dass ich das Team bis zum Saisonende betreue. Bei aller Angespanntheit, die der Abstiegskampf mit sich bringt, bereitet mir die Aufgabe auch große Freude und hat meinen Ehrgeiz wieder geweckt. Bei der aktuellen Tabellensituation wäre es außerdem naiv zu glauben, der Abstiegsfall könnte nicht eintreten. Von daher könnte ich mir definitiv vorstellen, auch über das Saisonende im Amt zu bleiben. Eine Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass die Doppelbelastung aus Schuldienst und Trainerjob wegfällt oder zumindest reduziert wird. Das ist auf Dauer sonst nicht zu schaffen.

DFB.de: Was wünschen Sie sich für das neue Jahr 2023?

Weigang: Vor allem wünsche ich mir, dass nach der Winterpause regelmäßig 20 bis 24 Spielerinnen bei uns auf dem Trainingsplatz stehen, dass verletzte Leistungsträgerinnen wie Teninsoun Sissoko und Amber Barrett zurückkehren und dass wir die eine oder andere Verstärkung für die Offensive bekommen. Wenn diese Wünsche in Erfüllung gehen, dann bin ich auch sehr zuversichtlich, dass wir unser Ziel erreichen können. 

[mspw]

Die U 17-Juniorinnen des 1. FFC Turbine Potsdam führte Sven Weigang (58) fünfmal zur Deutschen Meisterschaft. Beim Frauenteam der Brandenburger trat der frühere Torhüter jetzt seine wohl schwierigste Mission an. Er soll das sieglose Schlusslicht zum Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga führen. Im DFB.de-Interview spricht Weigang mit Mitarbeiter Ralf Debat über seine neue Aufgabe.

DFB.de: Seit gut einem Monat sind Sie als Cheftrainer für die Frauenmannschaft des 1. FFC Turbine Potsdam verantwortlich. Wie fällt Ihre erste Zwischenbilanz aus, Herr Weigang?

Sven Weigang: Eines ist schnell klar geworden: Wenn wir unser Unternehmen Nichtabstieg im neuen Jahr zu einem Erfolg führen wollen, dann müssen wir uns in sämtlichen Bereichen verbessern. Das zeigen nicht nur die negativen Ergebnisse. So ist beispielsweise deutlich geworden, dass es uns unter anderem an Durchschlagskraft im Angriff fehlt. Auch im zentralen defensiven Mittelfeld sind wir sicherlich nicht optimal aufgestellt. Deshalb musste dort zuletzt Sophie Weidauer aushelfen. Sie kann dem Team auf ihrer gewohnten Position in der Offensive mit Sicherheit mehr helfen.

DFB.de: Wird es denn während der Wintervorbereitung noch Veränderungen am Kader geben können?

Weigang: Das wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Ich hoffe es auf jeden Fall. Es besteht kein Zweifel daran, dass Bedarf besteht. Es wird nicht reichen, wenn 18 oder 19 Jahre alte Spielerinnen wie Pauline Deutsch oder Noa Selimhodzic in diesem Bereich die gesamte Last auf ihren Schultern tragen müssen.

DFB.de: Mal ehrlich: Wie lange mussten Sie überlegen, als der Verein mit der Bitte auf Sie zukam, die Mannschaft zu übernehmen?

Weigang: Ich muss zugeben, dass ich zunächst zwei schlaflose Nächte hatte. Ich war zwar bereits neun Jahre im Verein. Aber damals ging es im Frauen- und Mädchenfußball um Titel und Meisterschaften, nicht gegen den Abstieg. Von daher ist das eine völlig neue Situation. Ich konnte in dieser Lage einfach nicht Nein sagen. Mein Herz hängt zu sehr an Turbine.

DFB.de: Den Negativtrend konnten Sie bislang nicht aufhalten. Die vier Pflichtspiele unter Ihrer Regie gingen ebenfalls verloren. Sehen Sie dennoch auch positive Ansätze?

