Tullberg: "Wir sprechen von Menschen"

Mike Tullberg, Trainer bei der U 19 von Borussia Dortmund, überwintert mit seinem Team als Tabellenführer in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga, als Halbfinalist im DFB-Pokal der Junioren und auch in der UEFA Youth League. Im DFB.de-Interview spricht der 35 Jahre alte Däne mit Mitarbeiter Filippos Kounelis über die beeindruckende Hinserie des BVB und gibt einen Ausblick auf 2022.

DFB.de: Die U 19 von Borussia Dortmund überwintert in allen drei Wettbewerben mit sehr guten Chancen. Hatten Sie sich den Jahresabschluss so vorgestellt, Herr Tullberg?

Mike Tullberg: So ungefähr. (lacht) Aber Spaß beiseite: Die Ergebnisse, die wir im zurückliegenden halben Jahr eingefahren haben, sind das Resultat harter Arbeit und der herausragenden Ausbildung in unserem Verein. Auch während der Corona-Pause hatten wir mit unseren Jungs trotz der fehlenden Ligaspiele in den Trainingseinheiten weiterhin viel investiert, um unseren Zielen einen Schritt näher zu kommen. Das, was wir uns bis zur Winterpause vorgenommen hatten, konnten wir eindrucksvoll bewerkstelligen. Von daher haben sich die Spieler jetzt die Pause mehr als verdient.

DFB.de: Im abschließenden Spiel des Jahres ging es im DFB-Pokal der Junioren gegen Hannover 96 allerdings spannender zu als gedacht. Erst in der Verlängerung setzte sich der BVB durch. Hätten Sie sich ein ruhigeres Ende zum Abschluss gewünscht?

Tullberg: Wir wussten, dass uns Hannover alles abverlangen wird. Am Ende war es ein Pokalspiel, wie es im Bilderbuch steht. Die 96er haben uns von Beginn an gezeigt, dass wir in der Favoritenrolle sind. Sie hatten sich optimal auf uns eingestellt und uns unsere Stärke, das schnelle Umschaltspiel, geschickt genommen, indem sie uns gar nicht erst die Chance dazu gelassen haben. Erst mit dem Systemwechsel zur Halbzeit haben wir besser in die Partie gefunden. Am Ende sind wir dann nach einem aufregenden Pokalfight dennoch als verdienter Sieger vom Platz gegangen und sehr froh, im Halbfinale zu stehen. Es war eine echte Willensleistung. Unserem Ziel, erstmals den "Pott" nach Dortmund zu holen, sind wir damit einen wichtigen Schritt nähergekommen.

DFB.de: In der UEFA Youth League hat Ihre Mannschaft als einziges deutsches Team die K.o.-Phase erreicht und muss dort Anfang Februar beim FC Empoli antreten. Wie gut kennen Sie den Gegner bereits?

Tullberg: Wir werden uns im neuen Jahr akribisch vorbereiten und uns sicherlich noch das eine oder andere Spiel anschauen und analysieren. Aber schon jetzt wissen wir, dass Empoli die Spiele in der Youth League jeweils mit drei Jungprofis absolviert hat. Von daher sind wir uns bewusst, dass sie enorm viel Qualität in den eigenen Reihen haben. Wir freuen uns auf das Duell und wollen alles daransetzen, das Achtelfinale zu erreichen.

DFB.de: Wie weit kann es in dieser Saison international noch gehen?

Tullberg: Das hängt auch ein wenig davon ab, welche Spieler wir zur Verfügung haben werden. Wir haben bislang weitgehend darauf verzichtet, spielberechtigte Jungprofis aus der Bundesliga oder der U 23 in der Youth League einzusetzen. Sollte sich das ändern und wir uns dazu entscheiden, nach der Winterpause zum Beispiel auf Spieler wie Ansgar Knauff, Youssoufa Moukoko oder Soumaïla Coulibaly zurückzugreifen, die allesamt auch noch für die U 19 spielberechtigt sind, dann würde sich die Qualität in unserem Team zwangsläufig noch einmal deutlich erhöhen. Das kommt aber nur in Frage, wenn es für die Weiterentwicklung der Spieler förderlich ist. Das steht ganz klar im Fokus.

DFB.de: Knauff, Moukoko und Coulibaly gehören schon fest zum Profikader. Wem trauen Sie im Laufe der Saison oder in den nächsten Jahren noch den ganz großen Sprung zu?

