TSG-Torjägerin Kössler: "Es kribbelt sehr"

Mit fünf Toren und zwei Assists gehört Melissa Kössler zu den erfolgreichsten Angreiferinnen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Dabei hat die 23 Jahre alte Nationalspielerin in dieser Saison verletzungsbedingt bislang nur zwei (!) Spiele für die TSG Hoffenheim absolviert. Im DFB.de-Interview spricht Kössler mit Mitarbeiter Peter Haidinger über ihre Leidenszeit und Wünsche für das neue Jahr.

DFB.de: Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen, Frau Kössler?

Melissa Kössler: Mir geht es gut, weil ich in der Reha große Fortschritte mache. Ich habe meinen Körper in dieser schwierigen Phase neu kennengelernt und konnte an vielen kleinen Baustellen arbeiten, wozu mir sonst sicherlich die Zeit gefehlt hätte.

DFB.de: Wann werden wir Sie wieder auf dem Platz sehen?

Kössler: Ein festes Zeitfenster gibt es nicht, weil man von Woche zu Woche schauen muss. Der Plan ist, dass ich spätestens Ende Januar wieder ins Mannschaftstraining einsteigen werde. Die Winterpause spielt mir deshalb natürlich auch ein bisschen in die Karten. (lacht)

DFB.de: Ihr Pech begann am 2. Spieltag in Bremen, nachdem Sie mit der TSG einen fulminanten Saisonstart hingelegt hatten. Eine noch längere Pause brachte Ihnen dann aber eine erneute Verletzung während des Aufbautrainings ein. Wie sehr hat Sie das getroffen?

Kössler: Ich kann nicht genau sagen, wann bei mir das Syndesmoseband endgültig gerissen ist. Für mich war die Diagnose nach dem erneuten Trauma im Aufbautraining ein großer Schock, weil meine Schmerzen vergleichsweise gering waren. Das hat mich dann schon ein wenig überrumpelt. Ich musste die Situation jedoch akzeptieren und weitermachen.

DFB.de: Für Sie war es die bislang längste Verletzungspause in Ihrer Karriere. Was schmerzte mehr: Der Fuß oder das Zuschauen?

Kössler: Mein Schmerzlevel war relativ gering, deshalb fiel mir das Zuschauen deutlich schwerer. Wenn man seinem Team nicht helfen kann und sich die Spiele von draußen anschauen muss, ist für jede Fußballerin und jeden Fußballer keine einfache Situation und tut weh.

DFB.de: Wie sind Sie mit der Zwangspause zurechtgekommen und wie haben Sie sich abgelenkt?

Kössler: Ich habe mir in der Reha jeweils kleine Wochenziele gesteckt. Wenn man die dann erreicht, tut das gut und sorgt für zusätzliche Motivation.

DFB.de: Was waren das für Ziele?

Kössler: Ich wollte beispielsweise nach vier Wochen den Spezialschuh loswerden, nach fünf Wochen den Fuß durchbewegen und nach sechs Wochen mit dem Fuß auftreten.

DFB.de: Wer oder was hat Ihnen während dieser Leidenszeit am meisten geholfen?

Kössler: Meine Teamkolleginnen haben mich in meiner Wohnung regelmäßig besucht und mich sehr unterstützt. Sie haben mich bekocht, im Haushalt ausgeholfen, eingekauft oder mich zum Essen eingeladen. Alles Dinge, die einem schwerfallen, wenn man mit Krücken unterwegs ist. Auch meine Familie, die in Potsdam lebt, hat mich aus der Ferne unterstützt.

DFB.de: Wie sehr kribbelt es bei Ihnen jetzt bereits wieder und wie werden Sie die spielfreie Zeit über die Feiertage nutzen?

Kössler: Es kribbelt sehr. (lacht) Ich freue mich darauf, wenn ich die Reha nach Weihnachten mit kleinen Übungen auf dem Fußballplatz fortsetzen darf. Zwischen den Feiertagen werde ich viel ins Fitnessstudio gehen und meine Reha-Pläne erfüllen.

DFB.de: Mit fünf Treffern belegen Sie trotz der langen Pause in der Torjägerinnenliste immer noch einen Platz in der Spitzengruppe. Nur Ihre frühere Potsdamer Teamkollegin Sophie Weidauer hat für Werder Bremen einmal häufiger getroffen. Wie sehr überrascht Sie das?