Weigang: Was wir uns in der kurzen Zeit erarbeitet haben, konnte man in einigen Phasen der Partien durchaus schon sehen. Der Kader muss aber insgesamt wesentlich stabiler werden. Wenn auf unserer Liste insgesamt 30 Spielerinnen stehen, ich aber im Training zuletzt oft nur mit zwölf bis 14 Mädels arbeiten konnte, dann sagt das schon einiges aus.

DFB.de: Schon kurz nach Ihrem Amtsantritt sprachen Sie davon, dass bereits die "Vorbereitung auf die Rückrunde" begonnen habe. Wie war das gemeint?

Weigang: Es war klar, dass wir nicht von heute auf morgen den Schalter umlegen können, sondern hart dafür arbeiten müssen, um das Team ins Laufen zu bekommen. Dazu gehört zum einen eine bessere Physis. Wenn ich den Gegner schon im Mittelfeld durch Pressing unter Druck setzen will, reicht es nicht, diese Spielweise nur 30 Minuten durchhalten zu können. Außerdem müssen die Spielerinnen verstehen, dass es im Abstiegskampf nicht nur um den Verein, sondern auch um ihre eigene Zukunft geht. Das habe ich ihnen in zahlreichen Einzelgesprächen vor Augen geführt. Nur mit vollem Einsatz und Engagement können wir bestehen. Da gibt es jetzt keine Ausreden mehr.

DFB.de: Noch stehen zwölf von insgesamt 22 Partien aus. Wie wollen Sie das Team auf die zweite Halbserie vorbereiten?

Weigang: Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, nicht gleich nach dem abschließenden Spiel in Frankfurt in den Urlaub zu gehen, sondern noch zehn Tage intensiv zu trainieren. Nach einer kurzen Weihnachtspause geht es mit individuellen Einheiten weiter, ehe wir ab dem 4. Januar wieder mit dem Team trainieren. Parallel dazu wird uns der Olympiastützpunkt mit medizinischen Untersuchungen und Leistungsdiagnostik unterstützen, damit wir die Trainingsbelastung entsprechend steuern können. Ich werde alles dafür tun, um das Team bestmöglich vorzubereiten.

DFB.de: Der Rückstand zu einem Nichtabstiegsplatz ist allerdings bereits auf neun Punkte angewachsen. Mal Hand aufs Herz: Glauben Sie noch an den Klassenverbleib?

Weigang: Um drinzubleiben, benötigen wir sechs Siege aus den zwölf ausstehenden Partien. Das wird wahnsinnig schwer, aber es ist nicht unmöglich. Wir haben jetzt nur noch Endspiele, in denen wir 100 Prozent Einsatz auf den Platz bringen müssen. Das ist auch unsere Verpflichtung den treuen Fans gegenüber, die uns vorbildlich unterstützen.

DFB.de: Mit dem Remis in Bremen begann die Saison trotz des großen personellen Umbruchs im Kader eigentlich noch recht vielversprechend. Es folgten jedoch neun Niederlagen in Serie. Sind Sie deshalb besonders als Psychologe gefragt?

Weigang: Das ist auf jeden Fall ein großer Teil der Trainerarbeit. Wer mental nicht voll auf der Höhe ist und schnell zu zweifeln beginnt, der macht auch eher Fehler auf dem Platz. Es gilt, die positiven Dinge mitzunehmen und sich daran hochzuziehen.

DFB.de: Sie waren viele Jahre mit großem Erfolg Trainer der U 17-Juniorinnen, wurden allein fünfmal Deutscher Meister. Wo sehen Sie die größten Unterschiede?

Weigang: Während ich die Talente damals oft schon ab der siebten Klasse als Lehrer und Trainer betreuen, sie dann über die U 15 an die U 17 langsam heranführen und entsprechend gut einschätzen konnte, musste ich die Spielerinnen jetzt erst einmal auf die Schnelle kennenlernen. Dass wir zu Saisonbeginn allein 16 Zugänge mit 14 verschiedenen Nationalitäten integrieren mussten, macht es nicht einfacher. Auf der anderen Seite ist die jetzige Situation für die Spielerinnen auch eine große Chance, sich zu bewähren.

