Trotz Stress den Fokus aufs Spiel bewahren

Folgen von Stress werden beleuchtet

Darüber hinaus weist die Präsentation darauf hin, welche weitreichenden physischen und psychischen gesundheitlichen Folgen eintreten können, wenn der Faktor Stress nicht genügend beachtet wird. Kommt es vermehrt zu Stresssituationen, sind die Ruhephasen zwischen diesen Ereignissen zu kurz oder geht der betroffene Mensch nicht achtsam genug mit sich selbst um, dann kann Stress zu schweren gesundheitlichen Schäden bis hin zur Schwächung des Immunsystems führen, selbst zu depressiven Phasen.

Aber es wird in dem Lehrbrief auch deutlich, dass ein gewisses Stresspotenzial zu unserem Leben dazugehört. Denn es ist notwendig, dass vor jeder Leistung ein Spannungsaufbau in jedem von uns geleistet wird. Dieser motiviert uns und sorgt dafür, dass wir energiegeladen und positiv an besondere Aufgaben herangehen. Dabei spielt das Hormon Adrenalin eine wesentliche Rolle. Einmal ins Blut ausgeschüttet, bewirkt der Stoff eine Steigerung der Herzfrequenz sowie eine schnelle Bereitstellung von Energie und ermöglicht damit die notwendige Leistungsfähigkeit.

Außerdem werden im Lehrbrief unterschiedliche Stresstypen vorgestellt, in denen sich jeder von uns wiederfinden kann. Aus dieser eigenen Betroffenheit ergeben sich dann Überlegungen, dass es einfach wäre, zahlreiche Stressoren des Alltags in der Vorbereitung und im Ablauf eines Spiels zu vermeiden. Vielleicht sollte der eine oder andere seinen bisher eher ungeordneten Lebensstil neu und gezielter ordnen und zum Beispiel schon am Abend vor einem Spiel die Sporttasche packen. Möglich wäre zudem, die Anreise zum Spielort so zu planen, dass selbst Baustellen und unvorhergesehene Probleme am Spielort ohne Zeitdruck gelöst werden können.

Auch wird manchem Zuhörer beim Referat des Lehrwarts bewusst, dass er wesentlich weniger gestresst wäre, wenn er hier und da etwas gelassener an die unvermeidlichen Dinge des Alltags herangehen würde. Und die jungen Talente müssen erkennen, dass auch übertriebener Ehrgeiz mit dem Ziel, immer nur aufsteigen zu wollen, Stress erzeugt. Ein Stress, der sich auf die Leistungen als Schiedsrichter eher nachteilig auswirken kann.

Stress als Fehler-Ursache?

Besondere Stresssituationen stellen auch Fußball-Weltmeisterschaften für Schiedsrichter gerade in der entfernteren Vergangenheit dar. Dort werden die Referees an die Grenzen ihrer körperlichen und psychischen Belastbarkeit gebracht - und dann kommt es selbst im internationalen Spitzenfußball beinahe zwangsläufig zu Fehlentscheidungen.

Unvergessen bleibt zum Beispiel die "Hand Gottes" - als der argentinische Weltstar Maradona bei der WM 1986 in Mexiko beim Spiel gegen England das 1:0 mit der Hand erzielte. Schiedsrichter Ali Bin Nasser aus Tunesien gab diesen Treffer, er schien in dieser Situation völlig überfordert. Offensichtlich hatte auch die Kulisse der rund 115.000 Zuschauer den Referee schon beim Betreten des Spielfelds unter erheblichen Druck gesetzt.

Nicht weniger Stress hatte der englische Schiedsrichter Ken Aston bei der WM 1962 in Chile. Er musste das Spiel zwischen Chile und Italien leiten, das später als "die Schlacht von Santiago" bezeichnet wurde. Bereits im Vorfeld hatten sich italienische Medien abfällig über das Gastgeberland geäußert, sodass die Aggressionen im Spiel in blinden Hass umschlugen.

Die Auseinandersetzung auf dem Rasen artete völlig aus, brutale Fouls und Beschimpfungen der Spieler untereinander zogen sich durch die gesamten 90 Minuten. Schon in der 8. Minute schickte der Referee, der mit beiden Teams erhebliche Verständigungsprobleme hatte, den Italiener Giorgio Ferrini nach einem Foul an Honorino Landa vom Platz. Der Spieler aber weigerte sich, das Spielfeld zu verlassen, und musste schließlich von der chilenischen Polizei tretend und schreiend vom Feld abgeführt werden.

Bei der WM 1982 in Spanien war es Scheich Fahid al Ahmad al Sabah aus Kuwait, der im Spiel seiner Mannschaft gegen Frankreich nach dem 4:1 für die Équipe Tricolore auf den Platz stürmte und den ukrainischen Schiedsrichter Miroslav Stupar aufforderte, den Treffer zurückzunehmen. Angeblich wurde sein Team nach einem Pfiff aus den Reihen der Zuschauer irritiert. Der völlig entnervte Unparteiische knickte ein, nahm das Tor zurück und wurde einen Tag später von der WM suspendiert.