Kössler: Damit habe ich nicht so wirklich gerechnet. Das zeigt aber, wie ausgeglichen die Liga aufgestellt ist und wie schwierig es ist, Tore zu erzielen. Fast jede Woche gibt es überraschende Ergebnisse.

DFB.de: Wie heiß sind Sie jetzt auf den möglichen Gewinn der Torjägerkanone?

Kössler: Der Fokus liegt jetzt klar auf meiner Gesundheit. Ich verfolge gerade ganz andere Ziele, will möglichst schnell dort anknüpfen, wo ich aufgehört habe. Ich gebe aber zu, dass ich im Hinterkopf schon darüber nachgedacht habe, dass es vielleicht noch möglich ist.

DFB.de: Sie haben Ihren Heimatklub 1. FFC Turbine Potsdam im Sommer 2022 verlassen und sich der TSG angeschlossen. Wie schwer ist Ihnen dieser Schritt als gebürtige Potsdamerin gefallen?

Kössler: Meine Familie, das gewohnte Umfeld und meine Freunde zu verlassen, war nicht ganz so einfach für mich. Mein Ex-Klub Turbine lag mir sehr am Herzen, aber für mich war der Wechsel wichtig, um den nächsten Schritt in meiner Karriere machen zu können. Bei der TSG will ich mich weiterentwickeln und Leistungsträgerin werden. Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung.

DFB.de: Turbine Potsdam überwintert nach dem Abstieg jetzt ein wenig überraschend in der 2. Frauen-Bundesliga an der Tabellenspitze. Wie sehr würden Sie sich auf ein Wiedersehen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga freuen?

Kössler: Ich habe 16 Jahre für Turbine Potsdam gespielt. Deshalb ist es völlig normal, wenn man weiterhin Sympathien für den Verein hat. Ich verfolge das Geschehen und würde mich über eine Auswärtsfahrt nach Potsdam sehr freuen.

DFB.de: Im Sommer 2019 waren Sie für eine duale Karriere aus Studium und Fußball für ein Jahr in die Vereinigten Staaten an die University of Massachusetts gewechselt. Mit welchen Erfahrungen sind Sie zurückgekehrt?

Kössler: In einem neuen Umfeld konnte ich ganz neue Erfahrungen sammeln. Ich musste raus aus meiner Komfortzone, habe mich in den neun Monaten sprachlich und athletisch extrem weiterentwickeln. In Potsdam hatte ich kurzzeitig den Spaß am Fußball verloren, benötigte einen Tapetenwechsel. Danach ging es wieder aufwärts.

DFB.de: Sie gelten als sehr dynamische und durchsetzungsstarke Spielerin. An welchen Vorbildern hatten Sie sich in Ihrer Jugend orientiert?

Kössler: Ganz früher war es Weltmeisterin Anja Mittag, die sehr viele Tore für Potsdam erzielte und die ich bereits als Turbine-Ballmädchen bewundert hatte. Seit mehreren Jahren bin ich großer Fan von Thomas Müller und Erling Haaland. Ich kann mich gut mit Müllers Spielstil identifizieren. Bei Haaland sind es Athletik, Wille und sein Zug zum Tor, die mich faszinieren.

DFB.de: Beim 2:1 im Länderspiel gegen Vietnam gaben Sie kurz vor der WM Ihr Debüt für die DFB-Frauen, standen auch schon mehrfach auf Abruf im Kader. Wie sehr sind Sie von einer Karriere in der Nationalmannschaft überzeugt?

Kössler: Ganz klar: Wenn ich wieder fit bin und bei der TSG meine Leistung bringe, dann möchte ich auch für die Nationalmannschaft spielen. Bis jetzt wurde ich jeweils nachnominiert. Im DFB-Trikot aufzulaufen, ist ein großer Traum von mir.

DFB.de: Was ist für Sie und die TSG Hoffenheim in dieser Spielzeit noch möglich?

Kössler: Ich will für die TSG noch viele Tore schießen und in der Tabelle möglichst weiter oben mitmischen. Im Wintertrainingslager in Spanien will ich im Einzeltraining den Grundstein für eine erfolgreiche Rückserie legen.

DFB.de: Ihr größter Wunsch für 2024?

Kössler: Verletzungsfrei bleiben und erfolgreich Fußball spielen.

