Trainer Grammozis: "VfL Bochum hat sich guten Ruf erarbeitet"

"Talentwerk": So bezeichnet der Zweitligist VfL Bochum seine Nachwuchsabteilung. Dimitrios Grammozis ist bereits seit 2014 fester Bestandteil des "Talentwerks". Der 40-jährige Ex-Profi und trainiert seit Oktober 2017 die U 19 des Revierklubs, die in der Staffel West der A-Junioren-Bundesliga auf dem vierten Tabellenplatz überwintert. Zuvor war der Fußball-Lehrer unter anderem für die U 17 und die inzwischen aufgelöste zweite Mannschaft der Bochumer verantwortlich. Im DFB.de-Interview spricht Dimitrios Grammozis mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über das Rennen um einen der beiden Plätze in der Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft und die Profiperspektiven der VfL-Talente.

DFB.de: Tut die Winterpause U 19-Spielern ganz besonders gut, Herr Grammozis?

Dimitrios Grammozis: Das denke ich schon. Unsere Spieler betreiben einen sehr hohen Aufwand. In der Woche stehen Schule und die Trainingseinheiten auf dem Programm, am Wochenende die Spiele. Gegen Ende des vergangenen Jahres habe ich schon gemerkt, dass der eine oder andere müde war. Die Regenerationsphase über die Feiertage hat die Akkus wieder aufgeladen.

DFB.de: Und wie war es bei Ihnen: Konnten Sie abschalten?

Grammozis: Es war angenehm, mehr Zeit für die Familie zu haben. Ich sehe meinen Job allerdings nicht als bloße Arbeit. Ich darf meiner Leidenschaft nachgehen. Etwas Besseres gibt es doch nicht. Deshalb habe ich den Fußball nie komplett beiseitegelassen. Wenn meine Kinder im Bett waren, habe ich einige Spiele noch mal analysiert und die Hinrunde Revue passieren lassen.

DFB.de: Seit knapp einer Woche befinden Sie sich mit Ihrer Mannschaft in der Vorbereitung. Woran wollen Sie besonders arbeiten?

Grammozis: Einen Schwerpunkt setzen wir auf das Verhindern von Gegentoren nach Standardsituationen. Da wünsche ich mir noch mehr Intensität. Zum Teil fehlte mir da der letzte Verteidigungswille. Ich hatte den Eindruck, dass einige im Kopf schon einen Schritt weiter beim Konter waren. Vorher müssen sie den Ball aber erst mal entschlossen klären.

DFB.de: Torhüter Paul Grave sowie Jan Wellers, Armel Bella Kotchap, Lars Holtkamp, Moritz Römling absolvieren die Vorbereitung mit den Profis. Ist das aus U 19-Sicht Fluch und Segen zugleich?

Grammozis: Das ist genau das, wofür wir täglich arbeiten. Ich freue mich für unsere Spieler, dass sie die Gelegenheit haben, den Sprung zu schaffen. Mir gibt das wiederum die Möglichkeit, die Spieler, die hintendran waren, an die Startelf heranzuführen.

DFB.de: Jan Wellers hat erst kürzlich einen Profivertrag unterschrieben. Hat Sie das stolz gemacht?

Grammozis: Auf jeden Fall. Für solche Momente sind alle Trainer im Talentwerk mit viel Herzblut dabei. Unser Ansporn ist es, Spieler so zu entwickeln, damit sie im Profibereich Fuß fassen - am besten beim VfL. Für Jan freut es mich deshalb besonders, weil er schon mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte. Aber er hat sich durchgebissen und wurde belohnt.

DFB.de: In den vergangenen Jahren haben gleich mehrere U 19-Spieler Profiverträge bekommen. Wie bewerten Sie das?

Grammozis: Der VfL hat sich bei der Ausbildung junger Spieler einen sehr guten Ruf erarbeitet. Ich denke, dass wir mit unseren Talenten gut umgehen und ihnen eine klare Perspektive bieten können. Der Weg in den Kader der ersten Mannschaft ist bei uns kürzer als etwa bei Borussia Dortmund oder Schalke 04.

DFB.de: Ist das Fehlen einer zweiten Mannschaft für Spieler aus Ihrem Kader ein Vorteil?

Grammozis: Das hat den Weg in die erste Mannschaft in jedem Fall noch mal verkürzt. Unsere U 19-Spieler haben die Möglichkeit, sich mit guten Leistungen für ein Training oben zu empfehlen. Früher war die U 23 zwischengeschaltet.

DFB.de: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Cheftrainer Robin Dutt?

Grammozis: Die Wege sind kurz, und die Zusammenarbeit macht großen Spaß. U 17-Trainer David Siebers und ich sind beim Profitraining dabei. Schon allein das sorgt für einen permanenten Austausch.

