Torhüter-Torschütze Müller: "Ich hatte mich schon entschuldigt"

Als siebter Torhüter in der Geschichte der 3. Liga hat sich Vincent Müller vom MSV Duisburg in die Torschützenliste eingetragen. Der gebürtige Kölner verwandelte beim 3:0 der "Zebras" beim SV Meppen einen Freistoß aus der eigenen Hälfte direkt. Im DFB.de -Interview spricht der 21 Jahre alte Schlussmann mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über diesen einzigartigen Moment.

DFB.de: Ein Tor aus der eigenen Hälfte: Haben Sie schon realisiert, was Ihnen da gelungen ist, Herr Müller?

Vincent Müller: Ich habe sehr viele Nachrichten nach dem Spiel bekommen und das Tor im Anschluss noch wirklich oft gesehen. Erst nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen hatte, war mir dann endgültig bewusst: Ich habe wirklich getroffen, und dann war es auch noch so ein geiles Tor.

DFB.de: Wie ist der Treffer aus Ihrer Sicht gefallen?

Müller: Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich den Freistoß eigentlich anders geplant. Der Ball sollte diagonaler zu unseren Offensivspielern kommen. Als ich gemerkt hatte, dass der Schuss zu stramm ist, hatte ich mich schon per Handsignal bei meinen Mitspielern entschuldigt. Als ich mich wieder zu meinem Strafraum orientiert habe, ging dann plötzlich ein Raunen durch das Stadion. Und als ich wieder hingeschaut habe, ging der Ball tatsächlich rein. Ich war zunächst ein wenig fassungslos, aber dann sind auch schon zuerst unsere beiden Innenverteidiger Sebastian Mai und Marvin Senger zum Jubeln zu mir gerannt. (lacht)

DFB.de: Fühlen Sie mit Ihrem Gegenüber Jonas Kersken mit?

Müller: Einen solchen Treffer will man als Torhüter natürlich nicht kassieren. Ich weiß nicht genau, ob es da möglicherweise ein missglücktes Kommando mit der Innenverteidigung gab. Nach dem Spiel bin ich kurz zu ihm hingegangen, um ihn ein wenig aufzumuntern. Missverständnisse können immer passieren.

DFB.de: Ihr Kapitän Moritz Stoppelkamp hält den Bundesligarekord mit dem Tor aus der weitesten Entfernung. Wie hat er auf Ihren Treffer reagiert?

Müller: Es hatte eine Weile gedauert, bis wir nach dem Spiel in der Kabine darüber sprechen konnten. Nach dem Jubel mit den Fans und den Interviews war es natürlich schon ein Thema, ob ich seinen Treffer für den SC Paderborn 07 aus 82,3 Metern eventuell übertroffen haben könnte. Ich hatte jedoch den Eindruck, ich den Freistoß aber von etwas weiter vorne ausgeführt hatte. Auch Moritz meinte sofort, dass er sich um seinen Rekord keine Sorgen macht. (lacht)

DFB.de: Für den MSV war es bereits der dritte Dreier hintereinander. Was war aus Ihrer Sicht entscheidend, um sich in Meppen 3:0 durchzusetzen?

Müller: Unser Matchplan ist komplett aufgegangen. Zu welchen Leistungen der SV Meppen in der Lage ist, hatte man beim 6:2 gegen den SV Waldhof Mannheim gesehen. Umso wichtiger war es für uns, den SVM erst gar nicht zum Spielen kommen zu lassen und den ​Gegner ständig zu beschäftigen. Wir haben die Räume sehr gut eng gemacht und dadurch viele frühe Ballgewinne erzielt.

DFB.de: Nach den ersten beiden Partien stand nur ein Punkt zu Buche. Was hat sich verändert?

Müller: Nach zwei Spielzeiten mit mindestens 67 Gegentreffern wollten wir uns vor allem defensiv stabilisieren. Das ist eine Bilanz, mit der man gefühlt kaum punkten kann. Beim 0:1 in der Auftaktpartie beim VfL Osnabrück sah das trotz der Niederlage schon ganz gut aus, der Gegentreffer war ein Sonntagsschuss. Offensiv hatten uns da noch ein wenig die Ideen gefehlt. Im Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen haben wir bis zum 2:0 ein anderes Gesicht gezeigt. Durch den Anschlusstreffer und die Erfahrungen aus den beiden zurückliegenden Saisons kam Nervosität auf, wodurch noch das 2:2 gefallen ist. Dennoch hatten wir uns gesagt, dass die Art und Weise unseres Auftritts uns pushen muss. Mit einer kämpferisch guten Leistung konnten wir dann 1:0 beim FSV Zwickau gewinnen. Das war für uns endgültig der Startschuss für die Saison. Mit dem Selbstbewusstsein sind wir jetzt ruhiger am Ball und im Spiel nach vorne kreativer.