[mspw]

Mit fünf Toren und zwei Assists gehört Melissa Kössler zu den erfolgreichsten Angreiferinnen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Dabei hat die 23 Jahre alte Nationalspielerin in dieser Saison verletzungsbedingt bislang nur zwei (!) Spiele für die TSG Hoffenheim absolviert. Im DFB.de-Interview spricht Kössler mit Mitarbeiter Peter Haidinger über ihre Leidenszeit und Wünsche für das neue Jahr.

DFB.de: Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen, Frau Kössler?

Melissa Kössler: Mir geht es gut, weil ich in der Reha große Fortschritte mache. Ich habe meinen Körper in dieser schwierigen Phase neu kennengelernt und konnte an vielen kleinen Baustellen arbeiten, wozu mir sonst sicherlich die Zeit gefehlt hätte.

DFB.de: Wann werden wir Sie wieder auf dem Platz sehen?

Kössler: Ein festes Zeitfenster gibt es nicht, weil man von Woche zu Woche schauen muss. Der Plan ist, dass ich spätestens Ende Januar wieder ins Mannschaftstraining einsteigen werde. Die Winterpause spielt mir deshalb natürlich auch ein bisschen in die Karten. (lacht)

DFB.de: Ihr Pech begann am 2. Spieltag in Bremen, nachdem Sie mit der TSG einen fulminanten Saisonstart hingelegt hatten. Eine noch längere Pause brachte Ihnen dann aber eine erneute Verletzung während des Aufbautrainings ein. Wie sehr hat Sie das getroffen?

Kössler: Ich kann nicht genau sagen, wann bei mir das Syndesmoseband endgültig gerissen ist. Für mich war die Diagnose nach dem erneuten Trauma im Aufbautraining ein großer Schock, weil meine Schmerzen vergleichsweise gering waren. Das hat mich dann schon ein wenig überrumpelt. Ich musste die Situation jedoch akzeptieren und weitermachen.

DFB.de: Für Sie war es die bislang längste Verletzungspause in Ihrer Karriere. Was schmerzte mehr: Der Fuß oder das Zuschauen?

Kössler: Mein Schmerzlevel war relativ gering, deshalb fiel mir das Zuschauen deutlich schwerer. Wenn man seinem Team nicht helfen kann und sich die Spiele von draußen anschauen muss, ist für jede Fußballerin und jeden Fußballer keine einfache Situation und tut weh.

DFB.de: Wie sind Sie mit der Zwangspause zurechtgekommen und wie haben Sie sich abgelenkt?

Kössler: Ich habe mir in der Reha jeweils kleine Wochenziele gesteckt. Wenn man die dann erreicht, tut das gut und sorgt für zusätzliche Motivation.

DFB.de: Was waren das für Ziele?

Kössler: Ich wollte beispielsweise nach vier Wochen den Spezialschuh loswerden, nach fünf Wochen den Fuß durchbewegen und nach sechs Wochen mit dem Fuß auftreten.

DFB.de: Wer oder was hat Ihnen während dieser Leidenszeit am meisten geholfen?

Kössler: Meine Teamkolleginnen haben mich in meiner Wohnung regelmäßig besucht und mich sehr unterstützt. Sie haben mich bekocht, im Haushalt ausgeholfen, eingekauft oder mich zum Essen eingeladen. Alles Dinge, die einem schwerfallen, wenn man mit Krücken unterwegs ist. Auch meine Familie, die in Potsdam lebt, hat mich aus der Ferne unterstützt.

DFB.de: Wie sehr kribbelt es bei Ihnen jetzt bereits wieder und wie werden Sie die spielfreie Zeit über die Feiertage nutzen?

Kössler: Es kribbelt sehr. (lacht) Ich freue mich darauf, wenn ich die Reha nach Weihnachten mit kleinen Übungen auf dem Fußballplatz fortsetzen darf. Zwischen den Feiertagen werde ich viel ins Fitnessstudio gehen und meine Reha-Pläne erfüllen.

DFB.de: Mit fünf Treffern belegen Sie trotz der langen Pause in der Torjägerinnenliste immer noch einen Platz in der Spitzengruppe. Nur Ihre frühere Potsdamer Teamkollegin Sophie Weidauer hat für Werder Bremen einmal häufiger getroffen. Wie sehr überrascht Sie das?

