Trikots, Musik, Anekdoten: Fest der Weltmeister in Düsseldorf

Wim Rijsbergen blickte irritiert, seine Blicke wanderten von rechts nach links. Irgendwas stimmte nicht, irgendetwas unterschied den Niederländer von allen anderen im Saal. Rijsbergen stand auf der Bühne im Ballsaal des Interconti in Düsseldorf – und grübelte. Dann auf einmal wurde ihm bewusst, welche Trennlinie zwischen ihm und den übrigen Gästen verlief: "Hier sitzen ja nur Weltmeister."

Kurz vor Beginn der WM 2014 hatte der DFB zum Fest der Weltmeister geladen. Anlässlich der Jubiläen 60 Jahre "Wunder von Bern" und 40 Jahre "Triumph von München" hatte der DFB erstmals in seiner Historie alle lebenden Weltmeister geladen. Und weil es eine Premiere war und es sich um Weltmeister handelt, sollen an dieser Stelle alle namentlich genannt werden. Von 1954: Horst Eckel, Hans Schäfer. Von 1974: Franz Beckenbauer, Rainer Bonhof, Paul Breitner, Bernhard Cullmann, Jürgen Grabowski, Dieter Herzog, Josef Heynckes, Ulrich Hoeneß, Bernd Hölzenbein, Horst Dieter Höttges, Sepp Maier, Gerd Müller, Günter Netzer, Wolfgang Overath, Hans Georg Schwarzenbeck, Hans Hubert Vogts, Herbert Wimmer, Hans Josef Kapellmann, Wolfgang Kleff, Helmut Kremers, Norbert Nigbur. Von 1990: Klaus Augenthaler, Uwe Bein, Thomas Berthold, Andreas Brehme, Guido Buchwald, Thomas Häßler, Bodo Illgner Jürgen Klinsmann, Jürgen Kohler, Pierre Littbarski, Lothar Matthäus, Andreas Möller, Hans Pflügler, Stefan Reuter, Karlheinz Riedle, Olaf Thon, Rudi Völler, Raimond Aumann, Günter Hermann, Andreas Köpke Frank Mill, Paul Steiner.

Müller-Trikot zurück in Deutschland

Wim Rijsbergen ist als Niederländer weder Deutscher noch Weltmeister. Dennoch war er nicht irrtümlich geladen worden, der Verteidiger war aus gutem Grund gekommen. Er hat zwar keinen Titel dabei, dafür ein Trikot. Eins mit Geschichte. Nach dem WM-Finale 1974 hatte Rijsbergen sein Trikot mit Gerd Müller getauscht, 40 Jahre sind seither vergangen, nach 40 Jahren kehrt das Trikot des "Bombers der Nation" nach Deutschland zurück. Künftig wird es im DFB-Museum ausgestellt, wie noch viele andere Erinnerungen an drei Weltmeistertitel, die gestern Abend in Düsseldorf wichtige Rollen spielen sollten: Etwa der Spielball des WM-Finales von 1954 und der Elfmeterpunkt des Römer Olympiastadions von dem aus Andi Brehme im WM-Finale 1990 getroffen hatte.

Begonnen hatte das Fest der Weltmeister mit dem tiefsten Blick in die Vergangenheit und den besten Wünschen für die Zukunft. Wolfgang Niersbach eröffnete das Fest nicht mit einem Kniefall, dafür mit stehenden Ovationen. An Horst Eckel und Hans Schäfer gewandt sagte der DFB-Präsident: "Ich trete den Weltmeistern von 1990 und 1974 nicht zu nahe, wenn ich sage, der wichtigste WM-Titel war der von 1954. Da ist das entstanden, wie der deutsche Fußball in der Welt gesehen wird und was er heute darstellt."

Zu denen, die sich erhoben und ergriffen applaudierten, gehörten 24 Spieler, die noch Weltmeister werden wollen. Am Abend vor dem Länderspiel gegen Kamerun war die aktuelle Nationalmannschaft nach Düsseldorf gekommen. Eine große Geste des Respekts, eine Geste die unterstreicht, wie groß die Einigkeit im deutschen Fußball ist. Auch über Generationen. Verabschiedet wurde das Team von Bundestrainer Joachim Löw mit einem Geschenk, das Glück für die kommenden Wochen bringen soll: Aus den Händen von Horst Eckel, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus wurde dem DFB-Team ein DFB-Trikot überreicht - mit den Unterschriften aller anwesenden Weltmeister von 1954, 1974 und 1990. Eckel fand die richtigen Worte, die den Abschied des Teams begleiteten: "Sie sollen rübergehen und Fußball spielen - und als Weltmeister zurückkehren."