DFB.de: Während Ihrer Zeit als Nachwuchstrainer feierte der Verein auch mit dem Frauenteam noch große Erfolge. Wie sehr schmerzt Sie persönlich vor diesem Hintergrund die aktuelle Entwicklung des Klubs?

Weigang: Wir müssen nicht drumherum reden. Gerade im Bereich der Infrastruktur und bei der Nachwuchsförderung ist einiges verschlafen worden. Wenn man als traditionsreicher und reiner Frauenfußballverein mit den Klubs mithalten will, die Profiabteilungen der Männer als Unterstützung im Hintergrund haben, dann muss man versuchen, die eigenen Ressourcen bestmöglich zu nutzen und mit Partnern wie dem Olympiastützpunkt zu kooperieren.

Weigang: Zum einen müssen sich die Trainingsbedingungen wesentlich verbessern. Ich denke, in diesem Bereich kann ich durch mein Netzwerk und die Kontakte zum Olympischen Sportpark am Luftschiffhafen für den Verein auch hilfreich sein. Insgesamt ist es natürlich auch für den sportlichen Bereich gut, wenn durch die Neuaufstellung des Vorstandes zu Beginn des kommenden Jahres wieder mehr Ruhe einkehrt. 

DFB.de: Die U 17-Juniorinnen gehören aktuell nicht mehr der Bundesliga an. Das ist eine früher nahezu undenkbare Konstellation, oder? 

Weigang: Auch das gehört zu den wichtigsten Baustellen, nach denen sie gerade gefragt haben. Wenn wir Talente für uns gewinnen und ihnen eine Perspektive aufzeigen wollen, wie sie sich bei Turbine in Richtung Spitzenfußball entwickeln können, dann müssen wir auch in der Bundesliga am Start sein. Aktuell spielt die U 17 in der höchsten U 15-Liga der Jungen in Brandenburg mit, um in jeder Partie richtig gefordert zu werden. Sonst gibt es in unserem Verband für Mädchen fast nur Kleinfeldfußball. Das kann nicht unser Anspruch sein.

DFB.de: Was würde der mögliche Abstieg des Frauenteams bedeuten?

Weigang: Wie gesagt: Bis zum Saisonende werden wir alles dafür tun, dass dieser Fall nicht eintritt. Es ist aber in der jetzigen Situation auch klar, dass der Verein einen Plan B entwickeln wird, um sich für den Fall der Fälle in der 2. Frauen-Bundesliga zu erholen und so neu aufzustellen, dass wir in die Bundesliga zurückkommen können.

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, auch einen solchen Neuaufbau zu begleiten?

Weigang: Erst einmal ist besprochen, dass ich das Team bis zum Saisonende betreue. Bei aller Angespanntheit, die der Abstiegskampf mit sich bringt, bereitet mir die Aufgabe auch große Freude und hat meinen Ehrgeiz wieder geweckt. Bei der aktuellen Tabellensituation wäre es außerdem naiv zu glauben, der Abstiegsfall könnte nicht eintreten. Von daher könnte ich mir definitiv vorstellen, auch über das Saisonende im Amt zu bleiben. Eine Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass die Doppelbelastung aus Schuldienst und Trainerjob wegfällt oder zumindest reduziert wird. Das ist auf Dauer sonst nicht zu schaffen.

DFB.de: Was wünschen Sie sich für das neue Jahr 2023?

Weigang: Vor allem wünsche ich mir, dass nach der Winterpause regelmäßig 20 bis 24 Spielerinnen bei uns auf dem Trainingsplatz stehen, dass verletzte Leistungsträgerinnen wie Teninsoun Sissoko und Amber Barrett zurückkehren und dass wir die eine oder andere Verstärkung für die Offensive bekommen. Wenn diese Wünsche in Erfüllung gehen, dann bin ich auch sehr zuversichtlich, dass wir unser Ziel erreichen können. 

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