[dfb]


Wenn ein Schiedsrichter zu einem Einsatz fährt, muss er den Kopf frei haben. Nur wenn er sich auf die bevorstehende Spielleitung voll konzentrieren kann, ist er in der Lage, seine Bestleistung zu bringen. Im DFB-Lehrbrief Nr. 81 geht es darum, wie Referees Ursachen reduzieren können, die zu unnötigem Stress führen.

Gerade junge Schiedsrichtertalente kennen diese Situation: Bei jedem Einsatz will der Unparteiische vom Beobachter die bestmögliche Punktzahl bekommen und keinesfalls während der 90 Minuten einen Fehler begehen. Er träumt davon, gleich noch einmal aufzusteigen, und ist kurz vor Saisonende im Ranking oben mit dabei, es fehlt nur noch die letzte Beobachtung.

Schon die Nacht vor dem Spiel kann der Referee kaum schlafen. Im Vorfeld hat er sich im Internet schlau gemacht: "Wer beobachtet mich im nächsten Spiel? Wie stelle ich mich am besten auf den Beobachter ein? Nach den bisherigen guten Noten darf ich auf keinen Fall einen Fehler machen! Ich muss das schaffen!"

Stress wegen Unaufmerksamkeit

Am Spieltag wird morgens die Tasche gepackt. Den Spielort kennt der Unparteiische zwar nicht, aber der wird sich mit dem GPS schon finden lassen. Deshalb springt er rasch ins Auto. Motor starten, Gang rein und ab. Zum Glück sind die beiden Assistenten pünktlich. Eine knappe halbe Stunde vor Spielbeginn ist der Sportplatz erreicht - nach kurzer Suche durch einige Straßen und vorbei an mehreren Baustellen. Dort gibt es dann aber die nächsten Probleme: Beide Teams wollen in der gleichen Trikotfarbe spielen, Ausweichtrikots sind noch keine da und in beiden Tornetzen finden sich Löcher. Der junge Unparteiische flucht und ist wütend.

Und da kommt auch schon der erwartete Beobachter. Der ist ausgeglichen, freundlich, ruhig und wünscht ein gutes Spiel. Er bemerkt die Hektik sowie die angespannte Stimmung des Unparteiischen und bleibt nur kurz in der Kabine. "Na, wenigstens das läuft wie erwartet", denkt sich der Schiedsrichter. Das Team zieht sich schnell und hektisch um und ruft die Mannschaften zum Einlaufen heraus. Immerhin, die eben beschriebenen Probleme konnten gerade noch rechtzeitig behoben werden, das Spiel kann beginnen.

Während der Partie ist der Unparteiische einige Male kurz in Gedanken: "Hoffentlich haben sie mich an der letzten Kreuzung nicht geblitzt. 50 Stundenkilometer waren erlaubt, ich hatte 70 drauf." Da kommt es zu zwei kniffligen Abseitssituationen. Wieder flucht der Schiedsrichter in sich hinein: "Kann der Assistent nicht aufpassen?"

Plötzlich entsteht eine hektische Situation an der Strafraumgrenze, ein Angreifer fällt in den Strafraum, ein Abwehrspieler steht daneben. Strafstoß? Schwalbe? Ein ganz normaler Zweikampf? Im Strafraum oder draußen? Die Spieler beider Teams protestieren. Der Schiedsrichter verliert die Übersicht! Er war weitab vom Geschehen und hofft nur: "Hoffentlich bewertet der Beobachter draußen die Situation genauso wie ich."

DFB-Lehrbrief hilft bei Spielvorbereitung

Die Auflösung gibt es erst nach dem Spiel während der Analyse. Der Coach guckt dabei freundlich in die Runde: "Zu Beginn hattest du einige Probleme, wirktest ganz schön gestresst. Da ging das Spiel an dir vorbei. Was war da mit dir los?", kommt es nach ein paar einleitenden Worten. Nach dem Gespräch fragt sich der Schiedsrichter: "Wie konnte mir dieser Fehler im Spiel bloß passieren?"

Der Beobachter hatte es richtig erkannt: Der Schiedsrichter war von Anfang an "genervt" ins Spiel gegangen. Ist er möglicherweise ein Typ Mensch, der besonders schnell gestresst ist? Fehlt ihm noch die notwendige Erfahrung, um Stresssituationen zu meistern? Was hätte er tun können, um das Spiel gelassener anzugehen und vom Anpfiff an noch konzentrierter zu sein?

Solche Themen werden im aktuellen DFB-Lehrbrief Nr. 81 auf Grundlage einer PowerPoint-Präsentation beantwortet. Dabei geht es darum, wie Schiedsrichter sogenannte Stressoren (Ursachen, die zum Stress führen) im Vorfeld reduzieren können. Die Verfasser gehen unter der Überschrift "Stressintelligenz als Mittel zur Konfliktlösung" auf die Problematik ein und machen deutlich, welche Stressauslöser die Leistung der Schiedsrichter beeinflussen können und welche Möglichkeiten es gibt, sie möglicherweise ganz zu vermeiden.