Tullberg: Neben den drei genannten haben wir noch eine ganze Reihe weiterer Junioren-Nationalspieler und Ausnahmetalente in den eigenen Reihen. Sicherlich wird es den einen oder anderen Spieler geben, der in dieser Saison noch bei der U 23 oder bei den Profis reinschnuppern darf. Das Potenzial, um sich dauerhaft im Profifußball festzusetzen, bringen mit Sicherheit einige Jungs mit. Am Ende kommen aber mehrere Faktoren zusammen, die ebenfalls eine Rolle spielen können. Ich hoffe, dass wir bald so weit sind, dass wir den einen oder anderen Jungen sorglos hochschicken können.

DFB.de: Welche Faktoren spielen die größte Rolle, dass junge Talente den ganz großen Sprung schaffen?

Tullberg: Eines muss klar sein: Wir sprechen immer von Menschen. Heutzutage wollen vor allem Berater ihre Schützlinge am liebsten schon im Alter von 16 oder 17 Jahren auf der europäischen Bühne sehen. Wichtig ist aber, dass auch die Spieler - sowohl von der physischen, als auch von der psychischen Seite - dafür bereit sind. Für viele Spieler kann es ein Vorteil sein, erst einmal die Nachwuchsabteilung zu beenden, bevor sie den nächsten großen Schritt machen. Es gibt aber auch Ausnahmetalente wie etwa Youssoufa Moukoko. Ihn muss man nur einmal anschauen und weiß sofort, dass er in der Lage ist, sich auch in der Bundesliga durchzusetzen.

DFB.de: Sie hatten Anfang des Jahres Ihren Vertrag beim BVB langfristig verlängert. Sehen Sie Ihre Zukunft auch dauerhaft im Nachwuchsbereich?

Tullberg: Erst einmal ist es eine riesige Wertschätzung von Seiten des Vereins, wenn man so früh und vor allem so langfristig mit einem Trainer im Nachwuchsbereich verlängert. Ich bin kein großer Freund davon, nur die Karriereleiter im Blick zu haben. Ich habe in Dortmund eine sehr reizvolle Aufgabe. Und mit meinem langfristigen Vertrag habe ich das Fundament gelegt, noch für lange Zeit diese hervorragende Herausforderung zu meistern. Da ich erst 35 Jahre bin, habe ich hoffentlich große Teile meiner Laufbahn noch vor mir. Ich will nicht sagen, dass mich der Männerfußball nicht reizt. Aber momentan sehe ich mich eher noch länger als U 19-Trainer von Borussia Dortmund. Das ist schließlich das wohl beste Nachwuchsleistungszentrum, das Deutschland zu bieten hat.

DFB.de: Gibt es einen Trainer, von dem sie sich gerne eine Scheibe von abschneiden?

Tullberg: Ich will keine Kopie von jemand anderem sein. Natürlich schaue ich mir Sachen bei anderen Trainerkollegen ab. Daraus mische ich die guten Dinge aber zusammen, die am Ende Mike Tullberg ergeben sollen. Mir ist vor allem wichtig, einen engen Draht zu meinen Spielern zu haben. Daher schlüpfe ich auch gerne mal in die Rolle des Freundes oder des großen Bruders. Manchmal ist auch mein Rat als Papa gefragt. Diese persönliche Ebene bewundere ich sehr an Jürgen Klopp. Er hat es immer geschafft, der menschlichen Seite viel Wert zu verleihen. Leider konnte ich ihn bislang noch nicht persönliche kennenlernen. Aber wenn ich ein Vorbild nennen müsste, dann wäre er das.

DFB.de: Schon Anfang Januar beginnt wieder das Training. Können Sie jetzt in der kurzen Winterpause wenigstens etwas abschalten und die Füße hochlegen?

Tullberg: Meine Kollegen rund das Trainerteam und unser Jugendkoordinator Lars Ricken trauen mir das wohl nicht zu, dass ich auch mal abschalten kann. Aber da meine Frau das Interview sicherlich ebenfalls lesen wird, muss ich klarstellen, dass ich zumindest ein paar Tage nicht an Fußball denken werde. (lacht) Aber im Ernst: Ich habe meinen Kindern versprochen, dass ich über die Weihnachtstage viel Zeit mit ihnen verbringen werde. Von daher ist es gut, auch mal eine Pause zu machen. Das Jahr war nicht nur wegen des vollgepackten Spielplans mit vielen englischen Wochen, sondern auch wegen der gesamten zusätzlichen Bestimmungen rund um die Corona-Pandemie sehr anspruchsvoll. Es wird allen gut tun, mal die Seele baumeln zu lassen.

DFB.de: Wie sieht ein Weihnachtsfest bei den Tullbergs aus?

