Turbine-Kapitänin Jennifer Cramer: "Etwas ganz Großes"

Mit dem 1. FFC Turbine Potsdam wurde Jennifer Cramer (30) unter anderem zweimal Deutsche Meisterin. Mit den DFB-Frauen holte sie 2013 den EM-Titel. Jetzt führt die erfahrene Defensivspielerin das Turbine-Team in der 2. Frauen-Bundesliga als Kapitänin an. Am Sonntag (ab 14 Uhr) kommt Ligaprimus Hamburger SV. Im DFB.de-Interview spricht Cramer mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Topspiel.

DFB.de: Am Sonntag steigt im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion das Spitzenspiel der 2. Frauen-Bundesliga gegen Tabellenführer Hamburger SV. Wie groß ist die Vorfreunde beim Team und bei Ihnen persönlich, Frau Cramer?

Jennifer Cramer: Sehr groß. Wir alle wollen uns schließlich immer mit den besten Teams messen. Der HSV ist ein toller Verein, der hoffentlich viele Fans mitbringt, damit das Karli gut gefüllt sein wird. Ich selbst habe noch vor vielen Jahren mit Turbine in der Bundesliga gegen den HSV gespielt.

DFB.de: Nach sechs Siegen in Serie ist Turbine punktgleich mit einem Aufstiegsplatz. Mal ehrlich: Für wie wahrscheinlich hätten Sie diese Konstellation vor zwei Monaten gehalten?

Cramer: Zu Saisonbeginn war es in der Tat sehr schwierig, genau einzuschätzen, wohin unser Weg führen kann. Schließlich mussten wir nach dem Abstieg wieder eine fast komplett neue Mannschaft zusammenstellen. Hinzu kam dann noch der klassische Fehlstart. Da hätten wohl nur wenige gedacht, dass wir jetzt in dieser Position sein könnten.

DFB.de: Nach dem Abstieg aus der Google Pixel Frauen-Bundesliga war Ihre Mannschaft mit drei Niederlagen ohne eigenes Tor gestartet. Was ist dann passiert?

Cramer: Es war nicht so, dass wir in den ersten Partien komplett chancenlos waren. Vielmehr haben wir es bei einigen guten Möglichkeiten versäumt, uns zu belohnen. Da hat oft die nötige Ruhe vor dem Tor gefehlt. Ich würde sagen, dass wir uns das Glück danach durch engagierte und konzentrierte Leistungen erarbeitet haben. Mit jedem positiven Ergebnis ist dann auch das Selbstvertrauen gewachsen.

DFB.de: Was zeichnet das neuformierte Turbine-Team vor allem aus?

Cramer: Ich würde sagen, dass wir eine gute Mischung aus jungen und hungrigen Spielerinnen, aber auch erfahrenen Akteurinnen haben. Da unser Team aus zahlreichen verschiedenen Nationen besteht, bekommen wir viele verschiedene Impulse, die uns guttun. Sportlich stehen wir defensiv gut, arbeiten aber auch intensiv daran, besser nach vorne zu spielen. Inzwischen sind wir auch ganz gut eingespielt.

DFB.de: Bei allen sechs Siegen gab es keinen einzigen Gegentreffer. Seit fast zehn Stunden musste Torhüterin Vanessa Fischer nicht mehr hinter sich greifen. Wie ist diese Serie zu erklären?

Cramer: Die Defensivarbeit fängt schon vorne an. Jede ist bei uns bereit, der anderen zu helfen. Das ist schon mal eine sehr gute Basis, um gemeinsam zu verteidigen.

DFB.de: Welchen Anteil hat das Trainerduo mit Dirk Heinrichs und Marco Gebhardt?

Cramer: Natürlich haben die Trainer auch ihren Anteil. Sie arbeiten jede Woche daran, unsere Schwächen abzustellen und unser Spiel weiter zu verbessern. Es ist aber jetzt nicht so, dass wir ausschließlich unser Abwehrverhalten trainieren, wenn Sie das meinen. (lacht) Aktuell liegt unser Fokus sogar eher auf unserem Offensivspiel. Wir können uns schließlich nicht immer darauf verlassen, dass schon ein Tor reicht, um ein Spiel zu gewinnen. Deshalb bin ich froh, dass uns zuletzt in Wolfsburg erstmals drei Treffer in einer Partie gelungen sind und wir deshalb nicht bis zum Schluss um den Sieg bangen mussten.