Kössler: Damit habe ich nicht so wirklich gerechnet. Das zeigt aber, wie ausgeglichen die Liga aufgestellt ist und wie schwierig es ist, Tore zu erzielen. Fast jede Woche gibt es überraschende Ergebnisse.

DFB.de: Wie heiß sind Sie jetzt auf den möglichen Gewinn der Torjägerkanone?

Kössler: Der Fokus liegt jetzt klar auf meiner Gesundheit. Ich verfolge gerade ganz andere Ziele, will möglichst schnell dort anknüpfen, wo ich aufgehört habe. Ich gebe aber zu, dass ich im Hinterkopf schon darüber nachgedacht habe, dass es vielleicht noch möglich ist.

DFB.de: Sie haben Ihren Heimatklub 1. FFC Turbine Potsdam im Sommer 2022 verlassen und sich der TSG angeschlossen. Wie schwer ist Ihnen dieser Schritt als gebürtige Potsdamerin gefallen?

Kössler: Meine Familie, das gewohnte Umfeld und meine Freunde zu verlassen, war nicht ganz so einfach für mich. Mein Ex-Klub Turbine lag mir sehr am Herzen, aber für mich war der Wechsel wichtig, um den nächsten Schritt in meiner Karriere machen zu können. Bei der TSG will ich mich weiterentwickeln und Leistungsträgerin werden. Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung.

DFB.de: Turbine Potsdam überwintert nach dem Abstieg jetzt ein wenig überraschend in der 2. Frauen-Bundesliga an der Tabellenspitze. Wie sehr würden Sie sich auf ein Wiedersehen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga freuen?

Kössler: Ich habe 16 Jahre für Turbine Potsdam gespielt. Deshalb ist es völlig normal, wenn man weiterhin Sympathien für den Verein hat. Ich verfolge das Geschehen und würde mich über eine Auswärtsfahrt nach Potsdam sehr freuen.

DFB.de: Im Sommer 2019 waren Sie für eine duale Karriere aus Studium und Fußball für ein Jahr in die Vereinigten Staaten an die University of Massachusetts gewechselt. Mit welchen Erfahrungen sind Sie zurückgekehrt?

Kössler: In einem neuen Umfeld konnte ich ganz neue Erfahrungen sammeln. Ich musste raus aus meiner Komfortzone, habe mich in den neun Monaten sprachlich und athletisch extrem weiterentwickeln. In Potsdam hatte ich kurzzeitig den Spaß am Fußball verloren, benötigte einen Tapetenwechsel. Danach ging es wieder aufwärts.

DFB.de: Sie gelten als sehr dynamische und durchsetzungsstarke Spielerin. An welchen Vorbildern hatten Sie sich in Ihrer Jugend orientiert?

Kössler: Ganz früher war es Weltmeisterin Anja Mittag, die sehr viele Tore für Potsdam erzielte und die ich bereits als Turbine-Ballmädchen bewundert hatte. Seit mehreren Jahren bin ich großer Fan von Thomas Müller und Erling Haaland. Ich kann mich gut mit Müllers Spielstil identifizieren. Bei Haaland sind es Athletik, Wille und sein Zug zum Tor, die mich faszinieren.

DFB.de: Beim 2:1 im Länderspiel gegen Vietnam gaben Sie kurz vor der WM Ihr Debüt für die DFB-Frauen, standen auch schon mehrfach auf Abruf im Kader. Wie sehr sind Sie von einer Karriere in der Nationalmannschaft überzeugt?

Kössler: Ganz klar: Wenn ich wieder fit bin und bei der TSG meine Leistung bringe, dann möchte ich auch für die Nationalmannschaft spielen. Bis jetzt wurde ich jeweils nachnominiert. Im DFB-Trikot aufzulaufen, ist ein großer Traum von mir.

DFB.de: Was ist für Sie und die TSG Hoffenheim in dieser Spielzeit noch möglich?

Kössler: Ich will für die TSG noch viele Tore schießen und in der Tabelle möglichst weiter oben mitmischen. Im Wintertrainingslager in Spanien will ich im Einzeltraining den Grundstein für eine erfolgreiche Rückserie legen.

DFB.de: Ihr größter Wunsch für 2024?

Kössler: Verletzungsfrei bleiben und erfolgreich Fußball spielen.

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