Tullberg: Da meine Familie und die Verwandten meiner Frau in Dänemark rund drei Stunden voneinander entfernt leben, verbringen wir Teile des Festes auf den Autobahnen. Dafür haben wir aber zweimal reichlich zu essen. (lacht)

[mspw]

Mike Tullberg, Trainer bei der U 19 von Borussia Dortmund, überwintert mit seinem Team als Tabellenführer in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga, als Halbfinalist im DFB-Pokal der Junioren und auch in der UEFA Youth League. Im DFB.de-Interview spricht der 35 Jahre alte Däne mit Mitarbeiter Filippos Kounelis über die beeindruckende Hinserie des BVB und gibt einen Ausblick auf 2022.

DFB.de: Die U 19 von Borussia Dortmund überwintert in allen drei Wettbewerben mit sehr guten Chancen. Hatten Sie sich den Jahresabschluss so vorgestellt, Herr Tullberg?

Mike Tullberg: So ungefähr. (lacht) Aber Spaß beiseite: Die Ergebnisse, die wir im zurückliegenden halben Jahr eingefahren haben, sind das Resultat harter Arbeit und der herausragenden Ausbildung in unserem Verein. Auch während der Corona-Pause hatten wir mit unseren Jungs trotz der fehlenden Ligaspiele in den Trainingseinheiten weiterhin viel investiert, um unseren Zielen einen Schritt näher zu kommen. Das, was wir uns bis zur Winterpause vorgenommen hatten, konnten wir eindrucksvoll bewerkstelligen. Von daher haben sich die Spieler jetzt die Pause mehr als verdient.

DFB.de: Im abschließenden Spiel des Jahres ging es im DFB-Pokal der Junioren gegen Hannover 96 allerdings spannender zu als gedacht. Erst in der Verlängerung setzte sich der BVB durch. Hätten Sie sich ein ruhigeres Ende zum Abschluss gewünscht?

Tullberg: Wir wussten, dass uns Hannover alles abverlangen wird. Am Ende war es ein Pokalspiel, wie es im Bilderbuch steht. Die 96er haben uns von Beginn an gezeigt, dass wir in der Favoritenrolle sind. Sie hatten sich optimal auf uns eingestellt und uns unsere Stärke, das schnelle Umschaltspiel, geschickt genommen, indem sie uns gar nicht erst die Chance dazu gelassen haben. Erst mit dem Systemwechsel zur Halbzeit haben wir besser in die Partie gefunden. Am Ende sind wir dann nach einem aufregenden Pokalfight dennoch als verdienter Sieger vom Platz gegangen und sehr froh, im Halbfinale zu stehen. Es war eine echte Willensleistung. Unserem Ziel, erstmals den "Pott" nach Dortmund zu holen, sind wir damit einen wichtigen Schritt nähergekommen.

DFB.de: In der UEFA Youth League hat Ihre Mannschaft als einziges deutsches Team die K.o.-Phase erreicht und muss dort Anfang Februar beim FC Empoli antreten. Wie gut kennen Sie den Gegner bereits?

Tullberg: Wir werden uns im neuen Jahr akribisch vorbereiten und uns sicherlich noch das eine oder andere Spiel anschauen und analysieren. Aber schon jetzt wissen wir, dass Empoli die Spiele in der Youth League jeweils mit drei Jungprofis absolviert hat. Von daher sind wir uns bewusst, dass sie enorm viel Qualität in den eigenen Reihen haben. Wir freuen uns auf das Duell und wollen alles daransetzen, das Achtelfinale zu erreichen.

DFB.de: Wie weit kann es in dieser Saison international noch gehen?

Tullberg: Das hängt auch ein wenig davon ab, welche Spieler wir zur Verfügung haben werden. Wir haben bislang weitgehend darauf verzichtet, spielberechtigte Jungprofis aus der Bundesliga oder der U 23 in der Youth League einzusetzen. Sollte sich das ändern und wir uns dazu entscheiden, nach der Winterpause zum Beispiel auf Spieler wie Ansgar Knauff, Youssoufa Moukoko oder Soumaïla Coulibaly zurückzugreifen, die allesamt auch noch für die U 19 spielberechtigt sind, dann würde sich die Qualität in unserem Team zwangsläufig noch einmal deutlich erhöhen. Das kommt aber nur in Frage, wenn es für die Weiterentwicklung der Spieler förderlich ist. Das steht ganz klar im Fokus.

DFB.de: Knauff, Moukoko und Coulibaly gehören schon fest zum Profikader. Wem trauen Sie im Laufe der Saison oder in den nächsten Jahren noch den ganz großen Sprung zu?