DFB.de: Sie führen das Team als Kapitänin an, haben mit dem Verein schon alle Höhen und Tiefen erlebt. Wie würden Sie Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft beschreiben?

Cramer: Als erfahrene Spielerin versuche ich natürlich, dem Team von hinten durch mein Spiel Sicherheit zu geben und meine Teamkolleginnen in der Abwehr auch zu dirigieren. Da werde ich auch schon mal lauter. Das gehört dazu.

DFB.de: Nach Jahrzehnten mit zahlreichen Erfolgen musste der 1. FFC Turbine die Google Pixel Frauen-Bundesliga erstmals verlassen. Wie haben Sie die Reaktionen nach dem Abstieg wahrgenommen?

Cramer: Für viele war die Entwicklung abzusehen, denn es wird immer schwieriger, mit Vereinen mitzuhalten, die eine Profiabteilung der Männer im Rücken haben. Viele Leute haben aber auch zum Ausdruck gebracht, dass sie es sehr schade finden, dass Turbine mit dieser Tradition nicht mehr in der Bundesliga spielt.

DFB.de: Sie wurden während Ihrer Karriere mit Potsdam zweimal Deutsche Meisterin, mit dem DFB-Team Europameisterin. Was würden Ihnen ein Aufstieg mit Turbine bedeuten?

Cramer: Keine Frage, das wäre etwas ganz Großes. Ich denke mal, dass nicht viele damit rechnen, dass wir noch einmal nach oben kommen. Wir werden auf jeden Fall versuchen, diese Einschätzung zu widerlegen.

DFB.de: Wie groß ist jetzt Ihr persönlicher Ehrgeiz, mit Turbine noch einmal in der Frauen-Bundesliga zu spielen?

Cramer: Das ist auf jeden Fall ein großer Anreiz. Die 2. Bundesliga ist nicht mein Anspruch.

DFB.de: Wie lange trauen Sie sich noch zu, auf hohem Niveau zu spielen?

Cramer: Zunächst einmal bin ich froh, dass ich bislang alle Spiele über 90 Minuten absolvieren konnte. Solange der Körper mitmacht und es mir Freude bereitet, würde ich gerne weitermachen. Da ich verletzungsbedingt schon mal rund zwei Jahre lang aussetzen musste, kann ich diese Zeit ja vielleicht noch hinten dranhängen. (lacht)

DFB.de: Hinter Spitzenreiter Hamburger SV, der sich schon ein kleines Polster erarbeitet hat, geht es im Verfolgerfeld sehr eng zu. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation in der Spitzengruppe und die Chancen, bis zum Ende um den Aufstieg mitzuspielen?

Cramer: Man merkt deutlich, dass sich auch die 2. Frauen-Bundesliga weiterentwickelt hat. Keine Mannschaft marschiert einfach so durch, fast alle Spiele sind eng und spannend. Von daher ist eine Prognose schwierig. Wie es aktuell aussieht, können fünf bis sieben Mannschaften um die Aufstiegsplätze mitspielen.

DFB.de: Wie wichtig ist das direkte Duell mit dem HSV?

Cramer: Auch wenn die Saison noch lang ist: Die Partien gegen die Mitkonkurrenten werden sicherlich entscheidenden Charakter haben. Und sonst darf man sich mit Sicherheit nicht viele Ausrutscher erlauben.

DFB.de: Worauf wird es gegen den HSV vor allem ankommen?

Cramer: Es wird gegen die starke Offensive der Hamburgerinnen wichtig sein, hinten auch weiterhin kompakt zu stehen, diszipliniert zu verschieben und die Zweikämpfe zu gewinnen. Ich traue uns auf jeden Fall zu, unsere Serie noch ein wenig zu verlängern.