Sepp Meier als Alleinunterhalter

Der Rest des Abends war eine Mischung aus Nostalgie, schönen Erinnerungen, Geschichten und Geschichte. Exemplarisch sei von Sepp Maier erzählt, der in seiner Rolle als Entertainer glänzte. Aus seinem privaten Archiv hatte er Filmmaterial mitgebracht, aus seinem privaten Gedächtnis Anekdoten. Etwa die von der Flucht aus Malente, nach der Niederlage gegen die DDR. Die Zutaten der Geschichte: Frust, Gerstensaft, Spontanietät, Bremsdefekt. Verspätung. Die Kurzversion der Geschichte: Gemeinsam mit Uli Hoeneß ist Maier spät in der Nacht die 80 Kilometer aus Malente geflohen und nach Hamburg gefahren, wo die Frauen der Spieler wohnten. Maier ist das Auto gefahren, und er hat sich auch nicht von einem Defekt der Bremse abbringen lassen. Zum Stoppen hat er das Auto jeweils mit dem energischen Einsatz der Handbremse gebracht. Auf 160 Kilometern. Maier erzählt die Geschichte zu Ende, er beginnt mit der Rückkehr nach Malente: "Um zehn waren wir da. Das Training hatte schon angefangen. Meine rechte Hand sah vielleicht aus: voller Wasserblasen vom dauernden Anziehen der Bremse. Wir nichts wir rein in die Trainingsklamotten und runter auf den Platz." Andere Zeiten, schöne Zeiten. Und dennoch nicht zur Nachahmung empfohlen.



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Wim Rijsbergen blickte irritiert, seine Blicke wanderten von rechts nach links. Irgendwas stimmte nicht, irgendetwas unterschied den Niederländer von allen anderen im Saal. Rijsbergen stand auf der Bühne im Ballsaal des Interconti in Düsseldorf – und grübelte. Dann auf einmal wurde ihm bewusst, welche Trennlinie zwischen ihm und den übrigen Gästen verlief: "Hier sitzen ja nur Weltmeister."

Kurz vor Beginn der WM 2014 hatte der DFB zum Fest der Weltmeister geladen. Anlässlich der Jubiläen 60 Jahre "Wunder von Bern" und 40 Jahre "Triumph von München" hatte der DFB erstmals in seiner Historie alle lebenden Weltmeister geladen. Und weil es eine Premiere war und es sich um Weltmeister handelt, sollen an dieser Stelle alle namentlich genannt werden. Von 1954: Horst Eckel, Hans Schäfer. Von 1974: Franz Beckenbauer, Rainer Bonhof, Paul Breitner, Bernhard Cullmann, Jürgen Grabowski, Dieter Herzog, Josef Heynckes, Ulrich Hoeneß, Bernd Hölzenbein, Horst Dieter Höttges, Sepp Maier, Gerd Müller, Günter Netzer, Wolfgang Overath, Hans Georg Schwarzenbeck, Hans Hubert Vogts, Herbert Wimmer, Hans Josef Kapellmann, Wolfgang Kleff, Helmut Kremers, Norbert Nigbur. Von 1990: Klaus Augenthaler, Uwe Bein, Thomas Berthold, Andreas Brehme, Guido Buchwald, Thomas Häßler, Bodo Illgner Jürgen Klinsmann, Jürgen Kohler, Pierre Littbarski, Lothar Matthäus, Andreas Möller, Hans Pflügler, Stefan Reuter, Karlheinz Riedle, Olaf Thon, Rudi Völler, Raimond Aumann, Günter Hermann, Andreas Köpke Frank Mill, Paul Steiner.

Müller-Trikot zurück in Deutschland

Wim Rijsbergen ist als Niederländer weder Deutscher noch Weltmeister. Dennoch war er nicht irrtümlich geladen worden, der Verteidiger war aus gutem Grund gekommen. Er hat zwar keinen Titel dabei, dafür ein Trikot. Eins mit Geschichte. Nach dem WM-Finale 1974 hatte Rijsbergen sein Trikot mit Gerd Müller getauscht, 40 Jahre sind seither vergangen, nach 40 Jahren kehrt das Trikot des "Bombers der Nation" nach Deutschland zurück. Künftig wird es im DFB-Museum ausgestellt, wie noch viele andere Erinnerungen an drei Weltmeistertitel, die gestern Abend in Düsseldorf wichtige Rollen spielen sollten: Etwa der Spielball des WM-Finales von 1954 und der Elfmeterpunkt des Römer Olympiastadions von dem aus Andi Brehme im WM-Finale 1990 getroffen hatte.