DFB.de: Sie tragen erst seit Saisonbeginn das MSV-Trikot. Was hatte Sie von der Aufgabe in Duisburg überzeugt?

Müller: Es gab auch Anfragen aus der 2. Bundesliga, in die kam aber nur langsam Bewegung rein. Dann bekam ich den Anruf aus Duisburg. Trainer Torsten Ziegner hatte mir deutlich gesagt, was Sache ist. Der MSV war auf der Suche nach einer klaren Nummer eins. Das bedeutet natürlich auch eine gewisse Drucksituation, dieser Erwartungshaltung gerecht zu werden. Das passte aber gut, weil ich unbedingt mehr Spielpraxis sammeln wollte. Nach weiteren Gesprächen mit Sportdirektor Ralf Heskamp hatte ich den Eindruck, dass der MSV alles unternehmen will, damit der Wechsel vollzogen wird.

DFB.de: In den beiden vergangenen Jahre standen Sie in den Niederlanden bei PSV Eindhoven unter Vertrag. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Müller: Obwohl ich nur für die zweite Mannschaft Pflichtspiele absolviert habe, konnte ich sehr viel positive Erfahrungen sammeln. Schon allein das hohe Niveau im Training bei den Profis hat mich in meiner Entwicklung weitergebracht. In den ersten zwei, drei Wochen sind die Bälle in den Spielformen hinter mir eingeschlagen, wie ich es zuvor noch nie erlebt hatte. Mit den Profis dann in der Champions League-Qualifikation und in der Europa League dabei zu sein, war eine Erfahrung, von der ich als jetzt 21-Jähriger sehr profitiert habe. Ich strahle im Spiel mehr Ruhe aus. Während meiner Zeit bei den Würzburger Kickers war ich vor den Spielen deutlich aufgeregter.

DFB.de: Mit Mario Götze, Philipp Max, Timo Baumgartl oder Lars Unnerstall waren in Eindhoven einige erfahrene deutsche Profis ihre Mitspieler. Wie war das für Sie?

Müller: Ich war 14 Jahre alt, als Mario Götze Deutschland zum WM-Titel geschossen hat. Mit ihm dann zusammen auf dem Trainingsplatz zu stehen, war ein unfassbar cooles Erlebnis. Ich war ihm gegenüber erst schüchtern. Das hat sich mit der Zeit aber gelegt. Ich habe mich mit den Jungs gut verstanden, zu Philipp Max habe ich immer noch sehr regelmäßigen Kontakt. Aber auch die anderen Spieler haben mir die Eingewöhnung sehr leicht gemacht. Dazu kam ja auch noch, dass auch Cheftrainer Roger Schmidt und seine Assistenztrainer aus Deutschland kommen.

DFB.de: Was ist mit dem MSV Duisburg nach dem guten Saisonstart möglich?

Müller: Dazu wird man vermutlich Mitte November mehr sagen können, wenn die 3. Liga wegen der Weltmeisterschaft in Qatar pausiert. Wobei die lange Unterbrechung bis Mitte ​Januar für alle auch eine neue Erfahrung sein wird. Wir wollen einen Schritt nach dem anderen machen. Wir sind bisher mit jeder Partie spielerisch immer besser geworden. Wenn wir unsere Spielweise weiterhin durchdrücken können, werden wir ganz bestimmt eine sorgenfreie Saison spielen.

DFB.de: Nach dem Erstrundenspiel im Verbandspokal am Donnerstag beim SC Victoria Mennrath geht es in der 3. Liga am nächsten Montag mit der Partie gegen den Aufsteiger VfB Oldenburg weiter. Wie schätzen Sie die nächsten Aufgaben ein?

Müller: Der Pokalwettbewerb ist für uns von großer Bedeutung. Nach zwei Jahren wollen wir unbedingt wieder in den DFB-Pokal. Um bis dorthin zu kommen, dürfen wir nicht denken, dass wir weniger leisten müssen als in den zurückliegenden Ligaspielen. Der VfB Oldenburg wird mit dem Selbstvertrauen des ersten Sieges bei uns antreten. Da wir zu Hause spielen, gilt es, wieder gemeinsam mit unseren Fans eine große Wucht zu entwickeln.