[mspw]

Mit dem 1. FFC Turbine Potsdam wurde Jennifer Cramer (30) unter anderem zweimal Deutsche Meisterin. Mit den DFB-Frauen holte sie 2013 den EM-Titel. Jetzt führt die erfahrene Defensivspielerin das Turbine-Team in der 2. Frauen-Bundesliga als Kapitänin an. Am Sonntag (ab 14 Uhr) kommt Ligaprimus Hamburger SV. Im DFB.de-Interview spricht Cramer mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Topspiel.

DFB.de: Am Sonntag steigt im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion das Spitzenspiel der 2. Frauen-Bundesliga gegen Tabellenführer Hamburger SV. Wie groß ist die Vorfreunde beim Team und bei Ihnen persönlich, Frau Cramer?

Jennifer Cramer: Sehr groß. Wir alle wollen uns schließlich immer mit den besten Teams messen. Der HSV ist ein toller Verein, der hoffentlich viele Fans mitbringt, damit das Karli gut gefüllt sein wird. Ich selbst habe noch vor vielen Jahren mit Turbine in der Bundesliga gegen den HSV gespielt.

DFB.de: Nach sechs Siegen in Serie ist Turbine punktgleich mit einem Aufstiegsplatz. Mal ehrlich: Für wie wahrscheinlich hätten Sie diese Konstellation vor zwei Monaten gehalten?

Cramer: Zu Saisonbeginn war es in der Tat sehr schwierig, genau einzuschätzen, wohin unser Weg führen kann. Schließlich mussten wir nach dem Abstieg wieder eine fast komplett neue Mannschaft zusammenstellen. Hinzu kam dann noch der klassische Fehlstart. Da hätten wohl nur wenige gedacht, dass wir jetzt in dieser Position sein könnten.

DFB.de: Nach dem Abstieg aus der Google Pixel Frauen-Bundesliga war Ihre Mannschaft mit drei Niederlagen ohne eigenes Tor gestartet. Was ist dann passiert?

Cramer: Es war nicht so, dass wir in den ersten Partien komplett chancenlos waren. Vielmehr haben wir es bei einigen guten Möglichkeiten versäumt, uns zu belohnen. Da hat oft die nötige Ruhe vor dem Tor gefehlt. Ich würde sagen, dass wir uns das Glück danach durch engagierte und konzentrierte Leistungen erarbeitet haben. Mit jedem positiven Ergebnis ist dann auch das Selbstvertrauen gewachsen.

DFB.de: Was zeichnet das neuformierte Turbine-Team vor allem aus?

Cramer: Ich würde sagen, dass wir eine gute Mischung aus jungen und hungrigen Spielerinnen, aber auch erfahrenen Akteurinnen haben. Da unser Team aus zahlreichen verschiedenen Nationen besteht, bekommen wir viele verschiedene Impulse, die uns guttun. Sportlich stehen wir defensiv gut, arbeiten aber auch intensiv daran, besser nach vorne zu spielen. Inzwischen sind wir auch ganz gut eingespielt.

DFB.de: Bei allen sechs Siegen gab es keinen einzigen Gegentreffer. Seit fast zehn Stunden musste Torhüterin Vanessa Fischer nicht mehr hinter sich greifen. Wie ist diese Serie zu erklären?

Cramer: Die Defensivarbeit fängt schon vorne an. Jede ist bei uns bereit, der anderen zu helfen. Das ist schon mal eine sehr gute Basis, um gemeinsam zu verteidigen.

DFB.de: Welchen Anteil hat das Trainerduo mit Dirk Heinrichs und Marco Gebhardt?

Cramer: Natürlich haben die Trainer auch ihren Anteil. Sie arbeiten jede Woche daran, unsere Schwächen abzustellen und unser Spiel weiter zu verbessern. Es ist aber jetzt nicht so, dass wir ausschließlich unser Abwehrverhalten trainieren, wenn Sie das meinen. (lacht) Aktuell liegt unser Fokus sogar eher auf unserem Offensivspiel. Wir können uns schließlich nicht immer darauf verlassen, dass schon ein Tor reicht, um ein Spiel zu gewinnen. Deshalb bin ich froh, dass uns zuletzt in Wolfsburg erstmals drei Treffer in einer Partie gelungen sind und wir deshalb nicht bis zum Schluss um den Sieg bangen mussten.