Tullberg: Neben den drei genannten haben wir noch eine ganze Reihe weiterer Junioren-Nationalspieler und Ausnahmetalente in den eigenen Reihen. Sicherlich wird es den einen oder anderen Spieler geben, der in dieser Saison noch bei der U 23 oder bei den Profis reinschnuppern darf. Das Potenzial, um sich dauerhaft im Profifußball festzusetzen, bringen mit Sicherheit einige Jungs mit. Am Ende kommen aber mehrere Faktoren zusammen, die ebenfalls eine Rolle spielen können. Ich hoffe, dass wir bald so weit sind, dass wir den einen oder anderen Jungen sorglos hochschicken können.

DFB.de: Welche Faktoren spielen die größte Rolle, dass junge Talente den ganz großen Sprung schaffen?

Tullberg: Eines muss klar sein: Wir sprechen immer von Menschen. Heutzutage wollen vor allem Berater ihre Schützlinge am liebsten schon im Alter von 16 oder 17 Jahren auf der europäischen Bühne sehen. Wichtig ist aber, dass auch die Spieler - sowohl von der physischen, als auch von der psychischen Seite - dafür bereit sind. Für viele Spieler kann es ein Vorteil sein, erst einmal die Nachwuchsabteilung zu beenden, bevor sie den nächsten großen Schritt machen. Es gibt aber auch Ausnahmetalente wie etwa Youssoufa Moukoko. Ihn muss man nur einmal anschauen und weiß sofort, dass er in der Lage ist, sich auch in der Bundesliga durchzusetzen.

DFB.de: Sie hatten Anfang des Jahres Ihren Vertrag beim BVB langfristig verlängert. Sehen Sie Ihre Zukunft auch dauerhaft im Nachwuchsbereich?

Tullberg: Erst einmal ist es eine riesige Wertschätzung von Seiten des Vereins, wenn man so früh und vor allem so langfristig mit einem Trainer im Nachwuchsbereich verlängert. Ich bin kein großer Freund davon, nur die Karriereleiter im Blick zu haben. Ich habe in Dortmund eine sehr reizvolle Aufgabe. Und mit meinem langfristigen Vertrag habe ich das Fundament gelegt, noch für lange Zeit diese hervorragende Herausforderung zu meistern. Da ich erst 35 Jahre bin, habe ich hoffentlich große Teile meiner Laufbahn noch vor mir. Ich will nicht sagen, dass mich der Männerfußball nicht reizt. Aber momentan sehe ich mich eher noch länger als U 19-Trainer von Borussia Dortmund. Das ist schließlich das wohl beste Nachwuchsleistungszentrum, das Deutschland zu bieten hat.

DFB.de: Gibt es einen Trainer, von dem sie sich gerne eine Scheibe von abschneiden?

Tullberg: Ich will keine Kopie von jemand anderem sein. Natürlich schaue ich mir Sachen bei anderen Trainerkollegen ab. Daraus mische ich die guten Dinge aber zusammen, die am Ende Mike Tullberg ergeben sollen. Mir ist vor allem wichtig, einen engen Draht zu meinen Spielern zu haben. Daher schlüpfe ich auch gerne mal in die Rolle des Freundes oder des großen Bruders. Manchmal ist auch mein Rat als Papa gefragt. Diese persönliche Ebene bewundere ich sehr an Jürgen Klopp. Er hat es immer geschafft, der menschlichen Seite viel Wert zu verleihen. Leider konnte ich ihn bislang noch nicht persönliche kennenlernen. Aber wenn ich ein Vorbild nennen müsste, dann wäre er das.

DFB.de: Schon Anfang Januar beginnt wieder das Training. Können Sie jetzt in der kurzen Winterpause wenigstens etwas abschalten und die Füße hochlegen?

Tullberg: Meine Kollegen rund das Trainerteam und unser Jugendkoordinator Lars Ricken trauen mir das wohl nicht zu, dass ich auch mal abschalten kann. Aber da meine Frau das Interview sicherlich ebenfalls lesen wird, muss ich klarstellen, dass ich zumindest ein paar Tage nicht an Fußball denken werde. (lacht) Aber im Ernst: Ich habe meinen Kindern versprochen, dass ich über die Weihnachtstage viel Zeit mit ihnen verbringen werde. Von daher ist es gut, auch mal eine Pause zu machen. Das Jahr war nicht nur wegen des vollgepackten Spielplans mit vielen englischen Wochen, sondern auch wegen der gesamten zusätzlichen Bestimmungen rund um die Corona-Pandemie sehr anspruchsvoll. Es wird allen gut tun, mal die Seele baumeln zu lassen.

DFB.de: Wie sieht ein Weihnachtsfest bei den Tullbergs aus?

Tullberg: Da meine Familie und die Verwandten meiner Frau in Dänemark rund drei Stunden voneinander entfernt leben, verbringen wir Teile des Festes auf den Autobahnen. Dafür haben wir aber zweimal reichlich zu essen. (lacht)

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