[mspw]

Als siebter Torhüter in der Geschichte der 3. Liga hat sich Vincent Müller vom MSV Duisburg in die Torschützenliste eingetragen. Der gebürtige Kölner verwandelte beim 3:0 der "Zebras" beim SV Meppen einen Freistoß aus der eigenen Hälfte direkt. Im DFB.de -Interview spricht der 21 Jahre alte Schlussmann mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über diesen einzigartigen Moment.

DFB.de: Ein Tor aus der eigenen Hälfte: Haben Sie schon realisiert, was Ihnen da gelungen ist, Herr Müller?

Vincent Müller: Ich habe sehr viele Nachrichten nach dem Spiel bekommen und das Tor im Anschluss noch wirklich oft gesehen. Erst nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen hatte, war mir dann endgültig bewusst: Ich habe wirklich getroffen, und dann war es auch noch so ein geiles Tor.

DFB.de: Wie ist der Treffer aus Ihrer Sicht gefallen?

Müller: Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich den Freistoß eigentlich anders geplant. Der Ball sollte diagonaler zu unseren Offensivspielern kommen. Als ich gemerkt hatte, dass der Schuss zu stramm ist, hatte ich mich schon per Handsignal bei meinen Mitspielern entschuldigt. Als ich mich wieder zu meinem Strafraum orientiert habe, ging dann plötzlich ein Raunen durch das Stadion. Und als ich wieder hingeschaut habe, ging der Ball tatsächlich rein. Ich war zunächst ein wenig fassungslos, aber dann sind auch schon zuerst unsere beiden Innenverteidiger Sebastian Mai und Marvin Senger zum Jubeln zu mir gerannt. (lacht)

DFB.de: Fühlen Sie mit Ihrem Gegenüber Jonas Kersken mit?

Müller: Einen solchen Treffer will man als Torhüter natürlich nicht kassieren. Ich weiß nicht genau, ob es da möglicherweise ein missglücktes Kommando mit der Innenverteidigung gab. Nach dem Spiel bin ich kurz zu ihm hingegangen, um ihn ein wenig aufzumuntern. Missverständnisse können immer passieren.

DFB.de: Ihr Kapitän Moritz Stoppelkamp hält den Bundesligarekord mit dem Tor aus der weitesten Entfernung. Wie hat er auf Ihren Treffer reagiert?

Müller: Es hatte eine Weile gedauert, bis wir nach dem Spiel in der Kabine darüber sprechen konnten. Nach dem Jubel mit den Fans und den Interviews war es natürlich schon ein Thema, ob ich seinen Treffer für den SC Paderborn 07 aus 82,3 Metern eventuell übertroffen haben könnte. Ich hatte jedoch den Eindruck, ich den Freistoß aber von etwas weiter vorne ausgeführt hatte. Auch Moritz meinte sofort, dass er sich um seinen Rekord keine Sorgen macht. (lacht)

DFB.de: Für den MSV war es bereits der dritte Dreier hintereinander. Was war aus Ihrer Sicht entscheidend, um sich in Meppen 3:0 durchzusetzen?

Müller: Unser Matchplan ist komplett aufgegangen. Zu welchen Leistungen der SV Meppen in der Lage ist, hatte man beim 6:2 gegen den SV Waldhof Mannheim gesehen. Umso wichtiger war es für uns, den SVM erst gar nicht zum Spielen kommen zu lassen und den ​Gegner ständig zu beschäftigen. Wir haben die Räume sehr gut eng gemacht und dadurch viele frühe Ballgewinne erzielt.

DFB.de: Nach den ersten beiden Partien stand nur ein Punkt zu Buche. Was hat sich verändert?

Müller: Nach zwei Spielzeiten mit mindestens 67 Gegentreffern wollten wir uns vor allem defensiv stabilisieren. Das ist eine Bilanz, mit der man gefühlt kaum punkten kann. Beim 0:1 in der Auftaktpartie beim VfL Osnabrück sah das trotz der Niederlage schon ganz gut aus, der Gegentreffer war ein Sonntagsschuss. Offensiv hatten uns da noch ein wenig die Ideen gefehlt. Im Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen haben wir bis zum 2:0 ein anderes Gesicht gezeigt. Durch den Anschlusstreffer und die Erfahrungen aus den beiden zurückliegenden Saisons kam Nervosität auf, wodurch noch das 2:2 gefallen ist. Dennoch hatten wir uns gesagt, dass die Art und Weise unseres Auftritts uns pushen muss. Mit einer kämpferisch guten Leistung konnten wir dann 1:0 beim FSV Zwickau gewinnen. Das war für uns endgültig der Startschuss für die Saison. Mit dem Selbstbewusstsein sind wir jetzt ruhiger am Ball und im Spiel nach vorne kreativer.