DFB.de: Sie führen das Team als Kapitänin an, haben mit dem Verein schon alle Höhen und Tiefen erlebt. Wie würden Sie Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft beschreiben?

Cramer: Als erfahrene Spielerin versuche ich natürlich, dem Team von hinten durch mein Spiel Sicherheit zu geben und meine Teamkolleginnen in der Abwehr auch zu dirigieren. Da werde ich auch schon mal lauter. Das gehört dazu.

DFB.de: Nach Jahrzehnten mit zahlreichen Erfolgen musste der 1. FFC Turbine die Google Pixel Frauen-Bundesliga erstmals verlassen. Wie haben Sie die Reaktionen nach dem Abstieg wahrgenommen?

Cramer: Für viele war die Entwicklung abzusehen, denn es wird immer schwieriger, mit Vereinen mitzuhalten, die eine Profiabteilung der Männer im Rücken haben. Viele Leute haben aber auch zum Ausdruck gebracht, dass sie es sehr schade finden, dass Turbine mit dieser Tradition nicht mehr in der Bundesliga spielt.

DFB.de: Sie wurden während Ihrer Karriere mit Potsdam zweimal Deutsche Meisterin, mit dem DFB-Team Europameisterin. Was würden Ihnen ein Aufstieg mit Turbine bedeuten?

Cramer: Keine Frage, das wäre etwas ganz Großes. Ich denke mal, dass nicht viele damit rechnen, dass wir noch einmal nach oben kommen. Wir werden auf jeden Fall versuchen, diese Einschätzung zu widerlegen.

DFB.de: Wie groß ist jetzt Ihr persönlicher Ehrgeiz, mit Turbine noch einmal in der Frauen-Bundesliga zu spielen?

Cramer: Das ist auf jeden Fall ein großer Anreiz. Die 2. Bundesliga ist nicht mein Anspruch.

DFB.de: Wie lange trauen Sie sich noch zu, auf hohem Niveau zu spielen?

Cramer: Zunächst einmal bin ich froh, dass ich bislang alle Spiele über 90 Minuten absolvieren konnte. Solange der Körper mitmacht und es mir Freude bereitet, würde ich gerne weitermachen. Da ich verletzungsbedingt schon mal rund zwei Jahre lang aussetzen musste, kann ich diese Zeit ja vielleicht noch hinten dranhängen. (lacht)

DFB.de: Hinter Spitzenreiter Hamburger SV, der sich schon ein kleines Polster erarbeitet hat, geht es im Verfolgerfeld sehr eng zu. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation in der Spitzengruppe und die Chancen, bis zum Ende um den Aufstieg mitzuspielen?

Cramer: Man merkt deutlich, dass sich auch die 2. Frauen-Bundesliga weiterentwickelt hat. Keine Mannschaft marschiert einfach so durch, fast alle Spiele sind eng und spannend. Von daher ist eine Prognose schwierig. Wie es aktuell aussieht, können fünf bis sieben Mannschaften um die Aufstiegsplätze mitspielen.

DFB.de: Wie wichtig ist das direkte Duell mit dem HSV?

Cramer: Auch wenn die Saison noch lang ist: Die Partien gegen die Mitkonkurrenten werden sicherlich entscheidenden Charakter haben. Und sonst darf man sich mit Sicherheit nicht viele Ausrutscher erlauben.

DFB.de: Worauf wird es gegen den HSV vor allem ankommen?

Cramer: Es wird gegen die starke Offensive der Hamburgerinnen wichtig sein, hinten auch weiterhin kompakt zu stehen, diszipliniert zu verschieben und die Zweikämpfe zu gewinnen. Ich traue uns auf jeden Fall zu, unsere Serie noch ein wenig zu verlängern.

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