Begonnen hatte das Fest der Weltmeister mit dem tiefsten Blick in die Vergangenheit und den besten Wünschen für die Zukunft. Wolfgang Niersbach eröffnete das Fest nicht mit einem Kniefall, dafür mit stehenden Ovationen. An Horst Eckel und Hans Schäfer gewandt sagte der DFB-Präsident: "Ich trete den Weltmeistern von 1990 und 1974 nicht zu nahe, wenn ich sage, der wichtigste WM-Titel war der von 1954. Da ist das entstanden, wie der deutsche Fußball in der Welt gesehen wird und was er heute darstellt."

Zu denen, die sich erhoben und ergriffen applaudierten, gehörten 24 Spieler, die noch Weltmeister werden wollen. Am Abend vor dem Länderspiel gegen Kamerun war die aktuelle Nationalmannschaft nach Düsseldorf gekommen. Eine große Geste des Respekts, eine Geste die unterstreicht, wie groß die Einigkeit im deutschen Fußball ist. Auch über Generationen. Verabschiedet wurde das Team von Bundestrainer Joachim Löw mit einem Geschenk, das Glück für die kommenden Wochen bringen soll: Aus den Händen von Horst Eckel, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus wurde dem DFB-Team ein DFB-Trikot überreicht - mit den Unterschriften aller anwesenden Weltmeister von 1954, 1974 und 1990. Eckel fand die richtigen Worte, die den Abschied des Teams begleiteten: "Sie sollen rübergehen und Fußball spielen - und als Weltmeister zurückkehren."

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Sepp Meier als Alleinunterhalter

Der Rest des Abends war eine Mischung aus Nostalgie, schönen Erinnerungen, Geschichten und Geschichte. Exemplarisch sei von Sepp Maier erzählt, der in seiner Rolle als Entertainer glänzte. Aus seinem privaten Archiv hatte er Filmmaterial mitgebracht, aus seinem privaten Gedächtnis Anekdoten. Etwa die von der Flucht aus Malente, nach der Niederlage gegen die DDR. Die Zutaten der Geschichte: Frust, Gerstensaft, Spontanietät, Bremsdefekt. Verspätung. Die Kurzversion der Geschichte: Gemeinsam mit Uli Hoeneß ist Maier spät in der Nacht die 80 Kilometer aus Malente geflohen und nach Hamburg gefahren, wo die Frauen der Spieler wohnten. Maier ist das Auto gefahren, und er hat sich auch nicht von einem Defekt der Bremse abbringen lassen. Zum Stoppen hat er das Auto jeweils mit dem energischen Einsatz der Handbremse gebracht. Auf 160 Kilometern. Maier erzählt die Geschichte zu Ende, er beginnt mit der Rückkehr nach Malente: "Um zehn waren wir da. Das Training hatte schon angefangen. Meine rechte Hand sah vielleicht aus: voller Wasserblasen vom dauernden Anziehen der Bremse. Wir nichts wir rein in die Trainingsklamotten und runter auf den Platz." Andere Zeiten, schöne Zeiten. Und dennoch nicht zur Nachahmung empfohlen.

Eine von vielen Anekdoten, die das Fest der Weltmeister zur bleibenden Erinnerung für alle werden lassen. Beschlossen wurde der Abend mit einem großen Künstler und großen Freund des deutschen Fußballs. Udo Jürgens setzte sich ans Klavier und ließ mit seiner Stimme und seinen Noten sechs Jahrzehnte Fußballgeschichte wieder aufleben. Mal sentimental, mal ausgelassen, mal nachdenklich und oft euphorisch. Als Ausdruck der Anerkennung seiner Leistungen für den deutschen Fußball erhielt Udo Jürgens die Verdienstspange des DFB, von Franz Beckenbauer bekam er einen Bademantel mit den Unterschriften aller anwesenden Weltmeister. Das letzte Wort hatte der Kaiser. Zusammen mit Udo Jürgens sangsagte Franz Beckenbauer, was auch als Motto des deutschen Fußballs gelten könnte: "Gute Freunde kann niemand trennen."