DFB.de: Sie tragen erst seit Saisonbeginn das MSV-Trikot. Was hatte Sie von der Aufgabe in Duisburg überzeugt?

Müller: Es gab auch Anfragen aus der 2. Bundesliga, in die kam aber nur langsam Bewegung rein. Dann bekam ich den Anruf aus Duisburg. Trainer Torsten Ziegner hatte mir deutlich gesagt, was Sache ist. Der MSV war auf der Suche nach einer klaren Nummer eins. Das bedeutet natürlich auch eine gewisse Drucksituation, dieser Erwartungshaltung gerecht zu werden. Das passte aber gut, weil ich unbedingt mehr Spielpraxis sammeln wollte. Nach weiteren Gesprächen mit Sportdirektor Ralf Heskamp hatte ich den Eindruck, dass der MSV alles unternehmen will, damit der Wechsel vollzogen wird.

DFB.de: In den beiden vergangenen Jahre standen Sie in den Niederlanden bei PSV Eindhoven unter Vertrag. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Müller: Obwohl ich nur für die zweite Mannschaft Pflichtspiele absolviert habe, konnte ich sehr viel positive Erfahrungen sammeln. Schon allein das hohe Niveau im Training bei den Profis hat mich in meiner Entwicklung weitergebracht. In den ersten zwei, drei Wochen sind die Bälle in den Spielformen hinter mir eingeschlagen, wie ich es zuvor noch nie erlebt hatte. Mit den Profis dann in der Champions League-Qualifikation und in der Europa League dabei zu sein, war eine Erfahrung, von der ich als jetzt 21-Jähriger sehr profitiert habe. Ich strahle im Spiel mehr Ruhe aus. Während meiner Zeit bei den Würzburger Kickers war ich vor den Spielen deutlich aufgeregter.

DFB.de: Mit Mario Götze, Philipp Max, Timo Baumgartl oder Lars Unnerstall waren in Eindhoven einige erfahrene deutsche Profis ihre Mitspieler. Wie war das für Sie?

Müller: Ich war 14 Jahre alt, als Mario Götze Deutschland zum WM-Titel geschossen hat. Mit ihm dann zusammen auf dem Trainingsplatz zu stehen, war ein unfassbar cooles Erlebnis. Ich war ihm gegenüber erst schüchtern. Das hat sich mit der Zeit aber gelegt. Ich habe mich mit den Jungs gut verstanden, zu Philipp Max habe ich immer noch sehr regelmäßigen Kontakt. Aber auch die anderen Spieler haben mir die Eingewöhnung sehr leicht gemacht. Dazu kam ja auch noch, dass auch Cheftrainer Roger Schmidt und seine Assistenztrainer aus Deutschland kommen.

DFB.de: Was ist mit dem MSV Duisburg nach dem guten Saisonstart möglich?

Müller: Dazu wird man vermutlich Mitte November mehr sagen können, wenn die 3. Liga wegen der Weltmeisterschaft in Qatar pausiert. Wobei die lange Unterbrechung bis Mitte ​Januar für alle auch eine neue Erfahrung sein wird. Wir wollen einen Schritt nach dem anderen machen. Wir sind bisher mit jeder Partie spielerisch immer besser geworden. Wenn wir unsere Spielweise weiterhin durchdrücken können, werden wir ganz bestimmt eine sorgenfreie Saison spielen.

DFB.de: Nach dem Erstrundenspiel im Verbandspokal am Donnerstag beim SC Victoria Mennrath geht es in der 3. Liga am nächsten Montag mit der Partie gegen den Aufsteiger VfB Oldenburg weiter. Wie schätzen Sie die nächsten Aufgaben ein?

Müller: Der Pokalwettbewerb ist für uns von großer Bedeutung. Nach zwei Jahren wollen wir unbedingt wieder in den DFB-Pokal. Um bis dorthin zu kommen, dürfen wir nicht denken, dass wir weniger leisten müssen als in den zurückliegenden Ligaspielen. Der VfB Oldenburg wird mit dem Selbstvertrauen des ersten Sieges bei uns antreten. Da wir zu Hause spielen, gilt es, wieder gemeinsam mit unseren Fans eine große Wucht zu entwickeln.

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