DFB.de: In der Tabelle überwintert der VfL auf Rang vier, sechs Zähler hinter dem Tabellenzweiten FC Schalke 04 und sieben Punkte hinter Spitzenreiter Borussia Dortmund. Ist das Erreichen der Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft das Ziel?

Grammozis: Das wäre für uns Zubrot. Im Vordergrund steht immer die Entwicklung. Dass wir da auf einem guten Weg sind, bestätigen der Profivertrag für Jan und das Quintett bei den Profis. Das heißt aber nicht, dass wir uns gegen sportlichen Erfolg wehren. Allerdings sind sechs Punkte auf Schalke schon eine Hausnummer. Und auch der Tabellendritte 1. FC Köln spielt guten Fußball. Wir freuen uns, dass wir im Konzert der Großen mitmischen. Das soll am besten auch noch eine ganze Weile so bleiben.

DFB.de: In der Hinrunde gab es beim BVB ein 0:1 und bei den Schalkern ein 2:4. Was hatten die beiden Kontrahenten in diesen Duellen voraus?

Grammozis: Unter dem Strich waren wir in beiden Spielen auf Augenhöhe, Kleinigkeiten haben den Ausschlag gegeben. In Dortmund war es ein Gegentreffer nach einem Freistoß, in Gelsenkirchen wurde es für uns nach einem Platzverweis kurz nach der Halbzeit sehr schwer, das 2:2 zu halten. Ich hoffe, dass unsere Spieler daraus gelernt haben.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die Hinrunde insgesamt?

Grammozis: Positiv - aber nicht optimal. In einigen Spielen haben wir unnötig Punkte liegen gelassen. Wie gesagt: Gegen Jahresende kam die Müdigkeit hinzu.

DFB.de: Am Samstag geht es für Ihr Team in einem Testspiel gegen die erste Mannschaft des Oberligisten Sportfreunde Siegen. Was erhoffen Sie sich von diesem Vergleich?

Grammozis: Ich bin ein Freund von solchen Duellen mit Seniorenteams. Zwischen Junioren- und Männerfußball gibt es nun mal große Unterschiede. Die meisten Siegener sind robuster, erfahrener und schlitzohriger als unsere Spieler. Das ist schon eine Herausforderung für uns. Doch gerade für die Spieler, die sich im letzten U 19-Jahr befinden, sind diese Begegnungen Gold wert.

[mspw]

"Talentwerk": So bezeichnet der Zweitligist VfL Bochum seine Nachwuchsabteilung. Dimitrios Grammozis ist bereits seit 2014 fester Bestandteil des "Talentwerks". Der 40-jährige Ex-Profi und trainiert seit Oktober 2017 die U 19 des Revierklubs, die in der Staffel West der A-Junioren-Bundesliga auf dem vierten Tabellenplatz überwintert. Zuvor war der Fußball-Lehrer unter anderem für die U 17 und die inzwischen aufgelöste zweite Mannschaft der Bochumer verantwortlich. Im DFB.de-Interview spricht Dimitrios Grammozis mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über das Rennen um einen der beiden Plätze in der Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft und die Profiperspektiven der VfL-Talente.

DFB.de: Tut die Winterpause U 19-Spielern ganz besonders gut, Herr Grammozis?

Dimitrios Grammozis: Das denke ich schon. Unsere Spieler betreiben einen sehr hohen Aufwand. In der Woche stehen Schule und die Trainingseinheiten auf dem Programm, am Wochenende die Spiele. Gegen Ende des vergangenen Jahres habe ich schon gemerkt, dass der eine oder andere müde war. Die Regenerationsphase über die Feiertage hat die Akkus wieder aufgeladen.

DFB.de: Und wie war es bei Ihnen: Konnten Sie abschalten?

Grammozis: Es war angenehm, mehr Zeit für die Familie zu haben. Ich sehe meinen Job allerdings nicht als bloße Arbeit. Ich darf meiner Leidenschaft nachgehen. Etwas Besseres gibt es doch nicht. Deshalb habe ich den Fußball nie komplett beiseitegelassen. Wenn meine Kinder im Bett waren, habe ich einige Spiele noch mal analysiert und die Hinrunde Revue passieren lassen.

DFB.de: Seit knapp einer Woche befinden Sie sich mit Ihrer Mannschaft in der Vorbereitung. Woran wollen Sie besonders arbeiten?

Grammozis: Einen Schwerpunkt setzen wir auf das Verhindern von Gegentoren nach Standardsituationen. Da wünsche ich mir noch mehr Intensität. Zum Teil fehlte mir da der letzte Verteidigungswille. Ich hatte den Eindruck, dass einige im Kopf schon einen Schritt weiter beim Konter waren. Vorher müssen sie den Ball aber erst mal entschlossen klären.