Der Begriff "Stress" wird definiert und die Teilnehmer an den Lehrveranstaltungen müssen sich mit den Fragen beschäftigen: Wo erleben wir Stress im Alltag? Welche Auswirkungen können die Stressoren auf unsere Spielleitungen haben?

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Darüber hinaus weist die Präsentation darauf hin, welche weitreichenden physischen und psychischen gesundheitlichen Folgen eintreten können, wenn der Faktor Stress nicht genügend beachtet wird. Kommt es vermehrt zu Stresssituationen, sind die Ruhephasen zwischen diesen Ereignissen zu kurz oder geht der betroffene Mensch nicht achtsam genug mit sich selbst um, dann kann Stress zu schweren gesundheitlichen Schäden bis hin zur Schwächung des Immunsystems führen, selbst zu depressiven Phasen.

Aber es wird in dem Lehrbrief auch deutlich, dass ein gewisses Stresspotenzial zu unserem Leben dazugehört. Denn es ist notwendig, dass vor jeder Leistung ein Spannungsaufbau in jedem von uns geleistet wird. Dieser motiviert uns und sorgt dafür, dass wir energiegeladen und positiv an besondere Aufgaben herangehen. Dabei spielt das Hormon Adrenalin eine wesentliche Rolle. Einmal ins Blut ausgeschüttet, bewirkt der Stoff eine Steigerung der Herzfrequenz sowie eine schnelle Bereitstellung von Energie und ermöglicht damit die notwendige Leistungsfähigkeit.

Außerdem werden im Lehrbrief unterschiedliche Stresstypen vorgestellt, in denen sich jeder von uns wiederfinden kann. Aus dieser eigenen Betroffenheit ergeben sich dann Überlegungen, dass es einfach wäre, zahlreiche Stressoren des Alltags in der Vorbereitung und im Ablauf eines Spiels zu vermeiden. Vielleicht sollte der eine oder andere seinen bisher eher ungeordneten Lebensstil neu und gezielter ordnen und zum Beispiel schon am Abend vor einem Spiel die Sporttasche packen. Möglich wäre zudem, die Anreise zum Spielort so zu planen, dass selbst Baustellen und unvorhergesehene Probleme am Spielort ohne Zeitdruck gelöst werden können.

Auch wird manchem Zuhörer beim Referat des Lehrwarts bewusst, dass er wesentlich weniger gestresst wäre, wenn er hier und da etwas gelassener an die unvermeidlichen Dinge des Alltags herangehen würde. Und die jungen Talente müssen erkennen, dass auch übertriebener Ehrgeiz mit dem Ziel, immer nur aufsteigen zu wollen, Stress erzeugt. Ein Stress, der sich auf die Leistungen als Schiedsrichter eher nachteilig auswirken kann.

Stress als Fehler-Ursache?

Besondere Stresssituationen stellen auch Fußball-Weltmeisterschaften für Schiedsrichter gerade in der entfernteren Vergangenheit dar. Dort werden die Referees an die Grenzen ihrer körperlichen und psychischen Belastbarkeit gebracht - und dann kommt es selbst im internationalen Spitzenfußball beinahe zwangsläufig zu Fehlentscheidungen.

Unvergessen bleibt zum Beispiel die "Hand Gottes" - als der argentinische Weltstar Maradona bei der WM 1986 in Mexiko beim Spiel gegen England das 1:0 mit der Hand erzielte. Schiedsrichter Ali Bin Nasser aus Tunesien gab diesen Treffer, er schien in dieser Situation völlig überfordert. Offensichtlich hatte auch die Kulisse der rund 115.000 Zuschauer den Referee schon beim Betreten des Spielfelds unter erheblichen Druck gesetzt.

Nicht weniger Stress hatte der englische Schiedsrichter Ken Aston bei der WM 1962 in Chile. Er musste das Spiel zwischen Chile und Italien leiten, das später als "die Schlacht von Santiago" bezeichnet wurde. Bereits im Vorfeld hatten sich italienische Medien abfällig über das Gastgeberland geäußert, sodass die Aggressionen im Spiel in blinden Hass umschlugen.

Die Auseinandersetzung auf dem Rasen artete völlig aus, brutale Fouls und Beschimpfungen der Spieler untereinander zogen sich durch die gesamten 90 Minuten. Schon in der 8. Minute schickte der Referee, der mit beiden Teams erhebliche Verständigungsprobleme hatte, den Italiener Giorgio Ferrini nach einem Foul an Honorino Landa vom Platz. Der Spieler aber weigerte sich, das Spielfeld zu verlassen, und musste schließlich von der chilenischen Polizei tretend und schreiend vom Feld abgeführt werden.

Bei der WM 1982 in Spanien war es Scheich Fahid al Ahmad al Sabah aus Kuwait, der im Spiel seiner Mannschaft gegen Frankreich nach dem 4:1 für die Équipe Tricolore auf den Platz stürmte und den ukrainischen Schiedsrichter Miroslav Stupar aufforderte, den Treffer zurückzunehmen. Angeblich wurde sein Team nach einem Pfiff aus den Reihen der Zuschauer irritiert. Der völlig entnervte Unparteiische knickte ein, nahm das Tor zurück und wurde einen Tag später von der WM suspendiert.

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