DFB.de: Torhüter Paul Grave sowie Jan Wellers, Armel Bella Kotchap, Lars Holtkamp, Moritz Römling absolvieren die Vorbereitung mit den Profis. Ist das aus U 19-Sicht Fluch und Segen zugleich?

Grammozis: Das ist genau das, wofür wir täglich arbeiten. Ich freue mich für unsere Spieler, dass sie die Gelegenheit haben, den Sprung zu schaffen. Mir gibt das wiederum die Möglichkeit, die Spieler, die hintendran waren, an die Startelf heranzuführen.

DFB.de: Jan Wellers hat erst kürzlich einen Profivertrag unterschrieben. Hat Sie das stolz gemacht?

Grammozis: Auf jeden Fall. Für solche Momente sind alle Trainer im Talentwerk mit viel Herzblut dabei. Unser Ansporn ist es, Spieler so zu entwickeln, damit sie im Profibereich Fuß fassen - am besten beim VfL. Für Jan freut es mich deshalb besonders, weil er schon mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte. Aber er hat sich durchgebissen und wurde belohnt.

DFB.de: In den vergangenen Jahren haben gleich mehrere U 19-Spieler Profiverträge bekommen. Wie bewerten Sie das?

Grammozis: Der VfL hat sich bei der Ausbildung junger Spieler einen sehr guten Ruf erarbeitet. Ich denke, dass wir mit unseren Talenten gut umgehen und ihnen eine klare Perspektive bieten können. Der Weg in den Kader der ersten Mannschaft ist bei uns kürzer als etwa bei Borussia Dortmund oder Schalke 04.

DFB.de: Ist das Fehlen einer zweiten Mannschaft für Spieler aus Ihrem Kader ein Vorteil?

Grammozis: Das hat den Weg in die erste Mannschaft in jedem Fall noch mal verkürzt. Unsere U 19-Spieler haben die Möglichkeit, sich mit guten Leistungen für ein Training oben zu empfehlen. Früher war die U 23 zwischengeschaltet.

DFB.de: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Cheftrainer Robin Dutt?

Grammozis: Die Wege sind kurz, und die Zusammenarbeit macht großen Spaß. U 17-Trainer David Siebers und ich sind beim Profitraining dabei. Schon allein das sorgt für einen permanenten Austausch.

DFB.de: In der Tabelle überwintert der VfL auf Rang vier, sechs Zähler hinter dem Tabellenzweiten FC Schalke 04 und sieben Punkte hinter Spitzenreiter Borussia Dortmund. Ist das Erreichen der Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft das Ziel?

Grammozis: Das wäre für uns Zubrot. Im Vordergrund steht immer die Entwicklung. Dass wir da auf einem guten Weg sind, bestätigen der Profivertrag für Jan und das Quintett bei den Profis. Das heißt aber nicht, dass wir uns gegen sportlichen Erfolg wehren. Allerdings sind sechs Punkte auf Schalke schon eine Hausnummer. Und auch der Tabellendritte 1. FC Köln spielt guten Fußball. Wir freuen uns, dass wir im Konzert der Großen mitmischen. Das soll am besten auch noch eine ganze Weile so bleiben.

DFB.de: In der Hinrunde gab es beim BVB ein 0:1 und bei den Schalkern ein 2:4. Was hatten die beiden Kontrahenten in diesen Duellen voraus?

Grammozis: Unter dem Strich waren wir in beiden Spielen auf Augenhöhe, Kleinigkeiten haben den Ausschlag gegeben. In Dortmund war es ein Gegentreffer nach einem Freistoß, in Gelsenkirchen wurde es für uns nach einem Platzverweis kurz nach der Halbzeit sehr schwer, das 2:2 zu halten. Ich hoffe, dass unsere Spieler daraus gelernt haben.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die Hinrunde insgesamt?

Grammozis: Positiv - aber nicht optimal. In einigen Spielen haben wir unnötig Punkte liegen gelassen. Wie gesagt: Gegen Jahresende kam die Müdigkeit hinzu.

DFB.de: Am Samstag geht es für Ihr Team in einem Testspiel gegen die erste Mannschaft des Oberligisten Sportfreunde Siegen. Was erhoffen Sie sich von diesem Vergleich?

Grammozis: Ich bin ein Freund von solchen Duellen mit Seniorenteams. Zwischen Junioren- und Männerfußball gibt es nun mal große Unterschiede. Die meisten Siegener sind robuster, erfahrener und schlitzohriger als unsere Spieler. Das ist schon eine Herausforderung für uns. Doch gerade für die Spieler, die sich im letzten U 19-Jahr befinden, sind diese Begegnungen Gold wert.

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